Toxisches Arbeitsumfeld: Anzeichen und Gründe

Stress im Job ist in einem gewissen Rahmen ganz normal und nicht unbedingt bedenklich. Er kann zum Beispiel entstehen, wenn gerade sehr viel zu tun ist, zum Beispiel, weil eine wichtige Deadline näher rückt. Oder weil Kollegen erkrankt sind, deren Aufgaben man nun übernehmen muss. Stress an der Arbeit kann aber auch das Resultat eines toxischen Arbeitsumfelds sein. Was das ist, welche Anzeichen auf ein toxisches Arbeitsumfeld hindeuten und was Sie tun können, wenn Sie betroffen sind, erfahren Sie hier.

Eine Frau versteckt ihr Gesicht hinter ihren Händen, was ist ein toxisches Arbeitsumfeld?

Toxisches Arbeitsumfeld: Was ist das – und warum ist es so schädlich?

Was ist ein toxisches Arbeitsumfeld? Laut Duden hat „toxisch“ die Bedeutung „giftig“, aber auch „sehr bösartig, gefährlich, schädlich, zermürbend“. Letzteres ist in diesem Zusammenhang gemeint. Ein toxisches Arbeitsumfeld ist eines, das durch negativen Stress gekennzeichnet ist. Es herrscht Druck, vielleicht auch schlechte Stimmung, vielleicht gibt es Konflikte – kurzum, es ist kein Arbeitsumfeld, in dem man sich wohlfühlt. Das kann mit den Menschen zusammenhängen, mit denen man beruflich Kontakt hat. Vielleicht sind es toxische Kollegen, toxische Führungskräfte oder auch toxische Mitarbeiter, die einem das Leben schwer machen. Es können auch die Aufgaben sein oder die Rahmenbedingungen, die einen Job toxisch machen.

Die Folgen eines toxischen Arbeitsumfelds sind für die Betroffenen häufig gravierend. Die Situation im Job kann sehr belastend sein; viele wälzen auch in ihrer Freizeit ständig die Probleme, die sie an der Arbeit haben. Das kann psychische und körperliche Probleme nach sich ziehen. Dazu können etwa Magen-Darm-Beschwerden und Rückenschmerzen gehören, Tinnitus, Schlafprobleme, aber auch Burnout oder Depressionen. Ein toxisches Klima im Job kann das Selbstwertgefühl von Betroffenen schädigen und zu Konflikten mit anderen führen.

Bei einem toxischen Arbeitsumfeld ist das Betriebsklima oft schlecht. Darunter leidet die Produktivität: Die Mitarbeiter haben oft keine Lust mehr auf ihren Job, machen nur das Nötigste und kündigen womöglich bei der ersten Gelegenheit. Damit leiden unter einem toxischen Arbeitsfeld nicht nur die betroffenen Arbeitnehmer, sondern indirekt auch ihre Arbeitgeber.

Was kennzeichnet ein toxisches Arbeitsumfeld?

Letztlich können viele Umstände dazu führen, dass Beschäftigte ihren Job als toxisch empfinden. Entsprechend unterschiedlich können die Merkmale eines toxischen Arbeitsumfelds sein. Vielleicht ist der Chef mit seiner toxischen Art das Problem: Womöglich neigt er zu Wutausbrüchen, Mikromanagement oder es gibt Probleme bei der Kommunikation. Mangelnde Wertschätzung von Vorgesetzten kann das Problem verschärfen. Vielleicht ist nicht der Vorgesetzte selbst toxisch, sorgt aber mit seinen Anforderungen an die Mitarbeiter für eine toxische Atmosphäre – zum Beispiel, indem er ein zu hohes Arbeitspensum von den Beschäftigten verlangt, für hohen Druck sorgt oder die Mitarbeiter unfair behandelt.

Oft sind es Kollegen, die toxisch sind. Sie können zum Beispiel intrigant oder streitlustig sein, so dass latente oder manifeste Konflikte entstehen. Möglicherweise herrscht eine Ellenbogenmentalität und die Kollegen stechen sich gegenseitig aus, um vor dem Chef besonders gut dazustehen. Auch Mobbing kann zu einem toxischen Arbeitsumfeld führen.

Oft betrifft ein toxisches Arbeitsumfeld nicht nur einen Mitarbeiter, sondern auch viele oder alle Kollegen. Dann kann ein schlechtes Betriebsklima typisch für einen toxischen Arbeitsplatz sein, ebenso Frust und schlechte Stimmung bei den Kollegen. Es kann Konflikte im Team geben, und es kann auch sein, dass der Krankenstand hoch ist oder dass viele Mitarbeiter kündigen.

Ist mein Arbeitsumfeld toxisch? Anzeichen für ein toxisches Arbeitsumfeld

Leiden Sie unter einem toxischen Arbeitsumfeld? Die folgenden Fragen können Ihnen dabei helfen, ein toxisches Klima im Job aufzudecken:

  • Geht es Ihnen körperlich schlecht? Haben Sie bestimmte Beschwerden, die womöglich mit der Situation im Job zusammenhängen – etwa Schlafprobleme oder Magen-Darm-Reizungen? Essen Sie normal?
  • Sind Sie gedanklich ständig bei der Arbeit, auch wenn Sie nicht an der Arbeit sind? Ist schon der Gedanke an die Arbeit belastend?
  • Haben Sie die Lust an Ihrem Job verloren? Zieht sich der Arbeitstag scheinbar ewig hin?
  • Fühlen Sie sich erschöpft und ausgebrannt?
  • Wie ist Ihre Work-Life-Balance? Müssen Sie ständig Überstunden machen, weil der Chef es erwartet? Oder wird erwartet, dass man ständig erreichbar ist?
  • Häufige Erkrankungen und krankheitsbedingte Fehlzeiten sind ein weiteres Anzeichen für ein toxisches Arbeitsumfeld.
  • Ist die Stimmung bei den Kollegen schlecht? Sind Kollegen gefrustet, mürrisch oder schlecht gelaunt?
  • Sind Kollegen häufig krank oder kündigen?
  • Haben Sie Probleme mit einem bestimmten Kollegen?
  • Oder leiden Sie unter dem Verhalten Ihres Chefs?
  • Wie behandelt Ihr Chef Sie und Ihre Kollegen? Verhält er sich wertschätzend, offen, kommunikativ – oder unfair, kontrollierend oder gar mobbend?

Wie kann ein toxisches Arbeitsumfeld entstehen?

Was sind die Ursachen für ein toxisches Arbeitsumfeld? Bei einem toxischen Arbeitsklima spielt der menschliche Faktor die entscheidende Rolle. Entweder sind es Menschen, zum Beispiel ein Kollege oder der Vorgesetzte, die durch ihre Art toxisch sind. Oder es sind die Rahmenbedingungen der Arbeit und die Mitarbeiterführung, die eine toxische Wirkung haben. Auch sie werden von Menschen beeinflusst, in dem Fall vom Management und den Führungskräften in einem Unternehmen.

In vielen Firmen herrscht eine toxische Führungskultur. Dabei befinden sich oft gleich auf mehreren Ebenen Führungskräfte, die durch ihre Art oder ihre Entscheidungen eine toxische Atmosphäre für die Mitarbeiter schaffen. Es herrscht dann womöglich viel Druck, mangelt an Wertschätzung und die Mitarbeiter werden überarbeitet. Meist geht ein solches toxisches Klima von der höchsten Ebene aus und zieht sich dann auch durch untere Ebenen – die Geschäftsführung lebt schließlich vor, welche Wert im Unternehmen gelten oder eben auch nicht.

Wenn hochrangige Entscheidungsträger im Unternehmen toxisch sind, kann das zu einem Teufelskreis führen. Wenn sie Personalentscheidungen treffen müssen – zum Beispiel, welcher externe Kandidat als Führungskraft angestellt wird oder welcher Mitarbeiter befördert wird –, wählen sie womöglich Bewerber aus, die ihnen am ähnlichsten sind. Dadurch bleibt die Situation oft über lange Zeit bestehen.

Wenn Mitarbeiter sich über das toxische Arbeitsklima beschweren, führt das womöglich zu nichts, wenn das toxische Arbeitsumfeld seine Ursachen in der Unternehmensführung hat. Den betroffenen Mitarbeitern kann unter fadenscheinigen Argumenten gekündigt werden, sie können aus dem Unternehmen gedrängt werden oder es passiert einfach gar nichts, so dass die Betroffenen irgendwann von selbst den Job wechseln.

Toxische Kollegen oder toxischer Chef? So erkennen Sie toxische Menschen

Woran kann man toxische Menschen erkennen? Es handelt sich dabei um Menschen, die einem nicht guttun. Sie rauben einem Energie, statt eine Bereicherung zu sein. Es sind Menschen, die einen schlechten Einfluss auf einen haben, die einen herunterziehen und für schlechte Laune sorgen. Am Arbeitsplatz können Sie toxische Kollegen daran erkennen, dass sie leicht mit anderen aneinandergeraten oder für Konflikte im Team sorgen. Womöglich spinnen sie Intrigen gegen Sie oder andere, reden hinter dem Rücken schlecht über andere oder sind einfach durchweg negativ zu allen möglichen Dingen eingestellt. Solche Menschen können schlechte Laune verbreiten und dazu neigen, sich über alles zu beklagen. Das strahlt so viel Negativität aus, dass oft das Klima im Team belastet ist.

Toxische Menschen können lügen und andere manipulieren, sie können andere erpressen oder auch Mobbing betreiben. Eine toxische Führungskraft kann übermäßig kontrollierend sein; sie kann die Mitarbeiter kritisieren, statt ihnen Wertschätzung zu zeigen. Im zwischenmenschlichen Bereich neigen solche Personen zu toxischer Kommunikation: Sie reagieren etwa überempfindlich auf Kritik, sind uneinsichtig und glauben, immer im Recht zu sein. Es kann schwer sein, mit ihnen Kompromisse zu schließen. Oft sind sie belehrend und geben immer ihren Senf dazu, egal, ob andere sie darum gebeten haben oder nicht.

Möglicherweise neigen sie auch zu toxischen Reaktionen, wenn andere einen Fehler gemacht haben oder sich anderweitig angreifbar machen. Sie können die betreffende Person dann zum Beispiel bloßstellen oder deutlich machen, wie viel kompetenter und besser sie selbst sind. Toxische Menschen sind oft egoistisch und es kann ihnen schwerfallen, sich in andere hineinzuversetzen. Oft sind sie rücksichtslos, wenn es darum geht, ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Wenn sie selbst einen Fehler machen, können sie versuchen, anderen die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, um von den eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken.

Wie kann man mit toxischen Kollegen umgehen?

Einen toxischen Kollegen zu haben kann eine große Belastung sein, besonders, wenn man viel mit ihm zu tun hat. Wie geht man mit einer solchen negativen Person am besten um? Wie kann man sich vor ihr schützen?

Das Beste, was Sie tun können, wenn Sie einen toxischen Kollegen haben, ist, den Kontakt soweit wie möglich zu minimieren. Vielleicht handelt es sich um einen Kollegen, mit dem Sie nicht ständig eng zusammenarbeiten müssen. Dann gehen Sie dieser Person am besten aus dem Weg, wenn es nicht zwingend nötig ist, sich auszutauschen. Es kann nicht nur sinnvoll sein, Interaktionen zu vermeiden, sondern auch die räumliche Nähe. Falls es also möglich ist, setzen Sie sich möglichst weit weg von dem Kollegen.

Mit toxischen Kollegen sollten Sie sich nicht auf lange Diskussionen einlassen. Beenden Sie längere Gespräche, die zu nichts führen, anstatt zu hoffen, dass Sie die andere Person von Ihrer Sichtweise überzeugen können. Viele toxische Menschen sind überzeugt davon, im Recht zu sein. Sparen Sie sich Ihre Energie also lieber für andere Dinge auf. Lassen Sie sich von toxischen Kollegen nicht provozieren, sondern bleiben Sie ruhig und sachlich. Wenn Sie merken, dass Ihre Emotionen zu stark werden, weil Sie sich aufreiben lassen, verlassen Sie die Situation.

Setzen Sie toxischen Kollegen Grenzen

Wichtig ist auch, toxischen Kollegen Grenzen zu setzen, wenn sie sich falsch verhalten. Machen Sie deutlich, dass Sie das Verhalten der Person nicht hinnehmen, statt es einfach unkommentiert zu lassen. Je mehr Kollegen eine solche Rückmeldung geben, desto weniger wird sich der toxische Kollege herausnehmen. Sagen Sie auch ruhig etwas dazu, wenn der toxische Kollege schlecht mit anderen umgeht.

Vorsicht ist selbst dann geboten, wenn Sie selbst keine Probleme mit der toxischen Person haben. Angenommen, so jemand lästert über Kollegen oder den Chef. Vielleicht erzählt er Ihnen Dinge über andere. Solche Erzählungen sollten Sie mit Vorsicht genießen – es kann gut sein, dass der toxische Kollege Sie manipulieren möchte. Überlegen Sie also immer, welches Motiv hinter seinen Ausführungen stecken könnte.

Belastet der toxische Kollege Sie – und womöglich auch andere Kollegen – sehr, kann es sinnvoll sein, mit ihm über die Situation zu sprechen. Geben Sie ihm die Gelegenheit, sein Verhalten zu ändern. Wenn das nichts bringt, können Sie immer noch zum Chef gehen.

Tipps zum Umgang mit einem toxischen Chef

Oft noch schlimmer als toxische Kollegen sind toxische Führungskräfte. Wenn der Chef derjenige ist, der für das toxische Arbeitsklima verantwortlich ist, kann es schwierig sein, eine gute Lösung für die Situation zu finden. Ein Gespräch mit dem Vorgesetzten ist oft keine Option, wenn Sie ihn nicht sehr gut kennen und wissen, dass Sie sich um Ihren Job keine Sorgen machen müssen.

Was kann man also gegen einen toxischen Chef tun? Es kommt darauf an, was genau vorgefallen ist und wie belastend die Situation für Sie ist. Es kann hilfreich sein, ein Fehlverhalten des Chefs nicht persönlich zu nehmen. Denken Sie daran: Wenn jemand sich daneben verhält, spiegelt das seine Probleme wider – nicht Ihre Unzulänglichkeiten. Lassen Sie sich von verbalen Attacken möglichst nicht aus der Fassung bringen oder verunsichern. Reagieren Sie auf keinen Fall emotional, sonst riskieren Sie womöglich Ihren Job.

Es kann eine gute Idee sein, mit Vertrauenspersonen an der Arbeit über Ihre Empfindungen zu sprechen, zum Beispiel mit guten Kollegen. Sie können sich mit ihnen darüber austauschen, wie sie die Lage empfinden, und zusammen weitere Schritte überlegen. Bei toxischen Führungskräften haben Sie die Möglichkeit, sich an den Betriebsrat zu wenden. Auch die Personalabteilung und höherrangige Vorgesetzte sind mögliche Ansprechpartner. Wichtig ist dabei, dass Sie das toxische Verhalten des Chefs möglichst detailliert schildern können. Am besten ist es, wenn Sie für Ihre Ausführungen Zeugen haben. Wenn alles nichts hilft, bleibt Ihnen nur die Möglichkeit, sich nach einem anderen Job umzusehen.

Was Sie bei einem toxischen Arbeitsklima tun können

Ein toxisches Arbeitsklima ist über längere Zeit für die meisten Arbeitnehmer nicht tragbar. Es ist einfach zu belastend, wenn schon der Gedanke an die Arbeit Bauchschmerzen verursacht. Wenn die Situation schon länger besteht, ist es Zeit, zu handeln. Was kann man tun? In erster Linie sollten Sie sich über die Ursachen für das toxische Arbeitsumfeld klar werden. Liegt es an bestimmten Personen am Arbeitsplatz? Oder sind es die Strukturen, die das Klima im Job vergiften?

Im nächsten Schritt überlegen Sie, ob Sie etwas tun können, um die Lage zu verbessern. Welche Möglichkeiten haben Sie? Wie aussichtsreich sind sie? Können Sie mit der toxischen Person reden? Oder bietet es sich an, mit dem Chef über die toxische Situation zu sprechen? Gerade wenn es eine andere Person ist, die das Arbeitsklima vergiftet, sollten Sie mit Ihrem Vorgesetzten reden. Am besten haben Sie bei diesem Gespräch Notizen zur Hand, die das toxische Verhalten der betreffenden Person zeigen. Das können kurze Erinnerungsprotokolle über Gespräche und Telefonate sein, aber auch E-Mails.

Gerade wenn es die Unternehmenskultur ist, die toxisch ist, können einzelne Arbeitnehmer oft wenig gegen ein toxisches Arbeitsumfeld tun. In diesem Fall ist die beste Möglichkeit, sich bei anderen Arbeitgebern nach Jobs umzusehen. Bis der Jobwechsel geklappt hat, sollten Sie sich von toxischen Menschen so gut es geht distanzieren. Nutzen Sie Ihre Freizeit, um abzuschalten, und beschäftigten Sie sich möglichst wenig mit der Arbeit. Unternehmen Sie schöne Dinge, haben Sie Spaß, entspannen Sie. Dadurch sind Sie für Stress an der Arbeit besser gerüstet. Falls die Situation Sie sehr belastet, sprechen Sie mit Ihrem Partner, Freunden oder Angehörigen darüber. Zögern Sie auch nicht, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Sie können sich an Ihren Hausarzt oder einen Psychotherapeuten wenden.

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