Bewerbung aus der Arbeitslosigkeit: Tipps & Beispiele
Ein Leben, ein Job, eine lückenlose Berufsbiografie!? Diese Formel gilt schon längst nicht mehr und Lebensläufe weisen zunehmend Zeiten der Arbeitslosigkeit auf. Gute Personaler wissen das und gute Bewerber sollten mit freiwilligen oder erzwungenen Auszeiten nicht allzu defensiv umgehen. In Bewerbung und Lebenslauf ist die Arbeitslosigkeit daher zu nennen. Der Fokus sollte jedoch auf andere Aspekte gelenkt werden.
Was sollte ich bei einer Bewerbung aus der Arbeitslosigkeit vermeiden?
Die erste Regel besteht darin, dass die Arbeitslosigkeit nicht verschwiegen wird. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine weitere Lebensstation, die schlichtweg da ist und ebenso zu benennen ist wie andere Stationen auch. Dabei wirkt sich nicht nur im Alltag, sondern auch im Anschreiben und Lebenslauf nachteilig aus, wenn Arbeitslosigkeit zum Hauptthema wird. Ausführliche Rechtfertigungen und komplizierte Erklärungen sind daher unbedingt zu vermeiden, denn sie wirken in jedem Fall als Ausflüchte. Allzu schnell verlieren sich derartige Ausführungen in gefühlsgeladenen Formulierungen, die in einer Bewerbung nichts verloren haben. Vor dem Aufsetzen eines Anschreibens ist es daher hilfreich, sich mit der Situation zu arrangieren, so schwierig dies mitunter auch sein mag. Ebenso kontraproduktiv und sogar rechtlich grenzwertig sind erfundene Tätigkeiten, mit denen man die Zeiten angeblich gefüllt haben will. Eine kleine Notlüge, ein ausgedachtes ehrenamtliches Engagement oder ein nie belegter, weiterbildender Online-Kurs sind absolut tabu.
Worauf sollte ich bei einer Bewerbung aus der Arbeitslosigkeit den Fokus lenken?
Wichtig ist, dass sich Bewerber weder in ihrer Bewerbung, noch im späteren Vorstellungsgespräch, auf die Arbeitslosigkeit zurückziehen oder gar darüber definieren. Wie bei allen anderen Anschreiben und Lebensläufen gilt auch bei der Bewerbung aus der Arbeitslosigkeit: Text und Inhalt sind zugeschnitten auf die ausgeschriebene Stelle. Die angeführten Fähigkeiten, Kompetenzen und Erfahrungen müssen sich zielgerichtet auf den Anforderungskatalog der Position beziehen. Ein Trick kann dabei sein, dass man sich beim Schreiben vorstellt, aktuell gar nicht arbeitslos zu sein und auf beruflich Geleistetes zurückblickt. Dann ergeben sich schnell Formulierungen wie „Meine jahrelange Berufserfahrung im Bereich der Krankenpflege möchte ich künftig gerne in Ihrer Praxis einbringen“.
Daneben ist es vorteilhaft, insbesondere eine längere Zeit der Arbeitslosigkeit mit Aktivitäten zu füllen, die auf einen selbstengagierten Charakter schließen lassen. Dies können klassischerweise Ehrenämter und Fort- oder Weiterbildungen sein, mit denen zusätzliches Wissen erworben oder bestehendes Wissen aktualisiert wurde. Im Übrigen können auch berufsferne Aspekte genannt werden, wobei immer zu prüfen ist, inwieweit sie auch negativ aufgenommen werden könnten. Wer beispielsweise eine lang geplante Weltreise unternommen hat, kann im Vorstellungsgespräch sicherlich zahlreiche Erfahrungen anführen, die die eigene Persönlichkeit gefördert haben und die sich im Berufsleben positiv auswirken. Vorsicht ist geboten bei der Anzahl der Aktivitäten, denn Arbeitslosigkeit bedeutet zuallererst Arbeitssuche – zu viele Ehrenämter erwecken daher schnell den Eindruck, dass der Beruf nicht wirklich wichtig ist.
Formulierungsbeispiele für das Anschreiben
Den obigen Ausführungen folgend, sollte die Arbeitslosigkeit im Anschreiben nicht zu explizit angeführt werden. Zu vermeiden ist, dass das Gefühl entsteht, ein Kandidat habe sich nur um des Bewerbens willen auf die Stelle beworben (also nicht: „Ich bin momentan arbeitslos und bewerbe mich daher auf die von Ihnen ausgeschriebene Stelle“). Sinnvoll ist dennoch, den Personaler nicht erst im Lebenslauf „vor den Kopf zu stoßen“, sondern durch geeignete Formulierungen auf die Arbeitslosigkeit hinzuweisen:
- „Meine Expertise im Bereich des Qualitätsmanagements habe ich fünf Jahre praktisch angewandt. Mit meiner gesammelten Erfahrung möchte ich künftig zum Erfolg Ihres Unternehmens beitragen.“
- „In meiner letzten Position als Controller habe ich die Rechnungsabteilung eines mittelständigen Unternehmens unterstützt. Nun möchte ich mich neuen beruflichen Herausforderungen stellen und meine Kompetenzen in Ihrer Firma gewinnbringend anwenden.“
Eine andere gelungene Variante, die Arbeitslosigkeit zu erwähnen, ohne sie in den Vordergrund zu rücken, ist die Abschlussformulierung:
- „Da ich derzeit vertraglich nicht gebunden bin, ist mir ein kurzfristiger Einstieg bei Ihnen möglich.“
Formulierungsbeispiele für den Lebenslauf
Bei der Nennung der Arbeitslosigkeit ist auf passive Begriffe zu verzichten. Das Wort „arbeitslos“ trifft zwar exakt den Zustand, beschreibt aber eben auch nur dies – einen Zustand, der offensichtlich nicht geändert wird. Das aktivere „Arbeit suchend“ mag abgedroschen und kleinlich erscheinen, ist aber tatsächlich die bessere Variante. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass sich ein Bewerber aktiv um einen Job bemüht und sich nicht passiv einem Zustand hingibt. Im Übrigen wird anstelle der Schreibweise „arbeitsuchend“ vom Duden „Arbeit suchend“ empfohlen. Wer neutraler formulieren möchte, bringt stattdessen die Formel „ohne Anstellung“ an.
Bei nicht selbst verschuldeter Arbeitslosigkeit und „unkritischen“ Ursachen sollte der Grund kurz und möglichst neutral hinzugefügt werden:
- seit 08/2015 Ohne Anstellung nach Insolvenz der Firma ABC
- 02/2012 – 02/2013 Ohne Anstellung nach Personalabbau
Die Arbeitslosigkeit kann in solchen Fällen sogar noch versteckt werden, indem dafür kein neuer Anstrich aufgemacht wird:
- 01/2011 – 08/2015 Sekretärin bei der Firma ABC (danach ohne Anstellung nach Insolvenz)
Bei einer eigenen Kündigung oder Kündigung aufgrund kritischer Umstände kann der Grund angegeben werden, eventuell empfiehlt sich aber auch, ihn auszulassen. Nachgehakt wird im Vorstellungsgespräch aber meist in beiden Fällen:
- seit 08/2015 Arbeit suchend
- seit 08/2015 Ohne Anstellung nach (eigener) Kündigung
Wenn möglich, kann im letzten Fall auch die Formulierung „berufliche Neuorientierung“ verwendet werden. Das macht aber nur Sinn, wenn dann wirklich von einer Branche in eine andere gewechselt wird, wenn sich also ein Hausmeister nicht wieder auf die Stelle eines Hausmeisters bewirbt.