Gruppendiskussion im Assessment Center: Tipps & Infos

Um geeignete neue Mitarbeiter zu finden, setzen immer mehr Firmen auf die Auswahl über ein Assessment Center. Im Verlauf von einem oder mehreren Tagen werden die aussichtsreichsten Bewerber in unterschiedlichen Situationen genau beobachtet. Ein Klassiker der Herausforderungen, die im Assessment Center auf die Kandidaten warten, ist die Gruppendiskussion. Mit diesen Tipps und Informationen können Bewerber dieser Aufgabe gelassener entgegensehen.

Gruppendiskussion

Assessment Center: Methodisches Testen der Bewerber

Bei einem Assessment Center handelt es sich um ein Auswahlverfahren für Bewerber. Meist werden eine Handvoll Bewerber dazu eingeladen – sie sind dem angestrebten Job also mit der Einladung ins Assessment Center einen großen Schritt nähergekommen. Jetzt gilt es, sich gegen die verbleibende Konkurrenz durchzusetzen.

Während ein reguläres Vorstellungsgespräch nur bedingt tiefere Einblicke in die Persönlichkeit und Arbeitsweise eines Kandidaten erlaubt, werden die Bewerber im AC, wie das Assessment Center abgekürzt wird, genauer in Augenschein genommen. Sie müssen sich in verschiedenen Übungen und Aufgaben beweisen. Auch die Pausen werden üblicherweise gemeinsam verbracht – das Sozialverhalten der einzelnen Kandidaten wird auch beim Essen beobachtet.

Ein AC dauert üblicherweise zwischen einem und zwei Tagen. Obgleich es sich meist um eine kleinere Gruppe von Kandidaten handelt, gibt es auch Assessment Center, bei denen nur eine Person getestet wird. Das ist besonders bei hochrangigen Positionen oft der Fall.

Das erhoffen sich Arbeitgeber von der Personalauswahl über das AC

Ein Assessment Center ist wesentlich aufwändiger als ein Vorstellungsgespräch. Trotzdem wird dieses Instrument der Personalauswahl immer beliebter, vor allem in bestimmten Bereichen – etwa im Dienstleistungssektor, im Management oder Vertrieb. Auch Banken und Versicherungen setzen häufig auf ein AC, wenn sie einen neuen Mitarbeiter suchen.

Wer sich bei einem großen Unternehmen bewirbt, muss mit einem AC rechnen. Von den DAX-Unternehmen setzt die große Mehrheit auf dieses Instrument. Beliebt ist es auch vor der Besetzung von Führungspositionen und bei Nachwuchsführungskräften, ebenso, wenn eine Trainee-Stelle zu besetzen ist.

Um mehr Einblicke in die Eignung der einzelnen Bewerber zu erhalten, werden die Kandidaten im AC genau beobachtet. Es geht um nicht nur um ihre fachlichen, sondern insbesondere auch um soziale und kommunikative Kompetenzen. Im AC wird ganz praktisch getestet, wie die Bewerber sich in bestimmten Situationen verhalten. So kann etwa im Rollenspiel überprüft werden, ob der Bewerber tatsächlich die angegebenen Führungsqualitäten besitzt – oder ob er stattdessen in Wahrheit wenig durchsetzungsfähig ist.

Ein weiterer Vorteil von Assessment Centern aus Sicht von Arbeitgebern ist die bessere Vergleichbarkeit der Kandidaten. Das ist besonders hilfreich, wenn mehrere Bewerber auf dem Papier ähnliche Voraussetzungen mitbringen. Wie sie sich verhalten, macht dann den entscheidenden Unterschied.

Die Gruppendiskussion im Assessment Center

Die Gruppendiskussion zählt zu den festen Bestandteilen eines Assessment Centers. Bewerber müssen in fast jedem Fall damit rechnen. Zwar werden andere Tests zunehmend wichtiger, die Gruppendiskussion erlaubt den Entscheidungsträgern jedoch nach wie vor Einblicke in die Persönlichkeit und soziale Kompetenz der Kandidaten.

An einer Diskussion sind meist einige wenige Bewerber beteiligt. Sie dauert zwischen 15 und 45 Minuten; hinzu kommt eine ähnlich lange Vorbereitungszeit, in der die Argumente herausgearbeitet werden.

Themen von Gruppendiskussionen im AC

Thematisch geht es in der Debatte um ganz unterschiedliche Aspekte. Es kann sich um einen Meinungsaustausch zu tagesaktuellem Geschehen handeln, bei dem möglicherweise keine offensichtliche Verbindung zum offenen Job besteht. Dann geht es darum, welche Meinung der Kandidat vertritt und wie überzeugend er dies tut.

Viele Gruppendiskussionen drehen sich um Themen, die mit der Firma oder der Branche zu tun haben. Hier können etwa bestimmte Trends mit ihren Vor- und Nachteilen erörtert werden.

Beispielsweise könnten die Bewerber gebeten werden, das Für und Wider von offenen Grenzen zu diskutieren. Ein weiteres mögliches Thema wäre der Umgang mit Veränderungen im Unternehmen. So könnte es die Aufgabe der Kandidaten sein, zu überlegen, wie die Mitarbeiter in die Umwälzungen optimal eingebunden werden können, so dass sie hinter den Entwicklungen stehen. Auch die Aufforderung, einen gemeinsamen Handlungsplan für eine bestimmte Situation zu entwickeln, kann auf Teilnehmer zukommen.

Manche Verantwortliche fordern ihre Bewerber auch auf, sich selbst ein Thema zu überlegen. Wenn es um gegensätzliche Positionen geht, kommt es zudem vor, dass die Bewerber bestimmten Positionen zugeteilt werden – auch, wenn diese nicht ihrer eigentlichen entspricht. Die Gruppendiskussion kann mit oder ohne Moderation stattfinden.

Unterschiedliche Zielsetzungen von Gruppendiskussionen

Gruppendiskussionen im AC unterscheiden sich grundlegend nach ihrer Zielsetzung. Manchmal ist der inhaltliche Konflikt zwischen den Teilnehmern gewollt, in anderen Fällen sollen sie bewusst zusammenarbeiten und eine gemeinsame Lösung entwickeln. In diesem Fall ist die Absprache zwischen den Kandidaten besonders wichtig.

Darauf achten die Assessoren

Manche Bewerber haben falsche Vorstellungen davon, unter welchen Voraussetzungen sie ein gutes Bild bei einer Gruppendiskussion im Assessment Center abgeben. Es geht nicht darum, die Ellbogen auszufahren und die anderen Bewerber an die Wand zu reden. Vielmehr kommt es darauf an, sachlich und überzeugend zu argumentieren. Ein Kandidat sollte seine Meinung selbstsicher vertreten, aber die Meinung anderer ebenfalls akzeptieren – und auf diese eingehen.

Was macht einen guten Kandidaten in der Gruppendiskussion aus?

Ein guter Kandidat zeichnet sich in der Gruppendiskussion dadurch aus, dass er ein aktives Gespräch mit den anderen Teilnehmern führt. Er ist auf der Suche nach Kompromissen, die für alle tragbar sind, ohne dabei jedoch seine eigene Position aufzugeben.

Das Augenmerk der Assessoren liegt bei einer Gruppendiskussion auch darauf, welcher Teilnehmer welche Rolle einnimmt. Wer wirft neue, zielführende Ideen in die Runde? Wer geht auf andere zu, um Kompromisse zu schließen? Wer achtet darauf, auch zurückhaltende Teilnehmer aktiv einzubinden? Wer überzeugt die anderen – und wer gibt klein bei?

Bei der Gruppendiskussion haben die Bewerber die Chance, ihre Kommunikationsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Auch ihre rhetorischen und argumentativen Fähigkeiten stehen auf dem Prüfstand. Ein Vorteil der Diskussion aus Sicht der Entscheidungsträger ist, dass sie die Kandidaten dabei im direkten Vergleich miteinander erleben.

Verhalten oft wichtiger als Inhalt der Argumente

In der Gruppendiskussion kommt es häufig gar nicht in erster Linie auf die inhaltliche Argumentation der Teilnehmer an. Die Art, wie man mit den anderen diskutiert, ist häufig viel eher entscheidend. Es geht um aktives Zuhören und darauf, auf andere einzugehen. Ebenso ist es wichtig, auch unter Druck gelassen und ruhig zu bleiben. Die anderen Teilnehmer sollten ernst genommen und immer respektvoll behandelt werden.

Die Gruppendiskussion vorbereiten

Manche Methoden, die oft in einem Assessment Center angewendet werden, können die Bewerber gut vorher üben. Dazu zählt auch die Gruppendiskussion. Zwar ist die tatsächliche Fragestellung oder eine mögliche Aufgabe nicht vorher bekannt, aber die Situation an sich kann simuliert werden.

Für Bewerber ist es entscheidend, in der Gruppendiskussion souverän aufzutreten. Das betrifft die Art, wie sie ihre Argumente vortragen, aber auch ihre nonverbale Kommunikation. Die Körpersprache spielt dabei eine wichtige Rolle. Wer vorher weiß, dass er nervös mit den Händen zappeln wird, kann einen Stift in die Hand nehmen. Verschränkte Arme sind nicht empfehlenswert; stattdessen macht eine offene, aufrechte Haltung einen selbstsicheren Eindruck. Auch Blickkontakt ist wichtig.

Die Situation vorher mit anderen simulieren

Wer kann, sollte die Gruppendiskussion vorab mit anderen üben. Die Gesprächspartner können sich dabei ruhig provokant verhalten. Alternativ hilft schon der Vortrag vor dem Spiegel, um mehr über die eigenen Rhetorikfähigkeiten und Mimik und Gestik zu erfahren. Wer seine Argumentation per Video aufzeichnet, kann gezielt Schwachstellen beheben. Wer schon weiß, dass er in einer solchen Debatte zurückhaltend ist, muss üben, aus sich heraus zu gehen. Zwar geht es nicht darum, die Gruppendiskussion durch einen Monolog an sich zu reißen. Wer sich jedoch zu bedeckt hält, macht auch keinen guten Eindruck.

Zur Vorbereitung ist es auch sinnvoll, sich über das aktuelle politische und gesellschaftliche Geschehen auf dem Laufenden zu halten. Andernfalls riskieren Kandidaten, bei einer entsprechenden Fragestellung keine Argumente für die eigene Haltung zu haben. Auch mit Branchen-News oder wichtigen Entwicklungen beim gewünschten Arbeitgeber sollten sich Bewerber im Vorfeld auseinandersetzen.

Auch in der Vorbereitungsphase unter Beobachtung

Wenn es soweit ist und die Gruppendiskussion im Assessment Center vorbereitet wird, müssen sich Kandidaten ihre eigene Position verdeutlichen. Es kann hierfür helfen, Kernargumente zu notieren. Notizen sind generell hilfreich und können meist mit in die Diskussion genommen werden. Freies Sprechen wirkt jedoch überzeugender, deshalb sollten Bewerber nur kurze Blicke auf das Blatt werfen.

Auch bei der Vorbereitung der Diskussion stehen die Bewerber unter Beobachtung. Wie sie sich dabei verhalten, entscheidet mit darüber, ob die Gruppendiskussion für sie ein Erfolg wird oder nicht.

Es kann auch vorkommen, dass die Teilnehmer aufgefordert werden, ihre wichtigsten Argumente vorher zu notieren. Nach der Debatte wird dies mit deren tatsächlichem Verlauf abgeglichen – so zeigt sich, wer bei seiner Haltung geblieben ist und wer diese aufgegeben hat.

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