Ehrenamt im Lebenslauf
Das Ehrenamt ist in Deutschland hoch angesehen. Wer sich freiwillig engagiert, stellt gesellschaftliches Verantwortungsgefühl und ein stückweit Selbstlosigkeit unter Beweis. Grund genug, eine ehrenamtliche Tätigkeit im Lebenslauf anzuführen. Die Angabe rundet die Bewerbung ab, verleiht der Persönlichkeit des Kandidaten Charakter und vermittelt im besten Falle Fähigkeiten, die zu der Stellenanzeige passen. Allerdings eignen sich längst nicht alle Ehrenämter für eine Bewerbung.
Welche ehrenamtlichen Tätigkeiten sollte ich in meinem Lebenslauf erwähnen?
Das Ehrenamt wird dann erwähnt, wenn die ausgeübte Tätigkeit einen unmittelbaren Zusammenhang zum ausgeschriebenen Job aufweist. Dieser Bezug kann inhaltlicher Natur sein oder eher indirekt ausfallen, indem beispielsweise bestimmte Fähigkeiten, Kompetenzen oder Soft Skills nachgewiesen werden, die in der Stellenanzeige verlangt werden. Hierzu drei Beispiele:
Wer in einem Verein das Rechnungswesen koordiniert und sich um eine Arbeitsstelle im Bereich der Unternehmensbuchhaltung bewirbt, kann das Ehrenamt im Lebenslauf stärker hervorheben und eventuell sogar im Bewerbungsanschreiben explizit erwähnen. Bei einer Bewerbung auf eine leitende Position können durch ein Ehrenamt auch Führungsqualitäten belegt werden, wenn es sich beispielsweise um einen freiwilligen Vereinsvorstand oder um eine teamleitende Funktion handelt. Im sozialen Bereich, der den vertrauten Umgang mit Menschen erfordert, eignen sich entsprechend soziale Tätigkeiten wie zum Beispiel die Mitarbeit bei der Tafel.
Bevor im Lebenslauf ein Ehrenamt angegeben wird, sollte sich ein Bewerber also zwei Fragen stellen: Gibt es einen inhaltlichen Bezug zwischen der freiwilligen Arbeit und der ausgeschriebenen Stelle? Und sind die Kompetenzen und Fertigkeiten, die im Ehrenamt zur Anwendung kommen, für den neuen Job relevant? Natürlich kann niemand davon abgehalten werden, auch eine Tätigkeit zu benennen, die mit der Stelle nichts gemein hat. Allerdings bringt eine solche Angabe unter Umständen keinerlei Mehrwert für den Personaler und führt im Zweifel zu unangenehmen Fragen.
Darüber hinaus sollte ein Bewerber zu seinem Ehrenamt stehen und von seinem Einsatz überzeugt sein. Eine Angabe im Lebenslauf ist nur sinnvoll, wenn dazu im Bewerbungsgespräch stichhaltige Aussagen getroffen werden können und die Motivation erkennbar wird.
Zudem eignet sich die Nennung einer ehrenamtlichen Aktivität in einigen Fällen auch bei Zeiten längerer Arbeitslosigkeit. Der Bewerber zeigt damit, dass er nicht tatenlos bleibt, sondern sich engagiert. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten: Wichtiger als das Ehrenamt ist, dass sich der Bewerber vordergründig um einen neuen Job bemüht hat.
Welche ehrenamtlichen Tätigkeiten sollte ich in meinem Lebenslauf gegebenenfalls nicht erwähnen?
Bei aller noblen Gesinnung ist zu bedenken, dass es sich bei einem Ehrenamt im Prinzip um ein privates Vergnügen handelt. Unangenehm fällt auf, wer seinen Lebenslauf zwar mit zahlreichen ehrenamtlichen Funktionen ausstaffiert, jedoch im Bereich der „Berufserfahrung“ nur wenig vorzuweisen hat. Als Richtlinie sollten daher in diesem Bereich nicht mehr als zwei Angaben vorgenommen werden. Gleiches gilt zudem für zeitintensive Tätigkeiten, die den Eindruck erwecken können, der Bewerber suche noch einen Job, dem er neben seinem Ehrenamt ab und zu nachgehen kann. Es muss deutlich werden, dass die Prioritäten des Kandidaten im Beruflichen liegen und er entsprechend verfügbar ist. Kritisch sind weiterhin außergewöhnlich anstrengende oder gar gefährliche Aktivitäten, die die Leistungsfähigkeit des Bewerbers beeinträchtigen können. Wann immer der Personaler also das Gefühl bekommen könnte, dass ein Kandidat durch sein Ehrenamt für die Ausübung des Jobs zeitlich, körperlich oder geistig eingeschränkt wird, ist auf eine Nennung der jeweiligen Tätigkeit im Lebenslauf zu verzichten.
Wie bereits weiter oben geschildert, sind im Lebenslauf auch Tätigkeiten auszulassen, hinter denen der Bewerber nicht wirklich steht. Kontraproduktiv wäre, wenn im Bewerbungsgespräch gesagt wird, man habe das Ehrenamt eher aus freundschaftlichen Gründen übernommen oder weil sonst niemand zu finden war. Auch ein einmaliges oder kurzfristiges Engagement sollte nicht angeführt werden, da diese Informationen wenig aussagekräftig sind und den Kandidaten nur bedingt charakterisieren.
Schließlich ist auch das eigentliche Thema des Ehrenamts zu hinterfragen: Freiwillige Tätigkeiten finden sich heute in nahezu allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Während die Pflege älterer Menschen ein sicherlich durchweg positives Echo hinterlässt, können andere Aktivitäten Fragen aufwerfen: Was hat einen Kandidaten dazu veranlasst, sich in einer Suchtberatungsstelle zu engagieren oder weshalb kümmert er sich in einer Vollzugsanstalt um Häftlinge? Der Wert des Ehrenamts und der persönliche Einsatz fallen dabei nicht weniger ins Gewicht wie bei jeder anderen Tätigkeit auch. Allerdings sind manche Themen mit einem gesellschaftlichen Makel verbunden oder gar einem Tabu unterworfen, was unbedingt bedacht werden sollte. Wer auf kritische Fragen solide Antworten weiß, kann das Ehrenamt im Lebenslauf angeben. Wer Zweifel hat, lässt die Angaben besser weg.
Beispiel für die Darstellung ehrenamtlicher Tätigkeiten im Lebenslauf
Das Ehrenamt wird in einem Lebenslauf üblicherweise unterhalb der Rubriken „Ausbildung“ und „Berufserfahrung“ angeführt. Weist die Tätigkeit einen nur geringen Bezug zur Stelle auf, kann sie mit anderen Angaben unter den Abschnitten „Interessen und Engagement“, „Persönliche Kompetenzen“ oder „Sonstiges“ eingeordnet werden. Ist die Tätigkeit für den Wunschberuf jedoch relevant, sollte sie durch eine gesonderte Kategorie stärker hervorgehoben werden („Soziales Engagement“, „Ehrenamtliche Aktivitäten“). Aus den Informationen muss der Zeitraum ersichtlich werden beziehungsweise seit wann der Bewerber ehrenamtlich tätig ist, um welche Art des Engagements es sich handelt und in welchem Umfeld dies ausgeübt wird (bspw. der Name des Vereins). Die weiterführende, stichpunktartige Angabe von konkreten Tätigkeiten oder angewandten Fähigkeiten empfiehlt sich nur dann, wenn diese für den Job von erheblicher Bedeutung sind. Im einfachsten Fall fällt die Angabe sehr kurz aus – hier ein Beispiel, wie das Ehrenamt unter „Persönliche Kompetenzen“ einsortiert werden kann:
Persönliche Kompetenzen
Softwarekenntnisse Datenbankmanagement mit SAP
Ehrenamt Vereinsvorstand des Soksio e. V., Berlin (seit 07/2013)