Bewerbung aus der Festanstellung
Andauernde Unzufriedenheit, keine Aussicht auf Entwicklung oder schlichtweg das Bedürfnis, neue Erfahrungen zu sammeln – die Gründe für einen Jobwechsel aus der Festanstellung heraus sind vielfältig. Einerseits wird etwas Sicheres aufgegeben, andererseits lockt die Hoffnung auf Besseres. Wenn aus einem anfänglichen Gedankenspiel allmählich Realität wird, sollten einige Punkte beachtet werden, damit aus dem Versuch des Jobwechsels kein Verlust entsteht.
Welche Vorteile bietet eine Bewerbung aus der Festanstellung?
Bewerber, die sich aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis heraus um eine neue Stelle bemühen, haben gegenüber arbeitslosen Mitbewerbern oftmals bessere Karten. Unternehmen setzen lieber auf einen eingespielten Berufstätigen als auf eine Person, die sich insbesondere nach längerer Erwerbslosigkeit wieder in den Berufsalltag einfinden muss.
Festangestellte befinden sich zudem in der luxuriösen Situation, tatsächlich wählen zu können: Sie gehen aus ihrer Position mit größerer Sicherheit in Verhandlungen um Gehalt und andere Konditionen wie Urlaubstage oder Arbeitszeiten. Mit einer ungekündigten Anstellung und einem gesicherten Einkommen im Rücken kann ein Bewerber jederzeit ablehnen, ohne sich Gedanken um finanzielle Einbußen oder Einwände des Arbeitsamts zu machen. Bei großem Interesse am „Jobwechsler“ muss der potenzielle Arbeitgeber also eventuell etwas näher an die Wünsche des Bewerbers heranrücken.
Daneben verbindet sich mit einer Bewerbung aus der Festanstellung meist ein bestimmter Wunsch, der mit dem neuen Job erfüllt werden soll. Ob höheres Gehalt, mehr oder weniger Verantwortung, ein Karriereschritt nach oben oder ein besseres Arbeitsklima – ein Wechsel kann nicht nur finanziell lohnen. Die Gefahr eines wirklichen Fehlgriffs ist dabei minimal, eben weil ein Festangestellter immer auch relativ gefahrlos „Nein“ sagen kann.
Wie sollte ich eine Bewerbung aus der Festanstellung vorbereiten?
Wohlüberlegt, strukturiert und diskret! Das Wichtigste ist, nicht aus dem Affekt heraus zu handeln oder gar spontan den Wunsch nach einem Arbeitsplatzwechsel anzukündigen. Bevor die eigenen Motive und Ziele nicht klar formuliert wurden und bis die neue Position nicht schriftlich vereinbart wurde, empfiehlt es sich, Stillschweigen zu bewahren – gegenüber dem Chef, den Kollegen und den Kunden.
Zunächst sollte die Überlegung stehen, weshalb der Beruf gewechselt werden soll und welche Wünsche damit verbunden sind. Wie bereits ausgeführt, können die Gründe für eine Veränderung mannigfaltig sein. Vielleicht wurde in der aktuellen Anstellung bereits alles erreicht und es gibt kaum Aussicht, etwas Neues dazuzulernen – die persönliche Entwicklung stagniert. Vielleicht stehen private Veränderungen ins Haus, ein Ortswechsel oder ein Kind, dem man mehr Zeit widmen möchte. Vielleicht sind aber auch Mobbing oder ein belastetes Verhältnis zum Vorgesetzten die Auslöser. Egal, welche Situation den Wunsch nach einem Jobwechsel motiviert – sie stellt einen hervorragenden Anlass dar, sich intensiv mit dem zu beschäftigen, was einem künftig wichtig ist. Hilfreich ist es, die persönlichen Berufsziele niederzuschreiben. Dabei reichen einfache Formulierungen wie „Ich möchte in Zukunft mehr Verantwortung übernehmen und gerne ein kleines Team leiten.“
Im Folgenden sollte immer noch einmal geprüft werden, ob diese Ziele nicht doch in der aktuellen Anstellung oder Firma realisiert werden können. Eventuell führt auch ein Gespräch mit den Vorgesetzten weiter, vielleicht sind intern Stellen ausgeschrieben, die eine Weiterentwicklung ermöglichen, und auch andere Abteilungen oder gar Standorte der Firma bieten möglicherweise Chancen auf eine berufliche Veränderung. Ein vorsichtiges Ausloten innerhalb des Unternehmens kann jedenfalls nicht schaden.
Schließlich muss ein Festangestellter vor einer Bewerbung seinen Marktwert realistisch einschätzen. Es gilt zu prüfen, wie die Lage auf dem Arbeitsmarkt allgemein aussieht und ob in der anvisierten Branche überhaupt Personen gesucht werden. Demgegenüber steht, wie bei eigentlich allen Bewerbern, die Ermittlung eigener Fähigkeiten und Kenntnisse, mit denen man sich aus der Masse abhebt. Auch diese Aspekte sollten zur eigenen Klarheit jeweils schriftlich festgehalten werden.
Die Stellensuche selbst kann über die üblichen Wege wie Stellenausschreibungen im Internet und Zeitungen erfolgen. Daneben können natürlich auch Headhunter oder Personalberater eingeschalten werden. Vielfach nutzen Festangestellte jedoch bestehende Kontakte und das persönlich aufgebaute Netzwerk. Bei der Suche helfen nun auch die zuvor niedergeschriebenen Notizen, denn bei jedem Jobangebot kann abgeglichen werden: „Ist es wirklich die Arbeit, die mir vorschwebt? Und ist die Stelle das Risiko wert, meine Sicherheiten aufzugeben?“
In der gesamten Zeit der Vorbereitung und bis zur schriftlichen Bestätigung eines neuen Arbeitsverhältnisses ist unbedingt zu beachten, dass der Wunsch nach einem Jobwechsel weder zu den Vorgesetzten, noch zu den aktuellen Kollegen und Kunden durchdringt. Allzu schnell führt dies zum Bruch des Vertrauensverhältnisses und das Verhalten wird als illoyal empfunden. Bleibt die Jobsuche dann ergebnislos, besteht die Gefahr, dass fortan ein Makel anhaftet.
Stillschweigen bewahren bedeutet im Übrigen auch, am Arbeitsplatz das eigene Verhalten nicht auffällig zu ändern (in der Pause mehr als sonst zu telefonieren), plötzlich andere Kleidung zu tragen (in Vorbereitung auf ein nachmittägliches Bewerbungsgespräch), verräterische Notizen auf dem Schreibtisch zu hinterlassen, oder in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, dass man eine neue Arbeit suche. Gekündigt werden darf ein Festangestellter übrigens, nur weil er sich um einen anderen Job bemüht, nicht.
Was sollte ich bei einer Bewerbung aus der Festanstellung generell beachten?
Auch wenn es sich nicht so anfühlen mag – die Suche nach einer neuen Stelle, das Aufsetzen einer Bewerbung und die Vorstellungsgespräche selbst gehören zur Freizeit! Wer an seinem Arbeitsplatz auf Stellensuche geht oder mit seinem Arbeitstelefon oder seiner Arbeits-Mailadresse Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern knüpft, kann ernsthafte Schwierigkeiten bekommen. Für anstehende Termine, die den Jobwechsel betreffen, ist zudem Urlaub zu beantragen.
Spätestens im Vorstellungsgespräch sollte unter Berücksichtigung der Kündigungsfrist auf den nächstmöglichen Eintrittstermin verwiesen werden. Ein Arbeitszeugnis ist im Falle der Bewerbung aus der Festanstellung heraus nicht erforderlich. Eventuell kann beim Vorgesetzten ein weniger verfängliches Zwischenzeugnis erfragt werden.
Um zu vermeiden, dass der umworbene Arbeitgeber sich mit dem aktuellen Vorgesetzten in Verbindung setzt, empfiehlt sich in der Bewerbung weiterhin ein Sperrvermerk. Erfahrene bzw. gute Personaler wissen zwar um die delikate Situation, in der sich festangestellte Bewerber befinden, dennoch schützt der Vermerk zusätzlich. Dieser ist unter Umständen bindend und kann sogar Schadensersatzansprüche nach sich ziehen (wobei der Nachweis, dass der potenzielle Arbeitgeber durch Kontakt zum aktuellen Arbeitgeber die momentane Anstellung beeinträchtigt hat, wohl eher schwierig ist). Wer absolut sicher gehen will, kann seine Bewerbung auch teilweise anonymisieren, indem an keiner Stelle die aktuelle Firma namentlich genannt wird. Dies wird dadurch erreicht, dass zum Beispiel von einem „Großunternehmen in der Branche XY“ gesprochen wird anstelle von der konkreten „Firma XYZ“.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass während eines Bewerbungsgespräches und auch danach keine Interna aus der aktuellen Anstellung angesprochen werden. Dies verletzt zum einen eventuelle Klauseln im Arbeitsvertrag, zum anderen schürt das „Herausplaudern“ von internen Angelegenheiten beim neuen Arbeitgeber eher Misstrauen. Ein schlechtes Arbeitsklima oder ein zerrüttetes Verhältnis zum Chef stellen keine offiziellen Argumente für einen Jobwechsel dar – zielführender ist es, von „neuen Herausforderungen“ und „dem Wunsch nach Weiterentwicklung“ zu sprechen.
Schließlich sollte der Austritt aus der ehemaligen Anstellung möglichst reibungslos gestaltet werden. Eigene Aufgaben sind abzuschließen und Kollegen sind bei der Übergabe von Arbeiten konstruktiv zu unterstützen. Wer sich wortlos oder gar harsch verabschiedet, wird später mit hoher Wahrscheinlichkeit ein zweites Mal auf seine ehemaligen Weggenossen treffen.
5 Formulierungsbeispiele für das Bewerbungsanschreiben
Die Nennung der aktuellen Tätigkeit folgt im Bewerbungsanschreiben üblicherweise nach dem ersten Einleitungssatz. Sinnvoll, aber nicht zwingend erforderlich, ist es, anschließend eine Begründung für die Bewerbung aus der Festanstellung anzuführen. Im Vordergrund sollte jedoch stehen, was das Unternehmen vom Bewerber hat, nicht umgedreht. Drei Beispiele:
- „Momentan bin ich in der Marketing-KU GmbH als Controller in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis angestellt. Meine Erfahrungen möchte ich künftig gerne in einem anderen, industrienahen Umfeld anwenden.“
- „Seit 2009 unterstütze ich die Rechtsabteilung der Lauterhans AG mit meinen Kenntnissen im Bereich Arbeitsrecht. In Ihrem renommierten Unternehmen sehe ich die Möglichkeit, mich beruflich weiterzuentwickeln und meine Kenntnisse für Sie gewinnbringend anzuwenden.“
- „Aktuell arbeite ich in einem mittelständigen Unternehmen für Maschinenbau und verantworte als Abteilungsleiterin den Bereich Marketing. Ich möchte mich gerne einer neuen Herausforderung stellen und habe in Ihrer Ausschreibung eine spannende und abwechslungsreiche Position gefunden.“
Der Sperrvermerk beinhaltet stets die Formulierung „vertraulich“, auf andere Wörter wie „diskret“ oder direkt „Sperrvermerk“ ist zu verzichten. Der Vermerk kann (1) im Betreff oder (2) im Schlusssatz auftauchen:
(1) „Bitte vertraulich behandeln – Bewerbung als XY“
(2) „Da ich mich derzeit in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis befinde, bitte ich höflich darum, meine Bewerbung vertraulich zu behandeln. Weiterhin bitte ich Sie, mich werktäglich nur ab 18 Uhr anzurufen.“