Körpersprache richtig deuten und einsetzen
Was jemand denkt und fühlt, drückt sich nicht nur verbal aus. Kommunikation findet auch über die Körpersprache eines Menschen statt. Wer weiß, wie sie zu deuten ist, kann andere besser verstehen – und selbst Körpersprache bewusster einsetzen. Hier erfahren Sie, auf welche Signale Sie achten müssen und welchen Effekt Körpersprache hat.
Was ist Körpersprache?
Was ist Kommunikation? Wohl die meisten Menschen denken bei dieser Frage in erster Linie an das gesprochene Wort. Dabei ist das längst nicht die einzige Möglichkeit, mit anderen zu kommunizieren. Auch die Haltung, Gesten und Mimik verraten einiges darüber, wie sich ein Mensch fühlt und was er denkt. Man spricht auch von der Körpersprache eines Menschen.
Was zur Körpersprache zählt, hängt davon ab, wie eng oder weit die Definition gefasst ist. Neben der Haltung und Gesten werden häufig auch Mimik und Sprache samt der Tonalität, Lautstärke und Betonung zur Körpersprache gezählt. Auch Berührungen und selbst Kleidung, Schmuck und Make-Up können als Teil der Körpersprache verstanden werden. Gemeint sind alle bewussten und unbewussten Signale, die der Körper aussendet und die etwas über den Gemütszustand eines Menschen verraten.
Die Körpersprache spiegelt wider, ob jemand sich freut oder traurig ist, ob er begeistert oder wütend ist, selbstbewusst oder schüchtern. Die vorherrschende Gemütslage kann sich in zahlreichen Merkmalen ausdrücken – zum Beispiel, ob jemand die Stirn runzelt, lächelt, die Arme verschränkt, nach vorne gebeugt ist oder nach hinten, ob er Augenkontakt hält, zittert, mit den Fingern trommelt oder mit dem Fuß zappelt.
Welche Wirkung hat die Körpersprache?
Wie jemand auf andere wirkt, hängt nicht nur davon ab, was er sagt. In hohem Maße beeinflusst die Körpersprache diese Außenwirkung. Jeder Mensch sendet nonverbale Signale aus, selbst wenn ihm das gar nicht bewusst ist. Kommunikation über die Körpersprache findet damit zu jeder Zeit statt. Sie kann das gesprochene Wort unterstreichen, aber auch im Widerspruch zu diesem stehen und so Zweifel an bestimmten Aussagen wecken.
Die Körpersprache eines Menschen kann dafür sorgen, dass jemand positiv auf andere wirkt. Vielleicht lächelt er viel, hat eine aufrechte, selbstbewusst wirkende Körperhaltung und macht einladende Gesten, die Nähe und Vertrauen schaffen. Ebenso kann die Körperhaltung distanziert und abschreckend wirken, etwa, wenn jemand die Arme verschränkt hat, die Stirn gerunzelt ist und der Körper leicht weggedreht ist, als wollte die Person aus der Situation fliehen.
Körpersprache kann Menschen selbstbewusst oder unsicher wirken lassen, sie kann suggerieren, dass ein Mensch einen anderen mag oder nicht mag, sie kann Nähe ebenso befördern wie Distanz. Auch, ob jemand von anderen als glaubwürdig und authentisch eingestuft wird, hängt von seiner Körpersprache ab. Erst, wenn sie zu dem passt, was verbal geäußert wird, ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild. Passt die Körpersprache hingegen nicht zu verbalen Äußerungen, spüren das die meisten Menschen instinktiv. Ihre Wahrnehmung der anderen Person wird dann entsprechend beeinflusst.
Körpersprache entscheidet darüber, wie Menschen auf andere wirken
Die Wirkung von Körpersprache ist damit nicht zu unterschätzen. Sie macht in vielen Situationen einen großen Unterschied, insbesondere beim ersten Kennenlernen. Wer zum Beispiel im Vorstellungsgespräch durch ein adrettes Kostüm, gepflegte Haare und Nägel, ein gewinnendes Lächeln, einen festen Händedruck und eine offene Körperhaltung auffällt, wirkt dadurch wahrscheinlich selbstbewusst und sympathisch. Ganz anders ein Bewerber, der im Vorstellungsgespräch in seinen Stuhl eingesunken ist, die Schultern hängen lässt, Blickkontakt vermeidet und an seinen Nägeln herumkaut.
Körpersprache beeinflusst außerdem maßgeblich, ob man andere Menschen von etwas überzeugen oder für etwas begeistern kann. Selbst, ob andere einen mögen, hängt in hohem Maße von Mimik, Gestik und anderen Merkmalen der Körpersprache ab.
Körpersprache deuten: Auf diese Signale sollten Sie achten
Wer weiß, worauf er achten muss, erfährt mehr von anderen Menschen. Über die Körpersprache können Sie herausfinden, wie ein Mensch wirklich tickt und was er tatsächlich denkt. Wer die Signale des Körpers deuten kann, kann einschätzen, ob sie zur wörtlichen Rede passen oder ob es Grund gibt, an bestimmten Aussagen zu zweifeln.
Wer die Körpersprache eines anderen deuten möchte, muss auf viele mehr oder weniger offensichtliche körperliche Signale achten. Entscheidend ist nicht nur, einzelne körpersprachliche Merkmale wahrzunehmen und sie korrekt zu interpretieren, sondern auch, sie im Gesamtkontext richtig einzuordnen. Entscheidend ist, wie gut die verschiedenen Signale zusammenpassen und ob sich dadurch ein kongruentes Bild ergibt. Auch die Persönlichkeit des Menschen, um den es geht, sollte dabei berücksichtigt werden.
Bei Ihrer Deutung sollten Sie allerdings beachten, dass auch die Umstände eine Rolle spielen. Dazu gehört auch der kulturelle Kontext – in vielen asiatischen Ländern empfinden Menschen etwa einen größeren Abstand zu anderen Menschen als angemessen als es in westlichen Ländern typischerweise der Fall ist. Solche Aspekte sollten Sie bei Ihrer Analyse der Körpersprache berücksichtigen.
Körpersprache: Beispiele für körpersprachliche Signale
Die Körpersprache eines Menschen lässt sich an unzähligen Signalen ablesen. Sie alle zu beschreiben würde ein Buch füllen. Hier finden Sie aber einige beispielhafte Merkmale, aus denen sich Rückschlüsse auf die Persönlichkeit und das Gemüt einer anderen Person ziehen lassen. Wenn Sie noch mehr Signale der Körpersprache deuten lernen möchten, kann sich eine weitergehende Lektüre anbieten. Sie können auch Körpersprache-Tabellen aus dem Internet nutzen, wo körpersprachliche Signale mit verschiedenen Gefühlen in Verbindung gebracht werden.
Körperhaltung
- hängende Schultern wirken lustlos, entmutigt, wenig selbstbewusst
- hochgezogene Schultern deuten auf Anspannung hin
- eine vorgebeugte Haltung signalisiert Offenheit und Interesse
- ein abgewendeter Körper deutet auf Verschlossenheit, Desinteresse und den Wunsch nach (mehr) Distanz hin
- verschränkte Arme können für Skepsis und Distanz stehen
- wer auf der Stuhlkante sitzt und mit den Füßen wippt, ist womöglich nervös, ungeduldig oder wäre lieber woanders
- auch der Gang eines Menschen beeinflusst, wie er auf andere wirkt: ein schwungvoller, aufrechter Gang wirkt selbstbewusst, während ein schlurfender Gang auf das Gegenteil hindeutet
Gestik
- wenn jemand an seinen Fingern kaut, lässt das auf Nervosität oder Stress schließen
- gefaltete Hände können Überlegenheit signalisieren oder darauf hindeuten, dass diese Person in sich ruht und entspannt ist
- trommelnde Finger sind ein Anzeichen für Nervosität, Unsicherheit und Gedankenlosigkeit
- Nicken bedeutet Zustimmung
- ein kräftiger Händedruck wirkt selbstbewusst und souverän, während ein schlaffer Händedruck Unsicherheit und ein geringes Selbstbewusstsein signalisieren kann
Mimik
- ein Lächeln steht für Freundlichkeit, Wohlwollen und gute Laune
- hochgezogene Augenbrauen signalisieren Überraschung oder Unglauben
- herabhängende Mundwinkel können auf schlechte Laune und Missmut hindeuten
- ob jemand Blickkontakt hält, sagt etwas darüber aus, wie selbstsicher er ist – wenig Blickkontakt kann auf Unsicherheit und Desinteresse hindeuten, Anstarren kann aufdringlich und angriffslustig wirken
- wenn jemand die Stirn runzelt, kann er damit Skepsis oder Verärgerung andeuten
- wer die Augen verdreht, ist von etwas genervt
Sprache
- wenn jemand sehr schnell spricht, ist er womöglich aufgeregt oder nervös
- redet jemand langsam und bedacht, kann das auf Selbstbewusstsein und Souveränität hindeuten
- wird jemand laut, ist er womöglich wütend oder hat das Gefühl, sich Gehör verschaffen zu müssen
- redet jemand leise, kann das auf Unsicherheit und ein geringes Selbstbewusstsein hindeuten
- ein distanzierter Tonfall deutet auf Abwehr oder Verärgerung hin
Kleidung und andere äußere Merkmale
- Wer einen hochwertigen Anzug mit feinem Hemd und Krawatte trägt, wirkt auf andere tendenziell selbstbewusst, seriös und erfolgreich
- ein Mensch, der abgetragene, kaputte Kleidung trägt, achtet womöglich nicht besonders auf sich, was auf Nachlässigkeit hindeuten kann
- viel Schmuck und Make-up können von anderen vor allem in einem beruflichen Kontext als unprofessionell empfunden werden
- teurer Schmuck kann suggerieren, dass ein Mensch viel Geld hat und erfolgreich im Beruf ist
Gibt es Unterschiede in der Körpersprache von Frauen und Männern?
Auch das Geschlecht eines Menschen sollte berücksichtigt werden, wenn es darum geht, Körpersprache zu deuten. Männer und Frauen zeigen oft bestimmte körpersprachliche Merkmale, die für das jeweilige Geschlecht typisch sind. Ein Beispiel ist der Händedruck: Während viele Männer einen festen Händedruck haben, ist er bei Frauen oft etwas weicher. Männer verhalten sich oft instinktiv territorial. Sie machen sich groß, strecken die Brust raus und wirken so sehr präsent. Die Körpersprache des Mannes ist häufig raumnehmender und die Gestik ausschweifender als die von Frauen. Während viele Männer etwa breitbeinig sitzen, schlagen viele Frauen die Beine übereinander und nehmen so weniger Raum ein.
Zur Körpersprache von Frauen gehören oft deeskalierende, beschwichtigende Signale, zum Beispiel ein abgewendeter Blick oder ein abgewendeter Oberkörper. Bei Frauen gehört zur Körpersprache oft, dass der Kopf schräg gehalten wird, häufig in Verbindung mit einem Lächeln. Das kann Vertrauen ausdrücken und Nähe herstellen.
Viele Gesten und andere körpersprachliche Signale sind jedoch nur bedingt vom Geschlecht eines Menschen abhängig. Die Körpersprache eines Mannes, der nervös ist, ist wahrscheinlich ähnlich wie die einer nervösen Frau: Beide könnten sich zum Beispiel an die Haare fassen, bei Männern auch an den Bart, den Blick abwenden oder mit den Fingern trommeln. Und die Körpersprache eines Mannes bei Unsicherheit könnte ebenso wie bei einer Frau darin bestehen, dass die Person ihren Blick abwendet oder leise spricht.
Körpersprache bewusst einsetzen: In diesen Situationen kann es sich lohnen
Wer Körpersprache deuten kann, kann nicht nur andere Menschen leichter entschlüsseln. Er kann sein Wissen auch gezielt in Situationen nutzen, in denen viel davon abhängt, wie er auf andere wirkt. Sie können Ihre Körpersprache zu Ihrem Vorteil nutzen, wenn Sie zum Beispiel sympathisch oder selbstbewusst auf andere wirken möchten. Das hat einen doppelten Effekt: Sie beeinflussen damit nicht nur Ihre Außenwirkung, sondern können auch Ihr eigenes Empfinden verändern. Wer eine selbstbewusste Haltung einnimmt, fühlt sich sehr wahrscheinlich auch selbstbewusster. Aus diesem Grund ist es allgemein hilfreich, auf die eigene Haltung zu achten. Sie wirkt sich darauf aus, wie man sich selbst und die Welt um einen herum wahrnimmt.
Körpersprache bewusst einzusetzen sollte nicht bedeuten, sich zu verstellen. Allerdings können Sie durchaus lernen, sich tatsächlich so zu fühlen, wie es Ihrer Körperhaltung entspricht. Deshalb ist es so nützlich, zuhause vor dem Spiegel zu üben und die eigene Wirkung zu überprüfen.
Eine bewusstere Körpersprache kann im beruflichen und privaten Alltag an vielen Stellen nützlich sein. Besonders darauf achten sollten Sie, wenn Sie wichtige Treffen mit anderen Menschen haben. Vielleicht lernen Sie die Schwiegereltern kennen und möchten sympathisch auf sie wirken. Ein Klassiker im beruflichen Kontext ist das Vorstellungsgespräch, bei dem viel auf dem Spiel steht. Oder vielleicht möchten Sie den Chef davon überzeugen, Ihnen eine Gehaltserhöhung zu geben – oder gleich den ersehnten Führungsposten.
Wie Sie selbstbewusster auf andere wirken können
Wie Sie sich geben, kann darüber mitentscheiden, wie ein erstes Date läuft, wie das Urteil in einem Gerichtsprozess ausfällt und ob Ihre Zuhörer Ihnen bei einem Vortrag an den Lippen hängen oder gelangweilt auf ihr Handy starren. Führungskräfte können nur dann die nötige Autorität zeigen, wenn sie diese auch durch ihre Körpersprache glaubhaft ausstrahlen. Oder stellen wir uns vor, Sie diskutieren mit jemandem – wie die Sache ausgeht, hängt davon ab, ob Sie beschwichtigende oder aggressive Signale aussenden.
Wenn Sie selbstsicher wirken möchten, sollten Sie eine aufrechte Körperhaltung einnehmen. Heben Sie Ihr Kinn leicht an, strecken Sie Ihre Brust leicht heraus und schauen Sie nach vorne. Die Schultern sollten weder hochgezogen sein noch herabhängen. Durch die Körpersprache Ihrer Hände können Sie Ihr Selbstbewusstsein unterstreichen, indem Sie Ihre Aussagen mit der passenden Gestik unterstreichen. Überlegen Sie vor wichtigen Situationen, wie Sie wirken möchten. Was ist dafür nötig? Üben Sie am besten vorher, wie Sie auftreten möchten. Denken Sie auch daran, sich passend zu kleiden. Das entscheidet nicht nur darüber mit, wie Sie auf andere wirken, es hat auch Einfluss auf Ihr eigenes Empfinden.
Körpersprache bei der Jobsuche nutzen
Wenn Sie auf Jobsuche sind, kann Ihre Körpersprache darüber mitentscheiden, wie erfolgreich Sie sind. Womöglich denken Sie jetzt sofort an das Vorstellungsgespräch, wo Körpersprache in der Tat eine wichtige Rolle spielt. Auf Ihre Wirkung auf potenzielle Arbeitgeber können Sie jedoch schon vorher Einfluss nehmen: mit dem Bewerbungsfoto.
Viele Bewerber nutzen in ihrer Bewerbung ein Bild, das sie ohnehin dahaben – selbst dann, wenn sie auf dem Foto nicht optimal getroffen sind. Das sollten Sie nicht tun, weil es Ihre Chancen auf eine Einladung zum Bewerbungsgespräch stärker beeinflussen kann als Sie vielleicht meinen. Achten Sie also nicht nur auf eine hohe Qualität des Bildes, sondern auch darauf, dass Ihr Ausdruck stimmt und Sie das ausstrahlen, was Sie ausstrahlen möchten.
Im Vorstellungsgespräch müssen Sie den Eindruck, den Sie mit Ihrer Bewerbung erweckt haben, live bestätigen. Die ersten Minuten sind dabei besonders wichtig, weil Personaler oft schon sehr früh eine Vorentscheidung treffen. Wenn Sie also gleich zu Beginn einen guten Eindruck machen, wird Ihnen womöglich auch ein kurzes Herumdrucksen bei einer Frage verziehen. Umgekehrt haben Sie es wahrscheinlich trotz cleverer Antworten schwer, wenn Sie beim Kennenlernen distanziert oder unsicher auf Ihre Gesprächspartner gewirkt haben.
Sie können Ihr Wissen um die Signale der Körpersprache im Bewerbungsgespräch auch nutzen, um abzuschätzen, wie Ihre Gesprächspartner Sie finden. Wirken sie interessiert und angetan oder skeptisch und distanziert? Achten Sie zum Beispiel auf die Körpersprache der Hände: Zeigen sie in einer offenen Geste zu Ihnen, ist das ein gutes Zeichen. Dasselbe gilt, wenn der Oberkörper leicht nach vorne gebeugt ist.
Selbst bei einem Telefoninterview, bei dem Sie niemand sehen kann, spielt die Körpersprache eine wichtige Rolle. Wer bei dem Gespräch eine selbstbewusste Haltung einnimmt, fühlt sich sicherlich auch selbstbewusster. Selbst das Outfit wirkt sich auf das Selbstwertgefühl aus. Wer Jogginghose und ein Shirt mit Löchern trägt, weil ihn niemand sieht, tut sich womöglich schwerer mit einem professionellen Auftritt als ein Bewerber, der in Hemd, Anzughose und feinen Schuhen zu Hause sitzt.
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