Gehaltserhöhung: Diese Tipps ziehen beim Chef

Eine Gehaltserhöhung ist für Mitarbeiter immer eine schöne Sache – für den Chef dagegen eher weniger. Doch es gibt durchaus Gründe und vor allem Tipps für die Gehaltsverhandlung, die es dem Arbeitgeber ein wenig einfacher machen, tiefer in die Tasche zu greifen. Daher sollten Sie optimal vorbereitet sein, um eine Gehaltserhöhung zu verhandeln. Wie das funktioniert, lesen Sie hier.

Ein Mann fragt bei seiner Chefin nach einem Gespräch zur Gehaltserhöhung

Der Zeitpunkt: Wann sollte ich nach einer Gehaltserhöhung fragen?

Beim Geld hört die Freundschaft auf – was soll denn Ihr Chef dann zu einer Gehaltserhöhung sagen? Denn in aller Regel zählt man den direkten Vorgesetzten oder gar Unternehmenslenker nicht zu dem engeren Freundeskreis. Aus diesem Grund ist ein gutes Timing bei der Gehaltserhöhung umso wichtiger. Denn ein schlechter Zeitpunkt für die Forderung nach mehr Gehalt führt meist dazu, dass Sie das Vorhaben gleich beerdigen können.

Wann lohnt es sich also, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen? Folgende Situationen oder Termine bieten sich dabei an:

  1. Nach einigen Monaten mit mehr Verantwortung: Unter Umständen hat Ihnen ihr Vorgesetzter in letzter Zeit andere und weitere Aufgaben übertragen. Das ist zunächst natürlich positiv zu bewerten. Denn offensichtlich geht er davon aus, dass Sie diese Aufgaben auch schaffen können. Und wenn Ihnen das tatsächlich über einen Zeitraum von mehreren Monaten gelungen ist, könnte die Zeit reif sein, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Immerhin haben Sie in den letzten Monaten beweisen, dass Sie ein wertvoller Mitarbeiter für das Unternehmen sind.
  2. Nach einem erfolgreichen Projekt: Haben Sie in letzter Zeit erfolgreich an einem Projekt mitgearbeitet oder es sogar geleitet, könnte das ebenfalls ein guter Zeitpunkt sein. Nach dem Abschluss haben Sie nämlich ein gewichtiges Argument parat, warum Ihr Chef Ihnen mehr Geld zahlen sollte. Sie haben schließlich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen.
  3. Während des Jahresgesprächs: Ein Klassiker für die Frage nach einer Gehaltserhöhung ist das Mitarbeiter- oder Jahresgespräch. Idealerweise bereiten Sie ihren Chef ein paar Tage vorher schon darauf vor, dass Sie das Gehalt verhandeln möchten. Dafür bietet sich meist eine kurze Mail an.

Daneben gibt es noch weitere Zeitpunkte, die sich mal mehr, mal weniger anbieten, um das Gehalt zu verhandeln:

  • Gehaltsverhandlung nach Probezeit: Eigentlich dürfte der Zeitpunkt nach der Probezeit etwas zu kurz sein, um nach mehr Gehalt zu fragen. Denn nach der Probezeit sind Sie gerade einmal sechs Monate im Unternehmen. Auf der anderen Seite bieten viele Arbeitgeber an, nach diesem Meilenstein noch einmal das Gehalt neu zu verhandeln.
  • Gehaltserhöhung nach einem Jahr: Wenn Sie dagegen nach einem Jahr nach mehr Gehalt fragen, sind Sie immerhin schon sechs Monate länger im Unternehmen. Einigen Arbeitgebern ist allerdings auch diese Zeitspanne zu kurz, um sich einen guten Überblick über die Performance zu verschaffen. Viele Arbeitgeber möchten daher erst nach 24 Monaten erneut über die Bezahlung sprechen. Vielleicht gehören Sie aber zu den glücklichen Arbeitnehmern, die schon nach einem Jahr das Gehalt neu verhandeln können. Hören Sie sich doch einfach im Kollegenkreis um, wie normalerweise die Intervalle im Betrieb sind.

Schlechter Zeitpunkt für eine Gehaltserhöhung

Aus dem gerade Gesagten ergibt sich im Umkehrschluss auch, wann der Zeitpunkt besonders schlecht ist, um nach einer Gehaltserhöhung zu fragen:

  • Nach einem vergeigten Projekt oder Projektstart: Wenn das Projekt oder eine andere Aufgabe so richtig in die Hose gegangen ist, wird Ihr Chef Sie dafür ziemlich sicher nicht mit mehr Gehalt belohnen.
  • Kurz nach der Einstellung: Wer schon wenige Monate nach seiner Einstellung nach mehr Gehalt fragt, zeichnet ebenfalls kein gutes Bild von sich. Schließlich ist der gesamte Bewerbungsprozess noch nicht so lange her. Warum haben Sie nicht schon dort nach mehr Gehalt gefragt?
  • In wirtschaftlich schwierigen Zeiten: Wenn Ihr Arbeitgeber Kurzarbeit angemeldet hat oder gar Stellen abbauen muss, sollten Sie sich ebenfalls verkneifen, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Denn weder dürfte das Geld dafür da sein, noch macht es einen guten Eindruck, wenn Sie in einer derartigen Situation eine Gehaltserhöhung fordern.

Tipps für die Gehaltserhöhung: Argumente für mehr Geld

Nehmen wir an, Sie haben den richtigen Zeitpunkt für Ihre Frage nach mehr Gehalt gefunden. Dann geht es nun darum, Ihren Chef davon zu überzeugen, dass er zukünftig etwas mehr Geld am Monatsende überweist. Aber wie soll das gelingen? Probieren Sie doch einmal unsere Tipps für mehr Gehalt aus:

Mit Leistung punkten

Arbeitgeber zahlen am liebsten dann mehr Geld, wenn sie das Gefühl haben, dafür auch etwas zu bekommen. Wenn Sie also mit guter oder sehr guter Leistung überzeugen konnten, tragen Sie das Ihrem Chef vor. Ganz nach dem Motto: Tu Gutes und sprich darüber!

Dazu sollten Sie Ihre Erfolge aus dem vorausgegangenen Zeitraum möglichst genau auflisten. Das hat den Vorteil, dass Sie nicht lange überlegen müssen, sondern ganz klar und strukturiert die Gehaltsverhandlung führen können.

Folgende Anhaltspunkte können Ihnen dabei helfen, Ihre Erfolge zusammenzutragen:

  • Haben Sie Verbesserungsvorschläge gemacht, die zu optimierten Prozessen im Unternehmen geführt haben?
  • Konnten Sie Neukunden akquirieren, die zu mehr Umsatz für das Unternehmen beitragen?
  • Haben Sie Fort- oder Weiterbildungen absolviert und können nun andere Aufgaben im Unternehmen übernehmen?
  • Welche anderen Erfolge konnten Sie erzielen, die sich für das Unternehmen positiv auswirken?

Marktwert kennen

Bevor Sie eine Gehaltserhöhung fordern, sollten Sie einen klaren Überblick über die Marktsituation haben. Andernfalls laufen Sie Gefahr, sich ins Aus zu katapultieren. Mitarbeiter, die mit völlig falschen Vorstellungen in die Gehaltsverhandlung gehen, werden nicht das gewünschte Ergebnis erzielen.

Das gilt übrigens in zwei Richtungen. Sind Ihre Gehaltswünsche viel zu hoch, wird Ihr Chef Sie nicht erfüllen können, sind sie dagegen zu niedrig, lassen Sie sich unter Umständen mehr Geld durch die Lappen gehen.

Verschaffen Sie sich daher vor dem Gespräch um eine Gehaltserhöhung einen Eindruck davon, wie viel in Ihrer Branche und mit Ihrer Berufserfahrung in der Regel bezahlt wird. Davon können Sie ruhig um einige Prozent nach oben abweichen – Sie wollen schließlich ausreichend Verhandlungsspielraum haben.

Durchschnittliche Bezahlungen in Ihrer Branche können Sie zum Beispiel hier herausfinden:

  • Internetseite des Statistischen Bundesamtes
  • Branchenverbände mit ihren Webseiten
  • Gehaltstabellen im Netz
  • eigene Erkundigungen in sozialen Netzwerken

Ablauf kennen

Übrigens hilft Ihnen nicht nur die Kenntnis um Ihren Marktwert dabei, die Gehaltsverhandlung gewinnbringend zu führen. Sie sollten auch mit dem Ablauf einer Gehaltsverhandlung und dem Spielraum bei einer Gehaltserhöhung vertraut sein.

Idealerweise machen Sie das erste Angebot für die Gehaltserhöhung – und das darf ruhig etwas höher ausfallen. Das hat nämlich einen psychologischen Vorteil: den Anker-Effekt. Der besagt, dass wir ganz unbewusst nach einem Anhaltspunkt suchen, wenn wir den Preis für ein Produkt – oder in Ihrem Fall für die Gehaltserhöhung – nicht kennen. Interessanterweise orientieren wir uns dabei an vollkommen willkürlichen Zahlen, die wir vorher gehört haben.

Wenn es Ihnen also gelingt, ein hohes Gebot für Ihr künftiges Gehalt abzugeben, kann sich das auszahlen – und zwar wortwörtlich. Sie sollten allerdings darauf achten, dass es nicht irrwitzig hoch ist. Andererseits können Sie auch das versuchen – wenn Sie es mit dem nötigen Humor verpacken. Letzten Endes kommt es nur darauf an, dass Ihr Chef ein möglichst hohes Gebot hört. Ob Sie es ernst meinen oder nicht, spielt zunächst keine Rolle.

Alternativen bereithalten

Vielleicht möchte Ihr Chef Ihnen ja mehr Geld zahlen, er hat aktuell aber nicht die Mittel dazu. Auch für diesen Fall sollten Sie gerüstet sein und ein paar weitere Vorschläge parat haben.

Denn eine Gehaltserhöhung muss nicht immer bedeuten, dass Sie mehr Gehalt bekommen. Denkbar sind auch andere Gehaltsbausteine, die sich für Sie positiv auswirken können. Dazu zählen:

  • Zuschuss zu Fahrtkosten oder Ticket für ÖPNV
  • Zuschuss zu den Kosten für Kinderbetreuung
  • Zuschuss zu den Kosten für das Fitnessstudio
  • Diensthandy, das auch privat genutzt werden darf
  • Dienstwagen, der auch privat genutzt werden darf
  • Aktien des Unternehmens
  • Mitarbeiterrabatte für produzierte Waren oder Dienstleistungen

Vorteil für Ihren Arbeitgeber: Er kann diese Dinge häufig steuerlich geltend machen. Sie kosten ihn daher nicht so viel Geld wie eine „echte“ Gehaltserhöhung. Auf der anderen Seite sollten Sie aber daran denken, dass Sie diese variablen Bausteine als geldwerten Vorteil versteuern müssen. Trotzdem kann sich ein derartiger Kompromiss für beide Seiten auszahlen.

Höhe der Gehaltserhöhung: Wieviel kann ich verlangen?

Sofern Sie nicht gerade zu den Arbeitnehmern gehören, die einem Tarifvertrag unterliegen und ohnehin vielleicht pro Jahr mit einer Gehaltserhöhung rechnen können, haben Sie im Prinzip die Höhe Ihres Gehalts selbst in der Hand. Allerdings gibt es natürlich auch hier Richtwerte. Ausgehend von Ihrem aktuellen Gehalt können Sie im Schnitt mit einer Gehaltserhöhung von drei bis zehn Prozent rechnen – sofern Sie auf Ihrer aktuellen Position bleiben.

Sollten Sie dagegen mehr Verantwortung im Unternehmen übernehmen und auf eine neue Position wechseln, ist auch mehr drin. Mit etwas Glück können Sie in diesem Fall sogar mit fünfzehn Prozent mehr Gehalt rechnen. Aber wie gesagt: Wie hoch Ihre Gehaltserhöhung schlussendlich ausfällt, hängt von vielen Faktoren ab. Letztlich auch von Ihrem Verhandlungsgeschick.

Bildnachweis: skyNext / Shutterstock.com

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