Streitschlichtung: Wie Sie mit einem Konflikt im Team umgehen

Konflikte im Team sind für alle Beteiligten belastend und auch für Unternehmen ein Nachteil, denn die Produktivität der Beschäftigten kann darüber ebenso leiden wie die Mitarbeiterbindung. Ein rechtzeitiges Eingreifen ist also wichtig, wenn sich ein Konflikt entwickelt. Streitschlichtung kann dabei ein Weg sein, wieder Frieden zu schaffen. Hier erfahren Sie, wie es zu Konflikten im Team kommen kann und was Sie tun können, um sie beizulegen.

Zwei Menschen streiten sich, eine Frau versucht dabei die Streitschlichtung

Konflikte im Team: Warum es so wichtig ist, Konflikte zu lösen

Konflikte sind zwar im menschlichen Zusammensein oft nicht zu vermeiden, aber sicherlich wünscht sich niemand, in einen Konflikt mit anderen zu geraten. Besonders belastend ist die Situation häufig, wenn es jemanden am Arbeitsplatz betrifft. Solche Personen muss man oft ständig sehen und ist immer wieder an das Problem erinnert. Das gilt insbesondere, wenn es jemanden im unmittelbaren Team betrifft, mit dem man eng zusammenarbeiten muss.

Arbeitnehmer, die einen Konflikt mit einem Kollegen oder dem Vorgesetzten haben, können dadurch die Freude am Job verlieren. Oft graut es ihnen schon morgens vor der Arbeit. Solche belastenden Gedanken können gesundheitliche Auswirkungen haben: Die Betroffenen können beispielsweise häufig krank sein, womöglich schlafen sie schlecht, haben Magen-Darm-Probleme oder Rückenschmerzen. Löst sich der Konflikt nicht rasch auf, drohen langfristig Folgen wie Burnout oder Depressionen.

Unter solchen Umständen sind die Betroffenen naturgemäß oft nicht mehr voll leistungsfähig. Ihre Produktivität kann also sinken. Schlimmstenfalls betrifft das nicht nur einen Mitarbeiter, sondern noch weitere, die den Konflikt mitbekommen oder ebenfalls involviert sind. Das Betriebsklima kann sich dadurch merklich verschlechtern, was dazu führen kann, dass der Krankenstand steigt oder mehr Mitarbeiter die Firma verlassen. Bleibt ein solcher Konflikt bestehen, leidet auch der Ruf des Unternehmens darunter. Für das Employer Branding und die Arbeitgebermarke ist das keine gute Nachricht, denn wenn sich die Unzufriedenheit der Mitarbeiter herumspricht, werden weniger Fachkräfte bei diesem Arbeitgeber arbeiten wollen.

Aus all diesen Gründen ist es wichtig, dass Konflikte sich gar nicht erst verfestigen können. Je früher sie gelöst werden, desto besser – für die involvierten Personen, die Kollegen und den Arbeitgeber.

Wie kommt es zu Konflikten und Streit im Team?

Eigentlich ist es eine ganz normale Sache: Wo Menschen viel Zeit mit anderen Menschen verbringen (müssen), können Konflikte entstehen. Manche Reibereien können schnell wieder ad acta gelegt werden, während andere Konflikte sich ohne gezielte Streitschlichtung ausweiten und verfestigen. Zu Problemen im zwischenmenschlichen Bereich kann es zum Beispiel durch Unterschiede in der Persönlichkeit der Beteiligten kommen. Vielleicht gibt es auch unterschiedliche Vorstellungen zur besten Vorgehensweise, zu Zielen oder Wertvorstellungen.

Grundsätzlich können Konflikte am Arbeitsplatz persönlicher Natur sein oder inhaltlich auf eine bestimmte Sache bezogen sein, zu der die Beteiligten unterschiedliche Auffassungen haben. Auch die Umstände können Konflikte begünstigen oder aber ihre Entstehung unwahrscheinlicher machen. Angenommen, in einer Firma ist der Arbeitsalltag von Druck, Hektik und Stress geprägt. Dann sind die Mitarbeiter sicherlich gereizter und können schneller empfindlich reagieren. Oder vielleicht ist die Stimmung im Team allgemein schlecht, weil die Arbeitsbedingungen suboptimal sind oder weil ein Personalabbau geplant ist.

Oft ist es der Führungsstil des Vorgesetzten, der Konflikte zwischen Kollegen oder zwischen dem Chef und Mitarbeitern begünstigt. Manchmal werden Konflikte im Team bewusst in Kauf genommen, wenn zum Beispiel Vorgesetzte einen Wettbewerb unter ihren Mitarbeitern fördern, um sie zu Höchstleistungen anzutreiben. Öfter aber kommt es ungewollt durch das Verhalten von Führungskräften zu Konflikten. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn ein Chef unrealistische Ziele vorgibt, die für die Mitarbeiter viel Stress bedeuten. Oder wenn der Chef sich unfair, cholerisch oder in einer anderen Art und Weise, die in der Belegschaft als negativ empfunden wird, verhält. Dann leidet darunter früher oder später das Betriebsklima, was Konflikte im Team wahrscheinlicher macht. 

Diese Anzeichen deuten auf Konflikte im Team hin

Dass es einen Konflikt im Team gibt, lässt sich oft schnell feststellen – zumindest, wenn man genau hinsieht. Manche Konflikte sind so ausgeprägt, dass sie offensichtlich für alle sind, die mit den beteiligten Personen zu tun haben. Bei anderen Konflikten sind die Anzeichen subtiler. Dazu können zum Beispiel die folgenden Indizien zählen:

  • spürbar schlechte Laune bei einzelnen Personen oder im ganzen Team
  • offene Anfeindungen
  • offener Streit
  • spitze Kommentare, etwa in Meetings
  • Mitarbeiter fallen sich ins Wort
  • ein rauer Umgangston
  • auffälliges Schweigen, wenn bestimmte Mitarbeiter anwesend sind
  • ablehnende Körpersprache bestimmter Mitarbeiter
  • nachlassende Leistungen
  • ein höherer Krankenstand
  • eine hohe Mitarbeiterfluktuation
  • eine Ausgrenzung von einzelnen Mitarbeitern oder eine generell starke Grüppchenbildung
  • Lästereien
  • Vorenthalten von Informationen
  • Fälle von Mobbing

Fallbeispiel: Konflikt im Team – so könnte er aussehen

Zur Verdeutlichung hier ein Beispiel dafür, wie ein Konflikt im Team aussehen könnte. Zwei Kollegen haben Streit, weil einer der beiden neidisch auf den Erfolg des anderen ist. Dieser Konflikt besteht schon länger und ist bei der kürzlichen Beförderung des einen noch stärker ausgebrochen. Neulich gab es sogar einen offenen Schlagabtausch in einem Meeting, das die Kollegen und auch der Chef mitbekommen haben. Seither reden die beiden Streithähne kein Wort mehr miteinander. Sie gehen sich aus dem Weg, reden aber jeweils schlecht über den anderen mit Kollegen, so dass inzwischen auch das Betriebsklima durch den Konflikt der beiden Kollegen belastet ist.

Streitschlichtung: Wie kann man Konflikte im Team lösen?

Wenn Konflikte im Team entstanden sind, ist es für Arbeitgeber wichtig, den Streit zu schlichten. Ein Weg, Teamkonflikte zu lösen, kann eine mehr oder weniger formelle Streitschlichtung sein. Streitschlichtung ist auch als Mediation bekannt. Dabei geht es darum, einen Konflikt möglichst zufriedenstellend für alle Beteiligten zu lösen. Streitschlichtung läuft in mehreren Phasen ab:

  1. Es werden Grundregeln aufgestellt für den Umgang miteinander. Es wird zum Beispiel vereinbart, dass die Kollegen (oder andere Personen) sich ausreden lassen, dass man sachlich bleibt und niemand andere anfeindet oder beleidigt. Solche Regeln sind auch zur Prävention von Streit und Konflikten am Arbeitsplatz hilfreich.
  2. Man spricht miteinander: Alle Beteiligten schildern, wie sie den Konflikt wahrnehmen und einschätzen und wie sie sich dabei fühlen. Dabei kommen alle Beteiligten gleichermaßen zu Wort und hören einander zu.
  3. Im letzten Schritt geht es darum, tragfähige Kompromisse zu finden: Gemeinsam erarbeiten die Beteiligten eine Lösung, auf die sich alle einigen können.

Grundsätzlich ist es wichtig, dass Arbeitgeber frühzeitig eingreifen, wenn sie bemerken, dass ein Mitarbeiter Streit mit Kollegen oder auch Streit mit dem Chef hat. Als verantwortliche Führungskraft sollten Sie sich in so einem Fall erstmal einen Überblick über die Lage verschaffen, und zwar aus möglichst neutraler Quelle. Was ist passiert, wo liegt das Problem, wie ist es entstanden? Welche Faktoren spielen eine Rolle, inwieweit tragen die Umstände zur Verfestigung des Konflikts bei?

Prävention macht Streitschlichtung überflüssig

Bei einer Streitschlichtung sollten alle Beteiligten involviert werden. Es ist wichtig, dass die Beteiligten miteinander ein sachliches, klärendes Gespräch führen. Dabei sollte es nicht darum gehen, Vorwürfe zu äußern oder sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben, sondern durch ein konstruktives Gespräch Lösungsansätze zu finden. Das Ziel ist es, mögliche Kompromisse auszuloten. Gemeinsam werden dann Zielvereinbarungen festgehalten, an die die Beteiligten gebunden sind. In besonders schwerwiegenden Fällen kann es sinnvoll sein, einen erfahrenen Experten zur Streitschlichtung hinzuzuziehen, um langfristige Konfliktlösungen im Team zu erarbeiten. 

Unternehmen sollten nicht darauf warten, dass es zu Streit am Arbeitsplatz kommt. Konfliktprävention sollte in jeder Firma eine hohe Priorität haben. Das kann zum Beispiel eine gesunde Streitkultur betreffen, in der abweichende Meinungen offen geäußert werden – aber in einer Art und Weise, die trotz aller Differenzen respektvoll ist. Es betrifft auch das Verhalten von Vorgesetzten: Sie sollten offen für Anliegen ihrer Mitarbeiter sein und gezielt Feedback erbitten. Es ist sinnvoll, regelmäßig anonyme Mitarbeiterbefragungen durchzuführen. Gleichzeitig müssen Führungskräfte feinfühlig für Stimmungen im Team sein. So fällt ihnen frühzeitig auf, wenn sich ein Konflikt anbahnt.

Streit mit Kollegen: So verhalten Sie sich richtig

Vielleicht gibt es einen Kollegen, mit dem Sie nicht gut können oder mit dem Sie sogar schon aneinandergeraten sind. Wie verhält man sich richtig, wenn man Stress mit einem Kollegen hat? Es kommt natürlich darauf an, wie ausgeprägt der Konflikt ist. Ganz wichtig ist, dass Sie immer sachlich bleiben, auch wenn Sie innerlich genervt oder wütend sind. Lassen Sie sich das nicht anmerken – das ist nicht professionell und hat am Arbeitsplatz nichts zu suchen. Wenn Sie merken, dass Sie Ihre Emotionen nur schwer unterdrücken können, dann verlassen Sie im Zweifel die Situation, bis Sie sich beruhigt haben.

Manche Konflikte bestehen, weil die betroffenen Personen einfach durch ihre Persönlichkeiten nicht gut miteinander harmonieren. Manchmal ist es nicht nötig, darüber zu sprechen. Wenn es zum Beispiel im Team jemanden gibt, den Sie einfach nicht mögen und am liebsten meiden, dann ist das eben so. Ein Gespräch würde kaum etwas ändern. In vielen Fällen ist es hingegen die beste Lösung, mit dem Kollegen ein offenes Gespräch zu führen.

Wenn Sie mit einem Kollegen über den Konflikt sprechen, dann ist es wichtig, dass das im richtigen Rahmen geschieht. Vereinbaren Sie am besten einen Gesprächstermin, an dem Sie beide die nötige Zeit und Ruhe haben. Sie sollten dabei ungestört sein. Nun geht es darum, dass Sie und Ihr Kollege jeweils schildern, wie Sie die Situation erleben. Seien Sie offen, verhalten Sie sich freundlich und machen Sie dem anderen keine Vorwürfe. Wenn Sie kein konstruktives Gespräch führen können, haben Sie nicht den richtigen Zeitpunkt gewählt.

Lassen Sie sich nicht dazu hinreißen, schlecht über Ihren Kollegen zu sprechen oder hinter seinem Rücken über ihn zu lästern. Das verhärtet den Konflikt nur, außerdem können Sie andere in den Konflikt hineinziehen. Falls ein Gespräch mit Ihrem Kollegen nicht die erwünschte Besserung gebracht hat, können Sie erwägen, zu Ihrem Chef zu gehen. Dort schildern Sie das Problem dann sachlich, ohne den anderen schlechtzumachen.

Streit mit dem Vorgesetzten: An wen kann man sich wenden?

Noch belastender als ein Konflikt mit einem Kollegen ist Streit mit dem Chef. Diese Beziehung ist von einem Machtungleichgewicht geprägt, und wenn der Chef schlecht auf Sie zu sprechen ist, kann Ihnen das eine ganze Reihe von Nachteilen bescheren. Nichtsdestotrotz haben Sie natürlich auch in diesem Fall Optionen. Sie können sich zum Beispiel an den Betriebsrat wenden, wenn es in Ihrer Firma einen gibt. Der Betriebsrat fungiert dann als eine Art Streitschlichtungsstelle und geht der Sache nach, um zwischen Ihnen und dem Vorgesetzten zu vermitteln.

Bei einem Konflikt zwischen einer Führungskraft und Mitarbeitern ist auch die Personalabteilung ein Ansprechpartner. Dasselbe gilt für einen höherrangigen Vorgesetzten – vielleicht gibt es im Unternehmen ja jemanden in höheren Positionen, zu dem Sie ein gutes Vertrauensverhältnis haben. Wenn es um Streitschlichtung in der Ausbildung geht, können Sie sich auch immer an Ihren Betreuer in der Firma wenden. 

Bildnachweis: fizkes / Shutterstock.com

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