Choleriker: So gehen Sie mit cholerischem Verhalten um
Privat oder beruflich mit einem cholerischen Menschen zu tun zu haben kann anstrengend sein. Man weiß schließlich nie, wann der nächste Wutausbruch droht. In diesem Artikel erfahren Sie, an welchen Merkmalen Sie einen Choleriker erkennen, welche Ursachen der Jähzorn haben kann und wie Sie auf cholerisches Verhalten am besten reagieren können.
Choleriker: Bedeutung des Begriffs
„Der ist ein echter Choleriker.“ Einen solchen Satz hat wohl jeder schon einmal gehört, aber was genau ist mit einem Choleriker gemeint? Was hat das Wort cholerisch für eine Bedeutung? Es geht dabei um einen Typ Mensch mit einer bestimmten Charaktereigenschaft – er oder sie neigt zu plötzlicher, rasender Wut. Der Begriff Choleriker leitet sich in der Wortherkunft vom lateinischen Wort „cholericus“ für „gelbgallig“ beziehungsweise dem altgriechischen Wort „cholerikos“ für „gallig“ ab.
Ein Choleriker ist ein Mensch, der sehr leicht erregbar ist. Er neigt zu jähzornigem Verhalten, das durch plötzliche Wutanfälle geprägt ist. In der Temperamentenlehre, einem inzwischen als überholt geltendem wissenschaftlichen Persönlichkeitsmodell, war der Choleriker einer der vier grundlegenden Temperamententypen. Bei diesem Modell wurde ein Mensch in bestimmte Kategorien eingeteilt, je nachdem, welcher Körpersaft bei ihm vorherrschend ist – beim Choleriker war das die gelbe Galle.
Welche Merkmale hat ein Choleriker?
Woran erkennt man einen Choleriker? Vielleicht haben Sie einen Kollegen oder den Chef im Verdacht, ein Choleriker zu sein. Oder Sie befürchten, dass Sie selbst cholerische Züge haben. Dann ist es hilfreich, zu wissen, welche Merkmale ein Choleriker hat. Typisch für Choleriker ist, dass sie ihre Emotionen und ihr Verhalten schlecht unter Kontrolle haben. Sie sind impulsiv und neigen zu jähzornigem Verhalten. Schon leichte Reize können ausreichen, um einen Choleriker richtig aus der Haut fahren zu lassen. Diese leichte Erregbarkeit führt zu häufigen Wutanfällen, die oft in keinem Verhältnis zur auslösenden Situation stehen.
Die Wut eines Cholerikers ist ungehemmt und nicht zu übersehen. Viele Choleriker neigen dazu, anderen Menschen oder bestimmten Umständen die Schuld für ihr Verhalten zu geben. In vielen Fällen reagieren sie nicht nur wütend, sondern auch aggressiv. Das kann mit körperlichen oder verbalen Attacken auf andere einhergehen, aber sich auch so äußern, dass der Choleriker Gegenstände durch die Gegend wirft oder kaputtmacht. Manche Choleriker möchten andere dominieren und sie durch ihre Wutattacken kleinhalten.
Cholerische Charakterzüge sind nicht immer negativ. Mit ihnen können auch Eigenschaften einhergehen, die von anderen positiv wahrgenommen werden. Typisch für viele Choleriker sind etwa ein starker Wille und eine große Entschlossenheit, Leidenschaft und Entscheidungsfreude, viel Energie und Begeisterungsfähigkeit. Choleriker sind oft mitreißend und im Job leistungsstark, weshalb sie so oft in Führungspositionen zu finden sind.
Wie kann cholerisches Verhalten aussehen?
Wichtig zu wissen: Das cholerische Verhalten kann sich generell zeigen, aber es kann auch auf bestimmte Situationen oder Personen beschränkt sein. Manche Choleriker haben etwa in der Familie regelmäßig Wutanfälle, im Job jedoch nie. Ein Choleriker muss außerdem kein Mann sein. Viele Menschen denken bei überschäumender Wut zwar automatisch an Männer, aber auch Frauen können cholerische Züge haben.
Cholerisches Verhalten kann zum Beispiel so aussehen, dass ein Arbeitnehmer bei einem Meeting von einem Kollegen kritisiert wird und darauf unverhältnismäßig wütend reagiert. Oder ein Mitarbeiter macht einen Fehler und der cholerische Chef rastet aus – vielleicht schlägt er mit der flachen Hand auf den Tisch oder setzt zum wutentbrannten Sermon vor versammelter Mannschaft an. Oder stellen wir uns eine Frau vor, die sauer auf ihren Partner ist und in ihrer Wut Porzellan zu Bruch gehen lässt. Auch sie könnte eine Cholerikerin sein.
Warum werden manche Menschen zum Choleriker?
Wenn ein Mensch ein Choleriker ist, kann das verschiedene Ursachen haben. Einerseits spielen die Gene eine wichtige Rolle, andererseits die Erziehung und Umwelt, die letztlich die Persönlichkeit eines Menschen formen.
Cholerische Menschen haben nicht gelernt, angemessen mit ihren negativen Gefühlen umzugehen. Sie nehmen Dinge schnell persönlich, fühlen sich schnell an die Wand gedrängt und reagieren dann übermäßig defensiv. Oft haben die Eltern und andere wichtige Bezugspersonen solchen Menschen nicht vorgelebt, wie man mit Gefühlen wie Wut oder Frust konstruktiv umgeht. Sie waren womöglich selbst jähzornig und das Kind hat das Verhalten übernommen.
Eine andere Frage ist, welche akuten Auslöser ein Wutanfall eines cholerischen Menschen hat. Oft handelt es sich um Situationen, in denen die Betroffenen das Gefühl haben, die Kontrolle verloren zu haben. Sie fühlen sich ohnmächtig oder haben das Gefühl, dass andere sie in die Enge treiben wollen, auch wenn das tatsächlich gar nicht der Fall ist. Weitere Faktoren, die ein cholerisches Verhalten begünstigen können, sind Unsicherheit, ein geringes Selbstwertgefühl und Überforderung.
Manche Betroffenen haben darüber hinaus narzisstische Züge. Sie reagieren dann etwa überempfindlich auf Kritik, weil diese ihr Selbstbild angreift. Dass selbst vermeintliche Lappalien einen veritablen Wutanfall auslösen können, kann auch damit zusammenhängen, dass sich negative Gefühle schon über einen längeren Zeitraum in den Betroffenen angestaut haben. Es braucht dann nicht viel, damit diese Emotionen aus den Betroffenen herausbrechen.
Tipps zum Umgang mit Cholerikern
Wenn man einen Choleriker im Umfeld hat, kann das anstrengend sein. Wie geht man mit so einer Person am besten um? Im privaten Bereich besteht oft die Möglichkeit, die Verbindung zu dieser Person zu kappen, wenn es sich nicht gerade um einen engen Angehörigen handelt. Im Beruf geht das nicht so einfach. Dort muss man lernen, mit den Betroffenen zu leben. Das ist nicht immer leicht, und besonders schwierig ist es, wenn es den Chef betrifft.
Was die beste Strategie im Umgang mit einem Choleriker am Arbeitsplatz ist, hängt von der Person, ihrer Persönlichkeit und ihrem konkreten Verhalten ab. Auch die Umstände sind entscheidend – zum Beispiel, in welchem Verhältnis Sie zu dieser Person stehen, wie die Hierarchie ist und wie gut Sie sich kennen.
Das sollten Sie im Umgang mit einem Choleriker nicht tun
Wenn Sie im Job mit einem Choleriker zu tun haben, sollten Sie einige Dinge nicht tun, um die Situation nicht unnötig eskalieren zu lassen oder sie anderweitig negativ zu beeinflussen. In erster Linie sollten Sie bei einem Wutanfall kein Öl ins Feuer gießen. Das heißt: Lassen Sie sich nicht auf hitzige Diskussionen ein, schlagen Sie nicht verbal zurück und provozieren Sie nicht.
Vorsicht ist auch bei Aussagen geboten, die beschwichtigen sollen: Sätze wie „Jetzt bleib‘ mal ruhig“ machen es meist nicht besser. Die Betroffenen sind mitten in einem Wutanfall meist nicht dazu in der Lage, ruhig zu sein. Ebenso wenig sollten Sie die andere Person für ihre aus Ihrer Sicht übertriebene Reaktion kritisieren. Der Betroffene sieht das naturgemäß anders; Ihre Kritik kann seine Wut noch weiter anfachen.
So können Sie die Situation positiv beeinflussen
Wenn ein Choleriker im Team einen Wutanfall hat, sollten Sie in erster Linie ruhig bleiben. Reden Sie möglichst sachlich mit der betroffenen Person. Wenn diese immer lauter wird, werden Sie leiser. Wenn die Situation zu explosiv ist, verlassen Sie sie. Falls es noch etwas zu klären gibt, tun Sie das später.
Wenn ein Kollege immer wieder durch seine cholerische Art auffällt, besteht eine einfache Lösung darin, ihn so gut es geht zu meiden. Wenn Sie nicht eng zusammenarbeiten, klappt das womöglich ganz gut. Wenn das nicht möglich ist, überlegen Sie im Einzelfall, welche Strategie sich am besten eignen könnte. Ein Ansatz kann darin bestehen, für die Auslöser der Wut Verständnis zu zeigen. Wenn der Choleriker sich verstanden fühlt, kann es sein, dass er sich beruhigt. Eine andere Taktik ist es, den Kollegen auf sein unangemessenes Verhalten anzusprechen, allerdings am besten nicht während eines Wutanfalls. Zeigen Sie sich souverän und selbstbewusst, bleiben Sie fair, aber machen Sie trotzdem klar, wie Ihre Einschätzung ist. Dabei sollten Sie darauf achten, die andere Person nicht anzugreifen, damit kein Streit entsteht.
Besonders knifflig ist die Situation, wenn der Chef ein Choleriker ist. Wegen des Machtgefälles können Sie dem Vorgesetzten nicht einfach Ihre Meinung sagen. Stattdessen ist es auch hier hilfreich, möglichst viel Abstand zu gewinnen. Lernen Sie, Dinge nicht persönlich zu nehmen, die der Chef in seiner Wut von sich gibt. Bestimmte Dinge können Sie auch ignorieren. Es kann guttun, mit Kollegen über die Situation zu sprechen, wenn es anderen auch so geht. Sie geben sich dann gegenseitig emotionalen Beistand und können gemeinsam überlegen, wie Sie dem unangenehmen Verhalten des Vorgesetzten am besten begegnen können.
Je nachdem, wie Ihr Verhältnis zu Ihrem Chef ist, kann ein persönliches Gespräch durchaus eine Option sein. Auch hier gilt: Bleiben Sie sachlich und schildern Sie Ihre Eindrücke, anstatt Vorwürfe zu machen. Wenn keine Besserung in Sicht ist, können Sie auch um eine Versetzung in ein anderes Team bitten oder sich an den Betriebsrat wenden. Hilft alles nichts, bleibt in manchen Fällen nur die Möglichkeit, sich einen anderen Arbeitgeber zu suchen.
Tipps zum Umgang mit Wutanfällen bei sich selbst
Vielleicht sind es nicht andere, die zu unkontrollierten Wutanfällen neigen, sondern Sie selbst. Auch das ist belastend, denn die wenigsten Choleriker wollen mit derart starken Emotionen reagieren – ganz zu schweigen davon, dass ihre cholerische Art Nachteile für sie haben kann. Ein zerstörerisches Naturell kann vieles kaputtmachen, buchstäblich und im übertragenen Sinn. Sie können dadurch die Beziehungen zu anderen Menschen schädigen und riskieren im Job einen schlechten Ruf, der Ihrer Karriere im Weg stehen kann.
Was kann man tun, wenn man zu cholerischen Anfällen neigt? In erster Linie ist es wichtig, dass Sie sich das Problem bewusstmachen. Vielen ist gar nicht klar, wie sie auf andere wirken und wie heftig ihre Reaktion tatsächlich ist. Seien Sie also selbstkritisch und offen für die Rückmeldung von anderen Menschen. Wenn Sie in einem Wutanfall unangemessen mit anderen Menschen umgegangen sind, sollten Sie mit diesen Personen sprechen, wenn Sie sich beruhigt haben. Sie können sich dann erklären und sich entschuldigen. So lassen sich manche Konflikte wieder aus der Welt schaffen.
Im zweiten Schritt ist es wichtig, dass Sie lernen, mit Ihrer Wut und anderen negativen Gefühlen konstruktiver umzugehen. Hilfreich kann dafür zum Beispiel Achtsamkeitsmeditation sein. Bei verfestigten Verhaltensstrukturen ist es aber meist besser, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Wenden Sie sich dazu an Ihren Arzt oder direkt an einen Therapeuten.
Analysieren Sie Ihre Wutanfälle
Es ist aufschlussreich, Wutanfälle zu analysieren. Was waren die Umstände? Wer war beteiligt? Wie haben Sie sich gefühlt? Welchen akuten Auslöser gab es für Ihre Wut? Durch eine Analyse können Sie aus früheren Situationen lernen. Dieses Wissen hilft Ihnen auch dabei, sich einen Plan für den Ernstfall zurechtzulegen. Überlegen Sie sich, was Sie tun können, wenn Sie wütend werden. Sie können zum Beispiel ein Gespräch unterbrechen, fünf Minuten an die frische Luft gehen oder mit bestimmten Menschen Codewörter vereinbaren, mit denen Sie signalisieren, dass sich ein Wutanfall anbahnt.
Ganz grundsätzlich ist es wichtig, dass Sie Ihren Stress verringern. Wer ständig unter Strom steht, kann leichter getriggert werden. Achten Sie darauf, dass Ihnen neben dem Job genügend Zeit zur Erholung bleibt, schlafen Sie genug und ernähren Sie sich ausgewogen. Wahre Wunder kann auch Bewegung bewirken: Finden Sie eine Sportart, die Ihnen Spaß macht und bei der Sie überschüssige Energie loswerden können, und integrieren Sie sie in Ihren Alltag.
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