Konstruktive Kritik: So kritisieren sie positiv

Kritik zu üben, gehört im beruflichen Alltag dazu. Jedoch ist nicht alles, was als gut gemeinte Kritik daherkommt, auch so zu verstehen. Hin und wieder wird die Kritik wie ein Ratschlag verpackt, zielt aber letztlich darauf ab, den Kritisierten abzuwerten. Wie Sie positiv kritisieren und welche typischen Fehler Sie dabei vermeiden sollten, können Sie hier nachlesen.

Eine Frau im Meeting kann richtig kritisieren

Definition: Was versteht man unter Kritik?

Wenn jemand an Ihnen Kritik übt, dann beurteilt er Ihr Verhalten, Ihre Entscheidungen, Verhaltensweisen oder Ihre Leistung. Kritik kann einerseits subjektiv sein, also auf der Grundlage ganz individueller Vorstellungen ablaufen. Andererseits gibt es auch objektive Maßstäbe, die zur Kritik herangezogen werden können. Auch diesem Grund ist es zum Beispiel möglich, Literatur oder Filme professionell und nachvollziehbar zu bewerten und zu kritisieren.

Im beruflichen Kontext bezeichnet man Kritik auch gern als Feedback. Das hat einen nachvollziehbaren Grund: „Feedback“ klingt weitaus weniger schlimm und eher nach gut gemeinten Ratschlägen. Dem Begriff „Kritik“ dagegen haften häufig eher negative Implikationen und Assoziationen an. Dabei ist Kritik gar nicht per se negativ oder gar destruktiv.

Die Formen der Kritik

Kritik kommt in unterschiedlichen Ausprägungen vor. Vorgesetzte oder Mitarbeiter, die ihre Kollegen kritisieren möchten oder müssen, sollten die verschiedenen Formen kennen und entsprechend anwenden.

  1. Konstruktive Kritik: Im Arbeitsalltag ist es die konstruktive Kritik, die man sich wünscht. Dabei werden zwar Leitungen oder Verhaltensweisen einer anderen Person bewertet, jedoch ist diese Form der Kritik nie abwertend. Vielmehr geht es dem Kritisierenden darum, seinem Gegenüber dabei zu helfen, besser zu werden und zukünftig Fehler zu vermeiden. Konstruktive Kritik wird daher wertschätzend formuliert und respektvoll vorgetragen.
  2. Destruktive Kritik: Bei der destruktiven Form des Feedbacks geht es einzig und allein darum, den Gegenüber systematisch abzuwerten. Sie verfolgt nie das Ziel, zur persönlichen Entwicklung des Kritisierten beizutragen, sondern dient eher dazu, dass sich der Kritiker selbst aufwertet, indem er sein Gegenüber abwertet.
  3. Positive Kritik: Bei der positiven Kritik sehen wir, dass der Begriff Kritik in erster Linie neutral zu verstehen ist. Kritik bedeutet nämlich einfach nur, dass wir bestimmte Dinge bewerten. Das Urteil kann dabei sowohl positiv als auch negativ ausfallen. Ein Lob oder eine Bestätigung sind in diesem Sinne als positive Kritik zu verstehen. Die Leistung eines Mitarbeiters konnte überzeugen und ist es daher wert, besonders positiv hervorgehoben zu werden.
  4. Negative Kritik: Negative Kritik wiederum ist das Gegenteil der positiven Kritik – sollte jedoch nicht automatisch mit destruktiver Kritik gleichgesetzt werden. Es kommt auf die Art und Weise an, wie negative Kritik geäußert wird. Möglich ist zum Beispiel, dass der Vorgesetzte die Leistung eines Mitarbeiters tadelt. Der Mitarbeiter hat eine schlechte Leistung erbracht und wird darauf hingewiesen. Jedoch kann negative Kritik auch konstruktiv sein. Kritisiert der Vorgesetzte nicht nur, sondern zeigt gleichzeitig einen Lösungsansatz auf, hilft das dem Mitarbeiter dabei, den Fehler in Zukunft zu vermeiden. Ist die Kritik dagegen verletzend und abwertend formuliert, sind wir wieder im Bereich der destruktiven Kritik.

Beispiele für konstruktive und destruktive Kritik

Sollten Ihnen die Ausführungen zu den verschiedenen Arten der Kritik zu pauschal sein, möchten wir Ihnen ein paar Beispiele für konstruktive und destruktive Kritik geben:

Konstruktive Kritik äußert man zum Beispiel so richtig:

  • Ich bin nicht ganz damit einverstanden, wie Sie XY angegangen sind. Wie fänden Sie es, wenn wir uns zukünftig für folgendes Vorgehen entscheiden…
  • Ich habe bemerkt, dass Sie in der letzten Präsentation XY gemacht haben. Das ist zwar eine gute Idee, ich würde es jedoch noch besser finden, wenn Sie in Zukunft…
  • Ich schätze wirklich sehr an Ihnen, dass… Trotzdem möchte ich heute auf einen Vorfall zu sprechen kommen, der verbesserungswürdig ist. Es wäre von Vorteil, wenn Sie beim nächsten Mal …

Destruktive Kritik zeigt sich zum Beispiel folgendermaßen:

  • Ich habe Ihnen doch schon tausendmal gesagt, dass Sie … !
  • Wie ist denn das schon wieder passiert?
  • Warum machen Sie immer den gleichen Fehler?
  • Es wäre wirklich besser, wenn Sie in Zukunft besser aufpassen würden.
  • Seien Sie bitte still und hören Sie ausnahmsweise mal zu!

Kritik richtig äußern: So kann es gelingen

Gehen wir davon aus, dass Sie konstruktiv Kritik üben möchten, da Ihnen daran gelegen ist, dass andere Menschen aus ihren Fehlern lernen können. Der gute Vorsatz, andere Personen mit der Kritik nicht persönlich anzugreifen, ist bereits der erste Schritt in die richtige Richtung. Sie können aber noch mehr tun, wenn Sie konstruktive Kritik richtig äußern möchten:

  1. Seien Sie konkret: Mit abstrakter und aus dem Zusammenhang gerissener Kritik kann niemand etwas anfangen. Wenn Sie Kritik üben möchten, die Ihrem Gegenüber hilft, sollten Sie dies an konkreten Beispielen tun. Bleiben Sie dabei sachlich und schildern Sie den Vorgang objektiv. Wenn Sie die emotionale Ebene so weit wie möglich aus der Kritik heraushalten, wird es dem Kritisierten leichter fallen, sie anzunehmen.
  2. Nutzen Sie Ich-Botschaften: Ich-Botschaften sind eine wichtige Voraussetzung dafür, dass der Kritisierte die Kritik gut annehmen kann. Das können Sie zum Beispiel so machen: „Ich würde mir wünschen, wenn Sie mich in Zukunft bei Gesprächen nicht unterbrechen würden. Ich fühle mich sonst nicht ernst genommen und herabgesetzt.“ Diese Form der Kritik wirkt ganz anders, als die Du-Botschaft, die zum Beispiel so aussehen würde: „Sie unterbrechen mich ständig, wenn ich mitten im Gespräch bin. Ihnen scheint meine Meinung egal zu sein.“
  3. Nennen Sie positive Aspekte: Wenn es viel zu kritisieren gibt, sollten Sie außerdem versuchen, ein paar positive Aspekte zu nennen. Auch das hilft dem Kritisierten dabei, dass er die Kritik besser annehmen kann. So merkt er nämlich, dass nicht alles schlecht ist, sondern lediglich einige Teilbereiche seines Verhaltens oder seiner Leistung kritikwürdig sind. Andere Dinge hat er dagegen gut gemeistert und sich dafür ein Lob, also positive Kritik, verdient. Besonders bewährt hat sich, wenn Kritiker einen positiven Einstieg in das Feedback-Gespräch suchen. Das macht den Gegenüber aufnahmebereiter für die konstruktive Kritik, die gleich folgen wird.
  4. Nehmen Sie die Position Ihres Gegenüber ein: Versuchen Sie immer sich in die Situation des Kritisierten hineinzuversetzen. Wie würden Sie reagieren, wenn Sie mit Ihrer Kritik konfrontiert werden würden? Würde es Ihnen leichtfallen, die Kritik zu akzeptieren? Oder löst die Art und Weise, wie Sie Kritik äußern eher aus, dass Sie sich dagegen wehren und in eine Verteidigungsstellung gehen?
  5. Üben Sie Kritik in kleinem Kreis: Auch der Rahmen, in dem Kritik geäußert wird, ist entscheidend. Wer vor versammelter Belegschaft kritisiert wird, muss sich verteidigen. Schließlich möchte man vor den Kollegen nur ungern zugeben, dass man einen Fehler gemacht oder schlechte Leistung abgeliefert hat. Muss der Kritisierte viele geistige Ressourcen dafür verbrauchen, sich zu verteidigen, verfehlt die konstruktive Kritik eher ihr Ziel. Der Kritisierte kann sich gar nicht auf das eigentliche Feedback des Kritikers konzentrieren, da er sich rechtfertigen muss. Die gut gemeinten Verbesserungsvorschläge und Ratschläge des Kritikers verpuffen dann und mit ihnen die eigentlich konstruktiv gemeinte Kritik. Besser: Äußern Sie Kritik nur in ganz kleinem Rahmen, am besten unter vier Augen.

Typische Fehler: So kritisieren Sie richtig

Neben den Tipps und Hinweisen, wie Sie richtig kritisieren, möchten wir Ihnen auch die häufigsten Fehler nicht vorenthalten. Diese Dinge kommen immer wieder vor, wenn Kritik geübt wird, und tragen häufig dazu bei, dass die Kritik ihr Ziel verfehlt. Wenn Sie darauf achten, diese typischen Fehler zu vermeiden, wird Ihr nächstes Feedback-Gespräch erfolgreicher verlaufen.

  1. Sie kritisieren nicht zeitnah: Wer zu lange wartet, bis er die Kritik anbringt, verpasst eine wichtige Chance. Wenn der Fauxpas noch frisch ist, ist die Einsicht beim Kritisierten häufig größer.
  2. Sie kritisieren zu viel auf einmal: Kritik anzunehmen, ist für die meisten Menschen gar nicht so leicht. Das dürfen Sie nie vergessen und schon gar nicht mehrere Vorfälle auf einmal kritisieren. Das löst eher eine Abwehrhaltung beim Kritisierten aus – oder führt sogar dazu, dass sein Selbstwertgefühl unter der Kritik leidet. Selbst kritikfähige Kollegen können durch zu viel Kritik auf einmal in eine Abwehrhaltung verfallen.
  3. Sie verwenden Pauschalaussagen: „Sie machen das immer“ oder „Nie kann ich mich darauf verlassen, dass…“ Wer derartige Sätze in seiner Kritik äußert, wird damit nicht viel erreichen.

Bildnachweis: Konstantin Chagin / Shutterstock.com

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