Kritikfähigkeit: Kritik annehmen und daraus lernen

Kritikfähigkeit ist eine wichtige soziale Kompetenz, die uns das Miteinander entschieden erleichtern kann. Kein Wunder also, dass viele Arbeitgeber in Stellenausschreibungen Kritikfähigkeit von ihren Bewerbern fordern. Aber was ist darunter genau zu verstehen, welche Fehler werden immer wieder gemacht und wie kann ich meine Kritikfähigkeit verbessern? Hier lesen Sie die Antworten auf diese und weitere Fragen.

Ein Mann benötigt Kritikfähigkeit, da sein Boss ihn kritisiert

Definition Kritikfähigkeit: Was ist das überhaupt?

Kritikfähigkeit ist eine soziale Kompetenz und damit unter anderem im beruflichen Kontext sehr wichtig. Wer kritikfähig ist, ist in der Lage, Feedback von anderen Personen anzunehmen und angemessen darauf zu reagieren. Dazu gehört zunächst, die unterschiedlichen Arten der Kritik voneinander unterscheiden zu können. Kritik ist nämlich nicht per se schlecht oder zielt grundsätzlich darauf ab, den Kritisierten abzuwerten – das tut nur destruktive Kritik. Konstruktive Kritik dagegen hat zum Ziel, den Kritisierten bei seiner Entwicklung zu unterstützen. Auf beide Formen der Kritik können Personen, die über Kritikfähigkeit verfügen, jeweils anders reagieren: Konstruktive Kritik nehmen sie an, während sie destruktive Kritik so weit wie möglich von sich abperlen lassen.

Kritikfähigkeit bedeutet auf der anderen Seite aber auch, dass man in der Lage ist, Kritik an anderen zu üben. Und zwar so, dass sie diese nicht als verletzend, sondern als Bereicherung empfinden. Im günstigsten Fall beinhaltet die Kritik Verbesserungsvorschläge, um dazu beizutragen, dass die Kritisierten an der Kritik wachsen können. Kein Wunder also, dass Kritikfähigkeit als wichtige soziale Kompetenz in vielen Stellenausschreibungen gefordert wird.

Fehler im Hinblick auf die Kritikfähigkeit

Kritikfähigkeit ist also ein wichtiger Soft Skill im Berufsleben. Allerdings ist es nicht ganz einfach, Kritik anzunehmen. Denn wenn es sich um negative Kritik handelt, bedeutet das, zumindest kritisch mit der eigenen Leistung umgehen zu müssen – und das fällt den meisten Menschen recht schwer. So kommt es dazu, dass Personen immer wieder die gleichen Fehler machen, wenn es um Kritikfähigkeit geht. Folgende Fehler sollten Sie vermeiden:

  1. Kritik persönlich nehmen: Viele Personen scheitern daran, Kritik anzunehmen, weil sie die Kritik zu persönlich nehmen. Konstruktive Kritik zielt jedoch nicht darauf ab, Sie als Person zu beleidigen oder anzugreifen. Vielmehr soll ein bestimmtes Verhalten kritisiert werden.
  2. Nicht zuhören: Zur Kritikfähigkeit gehört auch, dass man in der Lage ist, zuzuhören. Damit ist ein konzentriertes Zuhören gemeint. Wer lediglich darauf wartet, dass der Kritiker aufhört zu reden, um sofort eine Rechtfertigung zu erwidern, hört nicht zu. Bei diesen Menschen kommt die Kritik überhaupt nicht richtig an. Damit lassen sie sich aber auch die Möglichkeit entgehen, an der Kritik zu wachsen und sich zu verbessern.
  3. Keine Nachfragen stellen: Zum guten Zuhören gehören auch Nachfragen. Wenn Sie sich unsicher sind, was Ihr Gegenüber an einer Situation oder einer Leistung kritisieren möchte, sollten Sie nachfragen. Nur wenn Sie verstehen, wo Ihr Fehler liegt oder was Ihr Gegenüber als verbesserungswürdig ansieht, können Sie von der Kritik profitieren.
  4. Sachliche Ebene verlassen: Auch der Kritisierende kann Fehler im Hinblick auf die Kritikfähigkeit machen. Wenn er nicht mehr sachlich argumentiert, sondern sein Gegenüber persönlich angreift, ist eine Grenze überschritten. Danach wird es schwierig, das Feedback konstruktiv zu übermitteln.
  5. Kritik im Affekt üben: Kritikfähigkeit bedeutet auch, sich genügend Zeit zu lassen und nicht überhastet Kritik zu äußern. Einige Personen neigen dazu, Ihre Kritik unmittelbar und unüberlegt zu äußern. Wenn sie jedoch selbst direkt betroffen sind, kann es schwierig sein, noch konstruktive Kritik auszuüben. Auch wenn es schwerfällt: Warten Sie lieber ab und üben Sie Kritik mit etwas Abstand. Das macht es letztlich für den Kritisierten einfacher, das Feedback für sich anzunehmen.

Kritikfähigkeit lernen: 5 Tipps zur Steigerung der Kritikfähigkeit

Einige der häufigsten Fehler in Bezug auf die Kritikfähigkeit haben wir bereits besprochen. Nun stellt sich die Frage, wie Sie an Ihrer Kritikfähigkeit arbeiten können. Das geht unter anderem mit folgenden Tipps:

  1. Kritik reflektieren: Selbstreflexion ist neben der Kritikfähigkeit eine soziale Kompetenz, die viele Personaler und Arbeitgeber fordern. Denn die Fähigkeit, das eigene Handeln kritisch zu reflektieren, ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung dafür, dass man sich verbessern kann. Nur wer die Möglichkeit akzeptiert, dass an der Kritik tatsächlich etwas dran ist, kann aus seinen Fehlern lernen und sich verbessern.
  2. Feedback selektiv annehmen: Kritikfähigkeit bedeutet auch, dass Sie zwischen gerechtfertigten und ungerechtfertigten Punkten unterscheiden können. Wenn Ihnen schon vor dem Feedback-Gespräch klar ist, dass Sie das Gesagte nicht komplett und vorbehaltlos akzeptieren müssen, fällt es Ihnen leichter, die Kritik zu reflektieren und daraus zu lernen.
  3. Auf Körperhaltung achten: Sie zeigen Kritikfähigkeit, wenn Sie offen in das Gespräch gehen. Das bezieht sich auch auf die Körperhaltung. Beispiele für Kritikfähigkeit und Körperhaltung: Achten Sie darauf, dass Sie die Arme nicht vor dem Körper verschränken. Diese Körperhaltung wird von vielen so interpretiert, als würden Sie sich gegen die Kritik verschließen. Kein guter Ausgangspunkt dafür, dass beide Seiten daran arbeiten, die Situation zu verbessern. Ein etwas zur Seite geneigter Kopf dagegen vermittelt dem Gegenüber, dass Sie gespannt zuhören und offen für das Feedback sind.
  4. Andere Sichtweise annehmen: Versuchen Sie auch nachzuvollziehen, warum Ihr Gesprächspartner diese Punkte an Ihnen kritisiert. Auch das kann Ihnen dabei helfen, Ihre Kritikfähigkeit zu trainieren. Vorgesetzte haben häufig eine andere Sichtweise auf bestimmte Handlungen oder Leistungen. Das kommt daher, dass Vorgesetzte die Verantwortung für mehrere Mitarbeiter sowie den Erfolg der Abteilung oder des Unternehmens tragen. Das führt dazu, dass sie manche Dinge anders bewerten als Mitarbeiter, die nur für sich selbst verantwortlich sind.
  5. Kritik positiv verstehen: Zu einer guten Kritikfähigkeit gehört auch die richtige Einstellung Kritik gegenüber. Versuchen Sie, Kritik positiv zu verstehen. Denn letztlich kann sie dazu beitragen, dass Sie Ihre beruflichen und sozialen Kompetenzen weiter ausbauen können.

Exkurs: Kritikfähigkeit im Bewerbungsgespräch

Wie wir gesehen haben, ist Kritikfähigkeit eine soziale Kompetenz, die sich im beruflichen Kontext auszahlen kann. Aus diesem Grund fragen viele Personaler häufig in Bewerbungsgesprächen danach. Zum Beispiel folgende Antwort ist denkbar, wenn Sie souverän auf die Frage nach Ihrer Kritikfähigkeit reagieren wollen:

„Wenn ich kritisiert werde, bin ich im ersten Moment natürlich nicht gerade erfreut. Ich versuche, mich davon aber nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Schließlich weiß ich, dass konstruktive Kritik mir dabei helfen soll, meine beruflichen und sozialen Kompetenzen auszubauen. Das weiß ich natürlich zu schätzen und bemühe mich daher, die Kritik anzunehmen und zu beherzigen.“

Sie können ruhig zugeben, dass Sie zunächst ein wenig damit zu kämpfen haben, wenn Sie kritisiert werden. Wohl kaum ein Mensch wird Luftsprünge machen, wenn ihm seine Fehler vor Augen geführt werden. Es ist daher wichtig, dass Sie das zugeben. Schließlich geht es im Bewerbungsgespräch auch immer um Authentizität.

Bildnachweis: Minerva Studio / Shutterstock.com

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