Manterrupting: So reagieren Sie richtig darauf

Es ist ein Phänomen, das viele Frauen regelmäßig erleben: die Rede ist vom Manterrupting. Gemeint ist die Tendenz vieler Männer, andere Menschen und insbesondere Frauen zu unterbrechen, wenn sie reden. Das ist nicht nur unhöflich, es kann für die unterbrochene Person auch äußerst frustrierend sein, nicht ausreden zu dürfen. Hier erfahren Sie mehr über Manterrupting und was Sie tun können, wenn andere Sie unterbrechen.

Ein Mann redet bei einer Frau dazwischen, dies ist ein Beispiel für Manterrupting

Manterrupting: Was ist das?

Manterrupting (auch: Manterruption) ist ein Begriff, der sich aus den englischen Wörtern „man“ für Mann und „interrupting“ für unterbrechen zusammensetzt. Wenn von Manterrupting die Rede ist, geht es darum, dass manche Männer dazu neigen, anderen ins Wort zu fallen – vor allem Frauen.

Von der Tendenz mancher Männer, andere nicht ausreden zu lassen, sind nicht nur Frauen betroffen. Männer unterbrechen sich auch gegenseitig. Nichtsdestotrotz: Studien zeigen immer wieder, dass Frauen häufiger unterbrochen werden als Männer. Das gilt im Privatleben ebenso wie am Arbeitsplatz, und auch bei Vorstellungsgesprächen dürfen Frauen einer Studie zufolge seltener ausreden als Männer.

Ein prominentes Beispiel für Manterrupting sind die Präsidentschaftsdebatten beim Wahlkampf in den USA: Als die demokratische Kandidatin Hillary Clinton vor der Präsidentschaftswahl 2016 in Rededuellen auf den republikanischen Kandidaten Donald Trump traf, unterbrach er sie immer wieder.

Wie verbreitet das Phänomen des Manterrupting tatsächlich ist, ist umstritten. Es scheint zwar tatsächlich so, dass es meist Männer sind, die Frauen nicht ausreden lassen. Neben der Tatsache, dass auch Männer vom Manterrupting betroffen sind, kommt jedoch hinzu: Frauen werden wohl allgemein häufiger unterbrochen als Männer. Einer Studie der George Washington University in Washington, D.C., aus dem Jahr 2014 zufolge allerdings nicht nur von Männern, sondern auch von anderen Frauen.

Warum neigen manche Männer dazu, andere zu unterbrechen?

Geht es darum, die Ursachen von Manterrupting zu finden, steht für viele schnell fest: Das sind Machtspiele. Männer wollen zeigen, wie wichtig sie sind und wo sie stehen – und unterbrechen Frauen deshalb ganz gezielt. Das mag auf manche Männer tatsächlich zutreffen, kann aber nicht als allgemeingültige Erklärung für Manterrupting herangezogen werden. Die Gründe für Manterrupting sind so individuell wie die Männer, die dieses Verhalten zeigen.

Vielen Männern dürfte gar nicht bewusst sein, dass sie andere unterbrechen. Somit geschieht Manterrupting auch längst nicht immer in voller Absicht. Manche Männer haben schlicht nicht die nötige Geduld. Sie tun sich schwer damit, zu warten, bis sie dran sind – und grätschen dann irgendwann einfach rein, wenn es ihnen nicht schnell genug geht. Das Bedürfnis, selbst etwas zur Unterhaltung beizutragen, ist bei Themen, die die Betroffenen sehr interessieren, oft besonders groß. Es kann aber auch sein, dass ein Mann etwas sagen möchte, aber die sprechende Person einfach keine Pausen macht, so dass der Mann irgendwann dazwischenredet.

Hinter Manterrupting kann bei manchen Männern der Drang stecken, sich selbst reden zu hören oder besonders wichtig zu erscheinen. Im beruflichen Kontext kann es auch sein, dass ein Mann die vage geäußerte Idee eines anderen mit seiner Unterbrechung fortführt, weil er selbst die Lorbeeren dafür ernten möchte.

Wer es nicht anders gewohnt ist, unterbricht andere eher

Manche Männer halten ihren eigenen Gedanken für wichtiger als den der sprechenden Person – oder sie hören gar nicht wirklich zu, weil sie nur ihre eigenen Ideen im Kopf haben und es gar nicht abwarten können, sie zu äußern. Dass Frauen überdurchschnittlich häufig unterbrochen werden, kann auch andere Gründe haben: es kann mit ihrer Stimme zusammenhängen. Die weibliche Stimme ist höher und damit weniger raumgreifend als die von Männern. Das kann die Hemmschwelle für eine Unterbrechung senken. Außerdem sind manche Frauen zurückhaltender, wenn sie Ideen äußern. Wer zaghaft auftritt, wird eher unterbrochen.

Nicht zuletzt kann die Tendenz mancher Männer, andere zu unterbrechen, auch damit zusammenhängen, wie sie es selbst in ihrer Familie erlebt haben. Wer schon als Kind gewohnt war, dass er selbst oder andere in der Familie unterbrochen werden, hält das womöglich als Erwachsener für ganz normal – und realisiert wahrscheinlich gar nicht, wie unhöflich sein Verhalten sein kann.

Welche Folgen Manterrupting haben kann

Manterrupting bleibt für die, die unterbrochen werden, nicht ohne Folgen. Eine Person, der mitten im Satz jemand reingrätscht, empfindet das wahrscheinlich als negativ. Sie fühlt sich womöglich übergangen, nicht respektiert oder glaubt, dass das, was sie gesagt hat, nicht wichtig genug war. Manterrupting ist deshalb nicht nur unhöflich, es kann auch die Beziehung zwischen den Beteiligten verschlechtern. In einem beruflichen Kontext kann das negative Auswirkungen auf das Betriebsklima insgesamt haben.

Manterrupting signalisiert der unterbrochenen Person, dass man ihre Aussagen für nicht wichtig oder interessant genug hält, um bis zum Schluss zuzuhören. Im Gegenteil: Man legt mit solchen Unterbrechungen nahe, dass man selbst es besser weiß – und es mehr verdient hat, gehört zu werden. Das mag nicht die Intention der unterbrechenden Person sein, aber so kann es auf andere wirken.

Nicht zuletzt schadet jemand, der andere unterbricht, nicht nur der anderen Person und der Beziehung zu ihr. Es kann auch anderen Beteiligten negativ auffallen, zum Beispiel Kollegen oder dem Chef. Vor Dritten – etwa Kunden oder Geschäftspartnern – kann ein solches Verhalten besonders problematisch sein, weil es nicht professionell wirkt und auch keine Sympathien weckt. Die Stellung der unterbrochenen Person kann zudem unterminiert werden.

Wie kann man auf Manterrupting reagieren? Tipps & Strategien

Es ist kein schönes Gefühl, von anderen unterbrochen zu werden – vor allem, wenn es immer wieder passiert. Viele Betroffene fühlen sich durch Unterbrechungen besonders dann vor den Kopf gestoßen, wenn es Zeugen gibt, zum Beispiel bei einer Besprechung oder einem anderen Treffen in größerer Runde.

Was kann man bei Manterrupting tun? Wie reagiert man am besten darauf? Viele Frauen lassen eine Unterbrechung unkommentiert. Das sollten Sie jedoch nicht tun. Natürlich brauchen Sie nicht gleich ein Fass aufmachen, wenn Sie einmal unterbrochen werden und es unwahrscheinlich ist, dass die andere Person es böse gemeint oder überhaupt bewusst gemacht hat. Bei manchen Menschen ist es aber wichtig, ihnen Grenzen zu setzen, weil sie einem sonst immer wieder dazwischengrätschen oder weil die Art und Weise der Unterbrechung besonders unhöflich war. Welche Möglichkeiten Sie dabei haben, erfahren Sie hier.

Machen Sie es Ihren Zuhörern leicht, Ihnen zuzuhören

Die Art und Weise, in der jemand seine Gedanken ausformuliert, kann eine Unterbrechung wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher machen. Angenommen, Sie neigen dazu, sofort zu reden, ohne wirklich nachgedacht zu haben. Mitten im Satz stocken Sie dann womöglich, oder Sie holen unnötig lange aus, um Ihre Botschaft komplizierter als nötig zu transportieren. Das ist für Zuhörer schwierig. Je mehr Sie herumstottern und je mehr Pausen Sie machen, desto eher bieten Sie anderen die Möglichkeit, Sie zu unterbrechen. Sortieren Sie deshalb Ihre Gedanken, bevor Sie sprechen, und halten Sie sich dabei kurz.

Selbstbewusstsein stärken

Wer souverän auf andere wird, wird seltener Opfer von Manterrupting. Umgekehrt lädt eine Person, die zurückhaltend und zaghaft auftritt, andere aus Sicht mancher Menschen geradezu dazu ein, sie zu unterbrechen. Wer beim Sprechen unsicher wirkt, wird eher nicht dafür sorgen, dass andere ihm an den Lippen kleben. Falls Sie zu solchem Verhalten neigen, sollten Sie gegensteuern, indem Sie Ihr Selbstbewusstsein stärken. Arbeiten Sie auch an Ihrer Außenwirkung, zum Beispiel mit einer aufrechten Körperhaltung und einer tiefen, sicheren Stimmlage.

Die unterbrechende Person zur Rede stellen

Wenn jemand Sie unterbricht, müssen Sie das nicht einfach hinnehmen. Meist ist es besser, die andere Person zur Rede stellen. Das muss nicht unfreundlich klingen – Sie können einfach sagen: „Ich war noch nicht fertig und würde dich bitten, mich ausreden zu lassen“. Wenn die Unterbrechung besonders respektlos war, können Sie das auch konkret so benennen. Auf Manterrupting reagieren Sie am besten direkt in der jeweiligen Situation. Wenn Sie jedoch von einer bestimmten Person immer wieder unterbrochen werden, kann es sinnvoll sein, diese Person unter vier Augen darauf anzusprechen, was Sie von den Unterbrechungen halten.

Einfach weiterreden

Eine andere Strategie besteht darin, sich von einer Unterbrechung gar nicht groß stören zu lassen, indem Sie anschließend einfach weiterreden. Das ist allerdings nur bedingt hilfreich. Sie zeigen damit zwar, dass Sie sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen. Ständige gegenseitige Unterbrechungen sind jedoch keine gute Grundlage für ein gutes Miteinander. Am besten sprechen Sie deshalb später noch einmal mit der betreffenden Person über ihr Verhalten.

Das eigene Verhalten hinterfragen

Im Umgang mit Manterrupting ist es auch hilfreich, das eigene Verhalten selbstkritisch zu beleuchten. Werden auch andere ständig unterbrochen, oder nur Sie? Manche Menschen werden häufiger unterbrochen als andere, weil sie ständig reden, ohne viel zu sagen. Wer für ausschweifende, aber inhaltsleere Monologe bekannt ist, wird eher unterbrochen. Überlegen Sie auch, ob Sie ausreichende Pausen machen. Lassen Sie andere zu Wort kommen? Nicht zuletzt spielt auch Ihr eigenes Verhalten im Umgang mit Ihren Mitmenschen eine Rolle. Wenn Sie andere selbst dauernd unterbrechen, ist es kein Wunder, wenn es andere auch bei Ihnen tun. Achten Sie deshalb auf einen höflichen, respektvollen Umgang mit anderen.

Bildnachweis: Mangostar / Shutterstock.com

Nach oben scrollen