Lohndumping: Wann ist es gegeben und was kann man dagegen tun?

Von einem üppigen Lohn können viele Arbeitnehmer nur träumen. Zahlt der Arbeitgeber ein sehr geringes Gehalt, kann es sich um Lohndumping handeln. Für Betroffene hat ein Dumpinglohn zum Teil weitreichende Folgen. Aber ab wann spricht man überhaupt von Lohndumping? Welche Ursachen und Auswirkungen hat es – und wie können Beschäftigte sich gegen die geringe Bezahlung wehren? Darum geht es in diesem Artikel.

Eine Hand hält mehrere Geldscheine, ein Symbolbild für Lohndumping

Lohndumping: Definition

Viele Arbeitnehmer stehen finanziell gut da, weil sie für ihre Arbeit ein üppiges Gehalt bekommen, durch das sie sich ein komfortables Leben leisten können. Andere Beschäftigte bekommen zwar nicht ganz so viel Geld, haben aber trotzdem keine Geldsorgen. Und dann gibt es die Beschäftigten am unteren Ende des Gehaltsspektrums, die zum Teil trotz eines Vollzeitjobs nicht genügend Geld zum Leben haben. Sie sind häufig von Lohndumping betroffen.

Von Lohndumping hat wohl jeder schon gehört, aber wann genau ist davon die Rede? Der englische Begriff Dumping ist als Preisunterbietung zu verstehen, die auf wirtschaftliche Erwägungen des Arbeitgebers zurückzuführen ist. Beim Lohndumping versucht der Arbeitgeber also, die Gehälter seiner Mitarbeiter möglichst niedrig zu halten, um günstiger arbeiten beziehungsweise mehr Gewinn machen zu können.

Von Lohndumping ist meist die Rede, wenn ein Arbeitgeber deutlich weniger zahlt als es den Tariflöhnen entsprechen würde. Auch die ortsüblichen Löhne sind häufig ein Referenzpunkt bei der Frage, ob es sich um Lohndumping handelt oder nicht. Man geht davon aus, dass Lohndumping gegeben ist, wenn das Gehalt eines Beschäftigten ein Drittel weniger ausmacht als es ortsüblich ist.

Welche Gründe hat Lohndumping?

Lohndumping kann verschiedene Ursachen haben. Wenn Beschäftigte sehr geringe Löhne erhalten, geht das jedoch immer auf ein Kalkül des Arbeitgebers zurück. Er möchte an den Gehältern seiner Mitarbeiter sparen, um wirtschaftlicher arbeiten zu können und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Durch die Globalisierung hat sich das Problem des Lohndumpings verschärft. Das liegt einerseits daran, dass Unternehmen sich seither gegen deutlich mehr Konkurrenz als vorher behaupten müssen – ihre Wettbewerber sitzen schließlich nicht nur in anderen Teilen Deutschlands oder im nahen Ausland, sondern potenziell in der ganzen Welt. Wer zu hohe Ausgaben hat, ist nicht wettbewerbsfähig. Ein Ansatz, um die Kosten zu senken, stellen niedrigere Löhne dar.

Andererseits hat die Globalisierung auch dazu geführt, dass der Arbeitsmarkt internationaler geworden ist. Ausländische Arbeitskräfte sind oft deutlich billiger zu haben. Wo trotz niedriger Löhne genügend Nachfrage herrscht, um Jobs zu besetzen, gibt es für viele Arbeitgeber keinen Grund, ihren Mitarbeitern mehr Geld zu zahlen. Einheimische Arbeitskräfte haben dann vielfach nur die Wahl, einen Job nicht anzunehmen, wenn sie mit dem geringen Lohn nicht einverstanden sind.

Wo Lohndumping besonders ausgeprägt ist

Seit den 1990er Jahren ist der Niedriglohnsektor in Deutschland um knapp 60 Prozent gewachsen. Heute gibt es hierzulande mehr Niedriglohnjobs als in Ländern mit einer vergleichbaren Wirtschaftsleistung. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) definiert Niedriglohnsektoren als Bereiche, in denen der Lohn der Beschäftigten weniger als zwei Drittel des nationalen Durchschnitts ausmacht.

Wer in einem Niedriglohnsektor arbeitet, ist besonders häufig von Lohndumping betroffen. Wo die Löhne ohnehin niedrig sind, besteht schließlich ein entsprechend großes Risiko, dass Arbeitgeber sie noch weiter drücken möchten, um Geld zu sparen. Das Risiko von Dumpinglöhnen steigt außerdem, wenn ein Arbeitgeber nicht nach Tarif zahlt.

Lohndumping kann theoretisch Arbeitnehmer in allen Bereichen treffen. Praktisch kommt es aber in bestimmten Branchen und Berufen wesentlich häufiger vor als in anderen. Besonders häufig betroffen sind etwa Beschäftigte im Einzelhandel, der Gastronomie und Hotellerie, im Baugewerbe, in Bäckereien, im Großhandel sowie Friseure. Auch Paketzusteller bekommen häufig einen sehr niedrigen Lohn, vor allem, wenn sie formell selbständig sind und ihnen nach Abzug all ihrer Ausgaben nur sehr wenig Geld übrigbleibt.

Ohne Betriebsrat steigt das Risiko für Lohndumping

Überdurchschnittlich häufig von Lohndumping betroffen sind außerdem Frauen. Sie haben häufiger als Männer Jobs, die schlecht bezahlt werden. Im Jahr 2018 waren 61 Prozent der Beschäftigten in Niedriglohnsektoren weiblich. Frauen verdienen nicht nur häufig schlechter, sie schaffen es auch seltener, einen Niedriglohnsektor wieder zu verlassen und mehr Geld zu verdienen.

Das Risiko für Lohndumping ist außerdem besonders groß, wenn jemand einen Minijob ausübt. Minijobs werden häufig mit dem Mindestlohn abgegolten. Zugleich haben Minijobber eine schlechtere Stellung als Teilzeit- oder Vollzeitkräfte. Sie sind sozial kaum abgesichert. Weil sie nicht in die Arbeitslosenversicherung einzahlen, können sie nach einer Kündigung kein reguläres Arbeitslosengeld beantragen. Außerdem können sie sich von der Rentenversicherungspflicht befreien lassen – was viele Minijobber tun –, wodurch sie zwar unmittelbar mehr Geld haben, aber nicht für das Rentenalter vorsorgen. So kann es dann es später notwendig sein, dass sie als Rentner noch einen Job ausüben oder ihre Rente mit Sozialhilfe aufstocken müssen.

In vielen Unternehmen, in denen Arbeitgeber Dumpinglöhne zahlen, gibt es keinen Betriebsrat, der sich für die Rechte der Beschäftigten einsetzen könnte. Das verschärft die Lage oft zusätzlich, zumal viele Arbeitnehmer einen geringen Lohn eher hinnehmen, wenn sie befürchten müssen, dass sie ihren Job los sind, wenn sie etwas gegen das Lohndumping sagen.

Mögliche Auswirkungen von Lohndumping

Lohndumping kann gravierende Auswirkungen haben – und zwar ganz überwiegend negative, zumindest für die betroffenen Arbeitnehmer. Arbeitgeber, die ihren Beschäftigten Dumpinglöhne zahlen, sehen das naturgemäß anders.

Ein oft genutztes Argument dafür, dass die Vielzahl an Niedriglohnsektoren in Deutschland nicht ausschließlich etwas Negatives ist, betrifft die damit verbundenen Chancen für Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte.

Tatsächlich kann über schlecht bezahlte Jobs der (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtert werden, weil Arbeitgeber in manchen Bereichen Probleme haben, qualifiziertere Bewerber zu finden. Dadurch sind die Aussichten für Bewerber mit geringen Qualifikationen entsprechend besser. Allerdings ist der Einstieg in einen Niedriglohnbereich für die Betroffenen häufig eine Sackgasse: Den Sprung in einen besserbezahlten Job schaffen nur wenige.

Was Lohndumping für Beschäftigte bedeuten kann

Lohndumping stellt Beschäftigte häufig vor große Probleme. Das Geld reicht oft nicht, besonders, wenn eine Familie zu ernähren ist oder die Betroffenen in einer Großstadt mit hohen Mieten leben. Mitunter kommt es zu einer Erwerbsarmut und die Betroffenen müssen mit Bürgergeld aufstocken oder Wohngeld beantragen. Alternativ sind mehrere Jobs nötig, um ihre Kosten decken zu können.

Mangelt es chronisch an Geld, kann das die Lebensqualität der Betroffenen drastisch verringern. Oft herrschen ständig Geldsorgen. Geht dann noch ein teures Gerät kaputt, das ersetzt werden muss, gibt es oft keine Rücklagen, aus denen eine Reparatur oder eine Neuanschaffung bezahlt werden könnte. Auch die soziale Teilhabe ist in Gefahr, wenn jemand von Lohndumping betroffen ist. Ins Kino, zum Konzert oder Essen gehen – solche Dinge können sich viele Geringverdiener schlicht nicht leisten, von teuren Urlauben ganz zu schweigen.

Prekäre Jobs sind häufig nicht nur schlecht bezahlt, sondern auch von unattraktiven Arbeitsbedingungen geprägt. Die Beschäftigten gehen oft Tätigkeiten nach, die körperlich sehr anstrengend sind und ihre Gesundheit gefährden, oder sie üben monotone Arbeiten aus. Das kann die Zufriedenheit mit der eigenen Situation zusätzlich verringern – besonders, wenn keine Verbesserung der Lage in Sicht ist.

Ein weiteres Problem, das eng mit Lohndumping verknüpft ist, ist Altersarmut. Wer sein Erwerbsleben lang geringe Löhne verdient hat, hat im Alter wenig Geld – womöglich zu wenig Geld, um die eigene Existenz zu sichern. Die gesetzliche Rente reicht dann in vielen Fällen nicht aus. Um privat vorzusorgen, fehlen den Betroffenen aber die Mittel.

Gesellschaftliche Auswirkungen von Lohndumping

Arbeit muss sich lohnen – das war einer der Grundsätze, die zur Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 geführt haben. Seitdem ist der Mindestlohn sukzessive gestiegen.

Der Mindestlohn hat die Lage vieler Beschäftigter mit prekären Jobs zwar verbessert, aber es gibt nach wie vor viele Arbeitnehmer, die von ihrem Gehalt nicht leben können. Hinzu kommt, dass nicht jeder Arbeitgeber den gesetzlichen Mindestlohn zahlt, obwohl er es müsste. Das betrifft besonders Schwarzarbeit, kann aber auch mit unbezahlten Überstunden oder angerechneten Trinkgeldern zusammenhängen.

Deutschland ist zwar ein reiches Land, aber es ist auch ein Land mit großen Einkommensunterschieden. Durch Lohndumping könnte sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen, während die Mitte schwindet.

Was kann man als Arbeitnehmer gegen Lohndumping tun?

Für Beschäftigte ist ein Dumpinglohn zwar besser als gar kein Lohn, aber wirklich zufriedenstellend ist ein geringer Lohn für die meisten nicht. Nicht nur, dass es finanziell häufig an allen Ecken knapp ist – viele Arbeitnehmer, die von Lohndumping betroffen sind, empfinden ihre Bezahlung auch schlicht als unfair. Gibt es etwas, das man als Arbeitnehmer gegen Lohndumping tun kann?

Es kommt auf die Umstände an. Zahlt Ihnen Ihr Arbeitgeber ein geringes Gehalt, das aber den gesetzlichen Mindestanforderungen entspricht, haben Sie wenig Spielraum. Sie können zwar mit dem Arbeitgeber reden und Argumente dafür vorbringen, warum Sie eine Gehaltserhöhung verdient haben. Gerade in prekären Jobs ist das jedoch meist wenig aussichtsreich.

Manchmal ist eine berufliche Veränderung nötig

Alternativ bleibt Betroffenen meist nur, den Arbeitgeber oder den Job zu wechseln. Allerdings reicht das in vielen Fällen nicht aus – wer etwa in der Pflege arbeitet, bekommt woanders nicht zwangsläufig mehr Geld. Ist das niedrige Gehalt charakteristisch für den jeweiligen Beruf, kann nur eine grundlegende Veränderung zu einer echten Verbesserung führen.

Das kann bedeuten, dass Sie sich umschulen lassen oder weiterbilden, es kann aber auch bedeuten, noch einmal ganz von vorn anzufangen mit einem Studium oder einer Berufsausbildung. In manchen Fällen kann auch ein Quereinstieg ohne zusätzliche Qualifikationen möglich sein – wenn es im angestrebten Beruf einen Bewerbermangel gibt und Sie grundsätzlich passende Kompetenzen mitbringen.

In manchen Fällen ist Lohndumping mit einem gesetzeswidrigen Verhalten des Arbeitgebers verbunden. Dann haben Sie die Möglichkeit, sich an Aufsichtsbehörden zu wenden – zum Beispiel die „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“. Sie können gegebenenfalls auch gegen Ihren Arbeitgeber klagen, wenn er Ihnen nicht den Lohn zahlt, auf den Sie Anspruch haben.

Aber Vorsicht: Solche Schritte können das Arbeitsverhältnis belasten oder sogar dazu führen, dass Sie in der Firma keine Zukunft mehr haben. Dessen sollten Sie sich bewusst sein, bevor Sie entsprechende Wege gehen. Es ist in solchen Fällen sinnvoll, sich von einem Fachanwalt für Arbeitsrecht oder bei einer Beratungsstelle beraten zu lassen, bevor Sie etwas gegen Ihren Arbeitgeber unternehmen.

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