Arbeitslosigkeit sinnvoll nutzen: Was tun mit der freien Zeit?
Egal, ob Sie selbst gekündigt haben oder sich ein Arbeitgeber von Ihnen getrennt hat: Wer arbeitslos wird, hat auf einmal viel Zeit. Das gilt besonders, wenn das Ende der Arbeitslosigkeit nicht von vornherein absehbar ist. In solchen Fällen ist es – auch für Ihr psychisches Wohlbefinden – wichtig, dass Sie diese Lebensphase nutzen. Dann kann in der Arbeitslosigkeit eine Chance liegen. Hier finden Sie Ideen und Tipps für Arbeitslose, um während Ihrer Arbeitslosigkeit eine aktive Rolle einzunehmen.
In der neuen Lebenssituation ankommen
Von der Hektik des Alltags zu einem leeren Wochenplan: Es kann eine ganz schöne Umstellung sein, wenn ein Arbeitsverhältnis endet, ohne dass ein neues beginnt. Wenn jemand arbeitslos wird, sind damit oft viele Umstellungen verbunden. Das betrifft nicht nur den unmittelbaren Tagesablauf, der wahrscheinlich ganz anders aussieht als vorher. Es kann auch etwas am Selbstbild verändern, wenn man keinen Job mehr hat (und vielleicht auch nicht weiß, wie es beruflich weitergeht).
Bevor Sie voller Tatendrang einen neuen Lebensentwurf während der Arbeitslosigkeit schmieden, ist es deshalb wichtig, in Ruhe im Hier und Jetzt anzukommen. Nicht selten ist eine Kündigung ein Schock, der erst mal verarbeitet werden muss. Nehmen Sie sich dafür die nötige Zeit. Wenn Sie sich gründlich damit auseinandersetzen, was passiert ist, können Sie emotional daran reifen.
Dazu gehört auch, dass Sie Ihre neuen Umstände akzeptieren. Es bringt nichts, sich zu wünschen, es wäre anders gelaufen. Es ist, wie es ist. Verlangen Sie jedoch nicht zu viel von sich: Es kann dauern, sich umzugewöhnen. Lassen Sie die Gefühle zu, die Sie zu Beginn Ihrer Arbeitslosigkeit begleiten. Vielleicht empfinden Sie Trauer oder Wut, sind frustriert oder entmutigt. Setzen Sie sich mit solchen Emotionen ganz bewusst auseinander, um sie zu verarbeiten.
Wo wollen Sie hin?
Plötzlich arbeitslos zu sein, ist für viele eine Last. Es kann am Selbstbewusstsein kratzen, negative Gedanken zutage befördern, Sorgen und Stress auslösen. Dennoch: Versuchen Sie, die Arbeitslosigkeit als Chance zu sehen. Wenn noch kein neuer Job in Aussicht ist, haben Sie sicherlich sehr viel mehr Zeit als vorher. Diese Zeit können Sie nutzen, um sich mit Ihrer beruflichen Situation auseinanderzusetzen. Wenn nicht klar ist, was als Nächstes kommt, ist das eine Gelegenheit, zumindest gedanklich einmal alles auf den Kopf zu stellen. Nutzen Sie den Anlass, um Ihren beruflichen Weg, Ihre Ziele und Prioritäten im Leben zu hinterfragen.
Vielleicht stellen Sie dabei fest, dass Sie mit Ihrer beruflichen Richtung eigentlich schon länger nicht mehr glücklich sind. Vielleicht fällt Ihnen auf, dass Sie im Autopilot-Modus leben. Oder Sie bemerken, dass Sie das Ziel vor Augen schon vor einiger Zeit verloren haben. Genauso können Sie natürlich auch zu der Erkenntnis kommen, dass es eigentlich gut lief. Dass Sie da weitermachen wollen, wo Sie aufgehört haben. Auch das ist eine wichtige Erkenntnis.
Wenn Sie sich während der Arbeitslosigkeit Zeit für Selbstreflexion nehmen, können Sie ganz bewusst Entscheidungen für Ihre berufliche Zukunft treffen. Es ist dann wahrscheinlicher, dass Sie sich einen Job suchen, der Ihren Vorstellungen wirklich entspricht. Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie sich beruflich in eine etwas andere Richtung entwickeln möchten. Oder Sie realisieren, dass der Job zu viel Raum eingenommen hat – eigentlich möchten Sie sich stärker auf Ihre Familie konzentrieren. Das zu wissen, hilft Ihnen dabei, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen.
Während der Arbeitslosigkeit Qualifikationen aneignen
Vielleicht ist die Arbeitslosigkeit noch Neuland für Sie und Sie fragen sich: Was tun bei Arbeitslosigkeit? Es ist immer eine gute Idee, die freie Zeit sinnvoll zu nutzen. Wenn Sie nicht arbeiten, können Sie die Zeit in eine Weiterbildung stecken. Überlegen Sie, wo Ihnen Qualifikationen fehlen oder zumindest nützlich sein könnten.
Vielleicht möchten Sie ein Seminar oder einen Kurs besuchen oder sich im Selbststudium Wissen aneignen. Entscheidend ist nicht nur, was Sie interessiert. Es kommt in erster Linie darauf an, was in beruflicher Hinsicht sinnvoll ist. Welche Qualifikationen können Ihnen dabei helfen, Ihre beruflichen Ziele zu erreichen? Denken Sie nicht nur an Fachwissen und berufliche Fähigkeiten, sondern auch an Soft Skills und Sprachkenntnisse.
In welcher Form Sie sich während Ihrer Arbeitslosigkeit weiterbilden können, hängt auch davon ab, was eine Weiterbildung kosten würde und wie viel Geld Sie zur Verfügung haben. Fragen Sie beim Arbeitsamt nach, ob sich die Behörde an den Kosten beteiligen würde.
Kompetenzen erweitern, als Person wachsen
Sie sind arbeitslos – was tun mit der freien Zeit? Nutzen Sie die Arbeitslosigkeit, um Ihr berufliches und persönliches Profil zu optimieren. Sie können nicht nur Kurse besuchen, ein Fernstudium beginnen oder sich fortbilden, sondern sich auch gezielt mit Ihrer Persönlichkeitsentwicklung befassen.
Hierzu eignet sich zum Beispiel ein Coaching, Sie können aber auch Ratgeber, Blogartikel oder Beiträge in Foren lesen. Damit sich der Einsatz lohnt, sollten Sie zielorientiert vorgehen. Überlegen Sie dazu, wo Sie noch wachsen könnten. Vielleicht könnten Sie Ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern, mehr Selbstbewusstsein entwickeln oder konfliktfähiger werden. Wenn Ihnen klar ist, wo noch Luft nach oben ist, können Sie sich einen Plan machen.
Um in der Arbeitslosigkeit fachlich und menschlich zu wachsen, kann auch soziales Engagement eine lohnenswerte zeitliche Investition sein. Mit einem Ehrenamt können Sie Ihren Horizont erweitern, sich neue Kompetenzen aneignen und Ihre Soft Skills ausbauen. Nicht zuletzt geben Sie mit ehrenamtlichem Engagement etwas zurück – das kann bereichernd sein und Ihr Selbstvertrauen stärken.
Netzwerkpflege als Vorbereitung auf die Jobsuche
Wie gut es mit der Jobsuche aus der Arbeitslosigkeit heraus klappt, hängt auch davon ab, wen Sie kennen. Kontakte können sehr nützlich sein, um schnell wieder eine attraktive Stelle zu finden. Das gilt besonders dann, wenn Sie schon etwas länger arbeitslos sind. Ein unbekannter Arbeitgeber könnte bei einer größeren Lücke im Lebenslauf Vorbehalte haben. Haben Sie jedoch einen Fürsprecher, den der Arbeitgeber schätzt, wiegt die Arbeitslosigkeit weniger schwer.
Um Beziehungen nutzen zu können, müssen Sie Ihre Kontakte pflegen. Damit sollten Sie nicht erst beginnen, kurz bevor Sie jemanden um einen Gefallen bitten möchten. Die Person könnte sich sonst ausgenutzt fühlen. Bemühen Sie sich lieber regelmäßig darum, den Kontakt zu halten – so haben Sie im Bedarfsfall bessere Karten.
Die Pflege Ihres Netzwerks ist zum Beispiel über persönliche Kontakte, Anrufe und E-Mails möglich. Auch die Vernetzung auf Karriereportalen wie Xing oder LinkedIn kann ein probater Weg sein. Genauso wichtig wie die Pflege von bestehenden Bekanntschaften ist es, neue Kontakte zu knüpfen. Diese können sich zum Beispiel auf besagten Karriereplattformen ergeben, ebenso auf beruflichen Events und Messen.
Vielleicht gibt es Menschen, die Sie aus den Augen verloren haben, zum Beispiel frühere Mitschüler, Kommilitonen oder Kollegen. Scheuen Sie sich nicht, sich mit diesen Personen wieder zu vernetzen. Soziale Netzwerke können dafür hilfreich sein, Sie können aber auch direkt Kontakt aufnehmen – etwa mit einer E-Mail, einem Anruf oder auch einer Karte.
Während der Arbeitslosigkeit um die eigene Gesundheit kümmern
Arbeitslos und trotzdem glücklich – geht das? Für viele Betroffene ist die Arbeitslosigkeit eine schwierige Phase. Die freie Zeit, nach der man sich während der Berufstätigkeit noch so gesehnt hatte, kann schnell zur Last werden. Besonders mental macht es vielen zu schaffen, dass sie keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Nicht wenige Arbeitslose empfinden ihre Arbeitslosigkeit als Makel: Sie fühlen sich gegenüber Erwerbstätigen minderwertig. Belastend kann auch die Zukunftsangst sein, die Arbeitslose entwickeln können. Wer versucht, schwierige Gefühle mit Fast Food, Alkohol oder anderen Drogen zu betäuben, setzt schnell auch seine körperliche Gesundheit aufs Spiel.
Es ist wichtig, während einer Phase der Arbeitslosigkeit auf sich zu achten. Eine gesunde Lebensweise schützt nicht nur Ihre Gesundheit. Sie ist auch der Grundstein für positive Stimmung und die nötige Energie, die Sie brauchen, um Ihre berufliche Zukunft zu planen. Achten Sie auf ausreichend Schlaf, bewegen Sie sich regelmäßig und ernähren Sie sich gesund. Förderlich für Ihre mentale Gesundheit sind auch soziale Kontakte. Treffen Sie sich mit Freunden oder telefonieren Sie mit Angehörigen. Haben Sie Spaß mit Menschen, die Ihnen nahestehen, oder reden Sie sich Ihre Sorgen von der Seele.
Arbeitslos: Den Tag strukturieren
Wenn Sie als Arbeitsloser Stress haben, entwickeln Sie Maßnahmen, um diesen Stress zu bewältigen. Dazu können sich Techniken wie Meditation, Yoga oder Autogenes Training eignen. Sie können auch Sport machen, spazieren gehen oder beim Kochen mit guter Musik entspannen. Entscheidend ist, dass Sie etwas finden, das beruhigend und ausgleichend auf Sie wirkt. Nutzen Sie die Arbeitslosigkeit, um Ihren Hobbys und Interessen nachzugehen. Das sorgt für schöne Momente und erhöht damit auch Ihre Widerstandskraft.
Es kann sehr hilfreich sein, den leeren Tagen in der Arbeitslosigkeit eine neue Struktur zu geben. Wenn Ihr Alltag einem gewissen Plan folgt, kann Ihnen das Halt geben. Bauen Sie nützliche und wohltuende Aktivitäten in Ihren Wochenplan ein. So sorgen Sie dafür, dass wichtige Dinge erledigt werden, und nehmen sich zugleich bewusst Zeit für Dinge, die Ihr Leben bereichern.
Finanzielles: Mit Finanzplanung Sicherheit schaffen
Die Arbeitslosigkeit ist oft eine Phase der finanziellen Unsicherheit. Nicht nur, dass Sie ohne Job mit einem womöglich deutlich verringerten Einkommen leben müssen. Sie wissen auch nicht, wie es weitergeht. Ob Sie bald einen gut bezahlten Job finden, kann Ihnen niemand sagen. Grund genug, sich in der Arbeitslosigkeit mit Ihren Finanzen zu befassen.
In erster Linie ist es wichtig, dass Sie überlegen, wie Sie Ihren Lebensunterhalt sichern können. Dabei können Rücklagen helfen, ebenso ein Partner, der Sie finanziell über Wasser hält. Vielleicht können Sie sich auch Geld von Angehörigen borgen. Informieren Sie sich darüber, auf welche staatlichen Unterstützungsleistungen Sie Anspruch haben. Arbeitslosengeld oder Bürgergeld ist nicht die einzige Transferleistung, die Ihnen zustehen kann. Gegebenenfalls kommen weitere Sozialleistungen und finanzielle Hilfen in Betracht. Lassen Sie sich diesbezüglich im Zweifel beraten.
Viele Arbeitslose müssen den Gürtel enger schnallen. Wenn Sie sparen müssen oder wollen, kann ein Haushaltsplan ein nützliches Instrument sein. Es kann schon helfen, alle Ausgaben akribisch aufzuschreiben, zum Beispiel in einer Excel-Tabelle. So haben Sie den Überblick und können Sparpotenzial aufdecken. Sie können die verschiedenen Kategorien – zum Beispiel Lebensmittel, Tanken oder Ausgaben für Kinder – auch mit einem Limit versehen. Das zwingt Sie, besser mit Ihrem Geld zu haushalten.
Überprüfen Sie, ob Sie hier und da sparen können, indem Sie sich für einen günstigeren Handytarif entscheiden oder Versicherungen kündigen. Tipp: Wenn Sie weniger mit dem Auto unterwegs sind als vor der Arbeitslosigkeit, informieren Sie die Versicherung über die verringerte Fahrleistung. Dadurch sinkt der Versicherungsbeitrag.
Mentale Stärke in der Arbeitslosigkeit entwickeln
Arbeitslos zu sein, kann die mentale Stärke von Menschen auf die Probe stellen. Viele Betroffene entwickeln gleich eine ganze Reihe negativer Gefühle, zum Beispiel Unzufriedenheit, Wut, Frust oder Hoffnungslosigkeit. Es ist zwar wichtig, allen Gefühlen Raum zu geben, statt sie im Keim ersticken zu wollen. Allerdings nützt es Ihnen wenig, wenn Sie sich übermäßig auf die negativen Aspekte fokussieren. Mit einer positiven Einstellung ist die Arbeitslosigkeit leichter zu ertragen, Sie können eher neues Selbstvertrauen schöpfen und sich für die Jobsuche motivieren.
Wie kann man in der Arbeitslosigkeit mentale Stärke entwickeln? Sie können sich ganz bewusst dafür entscheiden, die positiven Dinge in Ihrem Leben stärker wahrzunehmen. Vielleicht möchten Sie ein Dankbarkeitstagebuch führen oder sich abends am Abendbrottisch mit Ihrer Familie oder Ihren Mitbewohnern darüber austauschen, was an Ihrem Tag gut war. Solche Rituale können helfen, Ihren Blick generell stärker auf das Positive zu richten. Das wirkt dem Negativitätsbias entgegen: Menschen neigen dazu, negative Aspekte stärker wahrzunehmen als positive.
Resilienter werden können Sie auch, indem Sie sich auf Ihre Stärken besinnen. Machen Sie sich klar, was Sie gut können und wie widerstandsfähig Sie sind. Bestimmt haben Sie schon allerhand Herausforderungen gemeistert – warum sollten Sie das nicht auch in der jetzigen Situation schaffen? Setzen Sie sich Ziele, die Ihnen dabei helfen, sich weiterzuentwickeln. Diese Ziele sollten realistisch und ambitioniert zugleich sein. Größere Vorhaben können Sie in mehrere Schritte einteilen. Dadurch haben Sie schneller Erfolgserlebnisse und das gute Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Das motiviert Sie, dranzubleiben.
Fazit: Arbeitslosigkeit muss keine verlorene Zeit sein
- In der Arbeitslosigkeit herrschen oft negative Gefühle vor. Auch das Selbstbewusstsein kann leiden. Hinzu kommen Zukunftssorgen: Wie und wann geht es beruflich weiter?
- Arbeitslosigkeit muss nichts rein Negatives sein, sondern kann auch eine Chance bergen. Betroffene können die freie Zeit nutzen, um sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln.
- Wer sich zusätzliche Qualifikationen aneignet, kann nicht nur seine Jobaussichten verbessern. Er sammelt auch Erfahrungen, mit denen er Lücken im Lebenslauf füllen kann.
- Es ist wichtig, sich mit möglichen negativen Gefühlen auseinanderzusetzen und auf die eigene mentale und körperliche Gesundheit zu achten.
- Wer die Arbeitslosigkeit nutzt, um mentale Stärke zu entwickeln, hat davon auch im späteren Joballtag Vorteile.
Bildnachweis: Zamuruew / Shutterstock.com