Konfliktfähigkeit trainieren: Wir sagen Ihnen, wie es am besten geht

Sie hören das Wort Konflikt und bekommen gleich negative Gefühle? Dann ist Ihre Konfliktfähigkeit womöglich ausbaufähig. Menschen mit einer gesunden Konfliktkompetenz haben es im Leben an vielen Stellen leichter. Oft gelingt es Ihnen eher, mit anderen gut auszukommen und ihre eigenen Ziele zu erreichen. Warum Konfliktbereitschaft so wichtig ist und wie Sie Konfliktfähigkeit als soziale Kompetenz trainieren können – hier erfahren Sie mehr.

Zwei Frauen schreien sich an, wie erlernt man Konfliktfähigkeit?

Konfliktfähigkeit: Definition und Merkmale

Was bedeutet Konfliktfähigkeit? Fangen wir mit der Definition des Begriffs Konflikt an. Laut Duden handelt es sich dabei um eine schwierige Situation, die zum Zerwürfnis führen kann und durch das Aufeinandertreffen widerstreitender Aussagen oder Interessen entstanden ist. In vielen Fällen geht es dabei um zwischenmenschliche Konflikte, zum Beispiel einen Streit mit dem Partner oder der besten Freundin oder eine angespannte Beziehung unter Kollegen. Ebenso gibt es aber auch Konflikte, bei denen andere Menschen keine Rolle spielen. Dann handelt es sich um innere Konflikte.

Konfliktfähigkeit gehört zu den sozialen Kompetenzen. Was zeichnet einen Menschen aus, der konfliktfähig ist? Wie genau sich Konfliktfähigkeit zeigt, ist von Person zu Person unterschiedlich. Typischerweise aber ist ein konfliktfähiger Mensch nicht konfliktscheu. Er geht Konflikten nicht aus dem Weg, sondern stellt sich ihnen, wenn es nötig ist. Das heißt nicht, dass er jeden Konflikt suchen oder austragen würde. Er kann vielmehr einschätzen, welche Konflikte sich nicht von selbst erledigen werden, und entwickelt eine Strategie, um diesen Konflikten angemessen zu begegnen.

Konfliktfähige Menschen denken lösungsorientiert

Dabei geht es immer darum, konstruktive Lösungen in Konflikten zu finden. Das Ziel ist nicht, dass sich eine Person durchsetzt und damit über die Bedürfnisse von anderen Menschen hinwegsetzt, sondern dass man gemeinsam eine tragfähige Lösung erarbeitet. Konfliktfähige Menschen sind häufig selbstbewusst und verstecken sich mit ihrer Meinung und ihren Ansichten nicht, sondern stehen dazu, wer sie sind und was sie denken. Ihr Selbstbewusstsein hilft ihnen dabei, gelassen zu bleiben, wenn sie mal mit anderen aneinandergeraten. Sie lassen sich nicht allzu leicht provozieren und neigen nicht zu emotionalen, impulsiven Reaktionen.

In Konflikte zu gehen fällt selbstbewussten Menschen leichter als anderen, weil sie keine Angst haben, dass andere sie deshalb ablehnen oder weniger mögen könnten. Konfliktfähige Menschen sind zugleich reflektiert: Sie analysieren ihr eigenes Verhalten und hinterfragen, wie ein bestimmter Konflikt entstehen konnte. Dabei können sie sich häufig gut in andere hineinversetzen. Ihr Einfühlungsvermögen hilft ihnen dabei, Kompromissvorschläge auszuloten. In Konflikten mit anderen sind sie an Lösungen orientiert und haben kein Interesse daran, sich in einen emotional motivierten Kleinkrieg mit anderen zu stürzen. Mit einer ausgeprägten Konfliktfähigkeit geht häufig auch Kommunikationsstärke einher. Das hilft Betroffenen dabei, Konflikte mit anderen rasch und für alle Seiten zufriedenstellend zu lösen, ohne dass die Situation eskaliert.

Was bedeutet Konfliktfähigkeit? Diese Beispiele machen es deutlich

Wie zeigt sich, ob Konfliktfähigkeit zu den sozialen Kompetenzen eines Menschen gehört? Das kann in verschiedenen Situationen und Umständen im privaten und beruflichen Kontext ersichtlich sein. Um nur einige Konfliktfähigkeit-Beispiele zu nennen:

  • Ein Vorgesetzter hat einen Mitarbeiter, der ihm seine Position neidet. Er gibt immer wieder spitze Kommentare von sich, die die Befähigung der Führungskraft für ihren Job in Zweifel ziehen. Anfangs geht der Chef über dieses Verhalten hinweg. Als es aber immer wieder zu entsprechenden Vorfällen kommt, spricht er seinen Mitarbeiter unter vier Augen darauf an und macht ihm klar, dass er dieses Verhalten nicht länger tolerieren wird. Was er nicht tut: sich provozieren lassen oder vor anderen ausrasten.
  • Zwischen zwei Kollegen schwelt ein latenter Konflikt, weil der eine auf den anderen eifersüchtig ist. Er hat das Gefühl, dass der Chef den anderen mehr wertschätzt und offen bevorzugt. Er bekommt mehr Geld, mehr Chancen, und selbst sein Büro ist schöner. Die Konfliktfähigkeit der eifersüchtigen Person könnte sich in so einer Situation daran zeigen, dass sie erkennt, dass das Problem nur in ihrem Kopf existiert, und lernt, ihrerseits damit umzugehen. Es könnte aber auch sinnvoll sein, den Chef offen auf das Thema anzusprechen, wenn es wirklich Grund zur Annahme gibt, dass ein Kollege ohne guten Grund bevorzugt wird.
  • In einer Beziehung gibt es ungelöste Konflikte: Einen der Partner stören bestimmte Dinge, es wird aber nicht ausgesprochen. Der andere Partner bemerkt, dass etwas nicht stimmt, und spricht seinen Partner darauf an. In diesem Gespräch verhält er sich sachlich und lösungsorientiert; er zeigt keine emotionalen Reaktionen und macht keine Vorwürfe.
  • In einem Team geht es darum, wie ein bestimmtes Vorhaben am besten angegangen werden sollte. Im Team gibt es dazu unterschiedliche Meinungen. Ein konfliktfähiger Arbeitnehmer würde seine Meinung vertreten, aber auch auf die Ansichten und Bedürfnisse seiner Kollegen eingehen – und akzeptieren, wenn die Meinung der Mehrheit von seiner eigenen abweicht.
  • Der Chef kritisiert einen Mitarbeiter und hält ihm vor, einen Fehler gemacht zu haben. Das sieht der Mitarbeiter anders – und scheut sich nicht, diese Meinung auch kundzutun. Das heißt nicht, dass er emotional wird oder eine hitzige Diskussion anfängt, aber er nimmt nicht einfach etwas hin, das er als ungerechtfertigt empfindet.

Bedeutung von Konfliktfähigkeit im Job und Privatleben

Egal, wie sehr es sich manche Menschen wünschen mögen: Eine Welt ohne Konflikte gibt es nicht. Das gilt auch für Menschen mit einem begrenzten Kreis an Kontakten: Selbst im eigenen erweiterten Umfeld wird es an der einen oder anderen Stelle immer wieder mal zu Konflikten kommen (können). Das betrifft den Job, wo Sie zum Beispiel einen Kollegen haben könnten, der Ihnen auf die Nerven geht. Oder einen Chef, den Sie nicht leiden können. Vielleicht haben Sie auch mit Kunden zu tun, die unverschämt werden.

Oder im Privatleben: Wenn Sie eine Beziehung haben, werden Sie nicht immer einer Meinung mit Ihrem Partner sein. Dasselbe gilt für den Freundeskreis und die Familie, für den Umgang mit den Kindern oder den Eltern. Selbst mit entfernten Bekannten oder Fremden können sich Konflikte ergeben. Entsprechend große Auswirkungen hat es, wenn jemand Konfliktfähigkeit besitzt – oder aber nicht sonderlich konfliktfähig ist.

Wenn jemand die nötige Konfliktbereitschaft und Konfliktkompetenz besitzt, akzeptiert er, dass es immer Konflikte geben wird. Er kann mit diesen Konflikten adäquat umgehen: Manche ignoriert er, weil es nichts bringen würde, sie zu thematisieren. Mit anderen befasst er sich ganz bewusst, weil er weiß, dass sie sich sonst im Zweifel weiter verschärfen würden. Dabei kann er abschätzen, welche Lösungen möglich sind, und konstruktiv darauf hinwirken. Dadurch ist es unwahrscheinlicher, dass sich Konflikte zuspitzen, und wahrscheinlicher, dass sie frühzeitig aufgelöst werden.

Warum es wichtig ist, innere Konflikte nicht zu verdrängen

Menschen mit einer ausgeprägten Konfliktfähigkeit, die zugleich selbstbewusst sind, lassen nicht alles an sich heran. Das erspart ihnen Stress und negative Gefühle. Es kann auch dazu führen, dass solche Menschen seltener Diskussionen mit anderen anfangen und ihrerseits Konflikte seltener entstehen lassen.

Konflikte müssen nicht andere Menschen betreffen; manchmal trägt man sie in sich selbst aus. In diesem Fall ist Konfliktfähigkeit wichtig, um negative Entwicklungen zu verhindern. Angenommen, jemand verfolgt beruflich ein bestimmtes Ziel, sein Bauchgefühl stimmt dabei aber nicht. Nun könnte er diesen inneren Konflikt einfach ignorieren und weitermachen wie bisher. Oder er befasst sich mit seinem Bauchgefühl – und stellt fest, dass die Ziele, von denen er dachte, dass er sie hatte, ihm eigentlich gar nicht mehr so wichtig sind. Wenn er das erkennt, kann er sein Verhalten entsprechend ändern, was es wahrscheinlicher macht, dass er langfristig zufrieden mit seinem Leben ist. Konfliktfähigkeit kann also auch dabei helfen, im Leben mehr zu erreichen und glücklicher zu sein.

Auch Arbeitgeber wissen Konfliktkompetenz bei ihren Mitarbeitern zu schätzen. Zusammenarbeit im Team spielt in vielen Jobs eine wichtige Rolle. Dazu müssen die Beteiligten kommunikativ sein, aber auch konfliktfähig, denn im Team können sich an vielen Stellen Konflikte ergeben. Wenn das Level an Konfliktfähigkeit ausgeprägt ist, werden Konflikte unwahrscheinlicher. Ergeben sie sich doch, können sie durch ein umsichtiges Handeln der Betroffenen wahrscheinlich rasch beseitigt werden. Auf diese Weise führt Konfliktfähigkeit dazu, dass Arbeitnehmer im Team mehr erreichen können. Auch unabhängig von Teamarbeit ist Konfliktkompetenz am Arbeitsplatz eine wichtige soziale Kompetenz, zum Beispiel im Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden.

Konfliktkompetenz steigern: So können Sie Konfliktfähigkeit lernen und trainieren

Wer angemessen mit Konflikten umgehen will, braucht Konfliktfähigkeit. Wie kann man Konfliktfähigkeit lernen? Hierzu gibt es verschiedene Ansätze und Strategien. Die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei, Ihre Konfliktkompetenz zu steigern.

Mit einer anderen Haltung an Konflikte herangehen

Viele Menschen sehen Konflikte als etwas rein Negatives. Diese Haltung ist ungünstig, weil sie dazu führt, dass Sie mit Konflikten immer etwas Schlechtes assoziieren. Sehen Sie es lieber so: Konflikte lassen sich nicht vermeiden. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Im besten Fall können Sie einen Konflikt gut lösen und dadurch die Situation für alle Beteiligten verbessern. Scheuen Sie nicht vor Konflikten zurück, die nicht von alleine verschwinden – sie um jeden Preis zu vermeiden, kann Ihnen sonst schaden.

Keine Angst vor Ablehnung

Die eigene Meinung sagen, selbst wenn Gegenwind zu erwarten ist? Das trauen sich viele Menschen nicht – aus Angst, abgelehnt oder weniger gemocht zu werden. Das ist allerdings keine gute Lösung, denn so besteht die Gefahr, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen verleugnen. Natürlich müssen und sollen Sie nicht ungefragt ständig Ihre Meinung sagen. Es ist aber wichtig, dass Sie sich treu bleiben und sich nicht verbiegen, nur weil andere Menschen anderer Meinung sind. Auch das gehört zur Konfliktfähigkeit dazu.

Abstand gewinnen

Wenn sich ein Konflikt anbahnt, treten Sie gedanklich einen Schritt zurück. Mit etwas Abstand ist es leichter, das Ganze objektiv und sachlich zu betrachten. Analysieren Sie die Ausgangssituation und wägen Sie ab, welche Lösungen zielführend sein könnten. Wenn Sie aufgebracht oder anderweitig emotional sind, ist nicht der richtige Zeitpunkt, um in einen Konflikt zu gehen.

Zielorientierte Gespräche führen

Bei Konflikten mit anderen sind offene Gespräche häufig die beste Lösung. Wichtig ist, dass solche Gespräche so sachlich und zielorientiert wie möglich ablaufen. Emotionen sind an dieser Stelle fehl am Platz – lassen Sie nicht zu, dass hitzige Debatten entstehen. Unter diesen Umständen werden Sie wahrscheinlich keinen Kompromiss finden können. Wenn ein Gespräch zu emotional verläuft, verschieben Sie es lieber auf einen besseren Zeitpunkt.

Gemeinsam Lösungen finden

Konfliktfähigkeit bedeutet auch, kompromissbereit zu sein und anderen in Konflikten entgegenzukommen. Ihr Ziel sollte immer sein, sich gemeinsam mit anderen auf tragbare Lösungen zu verständigen, statt stur Ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Dennoch ist es wichtig, dass Sie wissen, wo Ihre Schmerzgrenze liegt und wo keine gemeinsame Lösung möglich ist.

Konflikte nicht totschweigen

Konflikte totzuschweigen ist selten eine gute Option. Es gibt zwar Konflikte, die lösen sich von selbst auf. Oder sie sind einfach nicht so wichtig für Sie – zum Beispiel, weil es dabei um einen entfernten Bekannten geht, den Sie ohnehin nicht oft sehen. In den meisten Fällen aber ist es besser, auf Konflikte einzugehen und sie zur Sprache zu bringen, statt sie zu ignorieren.

Sachlich kommunizieren

In der Kommunikation mit anderen sollten Sie immer sachlich sein, um den Konflikt nicht eskalieren zu lassen. Wenn das in einer Situation nicht möglich ist, warten Sie, bis sich Ihre starken Gefühle gelegt haben, und versuchen Sie es dann noch einmal. Ebenso sollten Sie ein Gespräch abbrechen, wenn die andere Person nicht sachlich bleiben kann.

Abwägen, auf welche Konflikte Sie sich einlassen

Konfliktfähigkeit bedeutet, gut abzuwägen, welche Konflikte es wert sind, Energie darein zu investieren. Wenn Konflikte in Beziehungen entstehen, die für Sie wichtig sind, sollten Sie sich damit befassen, und zwar lieber früher als später. Dasselbe gilt für Konflikte, die Sie daran hindern können, Ihre Ziele zu erreichen, oder die Ihre Zufriedenheit und Ihr Wohlbefinden beeinträchtigen.

Bildnachweis: Anetlanda / Shutterstock.com

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