Lücken im Lebenslauf: Tipps für Bewerber
Früher galten Sie als No-Go, und auch heute noch sind sie bei vielen Bewerbern gefürchtet: die Rede ist von Lücken im Lebenslauf. Während noch vor einiger Zeit selbst ein oder zwei Monate ohne Job als erklärungsbedürftig galten, sehen es viele Personaler heute etwas lockerer. Dennoch kann eine längere Auszeit ein Hindernis auf dem Weg zur neuen Stelle sein. Vieles hängt jedoch davon ab, wie Sie eine Lücke im Lebenslauf darstellen. Wir geben Ihnen Tipps zum besten Vorgehen – und sagen Ihnen, was Sie nicht tun sollten.
Lücken im Lebenslauf: Ein Hindernis bei Bewerbungen?
Nach dem Studium hat es vier Monate gedauert, bis der erste Job an Land gezogen war. Die Pflege eines Angehörigen hat sieben Monate in Anspruch genommen, die jetzt als Lücke im Lebenslauf klaffen. Nachdem der befristete Arbeitsvertrag ausgelaufen ist, ist der Bewerber nun seit einem halben Jahr arbeitslos. Es gibt viele Gründe, warum der Lebenslauf vieler Bewerber nicht lückenlos ist.
Lücken im Lebenslauf sind längst nichts Ungewöhnliches mehr. Zwar glauben viele Bewerber, dass sie mit einer oder mehrerer Lücken eine schlechtere Ausgangsposition für eine erfolgreiche Bewerbung haben. Das mag mitunter, abhängig von der Dauer dieser Phase, tatsächlich der Fall sein. Häufig wird dabei jedoch vergessen, dass auch die Mitbewerber womöglich nicht lückenlos durchgearbeitet haben.
Wer eine Unterbrechung im Lebenslauf hat, steht damit nicht automatisch schlecht da. Vielmehr hängen Ihre Chancen davon ab, wie Sie mit dieser Lücke umgehen und wie Sie sie erklären können. Ob eine wie auch immer geartete Auszeit problematisch ist, hängt nicht zuletzt von den Personalverantwortlichen ab, mit denen Sie es zu tun haben.
Die meisten Personaler wissen, dass es viele Erklärungen für eine Lücke im Lebenslauf geben kann, und geben dem Bewerber zumindest die Chance, sie zu erklären. Damit sind Lücken nicht per se ein Hindernis, wenn Sie auf der Suche nach einer neuen Stelle sind.
Der richtige Umgang mit Lücken im Lebenslauf
Wenn es um den richtigen Umgang mit Lücken im Lebenslauf geht, kommt es auf deren Länge an. Eine zweimonatige Pause zwischen zwei Jobs ist für viele Personaler nicht der Rede wert, während die meisten bei einer Lücke von einem halben Jahr und mehr wohl nachhaken würden.
Wenn Sie Lücken in Ihrer Vita haben, ist das kein Weltuntergang – vor allem nicht, wenn es sich um kurze Lücken handelt. Auch bei längeren Auszeiten heißt das nicht, dass Sie von vornherein keine Chancen auf eine bestimmte Stelle haben. Vielmehr ist entscheidend, wie Sie damit umgehen – in der Bewerbung, aber auch in einem möglichen Vorstellungsgespräch.
Egal, wie lang die Lücke ist und was der Grund dafür ist: Gehen Sie selbstbewusst und offen mit dem ungeraden Lebenslauf um. Machen Sie sich klar, dass gerade jüngere Bewerber meist Lebensläufe haben, die sich durch häufige Wechsel zwischen verschiedenen Tätigkeiten auszeichnen. Es ist zur Seltenheit geworden, für viele Jahre beim selben Arbeitgeber zu bleiben.
Wer den Job wechselt, hat selbst mit guten Voraussetzungen nicht zwangsläufig nahtlos den nächsten Job gefunden. Das Angebot soll schließlich auch passen. Und wer den letzten Job selbst gekündigt hat, weil er kurz vor dem Burnout stand, kann sich auch ganz bewusst eine kurze Pause vor der nächsten Tätigkeit gegönnt haben, um anschließend wieder durchstarten zu können.
Längere Lücken? Stellen Sie das Positive heraus
Wenn Sie längere Pausen in Ihrem beruflichen Werdegang hatten, müssen Sie sich darauf einstellen, die Umstände zu erklären. Es kann sich lohnen, den Fragen der Personalverantwortlichen vorzugreifen und schon in der Bewerbung die Erklärung mitzuliefern.
Wie Sie am besten mit der Lücke umgehen, hängt vom Grund ab. Möglicherweise haben Sie ein Sabbatjahr gemacht, waren im Ausland, krank oder haben sich um Kinder oder Angehörige gekümmert. Solche Erklärungen sind aus Sicht der meisten Personaler harmlos, wenn die jeweiligen Gründe in der Vergangenheit liegen und Sie nun nicht mehr beeinträchtigen. Bewerben Sie sich direkt im Anschluss an eine solche Phase, können Sie die Erklärung in aller Kürze im Anschreiben mitliefern. Verfallen Sie dabei aber nicht in eine Rechtfertigungshaltung, sondern erwähnen Sie diesen Umstand einfach in einem Nebensatz.
Eine längere Arbeitslosigkeit ist schon eher problematisch. Der Personaler fragt sich wahrscheinlich, warum Sie so lange keinen Job gefunden haben – und ist womöglich tatsächlich skeptisch, wenn er Ihre Bewerbung beurteilt.
Für Bewerber geht es deshalb darum, das Positive in der Arbeitslosigkeit zu sehen – oder vielmehr, zu zeigen, wie sie diese Zeit sinnvoll genutzt haben. Alles, was Sie als aktiven, engagierten Bewerber zeigt, ist nützlich, zu erwähnen. Haben Sie einen Sprachkurs gemacht? Haben Sie sich intensiv mit einem neuen Hobby, das mit dem Beruf zu tun hat, befasst? Oder haben Sie sich ehrenamtlich um andere Menschen gekümmert? Solche Dinge sind positiv, weil sie zeigen, dass Sie trotz der Arbeitslosigkeit am Ball geblieben sind.
Lücken im Lebenslauf gekonnt darstellen
Versuchen Sie, sämtliche Lücken bestmöglich im Lebenslauf darzustellen und wo immer möglich etwas Positives daran zu finden. Das bedeutet auch: Wenn Sie gerade arbeitslos sind und sich bewerben möchten, versuchen Sie, die Zeit mit etwas Sinnvollem zu füllen.
Eine Weiterbildung zeigt, dass Sie an Ihren Qualifikationen feilen. Ein Minijob hinterlässt den Eindruck, dass Sie lieber in geringem Stundenumfang arbeiten als gar nicht. Und eine ausgedehnte Reise beschert Ihnen neue interkulturelle und kommunikative Kompetenzen und natürlich vertiefte Sprachkenntnisse. Im besten Fall gelingt es Ihnen, die Lücke nicht nur weniger negativ, sondern sogar positiv wirken zu lassen.
In der Regel sollten Sie darauf verzichten, Lücken im Anschreiben zu erklären. Das kann sich nur anbieten, wenn Sie einen harmlosen Grund für eine aktuelle Arbeitslosigkeit kurz erwähnen möchten, um mögliche Vorbehalte beim Arbeitgeber auszuräumen. Ansonsten gilt: Richten Sie den Blick im Anschreiben auf die Zukunft, nicht die Vergangenheit. Beschreiben Sie, wo Sie hinmöchten, und nicht, wo Sie momentan durch Ihre Arbeitslosigkeit sind.
An welcher Stelle Sie die Arbeitslosigkeit im Lebenslauf auffangen können
Im Lebenslauf fallen Lücken meist so oder so auf. Selbst, wenn Sie diese kaschieren, erkennen Personalverantwortliche, wo der Übergang zwischen verschiedenen Beschäftigungen nicht nahtlos war. Dennoch lohnt es sich, darauf zu achten, wie Sie die Lücken darstellen. Sie können – und sollten – sie nicht verheimlichen. Zeigen Sie lieber, was Sie in der Zeit ohne Job gemacht haben.
Es kommt auf die individuelle Situation an, ob die Arbeitslosigkeit in der Rubrik „Berufserfahrung“ oder aber in anderen Kategorien wie „Weitere Kenntnisse und Fähigkeiten“ oder „Weitere Erfahrungen“ gut aufgehoben ist. Wenn Sie gegenwärtig arbeitslos sind, müssen Sie das nicht explizit erwähnen. Sie können einfach die Eckdaten Ihres letzten Jobs nennen. Daran ist ersichtlich, dass Sie seither keine neue Position innehatten – sonst hätten Sie es ja erwähnt.
Falls Sie die Arbeitslosigkeit benennen wollen oder müssen, vermeiden Sie Wörter wie „arbeitslos“ oder „Arbeitslosigkeit“. Besser geeignet ist „arbeitssuchend“, weil es sie aktiver wirken lässt.
Möglicherweise orientieren Sie sich beruflich neu. Dann erwähnen Sie das unbedingt. Das könnte etwa so im Lebenslauf klingen: „Seit 08/2019: Berufliche Neuorientierung mit dem Ziel einer Anstellung im Bereich XY“.
Abgebrochenes Studium muss nicht erwähnt werden
Haben Sie während Ihrer Arbeitslosigkeit einen Kurs, eine Weiterbildung oder ein Ehrenamt gemacht, liegt es an Ihnen, wo Sie das im Lebenslauf erwähnen. Ein kurzer Kurs ist meist am besten in der Rubrik „Weitere Kenntnisse und Fähigkeiten“ aufgehoben. Eine zeitintensive Weiterbildung können Sie durchaus auch direkt hinter Ihrem letzten Job erwähnen. So fällt Sie auch auf jeden Fall auf.
Lücken hängen häufig mit grundlegenden Wechseln der Laufbahn zusammen. Wenn Sie in der Vergangenheit eine Ausbildung oder ein Studium abgebrochen haben, kann es sein, dass das beim möglichen Arbeitgeber negativ aufgefasst wird. Haben Sie in dieser Phase noch eine andere Tätigkeit vorzuweisen, sollten Sie lieber nur das erwähnen.
Selbst ein Nebenjob reicht, damit keine Lücke entsteht. Vom abgebrochenen Studium braucht der Arbeitgeber nichts zu wissen, denn es hat mit dem angestrebten Job nichts zu tun und kann Ihnen negativ ausgelegt werden. Ist es allerdings relevant für den angestrebten Job, kann es sinnvoll sein, das Studium trotz des fehlenden Abschlusses zu nennen.
Diese Fehler sollten Sie nicht machen
Viele Bewerber, die insbesondere längere Lücken im Lebenslauf haben, empfinden diesen Umstand als Makel. Tatsächlich mag es sein, dass Ihre Chancen etwas schlechter stehen als die eines Mitbewerbers mit geradem Lebenslauf. Dennoch sollten Sie nicht den Fehler machen, Ihre Chancen durch Ihren Umgang mit der Arbeitslosigkeit weiter zu verschlechtern.
Auch eine längere Arbeitslosigkeit bedeutet nicht, dass Sie als Person weniger wert sind oder dass Sie einem möglichen Arbeitgeber nicht genau das bieten können, was er sucht. Wer sich für zweitklassig hält, vermittelt diesen Eindruck oft auch. Eine solche Herangehensweise führt fast unweigerlich zu Absagen.
Andererseits sollten Sie keinesfalls lügen, um Lücken zu kaschieren. Natürlich können Sie Ihr Ehrenamt während der Arbeitslosigkeit darstellen. Erfinden dürfen Sie es aber nicht. Ebenso kann es sich rächen, wenn Sie eine Aktivität unverhältnismäßig stark aufblasen. So zu tun, als hätte ein eintägiger Kurs Ihrem ganzen Leben eine neue Richtung gegeben, ist unglaubwürdig. Nur in Ausnahmefällen gibt es Beispiele, wo sich aus einer solchen Erfahrung der Anstoß für einen grundlegenden Wechsel im eigenen Werdegang ergibt.
Ein No-Go ist es auch, falsche Daten anzugeben. Es ist auch keine Option, Ihre bisherigen Stationen statt mit Angaben zu Monat und Jahr nur um Jahresangaben zu ergänzen. Eine solche Darstellung macht den Lebenslauf für den Personaler nahezu wertlos, weil er nicht im Detail erkennen kann, was Sie gemacht haben.
Lücken im Vorstellungsgespräch erklären können
Wenn Sie längere Lücken in Ihrem Werdegang haben, wird das sehr wahrscheinlich im Vorstellungsgespräch thematisiert. Stellen Sie sich darauf ein – und bereiten Sie sich darauf vor.
Haben Sie eine gute Erklärung parat. Wenn es die nicht gibt, weil Ihnen etwa gekündigt wurde, legen Sie dar, wie Sie die Zeit genutzt haben. Versuchen Sie, die Lücke als etwas Positives zu deuten. Das sollte aber glaubwürdig und nachvollziehbar sein. Wer es hier übertreibt, der riskiert, dass sich seine Gesprächspartner nicht ernstgenommen fühlen.
Wenn Sie im Vorstellungsgespräch auf die Lücke angesprochen werden, halten Sie sich bei der Erklärung kurz. Leiten Sie anschließend geschickt über in das Hier und Jetzt und die Zukunft. Zeigen Sie, wo Sie hinmöchten und warum Sie qualifiziert für die Stelle sind. Damit treten Sie souverän auf und zeigen, dass Sie wissen, was Sie wollen und sich nicht durch kritische Nachfragen aus der Bahn werfen lassen.