Bewerbung nach Studienabbruch: Mit diesen Tipps zum Erfolg

Studium abgebrochen – und jetzt? Viele Studienabbrecher fürchten die negativen Folgen ihres Studienabbruchs. Dabei muss der fehlende Abschluss kein Manko sein. Es kommt vielmehr darauf an, wie Sie mit Ihrem Studienabbruch in der Bewerbung und einem möglichen Vorstellungsgespräch umgehen. In diesem Ratgeber erfahren Sie, warum ein Studienabbruch meist kein Drama ist, wie Sie diesen in der Bewerbung thematisieren und warum ein abgebrochenes Studium manchmal sogar ein Vorteil sein kann.

Bewerbung nach Studienabbruch

Warum ein Studienabbruch kein Weltuntergang ist

Wer mit der Schule fertig ist, steht vor der entscheidenden Frage: was nun? Das ist aus einem Mangel an praktischer Erfahrung heraus für junge Menschen oft schwierig zu beantworten. Woher soll man – oft ohne Praktika, ohne Berufserfahrung, ohne die Erzählungen anderer – schließlich wissen, welche Richtung am besten zu einem passt? Nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch? Gleichzeitig studieren immer mehr junge Menschen. Umso natürlicher wird es für viele, nach der Schule ein Studium zu beginnen.

Gerade, wenn es um ein Studium geht, weichen die Vorstellungen jedoch oft von der Realität ab. Wer etwa Politikwissenschaft studiert, weil er sich brennend für die Tagespolitik interessiert, stellt vielleicht im Studium ernüchtert fest, dass es dort sehr viel theoretischer – und meist deutlich weniger aktuell – zugeht.

Ein anderer liebt Französisch, merkt jedoch im Studium, dass er die Sprache lieber spricht oder liest, als Grammatik-Regeln zu lernen. Natürlich kann man sich vor der Aufnahme eines Studiums über die Studieninhalte informieren. Aber feststellen, wie das Studium wirklich ist und ob es einem Spaß macht, kann man nur, indem man studiert.

Die Diskrepanz zwischen den eigenen Vorstellungen und der Realität des Studiums führt in vielen Fällen dazu, dass Studenten ihr Studium abbrechen. Auch nicht bestandene Prüfungen und finanzielle Probleme sind ein häufiger Grund hierfür. Die Zahl der Studienabbrecher steigt in Deutschland an. Fast jeder dritte Student beendet sein Studium ohne Abschluss. Das geht aus einer Berechnung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wirtschaftsforschung (DZHW) hervor.

Viele Lebensläufe sind nicht geradlinig

Der Studienabbruch wird von vielen als Nachteil bei einer Bewerbung empfunden. Studienabbrecher wissen häufig nicht, ob und wie sie den Studienabbruch in ihrer Bewerbung thematisieren sollen. Auch, wie sie auf Rückfragen im Vorstellungsgespräch am besten reagieren, ist für viele Betroffene unklar.

Wer den Studienabbruch als Stigma empfindet, vergisst, dass viele Studenten nicht glücklich mit ihrer Studienwahl sind. Sie ziehen es vielleicht durch, um immerhin den Abschluss in der Tasche zu haben – und orientieren sich später in vielen Fällen doch noch einmal anders. Das Ergebnis ist dann dasselbe wie bei einem Studienabbruch, zumal dann, wenn diese Studenten anschließend eine ganz andere Richtung einschlagen.

Gerade in den ersten Semestern brechen viele Studenten das Studium ab. Sie ziehen damit die Konsequenzen aus einer falschen Wahl. Das macht sie zu reflektierten Menschen, die wissen, was nicht zu ihnen passt. Deshalb sind Ihre Chancen auf einen Job oder einen Ausbildungsplatz als Studienabbrecher auch nicht von vornherein schlecht.

Viele Lebensläufe sind alles andere als geradlinig. Wichtig aus Sicht eines möglichen Arbeitgebers ist, dass Sie jetzt wissen, was Sie wollen. Ihre grundsätzliche Eignung und Ihre Persönlichkeit spielen eine wichtigere Rolle als das abgebrochene Studium. Viele Unternehmen stehen Studienabbrechern grundsätzlich wohlwollend entgegen. Sofern Sie mit Ihrer Bewerbung insgesamt überzeugen, wird es am Studienabbruch vermutlich nicht scheitern.

In diesen Fällen kann ein Studienabbruch sogar ein Vorteil sein

Es klingt vielleicht etwas komisch, aber: Ein Studienabbruch kann in manchen Fällen sogar ein Vorteil sein. Je nachdem, wie lange Sie studiert haben, haben Sie sich trotz des fehlenden Abschlusses bestimmte Fähigkeiten und Kenntnisse angeeignet, die Sie ansonsten nicht hätten. Sofern diese für den angestrebten Job oder Ausbildungsplatz relevant sind, haben Sie Mitbewerbern womöglich etwas voraus.

Vor allem Ausbildungsbetriebe sehen Studienabbrecher häufig als vielversprechende Bewerber. Sie haben schon etwas Erfahrung, sind schon etwas älter und oft auch reifer und sie erfüllen die formalen Voraussetzungen für die Ausbildung, weil sie Abitur gemacht haben.

Wie Sie in Ihrer Bewerbung mit dem Studienabbruch umgehen können

Wie gehe ich in meiner Bewerbung mit dem abgebrochenen Studium um? Diese Frage stellt sich wohl jeder Studienabbrecher. Zunächst einmal ist es wichtig, dass Sie selbstbewusst mit diesem Umstand umgehen. Halten Sie damit nicht hinter dem Berg, aber treten Sie den Studienabbruch in der Bewerbung auch nicht breit.

Ihr Studium hat vermutlich dennoch einen Nutzen gehabt. Besonders, wenn Sie sich im selben Bereich bewerben, können Sie deshalb Studieninhalte und erworbene Qualifikationen aus dem Studium ruhig erwähnen. Das macht gerade bei jungen Bewerbern ohne (viel) Berufserfahrung Sinn.

Es kommt auch darauf an, wie lange der Studienabbruch schon zurückliegt. Brechen Sie das Studium gerade erst ab, kann es sinnvoll sein, das kurz zu thematisieren, indem Sie deutlich machen, warum Sie nun einen anderen Weg einschlagen möchten.

Falls das abgebrochene Studium hingegen schon länger her ist, haben Sie vermutlich zwischenzeitlich andere Erfahrungen gesammelt. Vielleicht haben Sie eine Ausbildung gemacht oder ein anderes Fach studiert, oder Sie haben gearbeitet. Rücken Sie diese späteren – und ohnehin relevanteren – Erfahrungen in Ihrer Bewerbung in den Vordergrund. Aktuelle Stationen zählen fast immer mehr.

Den Studienabbruch im Anschreiben thematisieren?

Einerseits kann es sinnvoll sein, den Studienabbruch in der Bewerbung ganz offen zu thematisieren – weil das Thema ansonsten irgendwann sowieso zur Sprache kommt. Andererseits gibt es keine Notwendigkeit, den Studienabbruch in den Vordergrund zu rücken. In den meisten Fällen hat das abgebrochene Studium deshalb im Anschreiben nichts verloren. Hier geht es schließlich darum, den knappen Platz optimal zu nutzen, um Ihre Eignung für eine angestrebte Position überzeugend darzulegen – und nicht darauf herumzureiten, was einmal war.

Andererseits können die Studieninhalte durchaus nützlich für den möglichen Job sein. Wer bereits einige Semester studiert hat und sich nun im selben Bereich für eine Ausbildung oder einen Job bewirbt, hat durch das Studium gegebenenfalls einen Vorteil. Dann können Sie Ihre Erfahrung an der Hochschule offen als Vorzug darstellen. Gehen Sie selbstbewusst mit dieser Station Ihres Lebenslaufs um und zeigen Sie, inwiefern das Studium Sie fachlich oder persönlich weitergebracht hat.

Die Zeit an der Uni kann etwa bedeuten, dass Sie fachliche Kenntnisse erworben haben, die Ihnen im Beruf nützlich sein können. Auch methodisches Wissen oder Sprachkurse, die Teil des Studiums waren, können aus Sicht von Arbeitgebern interessant sein. Dasselbe gilt für Pflichtpraktika im Rahmen des Studiums und Auslandsaufenthalte.

Das abgebrochene Studium im Lebenslauf erwähnen

Viele Studienabbrecher stellen sich die Frage, ob sie ihren Studienabbruch im Lebenslauf nennen sollen. Grundsätzlich sollte das Studium erwähnt werden, schließlich haben Sie sich über einen gewissen Zeitraum in Vollzeit darauf konzentriert und dabei auch etwas gelernt. Besonders, wenn der Studienabbruch noch nicht lange her ist, sollte er im Lebenslauf genannt werden. Liegt diese Erfahrung schon lange zurück und war die Zeit an der Uni sehr kurz, kann darauf auch verzichtet werden.

Machen Sie sich immer klar, dass ein Lebenslauf keine minutiöse Aufzählung der bisherigen Stationen ist. Aufgelistet werden sollten vielmehr jene Tätigkeiten, die unmittelbar relevant für den angestrebten Job oder Ausbildungsplatz sind. Ein Studium, das inhaltlich und methodisch nichts mit der neuen Richtung zu tun hat, ist insofern schlicht nicht relevant. Sie sollten sich jedoch vor einem möglichen Vorstellungsgespräch überlegen, wie Sie auf Fragen nach dem betreffenden Zeitraum souverän reagieren können.

Falls Sie sich dazu entscheiden, das Studium in den Lebenslauf aufzunehmen, geschieht das in der Rubrik „Bildungsweg“ oder „Ausbildung“. Wie bei allen Angaben auch geben Sie dazu den Zeitraum (in Monat und Jahr) an. Anschließend nennen Sie das Studienfach und die Bildungseinrichtung. Auch Schwerpunkte können genannt werden, wenn sie sinnvoll erscheinen. Sie sollten nicht dezidiert aufschreiben, dass Sie die Uni ohne Abschluss verlassen haben. Schon die fehlende Abschlussnote deutet darauf hin.

Falls für Ihre Bewerbung jedoch ein abgeschlossenes Studium Voraussetzung ist, sollten Sie den Studienabbruch thematisieren. Es fällt sonst ohnehin auf und bedeutet womöglich das Aus für den angestrebten Job. Stellen Sie in jedem Fall sicher, dass Qualifikationen, die Sie gegebenenfalls nach dem Studienabbruch erworben haben, in den Vordergrund gerückt werden.

Transcript of Records als Anhang für die Bewerbung?

Wenn Sie das Studium ohne Abschluss beendet haben, haben Sie natürlich kein Abschlusszeugnis oder Zertifikat, das Sie Ihren Bewerbungsunterlagen hinzufügen können. Allerdings haben Sie die Option, Ihr Transcript of Records anzuhängen. Dabei handelt es sich um einen Leistungsnachweis der Hochschule. Dort sind alle Module gelistet, die Sie bereits absolviert haben. Auch die jeweiligen Noten werden dort erwähnt.

Es macht dann Sinn, das Transcript of Records beizufügen, wenn Sie glauben, dass die Studieninhalte für die Bewerbung förderlich sind. Durch diese Art von Zwischenzeugnis sieht der mögliche Arbeitgeber, womit Sie sich im Studium befasst haben und wie gut sie waren. Besonders bei guten Noten ist es in solchen Fällen eine gute Idee, das Transcript of Records in die Anhänge aufzunehmen.

Das Vorstellungsgespräch: Wie Sie den Studienabbruch erklären können

Spätestens im Vorstellungsgespräch kommt das abgebrochene Studium meist zur Sprache. Das gilt besonders, wenn es noch nicht lange zurückliegt oder die Inhalte relevant für den angestrebten Job oder Ausbildungsplatz sind. Stellen Sie sich deshalb vorher auf Rückfragen ein und legen Sie sich Antworten auf die Frage nach den Gründen zurecht. Von selbst thematisieren müssen Sie den Studienabbruch jedoch nicht.

Wie diese Begründung für das vorzeitige Ende des Studiums ausfällt, hängt von Ihnen und den Umständen im Einzelfall ab. Falls Sie sich um einen Ausbildungsplatz bewerben, können Sie etwa darlegen, dass Ihnen das Studium doch etwas zu theoretisch war und Sie gemerkt haben, dass Sie lieber etwas Praktisches machen und direkt ins Berufsleben einsteigen möchten. Das ist keine Schande, sondern ein Ausdruck davon, dass Sie wissen, was Sie wollen und was nicht.

Vermitteln Sie glaubhaft, dass Sie es dieses Mal Ernst meinen

Gab es private Gründe – etwa finanzielle Probleme oder eine Erkrankung von Angehörigen? Auch das können Sie nennen. Auf die Details müssen Sie dabei nicht eingehen. Schwieriger ist es, wenn Sie lange studiert und dann eine Prüfung mehrfach nicht bestanden haben. In diesem Fall sollten Sie sich eine Begründung überlegen, die die nicht geschafften Prüfungen nicht in den Vordergrund rückt. Lügen sollten Sie jedoch nicht.

Arbeitgeber haben meist nicht per se ein Problem damit, wenn Kandidaten eines oder sogar mehrere Studien abgebrochen haben. Im Fokus steht aus Ihrer Sicht vielmehr die Frage, ob es wahrscheinlich ist, dass dieser Kandidat auch die Ausbildung bei Ihnen abbricht oder im Job nach kurzer Zeit die Flinte ins Korn wirft. Überlegen Sie sich, wie Sie glaubhaft vermitteln können, dass Sie die neue Herausforderung mit aller nötigen Ernsthaftigkeit angehen.

Lenken Sie das Gespräch deshalb auf positivere Dinge, indem Sie etwa erwähnen, welche Erfahrungen Sie seit dem Studienabbruch gesammelt haben, die aus Sicht des Unternehmens positiv sind. So können Sie zeigen, dass der Wechsel durchdacht erfolgt ist und eine Zukunft hat.

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