Umschulung: Wie sie abläuft und wann sie sich lohnt

Wer seinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben kann oder will, kann über eine Umschulung einen neuen Beruf erlernen. Das geht nicht nur oft schneller als eine zweite Ausbildung, es kann auch von Arbeitsamt, Jobcenter oder anderen Trägern gefördert werden. In diesem Artikel erfahren Sie, wie eine Umschulung abläuft, wie sie finanziert werden kann und wann sie sich lohnt.

Eine Frau hält einen Bleistift in der Hand, sie ist bei einer Umschulung

Umschulung: Was ist das?

Viele Arbeitnehmer denken darüber nach, den Beruf zu wechseln. Das kann viele Gründe haben: Manche Betroffene haben in ihrem aktuellen Job schlechte Aussichten, sie können auch akut von einer Kündigung bedroht sein. Andere waren länger aus dem Job raus, weil sie etwa Kinder betreut haben, und haben nun Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg. Genauso kommt es vor, dass Beschäftigte schlicht keine Lust mehr auf ihren Beruf haben. Auch Arbeitslosigkeit und Berufsunfähigkeit können eine berufliche Neuorientierung erforderlich machen.

In solchen Fällen kann eine Umschulung die Lösung sein. Aber was ist das überhaupt? In § 1 Absatz 5 des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) heißt es: „Die berufliche Umschulung soll zu einer anderen beruflichen Tätigkeit befähigen“. Es handelt sich um eine Form der Weiterbildung, bei der jedoch keine Kenntnisse vertieft, sondern gänzlich neue Kenntnisse erworben werden. Wer eine Umschulung macht, macht de facto eine Berufsausbildung, die er jedoch als Zweitausbildung in kürzerer Zeit absolvieren kann. Das setzt voraus, dass Betroffene schon eine erste Ausbildung gemacht haben. Alternativ kann es auch reichen, wenn man mehrere Jahre ungelernt in einem Beruf gearbeitet hat.

Mit einer Umschulung können die Teilnehmer berufliche Qualifikationen für einen anderen Beruf sammeln. Damit kann die Umschulung den Weg in einen anderen Beruf ebnen. Wer sie erfolgreich abschließt, erhält ein Zertifikat oder Abschlusszeugnis, einen Gesellenbrief oder einen IHK-Abschluss. Mit dem entsprechenden Nachweis kann man sich im neuen Bereich bewerben. Der Abschluss ist im Vergleich zu einer abgeschlossenen Berufsausbildung als gleichwertig anzusehen.

Wie läuft eine Umschulung ab?

Wie eine Umschulung abläuft, hängt davon ab, für welche Art der Umschulung man sich entscheidet. Es gibt betriebliche Umschulungen, die einer regulären Ausbildung stark ähneln. Die Theorie lernt man dabei in der Berufsschule, die Praxis im Betrieb. Meist handelt es sich jedoch um eine rein schulische Umschulung, zu der keine betriebliche Ausbildung gehört. Dabei sind häufig Praktika vorgesehen, die die nötigen Praxiserfahrungen vermitteln. Außerdem gibt es überbetriebliche Umschulungen, die bei privaten Trägern absolviert werden. Dabei werden die Umschulungsinhalte theoretisch und praktisch vermittelt. Hinzu kommen Fernkurse, die als Online-Lehrgänge stattfinden.

Umschulungen werden von verschiedenen Anbietern durchgeführt. Es handelt sich meist um Bildungsträger, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben. Alternativ können sich Interessenten direkt an Betriebe wenden, die Umschüler selbst ausbilden. Häufiger finden Umschulungen jedoch bei Bildungsträgern statt, weil längst nicht jeder Arbeitgeber Umschulungen anbietet.

Umschulungen in Vollzeit oder Teilzeit

Im Normalfall findet eine Umschulung in Vollzeit statt. Alternativ kann sie meist auch in Teilzeit absolviert werden. Was das konkret bedeuten würde, hängt davon ab, welches Teilzeit-Modell der jeweilige Anbieter anbietet. Oft gibt es spezielle Angebote für Alleinerziehende oder Menschen, die Angehörige pflegen.

Die Dauer einer Umschulung beträgt normalerweise zwei Jahre, bezogen auf eine Umschulung in Vollzeit. Damit ist eine Umschulung kürzer als eine reguläre Berufsausbildung, die im Regelfall drei Jahre dauert. Unter Umständen kann eine Umschulung weiter verkürzt werden, etwa, wenn jemand bereits Vorerfahrungen im jeweiligen Bereich hat. Die Umschulung kann dann auch nur ein Jahr dauern.

Wer die Umschulung in Teilzeit macht, sollte dafür 30 Monate einkalkulieren. Bei einem Fernkurs kommt es stark auf das eigene Tempo an; die Umschulung kann abhängig davon kürzer oder länger dauern.

Wie kann man eine Umschulung finanzieren?

Eine Umschulung ist meist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden, denn die Anbieter verlangen Umschulungsgebühren. Nur eine betriebliche Umschulung ist kostenlos; Umschüler erhalten dabei sogar ein geregeltes Ausbildungsgehalt. Die Kosten für andere Arten der Umschulung müssen Betroffene oft nicht alleine stemmen – zumindest, wenn sie darlegen können, dass die Umschulung in ihrem Fall sinnvoll ist. Umschüler können neben den eigentlichen Kursgebühren gegebenenfalls weitere Kosten geltend machen, etwa für Fahrten, eine Unterkunft, Verpflegung oder Kinderbetreuung.

Wer (potenziell) für eine Umschulung zahlt, hängt von den individuellen Umständen ab. Wer eine Umschulung machen möchte und staatliche Leistungen bezieht, kann sich an den jeweiligen Träger wenden. Das betrifft insbesondere Jobcenter und Arbeitsagentur, die Bildungsgutscheine ausstellen können. In anderen Fällen ist die zuständige Berufsgenossenschaft oder die gesetzliche Rentenversicherung der richtige Ansprechpartner. Es ist sinnvoll, möglichst frühzeitig mit dem jeweiligen Träger zu sprechen und abzuklopfen, ob eine Finanzierung möglich ist.

Ob eine Finanzierung möglich ist, hängt von den persönlichen Umständen ab

Unter welchen Umständen eine Umschulung bezahlt werden kann, hängt von den Voraussetzungen des jeweiligen Trägers ab. Üblicherweise müssen Interessenten mindestens 18 Jahre alt sein und bereits eine erste Berufsausbildung absolviert haben. Ohne vorherige Ausbildung oder ein Studium wäre keine Umschulung nötig, weil die Betroffenen eine Erstausbildung machen könnten. Auch eine abgebrochene Ausbildung kann jedoch ausreichen; dabei kommt es allerdings auf den Hintergrund des Abbruchs an. Alternativ kommt eine Finanzierung häufig auch infrage, wenn jemand schon länger in einem Beruf tätig ist.

Vor dem Gespräch über eine mögliche Finanzierung sollten Sie sich Argumente zurechtlegen. Das Arbeitsamt achtet etwa darauf, wie gut (oder schlecht) die Aussichten im jetzigen Beruf und im angestrebten Beruf sind. Wer die Umschulung in Teilzeit machen möchte, muss auch diesen Wunsch begründen können. Für den Kostenträger ist die Teilzeit-Variante teurer. Als Grund für Teilzeit kommen etwa zu betreuende Kinder, eine Krankheit, die Pflege von Angehörigen oder eine laufende Elternzeit in Betracht.

Wenn der Antrag auf Kostenübernahme abgelehnt wird, bleibt die Option, selbst für die Umschulung aufzukommen. Das ist aber oft teuer, zudem bleibt Umschülern kaum Zeit, um nebenher zu arbeiten und sich so ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Auch Krankenkassenbeiträge müssten Sie in diesem Fall selbst zahlen. Wer zuvor arbeitslos war und Arbeitslosengeld bekommen hat, qualifiziert sich als Umschüler nicht mehr dafür – er steht dem Arbeitsmarkt schließlich nicht mehr zur Verfügung.

Diese Umschulungsberufe sind gefragt

Wie wahrscheinlich es ist, dass Sie eine Finanzierung einer Umschulung bewilligt bekommen, hängt in hohem Maße davon ab, für welche Richtung Sie sich interessieren. In Berufen, in denen Fachkräftemangel herrscht, haben Sie prinzipiell gute Karten. Wer sich für Bereiche interessiert, die ohnehin überlaufen sind, wird hingegen Schwierigkeiten haben, eine Finanzierung zu sichern.

Hinweise auf mögliche Umschulungsberufe, bei denen es eine hohe Nachfrage nach Fachkräften gibt, liefert die Liste der Mangelberufe, die die Agentur für Arbeit regelmäßig veröffentlicht. Aus der Liste der Mangelberufe für das Jahr 2020 ergeben sich unter anderem die folgenden aussichtsreichen Umschulungsberufe:

Umschulung: Sinnvoll oder nicht?

Wer über eine Umschulung nachdenkt, fragt sich womöglich, ob sich eine solche Weiterbildung lohnt. Das hängt davon ab, warum man einen neuen Beruf erlernen möchte. Wer – aus welchen Gründen auch immer – langfristig keine Perspektive mehr in seinem bisherigen Beruf sieht, hat über eine Umschulung die Möglichkeit, etwas Neues zu erlernen. Als Qualifikation sind Umschulungen anerkannt, Sie müssen sich also keine Sorgen machen, dass mögliche künftige Arbeitgeber von Ihrer fachlichen Eignung nach der Umschulung nicht überzeugt sind.

Ob eine Umschulung sich als richtige Entscheidung erweist, hängt nicht zuletzt vom angestrebten Beruf ab. Besonders, wer keine Finanzierung bewilligt bekommt, sollte sich kritisch fragen, wie gut seine Aussichten im angestrebten Bereich sind. Wenn Sie sich etwa für Berufe interessieren, bei denen es nicht nur viele, sondern auch viele überaus qualifizierte Bewerber gibt, stellt sich der Bewerbungsprozess nach der Umschulung womöglich als frustrierend heraus. Nach einer Umschulung sind Sie zwar grundsätzlich zur Ausübung des jeweiligen Berufs qualifiziert; gegenüber Bewerbern mit langjähriger Berufserfahrung, alternativ einem oder mehreren Studien und Praktika haben Sie womöglich das Nachsehen.

Prüfen Sie also kritisch, ob sich eine bestimmte Richtung lohnen kann und ob diese wirklich zu Ihnen, Ihren Fähigkeiten und Vorstellungen passt. Wenn Sie sich sicher sind, dass eine Umschulung das Richtige für Sie ist, ist sie fast immer eine gute Idee. Überlegen Sie aber, ob nicht auch eine Weiterbildung infrage kommt. Womöglich können Sie sich auch dadurch beruflich in ausreichendem Maße verändern.

Umschulung planen: Tipps zum Vorgehen

Ob Sie am Ende zufrieden mit Ihrer Umschulung sind, hängt von einer guten Planung und Umsetzung ab. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um die Idee einer Umschulung zu prüfen und, falls sie sich dafür entscheiden, die Umschulung in die Wege zu leiten. Machen Sie sich unbedingt vorab klar, welche Ziele Sie mit einer Umschulung verfolgen. Ist die Umschulung die beste Möglichkeit, diese Ziele zu erreichen? Denken Sie nicht nur an die Vorteile, sondern auch die Nachteile einer Umschulung. Werden Sie während der Umschulung noch genügend Geld zur Verfügung haben? Bleibt Ihnen genügend Zeit, falls Sie noch andere Verpflichtungen haben?

Auch der Beruf, den Sie erlernen möchten, sollte wohlüberlegt sein. Oft entscheiden sich Umschüler für eine Richtung, die sie schon immer gereizt hat. Da spricht prinzipiell nichts gegen, allerdings sollte die jeweilige Richtung auch aussichtsreich und damit zukunftsträchtig sein. Andernfalls haben Sie womöglich etwas Spannendes gelernt, stehen aber nach der Umschulung ohne Job da. Denken Sie nicht nur an die Jobaussichten, sondern auch die Arbeitsbedingungen im jeweiligen Beruf.

Überlegen Sie sich, wie Sie Arbeitsamt oder andere Träger überzeugen können

Lohnenswert ist es darüber hinaus, im Vorfeld mehrere Angebote miteinander zu vergleichen. Informieren Sie sich darüber, welche Erfahrungen andere Umschüler mit dem jeweiligen Anbieter gemacht haben. Die Qualität der Umschulung steht und fällt mit der Ausgestaltung durch den Träger.

Setzen Sie sich frühzeitig mit dem zuständigen Träger – etwa der Arbeitsagentur – in Verbindung, um sich über eine mögliche Finanzierung zu informieren. Auch den Antrag auf Kostenübernahme sollten Sie rechtzeitig stellen. Das gibt Ihnen Planungssicherheit und bewahrt Sie vor unangenehmen Überraschungen.

Vor dem Termin mit Ihrem Ansprechpartner sollten Sie sich Argumente überlegen, die die Sinnhaftigkeit der geplanten Umschulung unterstreichen. Falls Ihr Antrag abgelehnt wird, müssen Sie das nicht sofort hinnehmen. Sie haben noch die Möglichkeit, Widerspruch gegen die Entscheidung des jeweiligen Trägers einzulegen. Auch eine Klage ist möglich – bevor es dazu kommt, sollten Sie sich aber beraten lassen.

Bildnachweis: Karramba Production / Shutterstock.com

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