Loyalitätspflicht von Arbeitnehmern: Wissenswertes
Arbeitnehmer haben die Pflicht, sich ihrem Arbeitgeber gegenüber loyal zu verhalten. Im besten Fall zeigen sie ihre Loyalität aber nicht nur, weil sie dazu verpflichtet sind, sondern auch, weil sie sich dem Unternehmen eng verbunden fühlen. Dabei sind auch Arbeitgeber gefragt, die Loyalität ihrer Mitarbeiter durch gezielte Maßnahmen zu fördern. Wie sich Loyalität bei Arbeitnehmern zeigt, wie man sie stärken kann und was droht, wenn Arbeitnehmern sich illoyal verhalten – hier erfahren Sie mehr darüber.
Loyalität: Bedeutung im Arbeitsverhältnis
Klären wir zunächst, was Loyalität in einem Arbeitsverhältnis überhaupt bedeutet. Ganz grundlegend heißt Loyalität, sich in einer Art und Weise zu verhalten, die Treue zu einer anderen Person zeigt. Im Fall der Loyalität von Arbeitnehmern bezieht sie sich auf den Arbeitgeber: Der Beschäftigte ist loyal gegenüber der Firma, bei der er angestellt ist. Er fühlt sich dem Arbeitgeber verbunden und verhält sich ihm gegenüber aufrichtig und fair.
Loyalität in einem Arbeitsverhältnis heißt, sich so zu verhalten, dass es dem Arbeitgeber zugutekommt. Loyale Mitarbeiter sind ehrlich daran interessiert, zum Erfolg ihres Arbeitgebers beizutragen. Das tun sie, indem sie ihren Job engagiert und so gut wie möglich erledigen. Loyalität zeigt sich am Arbeitsplatz auch daran, was jemand nicht tut. Im Fall von Arbeitnehmern heißt das: Sie reden nicht vor anderen schlecht über ihren Arbeitgeber. Sie plaudern keine Geschäftsgeheimnisse aus und betreiben keinen Arbeitszeitmissbrauch. Sie tun auch ansonsten nichts, was dem Unternehmen schaden könnte.
Wenn Mitarbeiter sehr loyal sind, fühlen sie sich ihrem Arbeitgeber so verbunden, dass sie nicht gewillt sind, das Unternehmen zu verlassen. Für Arbeitgeber ist das eine gute Nachricht, denn solche Beschäftigte können weniger leicht abgeworben werden. Selbst nach dem Ende der Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist häufig noch Loyalität vorhanden – freiwillig oder durch eine Verpflichtung, die sich aus dem Arbeitsvertrag ergibt. So kann eine Loyalitätspflicht etwa durch ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot bedingt sein. Der Ex-Beschäftigte darf dann eine gewisse Zeit nicht bei einem direkten Konkurrenten seines früheren Arbeitgebers arbeiten, weil das diesem schaden könnte.
Beispiele: So kann Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber aussehen
Dass ein Mitarbeiter gegenüber seinem Arbeitgeber loyal ist, kann sich auf verschiedene Art und Weise zeigen. Die folgenden Beispiele machen deutlich, wozu eine Loyalitätspflicht in einem Arbeitsverhältnis oder eine natürlich entstandene Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber führen kann:
- Ein Beschäftigter wird von einem Headhunter kontaktiert. Er hat an dessen Angebot allerdings kein Interesse, weil er sich seinem jetzigen Arbeitgeber verbunden fühlt, und lehnt ab.
- Ein Mitarbeiter bemerkt, dass der Drucker nicht funktioniert. Anstatt zu hoffen, dass der Nächste sich um das Problem kümmert, informiert er unverzüglich die zuständige Person im Unternehmen, damit das Gerät repariert werden kann.
- Ein Arbeitnehmer bekommt mit, wie ein Kollege Firmeneigentum mitgehen lässt. Er spricht den Kollegen darauf an, dieser ist jedoch nicht einsichtig. Daraufhin informiert er seinen Vorgesetzten über den Vorfall.
- Ein Beschäftigter macht in seiner Arbeitszeit genau das, wofür er bezahlt wird, statt heimlich private Nachrichten zu verschicken oder im Internet zu surfen.
- Ein Mitarbeiter erfährt in seinem Job viele Interna, die er aber nicht nach außen weitergibt.
- Ein Arbeitnehmer wird auf einer privaten Feier von Dritten auf seinen Job angesprochen und nach seinen Erfahrungen bei dem Arbeitgeber gefragt. Daraufhin äußert er sich ausschließlich positiv und verschweigt negative Aspekte seines Jobs.
- Es ist gerade viel zu tun und eine wichtige Deadline steht bevor. Daher macht ein Arbeitnehmer freiwillig Überstunden, um ein gutes Ergebnis abliefern zu können.
Die Loyalitätspflicht von Arbeitnehmern
Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber ist für Arbeitnehmer keine rein freiwillige Angelegenheit. Sie sind in einem Arbeitsverhältnis vielmehr zu Loyalität gegenüber dem Unternehmen verpflichtet, für das sie tätig sind. Die Loyalitätspflicht ist eine von zahlreichen Nebenpflichten, die sich in einem Beschäftigungsverhältnis ergeben. Sie entsteht in dem Moment, in dem ein Arbeitnehmer einen Arbeitsvertrag unterzeichnet. Was genau bedeutet es, zu Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber verpflichtet zu sein? Welche konkreten Auswirkungen hat die Loyalitätspflicht für Beschäftigte?
Die Loyalitätspflicht bedeutet für Arbeitnehmer, dass sie die Interessen ihres Arbeitgebers wahren müssen, und zwar in dem Maße, wie man es angesichts ihrer Stellung und ihrer eigenen Interessen, aber auch der Grundsätze von Treu und Glauben von ihnen erwarten kann. Auch die Interessen der Kollegen spielen dabei eine Rolle.
Grundsätzlich wird die Loyalitätspflicht gewahrt, indem ein Mitarbeiter seinen vertraglichen Pflichten nachkommt und sich damit für den Erfolg des Unternehmens einsetzt. Er unterlässt alles, was dem Arbeitgeber schaden könnte – zum Beispiel, Betriebsgeheimnisse nach außen weiterzugeben. Ebenso nimmt er keinen unerlaubten Nebenjob an und macht sich auch nicht im selben Tätigkeitsfeld selbstständig und tritt damit selbst in Wettbewerb mit seinem Arbeitgeber. Loyalität kann auch bedeuten, Überstunden zu machen, wenn das nötig ist, und während einer Arbeitsunfähigkeit nichts zu tun, was der eigenen Genesung schadet.
Wozu die Loyalitätspflicht führen kann
Loyalität bedeutet für Arbeitnehmer auch, ihren Arbeitgeber nicht öffentlich oder vor Dritten zu kritisieren, weil das dessen Ruf schaden könnte. Ebenso wäre es nicht im Einklang mit der Loyalitätspflicht, wenn Arbeitnehmer sich im Job bestechen lassen würden. Sie dürfen auch keine Kollegen für andere Arbeitgeber abwerben. Die Loyalitätspflicht beeinflusst auch den Umgang mit Firmeneigentum. Arbeitnehmer haben eine Anzeigepflicht: Schäden an Arbeitsmitteln oder Störungen müssen sie unverzüglich gegenüber dem Arbeitgeber anzeigen. Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber kann auch bedeuten, dass man dem Arbeitgeber informieren muss, wenn Kollegen sich illoyal verhalten.
Wie weitreichend die Loyalitätspflicht in einem Arbeitsverhältnis ist, hängt auch mit der Position eines Beschäftigten zusammen. Je hochrangiger der Job, desto mehr Loyalität kann von der betreffenden Person erwartet werden. Ebenso spielt eine Rolle, wie lange jemand schon für seinen Arbeitgeber arbeitet. Mitarbeiter, die länger an Bord sind, sollten demnach im Zweifel loyaler sein als neue Kollegen.
Die Loyalitätspflicht endet nicht mit der Kündigung, sondern kann auch darüber hinaus noch eine Wirkung haben. So dürfen Beschäftigte zum Beispiel auch nach dem Ende eines Arbeitsverhältnisses keine Interna preisgeben. Darüber hinaus kann im Arbeitsvertrag ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot verankert sein, durch das auch ehemalige Beschäftigte zu Loyalität verpflichtet werden.
Diese Faktoren beeinflussen die Loyalität von Arbeitnehmern
Rechtlich sind Arbeitnehmer zu Loyalität verpflichtet. Besser ist es für Arbeitgeber jedoch, wenn Arbeitnehmer nicht nur aufgrund von rechtlichen Pflichten ihnen gegenüber loyal sind, sondern weil sie im Job eine intrinsische Loyalität empfinden. Ob eine solche Loyalität entsteht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend ist, dass die Beschäftigten mit ihrem Job zufrieden sind und sich wertgeschätzt fühlen.
Zufriedenheit am Arbeitsplatz entsteht zum einen durch eine gute Behandlung durch Vorgesetzte. Der persönliche Umgang sollte durch Respekt und Wertschätzung geprägt sein. Außerdem ist es wichtig, dass die Mitarbeiter das Gefühl haben, dass der Arbeitgeber an ihrem Wohlergehen, ihrer Meinung und ihren Vorschlägen ehrlich interessiert ist. Es ist ebenso hilfreich, wenn Arbeitgeber auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen und ihnen, wo möglich, entgegenkommen.
Zum anderen kommt es auf den Job und die Arbeitsbedingungen an. Es kann die Loyalität von Mitarbeitern befördern, wenn sie bei ihrer Arbeit Verantwortung übernehmen dürfen und dabei wissen, dass ihr Arbeitgeber voll und ganz hinter ihnen steht. Auch die Rahmenbedingungen der Arbeit wirken sich darauf aus, ob Arbeitnehmer Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber empfinden oder nicht. Ein faires Gehalt, flexible oder zumindest angenehme Arbeitszeiten, ein Arbeitsplatz, an dem sie sich wohlfühlen – all das kann die Loyalität der Beschäftigten beeinflussen.
Nicht zuletzt kommt es auf die Werte des Unternehmens an. Wenn die Mitarbeiter das Selbstverständnis und die Ziele des Arbeitgebers persönlich befürworten, werden sie eher loyal sein. Haben sie hingegen Zweifel an den Absichten und Geschäftspraktiken der Verantwortlichen im Unternehmen, wird eine tiefgreifende Loyalität unwahrscheinlicher. Das gilt besonders, wenn Beschäftigte das Gefühl haben, dass das Geschäft des Arbeitgebers negative Auswirkungen hat, zu denen sie mit ihrer Arbeit beitragen.
Wie Arbeitgeber Loyalität bei ihren Mitarbeitern fördern können
Ob Mitarbeiter loyal sind, haben Arbeitgeber zu einem nicht unwesentlichen Teil selbst in der Hand. Sie geben schließlich die Rahmenbedingungen vor und können damit zur Loyalität ihrer Beschäftigten beitragen. In manchen Firmen passiert allerdings genau das Gegenteil: Die Verantwortlichen verhalten sich in einer Art und Weise, die Loyalität unwahrscheinlich(er) macht. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Unternehmen ihren Mitarbeitern ein niedriges Gehalt zahlen.
Das muss für sich genommen nicht einmal ein Problem sein. Im NGO-Bereich zum Beispiel sind niedrige Gehälter üblich, denn Einnahmen sollen in erster Linie dem Zweck der Organisation zugutekommen. Problematisch wird es allerdings, wenn die Mitarbeiter das Gefühl haben, dass sie nicht nur lediglich ein absolutes Minimum gezahlt bekommen, sondern auch nicht wertgeschätzt werden. Ein niedriges Gehalt kann mangelnde Wertschätzung signalisieren.
Den eigenen Beschäftigten Wertschätzung entgegenzubringen ist ein Instrument zur Stärkung der Loyalität, dessen Wirkung nicht zu unterschätzen ist. Eine gute persönliche Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber kann einen großen Anteil an der Loyalität eines Mitarbeiters haben. Gute Arbeitsbedingungen und attraktive Aufstiegsmöglichkeiten können die Loyalität der Mitarbeiter steigern. Dabei kommt es auch auf den Führungsstil des unmittelbaren Vorgesetzten an. Die Mitarbeiterführung muss zu den Mitarbeitern passen. Ein offener, transparenter und wohlwollender Führungsstil, der durch einen freundlichen Umgangston geprägt ist, kommt wohl bei den meisten Arbeitnehmern gut an.
Mehr Loyalität dank Wir-Gefühl
Arbeitgeber, die sich loyalere Mitarbeiter wünschen, sollten außerdem auf einen guten Zusammenhalt im Team achten. Wenn es ein ausgeprägtes Wir-Gefühl gibt, sind die Mitarbeiter automatisch loyaler. Gute Beziehungen unter den Kollegen sind dafür essenziell, wobei auch das Betriebsklima ein wichtiger Faktor ist.
Falls die Loyalität der Arbeitnehmer bislang nicht allzu groß ist – was sich zum Beispiel durch eine hohe Fluktuation oder geringe Leistungsbereitschaft zeigen kann –, sollten Verantwortliche nach den Ursachen hierfür suchen. Anonyme Mitarbeiterbefragungen können diesbezüglich sehr nützlich sein. So erfahren Arbeitgeber, was im Argen liegt, und können gezielte Strategien entwickeln, um die Situation zu verbessern. Eine Mitarbeiterbefragung kann schon für sich genommen die Loyalität der Beschäftigten fördern. Wenn die Mitarbeiter das Gefühl haben, dass der Arbeitgeber ehrlich an ihrer Meinung interessiert ist, fühlen sie sich eher wertgeschätzt.
Mangelnde Loyalität unter Arbeitnehmern: Woran das liegen kann
Was die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber angeht, gibt es unter Arbeitnehmern große Unterschiede. Auffällig ist dabei in vielen Fällen, dass die Loyalität weniger innerhalb eines Unternehmens schwankt als vielmehr zwischen Unternehmen. Wenn Mitarbeiter mit ihrem Job (und damit auch dem Arbeitgeber) zufrieden sind, ist es wahrscheinlicher, dass auch ihre Kollegen zufrieden sind. Ebenso betrifft Unzufriedenheit oft nicht nur einzelne Arbeitnehmer, sondern nicht selten den Großteil einer Abteilung.
Mangelnde Loyalität unter Arbeitnehmern hat in vielen Fällen systemische Ursachen. Die Mitarbeiter fühlen sich von ihrem Arbeitgeber nicht gut behandelt, weshalb sie im Umkehrschluss auch keine Loyalität der Firma gegenüber empfinden. Anzeichen für mangelnde Loyalität sollten deshalb unbedingt ernstgenommen und näher beleuchtet werden, um die Ursachen dafür herausfinden und Abhilfe schaffen zu können.
Illoyalität unter Mitarbeitern ist in der Regel hausgemacht
Die Loyalität von Arbeitnehmern steht und fällt mit ihrer Zufriedenheit. Diese hängt davon ab, was ihnen der Arbeitgeber bietet. Ein befristeter Vertrag zum Beispiel ist in dieser Hinsicht schlechter als ein unbefristeter. Eine Kettenbefristung kann dafür sorgen, dass ein Beschäftigter sich nicht wertgeschätzt fühlt und damit auch nicht sonderlich loyal ist, sondern sich bei Gelegenheit einen anderen Job sucht.
Es gibt letztlich viele Faktoren, die die Mitarbeiterzufriedenheit und Loyalität beeinflussen können. Dazu zählen das Gehalt, die Arbeitszeiten, der Arbeitsort und die damit einhergehenden Bedingungen, das Entgegenkommen des Arbeitgebers bei Wünschen der Mitarbeiter, das Betriebsklima und das Verhalten der Führungskräfte. Wenn Mitarbeiter nicht loyal sind, gibt es oft gleich in mehreren Bereichen Probleme. Dabei sollten Arbeitgeber sich bewusst machen, dass ihr Spielraum groß ist: Ihre Entscheidungen können die Loyalität der Mitarbeiter unmittelbar beeinflussen.
Mit diesen Folgen müssen Arbeitnehmer rechnen, die gegen ihre Loyalitätspflicht verstoßen
Dass ein Arbeitnehmer aus tiefstem Herzen Loyalität für die Firma empfindet, für die er arbeitet, darauf hat ein Arbeitgeber keinen Anspruch. Er hat aber sehr wohl Anspruch darauf, dass Mitarbeiter sich an ihre Loyalitätspflicht halten. Diese Treuepflicht ergibt sich als Nebenpflicht aus dem Arbeitsvertrag. Ein Arbeitnehmer muss die Interessen seines Arbeitgebers wahren und darf nichts tun, was diesem schadet oder schaden könnte.
Wenn ein Arbeitnehmer gegen seine Loyalitätspflicht verstößt, muss er mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen. Das mildeste Mittel wäre eine Ermahnung durch den Arbeitgeber. Sie hat arbeitsrechtlich keine Bedeutung, erfüllt ihren Zweck aber oft trotzdem: Der Mitarbeiter verhält sich künftig pflichtkonform, weil er härtere Schritte des Arbeitgebers fürchtet. Dieser könnte bei pflichtwidrigem Verhalten des Arbeitnehmers auch mit einer Abmahnung die Loyalitätspflicht einfordern.
Im Wiederholungsfall kann auch eine Kündigung drohen. In schwerwiegenden Fällen kann eine vorherige Abmahnung sogar entbehrlich sein, sofern die Voraussetzungen für eine außerordentliche, fristlose Kündigung gegeben sind. Falls dem Arbeitgeber durch das Verhalten seines Mitarbeiters ein Schaden entstanden ist, kann er darüber hinaus Schadensersatz von diesem fordern.
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