Betriebliche Gesundheitsvorsorge: Wie kann sie aussehen?
Gesundheitsvorsorge im Betrieb hat einen wichtigen Stellenwert: Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz schützt die Gesundheit der Beschäftigten und wirkt sich positiv auf ihr Wohlbefinden aus. Wie kann eine betriebliche Gesundheitsvorsorge bei Mitarbeitern in der Praxis aussehen? Welche Maßnahmen sind denkbar? Und wozu sind Arbeitgeber rechtlich verpflichtet? Hier erfahren Sie mehr darüber.
Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz: Was ist das?
Im Alltag können sich an vielen Stellen Risiken für die Gesundheit ergeben. Das gilt auch im Job. Manche Tätigkeiten sind schon für sich genommen gefährlich, zum Beispiel, weil die Beschäftigten dabei in großer Höhe arbeiten oder mit gefährlichen Dämpfen in Berührung kommen können. In anderen Fällen ergeben sich die gesundheitlichen Risiken durch monotone Haltungen und langes Sitzen. Die Arbeit kann auch psychisch belastend sein, etwa durch hohen Stress oder zwischenmenschliche Konflikte am Arbeitsplatz.
Arbeitgeber können einiges dafür tun, um sich für die Gesundheitsprävention einzusetzen. Betriebliche Gesundheitsvorsorge kann verschiedene Maßnahmen umfassen, die dem Erhalt und der Förderung der Gesundheit der Mitarbeiter dienen. Zumindest teilweise ist der Arbeitgeber dazu sogar verpflichtet. Er hat gegenüber seinen Mitarbeitern eine Fürsorgepflicht. In diesem Rahmen muss er seine Beschäftigten vor physischen und psychischen Gefahren am Arbeitsplatz schützen. Der Arbeitgeber muss für sichere Bedingungen im Job sorgen und sicherstellen, dass gesetzliche Vorgaben zur Gesundheitsvorsorge im Betrieb eingehalten werden.
Unternehmen sind außerdem per Gesetz zu betrieblichem Gesundheitsmanagement verpflichtet. Das betriebliche Gesundheitsmanagement stützt sich auf drei Säulen: den Arbeitsschutz, das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) und die betriebliche Gesundheitsförderung. Arbeitsschutz und BEM sind für Arbeitgeber Pflicht, während Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung optional, aber empfehlenswert sind.
Gesundheitsvorsorge durch Arbeitgeber: Diese Vorteile bringt sie mit sich
Es gibt viele Maßnahmen, mit denen sich Arbeitgeber für eine gute betriebliche Gesundheitsvorsorge einsetzen können. Auch in Bereichen, in denen es dazu keine gesetzliche Verpflichtung gibt, kann das sehr sinnvoll sein. Vorteile bietet Gesundheitsprävention nicht nur für Mitarbeiter, sondern auch für Arbeitgeber.
Setzt sich der Arbeitgeber für die Gesundheit der Beschäftigten ein, ist der Job für die Mitarbeiter mit geringeren gesundheitlichen Risiken verbunden. Die Gefahr, dass es zu einem Arbeitsunfall kommt oder sich eine Berufskrankheit entwickelt, sinkt. Auch auf einer übergeordneten Ebene kann Gesundheitsprävention durch den Arbeitgeber Beschäftigten zugutekommen: Sie fühlen sich womöglich stärker wertgeschätzt, wenn sie das Gefühl haben, dass der Arbeitgeber an ihrem Wohlergehen interessiert ist. Das kann ihre Zufriedenheit im Job erhöhen und sich dadurch positiv auf die Lebensqualität auswirken.
Sind die Mitarbeiter so gut wie möglich vor gesundheitlichen Gefahren am Arbeitsplatz geschützt, hat auch der Arbeitgeber etwas davon. Nicht nur, dass es seltener zu gesundheitlichen Problemen kommt, die unmittelbar mit dem Job zusammenhängen. Die Mitarbeiter haben womöglich auch insgesamt weniger Stress und fallen seltener krankheitsbedingt aus. Geringere Fehlzeiten helfen Unternehmen dabei, Kosten zu sparen. Sie können auch zu einer guten Stimmung im Betrieb beitragen.
Wenn Mitarbeiter fit sind und sich wertgeschätzt fühlen, kann das ihre Motivation steigern. Je zufriedener sie mit ihrem Job und dem Arbeitgeber sind, desto engagierter sind sie meist automatisch. Zugleich sind gesunde Mitarbeiter leistungsfähiger. Trifft das auf viele Beschäftigte im betreffenden Unternehmen zu, kann sich die Produktivität spürbar erhöhen – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf den Erfolg des Unternehmens.
Gesundheitsprävention: Arten & Möglichkeiten
Betriebliche Gesundheitsvorsorge kann verschiedene Formen annehmen. Gesundheitsprävention für Mitarbeiter sollte dabei alle Szenarien und Phasen abdecken – von der Prävention über die Früherkennung bis zur Unterstützung im Ernstfall. Wie das im Detail aussehen kann, erfahren Sie in den nächsten Abschnitten.
Prävention von Krankheiten und Unfällen
Im besten Fall kommt es gar nicht erst zu einer Erkrankung. Dabei haben Arbeitgeber viele Möglichkeiten, etwas für die Gesundheitsprävention im Betrieb zu tun. Sie können (und sollten) zum Beispiel für arbeitnehmerfreundliche Arbeitsbedingungen sorgen, die die Gesundheit der Mitarbeiter schonen.
Das kann zum Beispiel bedeuten, eine gute Work-Life-Balance zu ermöglichen und Überstunden minimal zu halten. Es kann auch heißen, dass das Betriebsklima gut ist und Führungskräfte Mitarbeiter respektvoll behandeln. Je wohler sich die Mitarbeiter fühlen und je zufriedener sie im Job sind, desto förderlicher ist das für ihr Wohlbefinden insgesamt. Psychosomatische und psychische Erkrankungen werden dadurch unwahrscheinlicher.
Ebenso wichtig ist Ergonomie am Arbeitsplatz. Ein ergonomischer Arbeitsplatz kann verhindern oder unwahrscheinlicher machen, dass Fehlhaltungen auftreten, die den Beschäftigten Probleme bereiten. Das ist nicht nur bei Bürojobs wichtig. Einseitige Haltungen oder Bewegungen sollten nach Möglichkeit minimiert werden.
Um Krankheiten und Unfälle zu vermeiden, ist Aufklärung ein weiterer Ansatz. Der Arbeitgeber sollte dafür sorgen, dass seine Mitarbeiter wissen, welche Gefahren ihr Job mit sich bringen kann. Ebenso sollte er ihnen Empfehlungen an die Hand geben, wie sie Risiken für ihre Gesundheit und die Gesundheit ihrer Kollegen minimieren können. Themen, über die ein Arbeitgeber Beschäftigte aufklären kann, sind darüber hinaus die Bedeutung von regelmäßiger Bewegung und einer gesunden Ernährung.
Apropos Bewegung: Zur Gesundheitsvorsorge im Betrieb können Arbeitgeber Bewegungsangebote bieten. Das können zum Beispiel geförderte Sportkurse oder Zuschüsse zu Abonnements in einem Fitnessstudio sein. Auch Sportteams im Betrieb können eine gute Idee sein.
Symptome und Warnzeichen frühzeitig erkennen
Manchmal nützt die beste Gesundheitsprävention nichts – es entwickeln sich Erkrankungen. Dann ist es wichtig, gesundheitliche Probleme so früh wie möglich zu erkennen. Arbeitgeber können dazu unterschiedliche Ansätze verfolgen. Einerseits sollten Führungskräfte Mitarbeitern signalisieren, dass diese sich jederzeit an sie wenden können, wenn es ihnen nicht gut geht. Durch ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern wird es wahrscheinlicher, dass Chefinnen und Chefs mitbekommen, wenn ein Mitarbeiter gesundheitliche Probleme entwickelt.
Andererseits sollten Arbeitgeber Führungskräfte darin schulen, ihrerseits auf Warnhinweise zu achten. Es kann zum Beispiel auf gesundheitliche Probleme hindeuten, wenn ein Mitarbeiter immer wieder fehlt. Dasselbe gilt, wenn Beschäftigte plötzlich schlechtere Leistungen erbringen, schlechte Laune haben, gereizt reagieren oder gestresst wirken. In solchen Fällen sollten Vorgesetzte das Gespräch mit den betreffenden Mitarbeitern suchen, um der Ursache auf den Grund zu gehen und ihre Unterstützung anzubieten. In diesem Rahmen können sie auch das Angebot machen, den Betroffenen einen Termin bei einem Arbeitsmediziner oder Facharzt zu vermitteln.
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, die der Arbeitgeber aktiv fördert, sind ein weiterer Ansatz, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Vorgesetzte sollten ihre Mitarbeiter dazu ermutigen, solche Angebote tatsächlich wahrzunehmen.
Unterstützung im Krankheitsfall
Zur Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz gehört es auch, betroffene Mitarbeiter nicht alleine zu lassen, wenn sie erkranken. Arbeitgeber sollten ihren Mitarbeitern im Krankheitsfall ihre Unterstützung anbieten, damit sie schnell wieder auf die Beine kommen. Welche Möglichkeiten es dabei gibt, hängt von der konkreten Situation ab. Ein Arbeitgeber könnte zum Beispiel Umbauten am Arbeitsplatz in die Wege leiten oder Aufgaben anders zuschneiden, damit die Betroffenen einen geringeren Workload haben. Stress jeder Art ist nicht förderlich für die Genesung, weshalb potenzielle Stressfaktoren für Arbeitgeber ein guter Ansatzpunkt sind, um auf eine positive Entwicklung hinzuwirken.
Arbeitgeber können erkrankte Mitarbeiter außerdem bei der Rehabilitation nach einer Krankheit unterstützen. Dazu ist es wichtig, die Bedürfnisse der Betroffenen in Erfahrung zu bringen und davon ausgehend eine individuelle Strategie zu entwickeln. Neben konkreten Maßnahmen ist es wichtig, dass Arbeitgeber keinen Druck auf die Betroffenen ausüben, möglichst schnell an den Arbeitsplatz zurückzukehren oder möglichst schnell wieder Höchstleistungen zu erbringen. Das könnte sich negativ auf die Genesungsaussichten auswirken.
Betriebliche Gesundheitsprävention: Beispiele für mögliche Maßnahmen
Wenn es um Gesundheitsvorsorge im Unternehmen geht, stehen Arbeitgebern eine Vielzahl an Ansätzen und Möglichkeiten zur Auswahl. Das kann zum Beispiel die folgenden Aspekte betreffen:
- Gesundheitsvorsorge in Form von Gesundheitskursen, die vom Arbeitgeber bezuschusst oder komplett übernommen werden – etwa zur Rückenfitness, gesunder Ernährung oder Stressbewältigung
- Betriebliche Sport- und Bewegungsangebote, zum Beispiel in Form von Betriebssport, einem betriebseigenen Fitnessstudio oder Yogakursen
- Vorsorgeuntersuchungen, etwa Augenuntersuchungen, muskuloskelettale Untersuchungen und Angebote zur Krebsvorsorge
- Vermittlung von Facharztterminen bei gesundheitlichen Problemen
- Schaffung eines guten Betriebsklimas, das Stress reduziert und zum Wohlbefinden der Beschäftigten beiträgt
- ein angemessenes Arbeitspensum in Kombination mit realistischen Erwartungen an die Leistung der Beschäftigten – beides verringert Druck
- Ergonomie am Arbeitsplatz
- betriebliches Eingliederungsmanagement: Unterstützung von Beschäftigten beim Wiedereinstieg in den Job nach einer Krankheit
Wie kann Gesundheitsvorsorge im Unternehmen finanziert werden?
Manche Strategien zur Gesundheitsvorsorge sind für Arbeitgeber völlig kostenlos, während andere Angebote Kosten verursachen. Welche Möglichkeiten haben Unternehmen, Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz zu finanzieren? Der Staat unterstützt Unternehmen, die sich für die Gesundheitsprävention für Mitarbeiter einsetzen. Arbeitgeber können pro Mitarbeiter bis zu 600 Euro im Jahr steuerfrei aufwenden, wenn dies zusätzlich zum geschuldeten Lohn oder Gehalt geschieht.
Steuerfrei können Maßnahmen sein, die den Anforderungen von §§ 20 und 20b Fünftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) entsprechen. Das betrifft zum Beispiel zertifizierte Gesundheitskurse, in bestimmten Fällen auch nicht zertifizierte Präventionskurse, sowie Leistungen der betrieblichen Gesundheitsförderung, die sich auf einen gesundheitsförderlichen Arbeits- und Lebensstil beziehen.
Um die Kosten für die Gesundheitsvorsorge im Betrieb zu senken, kann es darüber hinaus sinnvoll sein, die Mitarbeiter an bestimmten Kosten zu beteiligen. Das bietet sich insbesondere an, wenn es um die freiwillige Teilnahme an kostenpflichtigen Angeboten wie zum Beispiel Yoga-Kursen geht.
Gleichzeitig sollten sich Arbeitgeber vor Augen führen, dass das in die Gesundheitsvorsorge im Betrieb investierte Geld sinnvoll angelegt ist. Wenn die Maßnahmen effektiv sind und die Gesundheit der Beschäftigten schützen, sind diese leistungsfähiger, zufriedener und fallen seltener aus. Das hilft Firmen dabei, Kosten zu senken, und kann zu ihrem Erfolg beitragen.
Erfolgsfaktoren: Was für eine effektive Gesundheitsvorsorge im Betrieb wichtig ist
Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge lohnen sich aus Arbeitgebersicht fast immer, auch wenn sie Kosten verursachen. Nichtsdestotrotz sind manche Strategien erfolgreicher als andere – und damit lohnenswerter. Worauf kommt es an, wenn Arbeitgeber sich für die Gesundheitsvorsorge im Unternehmen einsetzen?
Wie erfolgreich Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge sind, steht und fällt mit dem Bedarf. Es kommt auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter an, welche Ansätze sinnvoll sind. Das setzt voraus, dass Arbeitgeber diese Bedürfnisse kennen. Der Bedarf sollte ermittelt werden, was auch durch eine Beteiligung der Beschäftigten bei der Auswahl der Maßnahmen erfolgen kann. Auch anonyme Mitarbeiterbefragungen können sinnvoll sein, um herauszufinden, wo die Gesundheitsvorsorge für Mitarbeiter ansetzen kann und sollte.
Wenn es Maßnahmen gibt, die den Bedürfnissen der Beschäftigten entsprechen, kommt es darauf an, dass sie auch tatsächlich genutzt werden. Dazu muss der Arbeitgeber dafür sorgen, dass die Mitarbeiter die Angebote zur Gesundheitsprävention kennen. Führungskräfte sollten die Mitarbeiter außerdem ermutigen, Angebote in Anspruch zu nehmen – zum Beispiel Vorsorgeuntersuchungen.
Es kann auch hilfreich sein, den Beschäftigten zu verdeutlichen, welche Vorteile ihnen eine aktive Teilnahme an der Gesundheitsvorsorge im Betrieb bringt. Dadurch wird es wahrscheinlicher, dass sie ihrerseits das Möglichste tun – der Effekt der Gesundheitsvorsorge erhöht sich dadurch.
Arbeitgeber sollten regelmäßig überprüfen, wie effektiv Methoden zur Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz sind. Auch hierfür können Mitarbeiter – wenn es sinnvoll scheint, anonym – befragt werden. Aussagekräftig ist auch, wie häufig bestimmte Angebote genutzt werden. Eine regelmäßige Evaluation der getroffenen Maßnahmen mindert die Gefahr, dass Angebote ins Leere laufen. So können Verantwortliche in Unternehmen rechtzeitig nachbessern, statt im Zweifel Geld für etwas auszugeben, das sich nicht lohnt.
Fazit: Gesundheitsvorsorge im Betrieb für gesunde, leistungsfähige Mitarbeiter
- Betriebliche Gesundheitsvorsorge lohnt sich: Wenn die Mitarbeiter gesünder sind, sind sie häufig leistungsfähiger, motivierter und engagierter
- Zu bestimmten Maßnahmen sind Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, während andere Maßnahmen für sie freiwillig sind
- Gesundheitsvorsorge für Mitarbeiter kann von der Prävention bis zur Unterstützung im Krankheitsfall reichen
- Besonders hilfreich sind Maßnahmen, die dem Bedarf der Mitarbeiter entsprechen
- Eine regelmäßige Überprüfung von Angeboten im Rahmen der Gesundheitsvorsorge im Unternehmen ist wichtig, damit die betriebliche Gesundheitsvorsorge den größtmöglichen Effekt hat
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