Arbeitnehmerüberlassung: Was man darunter versteht und wann sie vorliegt
Über das Modell Arbeitnehmerüberlassung können Arbeitnehmer einfach Zugang zu neuen Jobs finden. Was hat die Arbeitnehmerüberlassung für eine Bedeutung? Wie ist sie geregelt und wie läuft sie ab? Und mit welchen Vor- und Nachteilen kann sie für Beschäftigte und Firmen verbunden sein? In diesem Beitrag erfahren Sie mehr darüber.
Arbeitnehmerüberlassung Definition: Was steckt hinter dem Modell?
Die meisten Arbeitsverhältnisse sehen so aus: Arbeitnehmer X schließt mit Arbeitgeber Y einen Arbeitsvertrag und wird dann für sein Unternehmen tätig. Bei der Arbeitnehmerüberlassung (AÜ) ist das anders. Hier arbeitet ein Beschäftigter zwar ebenfalls für einen Arbeitgeber, an diesen wird er aber nur entliehen, und zwar von einer Leiharbeitsfirma. Es entsteht also ein Dreiecksverhältnis. Man spricht dann auch von Leiharbeit, Zeitarbeit oder Personalleasing.
Im Fall einer Arbeitnehmerüberlassung ist es die Leiharbeitsfirma, mit der Beschäftigte einen Arbeitsvertrag haben. Als Leiharbeiter oder Leiharbeitnehmer werden sie an einen Entleiher – ein anderes Unternehmen – verliehen. Die Zeitarbeitsfirma fungiert als Verleiher. Die Überlassungen sind jeweils nur von begrenzter Dauer, meist dauert eine Arbeitnehmerüberlassung nur wenige Monate. Dabei übernehmen Zeitarbeiter oft einfache Arbeiten, für die keine nennenswerten Qualifikationen erforderlich sind, zum Beispiel Montagetätigkeiten am Fließband.
Viele Leiharbeitnehmer übernehmen Hilfstätigkeiten, zumindest theoretisch könnten sie aber auf allen Qualifikationsstufen arbeiten. Grundsätzlich kann Arbeitnehmerüberlassung in allen Bereichen genutzt werden, praktisch kommt sie aber besonders häufig in bestimmten Branchen vor. Dazu zählen die Metallindustrie und Elektrobranche. Ebenso ist die Arbeitnehmerüberlassung zum Beispiel in den Bereichen Verkehr, Logistik und Sicherheit gängig.
Arbeitnehmerüberlassung: Voraussetzungen und Ablauf
Wie funktioniert Arbeitnehmerüberlassung? Unter welchen Bedingungen eine Arbeitnehmerüberlassung erlaubt ist und wie sie abläuft, regelt das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG). Demnach ist Leiharbeit nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Grundsätzlich ist eine Erlaubnis nötig, um Arbeitnehmer an Drittfirmen zu verleihen. Zeitarbeitsfirmen können diese Erlaubnis von der Agentur für Arbeit bekommen, wenn sie die nötigen Anforderungen erfüllen.
Arbeitnehmerüberlassung ist darüber hinaus nur dann legal, wenn ein Arbeitsvertrag zwischen der Entleihfirma und dem Beschäftigten geschlossen wird. Daraus muss hervorgehen, dass der Beschäftigte als Leiharbeitnehmer tätig wird. Häufig sind Leiharbeitsverträge unbefristet; sie enden nicht, wenn eine Überlassung endet, sondern bleiben bestehen, bis der Arbeitsvertrag gekündigt wird. Im Zeitarbeitsvertrag sind wie in anderen Arbeitsverträgen wichtige Eckpunkte der Zusammenarbeit geregelt. Es geht darin zum Beispiel um Lohn oder Gehalt, mögliche Zuschläge zum Grundgehalt, Kündigung, Krankheit und Urlaubsanspruch.
Arbeitnehmerüberlassung muss klar deklariert werden
Nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz braucht es für eine Arbeitnehmerüberlassung noch einen Vertrag, nämlich zwischen dem Verleiher (der Zeitarbeitsfirma) und dem Entleiher (dem Unternehmen, das Leiharbeiter beschäftigen möchte). In diesem Arbeitnehmerüberlassungsvertrag, der klar als solcher deklariert sein muss, kann es zum Beispiel darum gehen, welche Arbeiten der Leiharbeiter verrichten soll, wie seine Arbeitszeiten sein werden und wie das Entgelt verrechnet wird.
Wie ist es bei der Arbeitnehmerüberlassung – wer zahlt das Gehalt? Der Leiharbeitnehmer wird von der Zeitarbeitsfirma bezahlt, bei der er angestellt ist. Diese verrechnet die Entlohnung dann mit der Entleihfirma, bei der der Leiharbeiter tätig ist.
Arbeitnehmerüberlassung: Dauer der Überlassungen – was ist erlaubt?
Typisch für Leiharbeit sind die häufigen Jobwechsel. Ein Leiharbeitnehmer arbeitet für einen Entleiher im Normalfall nur wenige Monate, abhängig davon, wie lange dieser Arbeitgeber Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften hat. Oft sind solche Arbeitseinsätze maximal drei Monate lang, wobei es auch mehr Monate sein können.
Wie ist es geregelt bei Arbeitnehmerüberlassung – wie lange ist sie möglich? Eine einzelne Überlassung darf höchstens 18 aufeinanderfolgende Monate lang andauern. Falls eine Überlassung für drei Monate oder länger unterbrochen wird, kann der Arbeitseinsatz bei einer Firma insgesamt auch länger dauern. Eine längere Krankheit oder Urlaub zählen hier jedoch nicht hinein. Es kann sein, dass ein Tarifvertrag auf eine Zusammenarbeit zwischen Entleiher und Leiharbeitnehmer anwendbar ist. Dadurch können sich abweichende Obergrenzen für die maximale Dauer der Arbeitnehmerüberlassung ergeben.
Rechte und Pflichten von Leiharbeitnehmern
Wie reguläre Arbeitnehmer haben auch Leiharbeitnehmer bestimmte Rechte und Pflichten, wenn es zu einer Arbeitnehmerüberlassung kommt. Genaueres ist in dem Arbeitsvertrag geregelt, den der Leiharbeitnehmer mit der Zeitarbeitsfirma als Verleiher geschlossen hat. Ganz grundlegend müssen sich Leiharbeiter an das halten, was der Entleiher – also der Arbeitgeber, in dessen Firma sie tätig sind – ihnen sagt. Dieser Arbeitgeber hat ihnen gegenüber ein Weisungsrecht wie bei seinen eigenen Mitarbeitern auch. Dass das Arbeitsverhältnis eigentlich gar nicht zwischen Leiharbeiter und Entleiher, sondern zwischen Leiharbeiter und Verleiher besteht, spielt hierfür keine Rolle.
Beim Thema Gehalt beziehungsweise Lohn gilt: Grundsätzlich haben Leiharbeitnehmer einen Anspruch darauf, so behandelt zu werden wie die übrigen Mitarbeiter in der betreffenden Firma auch. Genaueres regelt § 8 Arbeitnehmerüberlassungsgesetz mit seinem Equal-Pay-Grundsatz. Vom ersten Tag einer Überlassung an haben Leiharbeiter Anspruch auf den gleichen Lohn wie ihre Kollegen bei der Entleihfirma in vergleichbaren Positionen – theoretisch zumindest. Dadurch können Leiharbeiter auch Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen und Sonderzahlungen sowie Lohnfortzahlungen bekommen.
Von dieser Regelung darf jedoch tarifvertraglich abgewichen werden, und zwar bis zu neun Monate lang. Der Arbeitgeber kann vertraglich auf einen entsprechenden Tarifvertrag Bezug nehmen, wodurch dann ein geringeres Gehalt zulässig wäre. Außerdem gilt: Spätestens nach 15 Monaten haben Leiharbeitnehmer Anspruch auf ein Arbeitsentgelt, wie es auch vergleichbare Beschäftigte in der Branche bekommen. So lange dauern allerdings die wenigsten Arbeitnehmerüberlassungen.
Kein Job, kein Gehalt?
Zu den Rechten von Leiharbeitern gehört auch der Anspruch darauf, dass die Zeitarbeitsfirma als faktischer Arbeitgeber Sozialversicherungsbeiträge für sie abführt. Im Krankheitsfall besteht Anspruch auf Entgeltfortzahlung, und es gibt wie bei Arbeitnehmern auch bei der Leiharbeit ein Recht auf bezahlten Erholungsurlaub. Leiharbeitnehmer haben außerdem Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, worum sich die Verleihfirma kümmert. Die nötigen Informationen über die Leistungen des Beschäftigten holt sich die Zeitarbeitsfirma bei den Entleihern ein. Außerdem kommen (mindestens) die gesetzlichen Kündigungsfristen bei einer Arbeitnehmerüberlassung zum Tragen.
Die typischen häufigen Jobwechsel der Arbeitnehmerüberlassung könnten ein Problem für Beschäftigte sein – wenn es so wäre, dass sie zwischenzeitlich immer wieder keine Einkünfte hätten, bevor eine neue Überlassung beginnt. Das brauchen Leiharbeitnehmer allerdings nicht zu fürchten. Ihr Arbeitsvertrag mit dem Verleiher (der Zeitarbeitsfirma) besteht bis zu seiner Kündigung fort, und daraus ergeben sich Entlohnungsansprüche. Die Zeitarbeitsfirma muss Leiharbeitnehmer somit auch in Phasen entlohnen, in denen es nicht zu einer Überlassung kommt.
Vorteile & Nachteile von Arbeitnehmerüberlassung für Beschäftigte und Unternehmen
Lohnt sich die Arbeitnehmerüberlassung? Das kommt drauf an, in welcher Situation dieses Modell in Erwägung gezogen wird. In den folgenden Abschnitten erfahren Sie mehr darüber, mit welchen Vorteilen und Nachteilen Leiharbeit für Leiharbeitnehmer und Firmen, die zusätzliche Arbeitskräfte benötigen, verbunden sein kann.
Arbeitnehmerüberlassung: Vorteile des Modells
Welche Vorteile bietet die Arbeitnehmerüberlassung für Menschen auf Jobsuche? Was bietet sie Arbeitgebern, die Unterstützung brauchen? Fangen wir mit den Vorteilen für Beschäftigte an:
- Arbeitnehmerüberlassung kann eine schnelle Lösung für Menschen auf Jobsuche sein. Die Anforderungen an die Bewerber sind häufig gering, so dass auch Menschen mit geringen Qualifikationen – zum Beispiel ohne Ausbildungs- oder Studienabschluss – oft gute Chancen haben.
- Dasselbe gilt für Fachkräfte aus dem Ausland, die mit einer Arbeitnehmerüberlassung als Einstieg auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß fassen können.
- Das Modell Arbeitnehmerüberlassung bietet Beschäftigten Sicherheit, denn Anspruch auf das vereinbarte Entgelt besteht auch in Zeiten, in denen es nicht zu einer Überlassung kommt.
- Bei einer Arbeitnehmerüberlassung wechseln die Jobs oft alle paar Monate. Das kann für Abwechslung und frischen Wind sorgen. Falls ein Job dabei ist, den ein Beschäftigter nicht mag, ist das weniger problematisch – der Arbeitseinsatz endet ja womöglich schon bald wieder.
- Im besten Fall kann es zu einem Klebeeffekt kommen, wenn der Leiharbeiter von einer Entleihfirma übernommen wird.
- Für Langzeitarbeitslose bietet eine Arbeitnehmerüberlassung Berufspraxis und kann den Lebenslauf aufwerten. Das kann die Chancen bei späteren Bewerbungen verbessern und den Wiedereinstieg in das Berufsleben erleichtern.
Auch für Unternehmen kann es Vorteile haben, Leiharbeiter einzustellen:
- Mit Leiharbeitern sind Firmen flexibler, als es bei eigenen Mitarbeitern der Fall ist. Sie können die Arbeitnehmerüberlassung nach Bedarf nutzen, zum Beispiel, um ein saisonal erhöhtes Arbeitsaufkommen abzufangen.
- Firmen können mit Leiharbeitern auch fehlende Mitarbeiter ersetzen, die etwa länger erkrankt, im Mutterschutz oder in Elternzeit sind.
- Durch Arbeitnehmerüberlassung (statt regulärer Einstellungen) sinken Aufwand und Kosten. Ein teures Recruiting-Verfahren ist nicht nötig.
Arbeitnehmerüberlassung: Nachteile des Modells
Gleichzeitig kann eine Arbeitnehmerüberlassung auch Nachteile für Beschäftigte und Entleihfirmen haben. Für Leiharbeiter kann das zum Beispiel die folgenden Punkte betreffen:
- Häufig handelt es sich bei Zeitarbeit um wenig attraktive Jobs. Die Tätigkeiten sind häufig monoton, körperlich anstrengend und wenig abwechslungsreich. Auf Dauer ist Zeitarbeit deshalb für viele Menschen keine (gute) Lösung.
- Häufige Jobwechsel im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung bieten Abwechslung, können aber auch als anstrengend empfunden werden. Kaum hat man sich in neue Strukturen und ein neues Umfeld eingefunden, endet die Überlassung womöglich auch schon wieder. Das betrifft auch die Kontakte, die man im jeweiligen beruflichen Umfeld knüpft. Langfristige Beziehungen zu den Kollegen, wie sie die meisten Arbeitnehmer haben, können Leiharbeiter auf diese Weise nicht entwickeln. Das kann als negativ empfunden werden.
- Die Arbeitnehmerüberlassung kann den eigenen Berufsweg befördern, ist aber nicht immer automatisch mit besseren Chancen auf dem regulären Arbeitsmarkt verbunden. Zum mitunter erhofften Klebeeffekt kommt es oft nicht.
- Zeitarbeit verhindert zwar Lücken im Lebenslauf, kann aber von Arbeitgebern als wenig qualifizierend empfunden werden.
Wie sieht es bei Firmen aus – welche Nachteile kann Zeitarbeit für sie haben? Dazu gehören die folgenden Aspekte:
- Leiharbeiter einzustellen ist zwar besonders unkompliziert und flexibel möglich, kann aber Nachteile gegenüber regulären Einstellungen haben. Leiharbeiter sind nach kurzer Zeit wieder weg, so dass sich eine umfassende Einarbeitung oft kaum lohnt.
- Nicht selten sind Mitarbeiter motivierter, wenn sie ihre Zukunft im betreffenden Unternehmen sehen. Das könnte zur Folge haben, dass eigene Mitarbeiter (mit unbefristeten Verträgen) tendenziell leistungsfähiger und engagierter sind.
- Für die Zusammenarbeit im Team kann es ein Nachteil sein, wenn jemand als Leiharbeitnehmer nur kurzzeitig dabei ist. Dadurch können sich die Beteiligten nicht so gut aufeinander einstellen, wie es bei einer längeren Zusammenarbeit der Fall wäre. Das kann das Ergebnis von Teamprojekten und Aufgaben im Team verschlechtern.
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