Zeitarbeit: Für wen lohnt sie sich?

Die Arbeitswelt ist heute so flexibel wie nie zuvor. Für Arbeitgeber kann das auch bedeuten, dass sie Beschäftigte nur dann einsetzen, wenn sie wirklich benötigt werden. Das geht über Zeitarbeit, auch Arbeitnehmerüberlassung oder Leiharbeit genannt. Dabei sind Arbeitnehmer meist nur für wenige Monate für einen Entleiher tätig, bevor sie den Job wechseln. Was sind die Merkmale der Zeitarbeit? Welche Vor- und Nachteile hat sie – und wann kann sie sich für Beschäftigte lohnen? Das und mehr erfahren Sie hier.

Ein Abteilungsleiter weist Mitarbeiter am Einsatzort der Zeitarbeit ein

Wie funktioniert Zeitarbeit?

Es gibt viele Möglichkeiten, einen neuen Job zu finden. Der Klassiker: Man schreibt eine Bewerbung, richtet sie an den Wunscharbeitgeber und erhält im besten Fall eine Zusage. Bei Zeitarbeit, die auch unter den Bezeichnungen Arbeitnehmerüberlassung und Leiharbeit bekannt ist, läuft die Jobsuche hingegen indirekt. Zeitarbeiter schließen einen meist unbefristeten Arbeitsvertrag mit einer Zeitarbeitsfirma. Diese Zeitarbeitsfirma vermittelt sie für zeitlich begrenzte Arbeitseinsätze an andere Arbeitgeber. Dabei fungiert die Zeitarbeitsfirma als Verleiher und der Arbeitgeber, bei dem ein Leiharbeiter tatsächlich tätig ist, als Entleiher.

Charakteristisch für Zeitarbeit sind häufig wechselnde kurzzeitige Arbeitseinsätze bei verschiedenen Arbeitgebern (Entleihern). Dass eine bestimmte Tätigkeit nur von kurzer Dauer sein wird, steht dabei meist von vornherein fest. Typisch sind Einsätze von rund drei Monaten. Dabei richtet sich die Dauer eines Einsatzes nach dem Bedarf des jeweiligen Entleihers. Auch eine längere Arbeitnehmerüberlassung ist denkbar; erlaubt sind im Normalfall bis zu 18 Monate. Einschränkungen können sich darüber hinaus auch durch Tarifverträge ergeben.

Leiharbeiter dürfen nicht benachteiligt werden

Möchte ein Entleiher, dass die Zusammenarbeit länger dauert als das erlaubte Maximum, kann er den Beschäftigten selbst einstellen. Ein Arbeitsverhältnis zwischen Entleiher und Leiharbeiter ergibt sich außerdem nach Ablauf der Höchstzeit automatisch. Will der Leiharbeiter in diesem Fall weiter für den Arbeitgeber arbeiten, muss er lediglich eine Erklärung hierüber abgeben.

Wie genau die Arbeitnehmerüberlassung ausgestaltet werden kann, ergibt sich aus den Vorgaben des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG). Dort sind die Rechte und Pflichten von Zeitarbeitern festgehalten. Obwohl Leiharbeiter formell bei der Zeitarbeitsfirma und nicht beim Entleiher angestellt sind, unterliegen sie doch während eines Arbeitseinsatzes dessen Weisungen.

Aus dem Gleichstellungsgrundsatz ergibt sich, dass Leiharbeiter gegenüber den übrigen Angestellten in einem Betrieb nicht willkürlich benachteiligt werden dürfen. Sie haben deshalb denselben Urlaubsanspruch und müssen in Bezug auf die Arbeitszeiten so behandelt werden wie die eigenen Mitarbeiter des jeweiligen Arbeitgebers. Auch in puncto Arbeitsschutz und Kündigungsschutz sowie im Hinblick auf eine Lohnfortzahlung bei Arbeitsunfähigkeit dürfen Leiharbeiter nicht schlechter behandelt werden.

Wo gibt es Zeitarbeit-Jobs und welches Profil ist gefragt?

Grundsätzlich sind Zeitarbeit-Jobs in allen Bereichen und Branchen denkbar. Besonders häufig werden Leiharbeiter jedoch in der Metall- und Elektroindustrie eingesetzt. Auch in den Bereichen Verkehr und Logistik, Sicherheit sowie Dienstleistungen setzen viele Unternehmen (auch) auf Leiharbeiter, um ihren Bedarf an Arbeitskräften zu decken.

Viele Leiharbeiter sind gering qualifiziert oder waren zuvor längere Zeit arbeitslos. Oft handelt es sich bei Zeitarbeits-Jobs um Hilfsjobs, die keine besonderen Qualifikationen erfordern. Somit haben auch Arbeitnehmer Chancen, die es bei der Bewerbung um reguläre Jobs schwerer hätten. Es kommt jedoch auf der anderen Seite auch vor, dass ein Arbeitgeber ein ganz bestimmtes Profil bei einem Leiharbeiter voraussetzt. Dann sind Leiharbeiter im Vorteil, die die entsprechenden Kenntnisse und Fähigkeiten vorweisen können.

Lohn: Was kann man bei Zeitarbeit verdienen?

Jobs, die von einer Zeitfirma vermittelt werden, sind meist nicht sonderlich gut bezahlt. Aber wie viel kann man verdienen? Zunächst einmal müssen sich Entleiher an die Vorgaben zum gesetzlichen Mindestlohn halten. Den Mindestlohn gemäß § 1 Absatz 1 des Mindestlohngesetzes (MiLoG) können auch Leiharbeiter beanspruchen.

Nach dem Grundsatz des Equal Pay haben Leiharbeiter außerdem Anspruch darauf, so bezahlt zu werden wie eigene Mitarbeiter des Entleihers mit vergleichbaren Tätigkeiten und Qualifikationen. Das gilt jedoch erst, wenn die Arbeitnehmerüberlassung länger als neun Monate andauert. Möglicherweise findet auch ein Tarifvertrag Anwendung, aus dem sich ein Anspruch auf einen Branchenmindestlohn – auch Tariflohn genannt – ergibt. In diesem Fall kann ein Leiharbeiter nur diesen Tariflohn beanspruchen, nicht jedoch eine höhere Bezahlung gemäß Equal Pay.

Darüber hinaus existieren für die Zeitarbeit Lohnuntergrenzen. Diese gehen aus der Verordnung über eine Lohnuntergrenze in der Arbeitnehmerüberlassung (LohnUGAÜV) hervor. Bis zum 31. März 2024 gilt die Fünfte Verordnung über eine Lohnuntergrenze in der Arbeitnehmerüberlassung. Daraus ergeben sich die folgenden Mindeststundenentgelte:

  • 13 Euro pro Stunde in allen Bundesländern seit dem 1. April 2023 (gültig bis 31. Dezember 2023)
  • 13,50 Euro pro Stunde in allen Bundesländern ab dem 1. Januar 2024 (gültig bis 31. März 2024)

In welchen Fällen kann sich Zeitarbeit lohnen?

Lohnt sich Zeitarbeit? Diese Frage stellen sich viele Menschen, die auf Jobsuche sind und einen Leiharbeiter-Job in Erwägung ziehen. Schließlich hat die Arbeitnehmerüberlassung keinen allzu guten Ruf. Das hängt hauptsächlich mit der meist mageren Bezahlung, monotonen oder körperlich stark anstrengenden Jobs und den häufigen Wechseln bei Zeitarbeit zusammen.

Trotzdem kann es Situationen geben, in denen sich Zeitarbeit lohnen kann. Das gilt in besonderem Maße für Arbeitnehmer, die nur wenige Qualifikationen vorweisen können. Für sie wird es ohne Zeitfirma je nach Bereich schwierig, einen passenden Job zu finden. Zeitarbeit kann dann einen schnellen Einstieg ermöglichen.

Aus diesem Grund kann Zeitarbeit auch für Langzeitarbeitslose sinnvoll sein, die endlich wieder einen Job haben möchten. Zeitarbeit kann unter diesen Umständen für den Übergang hilfreich sein. Anschließend hat man nicht nur einen aktuellen Job im Lebenslauf vorzuweisen, sondern womöglich auch neue Kontakte geknüpft und ist durch den neuen Berufsalltag im Hinblick auf seine Fähigkeiten vielleicht auch selbstbewusster geworden.

Zeitarbeit kann den Einstieg ins Berufsleben erleichtern

Auch für Berufsanfänger kann Zeitarbeit eine Option sein. Sie haben zwar häufig gute Qualifikationen vorzuweisen, ihnen fehlt aber die von vielen Arbeitgebern vorausgesetzte Praxis. Zeitarbeit kann auch in solchen Fällen eine praktikable Übergangslösung darstellen. Quereinsteiger, die sich beruflich neu orientieren möchten, können von Leiharbeiter-Jobs ebenfalls profitieren. Sie können ganz gezielt Berufserfahrung im angestrebten Bereich sammeln, wodurch spätere Bewerbungen mehr Erfolg haben können.

Wer hingegen sehr gute Qualifikationen und langjährige Berufserfahrung ohne nennenswerte Lücken hat, ist auf Zeitarbeit nicht angewiesen. Anders ausgedrückt: Wer auch ohne die Vermittlung einer Zeitarbeitsfirma einen passenden Job findet, macht um die Zeitarbeit meist ohnehin lieber einen Bogen. Das hängt nicht zuletzt mit der typischerweise kurzen Dauer der Überlassung im Rahmen von Zeitarbeit zusammen, durch die die eigene berufliche Zukunft immer wieder ungewiss ist.

Zeitarbeit: Förderlich oder hinderlich für die Karriere?

Wie wirkt sich Zeitarbeit auf die Karriere aus? Kann sie förderlich oder gar hinderlich für das berufliche Fortkommen sein? Es kommt auf die Umstände im Einzelfall an; denkbar ist letztlich beides. Wer bisher ständig Absagen nach Bewerbungen erhalten hat, dem kann Zeitarbeit neue Perspektiven eröffnen. Leiharbeiter, mit denen der Entleiher zufrieden ist, werden mitunter sogar übernommen. Dafür gibt es keine Garantie, aber es kann die Belohnung dafür sein, dass man sich während der Überlassung richtig reinhängt und sich von seiner besten Seite zeigt. Besonders bei gering Qualifizierten kann eine Arbeitnehmerüberlassung den Startschuss für die Karriere markieren.

Wirklich hinderlich ist Zeitarbeit für die Karriere zwar in den seltensten Fällen. Wer hochqualifiziert ist und im Lebenslauf angibt, dass er zuletzt Zeitarbeit gemacht hat, kann damit aber Skepsis bei möglichen Arbeitgebern wecken. Potenzielle Arbeitgeber fragen sich dann womöglich, ob Bewerbungen für einen regulären Job nicht erfolgreich waren – und könnten vermuten, dass der Bewerber doch nicht so geeignet ist wie er scheint.

Vorteile und Nachteile von Zeitarbeit im Überblick

Zeitarbeit kann in manchen Situationen nützlich sein, sie geht aber auch mit verschiedenen Nachteilen einher. Wenn Sie darüber nachdenken, zum Leiharbeiter zu werden, sollten Sie die folgenden Vor- und Nachteile des Modells kennen.

Vorteile der Arbeitnehmerüberlassung

Vorteilhaft ist eine Arbeitnehmerüberlassung besonders für gering qualifizierte Bewerber, die ohne die Vermittlung einer Zeitfirma Schwierigkeiten bei der Jobsuche hätten. Wer als Leiharbeiter arbeitet, hat keine Lücken im Lebenslauf und zeigt, dass er engagiert und aktiv ist. Das kann für spätere Bewerbungen um reguläre Jobs sehr nützlich sein. Auch Langzeitarbeitslose profitieren häufig von einer gewissen Zeit als Leiharbeiter. Viele Arbeitgeber haben Vorbehalte, Langzeitarbeitslose einzustellen – wer jedoch als Leiharbeiter arbeitet, kann eine aktuelle Station im Lebenslauf vorweisen und damit Vorurteile entkräften.

In manchen Fällen passt es zwischen dem Leiharbeiter und seinem Entleiher so gut, dass dieser ihn übernimmt. Dann kann sich aus Zeitarbeit auch eine reguläre Anstellung ergeben, die womöglich sogar unbefristet ist. Selbst, wenn das nicht passiert: Wer eine gewisse Zeit Leiharbeiter-Jobs ausübt, knüpft viele Kontakte. Die können im Berufsleben noch nützlich sein.

Praktisch ist an Zeitarbeit auch, dass nicht die Beschäftigten das Risiko dafür tragen, dass sich kein Entleiher für sie interessiert. Sie erhalten bei ausbleibender Nachfrage nach ihrer Arbeitskraft trotzdem eine Entlohnung durch den Verleiher.

Nachteile der Arbeitnehmerüberlassung

Zugleich geht die Arbeitnehmerüberlassung mit einer Reihe an Nachteilen einher. Da wäre etwa die meist geringe Bezahlung von Leiharbeitern. Wer die nötigen Qualifikationen für Positionen aufweist, die besser bezahlt werden, sollte sich deshalb lieber für andere Angebote entscheiden.

Auch die Arbeitstätigkeit an sich ist oft nicht attraktiv; viele Leiharbeiter-Jobs bestehen aus monotonen, oft körperlich stark anstrengenden Tätigkeiten. Das kann bedeuten, dass man nicht gerne zur Arbeit geht oder seine Gesundheit aufs Spiel setzt. Oft müssen Leiharbeiter zudem in Schichten arbeiten – häufig auch nachts. Das mag nicht jeder, außerdem kann es ein Problem für die Familie oder Partnerschaft werden.

So manch ein Leiharbeiter träumt von einer Übernahme. Das kommt zwar vor, aber häufig müssen sich Beschäftigte nach kurzer Zeit wieder aus einem Betrieb verabschieden. Das macht es nötig, sich immer wieder an neue Aufgaben, Umstände und Menschen zu gewöhnen. Auf Dauer kann das als anstrengend empfunden werden.

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