Equal Pay Day: Was bedeutet dieser Tag in Deutschland?
Frauen und Männer verdienen in Deutschland nicht dasselbe: Im Schnitt ist das Gehalt von Männern weit höher als das von Frauen. Auf diesen Umstand soll der Equal Pay Day aufmerksam machen. Was er genau bedeutet, wann er stattfindet und warum Frauen oft ein niedrigeres Einkommen haben als Männer, erfahren Sie hier.
Was ist der Equal Pay Day?
Frauen verdienen in den meisten Ländern weniger als Männer, zum Teil sogar deutlich. Darauf möchte der Equal Pay Day aufmerksam machen. Dabei handelt es sich um einen symbolischen Tag, bei dem die Beteiligten mit verschiedenen Aktionen auf den Gender Pay Gap – die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern – hinweisen. Außerdem geht es darum, über die Ursachen für den Gender Pay Gap aufzuklären und auf eine Verbesserung der Lage hinzuwirken.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – dieser Grundsatz gilt in Deutschland schon lange. Seit den 1980er Jahren ist er auch gesetzlich verankert. Die Realität sieht anders aus: Frauen verdienen in Deutschland im Durchschnitt nicht nur insgesamt weniger als Männer, sie sind auch in vergleichbaren Positionen oft schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen.
Den Equal Pay Day gibt es in vielen Ländern. In Deutschland wurde er erstmals vom Netzwerk Business and Professional Women (BPW) Germany durchgeführt. Das war im Jahr 2008. Drei Jahre später, im Jahr 2011, wurde der Equal Pay Day zum ersten Mal in ganz Europa begangen. Typisch sind begleitende Aktionen, zum Beispiel Veranstaltungen oder Diskussionsrunden, und viele Rathäuser hissen an diesem Tag rote Equal-Pay-Day-Flaggen.
Equal Pay Day in Deutschland 2024: Wann war er und wie wird der Equal Pay Day berechnet?
Das Datum des Equal Pay Days ist jedes Jahr ein anderes. Das hat einen guten Grund: Das Datum wird nicht zufällig gewählt, sondern bemisst sich rechnerisch an den Lohnunterschieden von Frauen und Männern. Der Equal Pay Day markiert den Tag, bis zu dem Frauen in einem Jahr theoretisch unbezahlt arbeiten, während Männer schon von Anfang des Jahres an für ihre Arbeit entlohnt werden. Das führt dazu, dass das Datum des Equal Pay Days nicht nur von Jahr zu Jahr, sondern auch von Land zu Land unterschiedlich sein kann.
In Deutschland war der letzte Equal Pay Day am 6. März 2024. Das Motto lautete „Höchste Zeit für equal pay!“. Rein rechnerisch haben Frauen also die ersten 66 Tage des Jahres kein Gehalt bekommen – und, bezogen auf eine Fünf-Tage-Woche, theoretisch 45 Arbeitstage umsonst gearbeitet. In den USA war der Equal Pay Day 2024 am 12. März, wobei es bei der Berechnungsweise einen wichtigen Unterschied gibt: In den USA markiert der Equal Pay Day den Tag, bis zu dem Frauen im Folgejahr weiterarbeiten müssten, um im Schnitt dasselbe zu verdienen wie Männer.
Dass sich die Lohnschere zwischen Frauen und Männern langsam schließt, lässt sich anhand der Equal Pay Days der letzten Jahre erkennen: Der Equal Pay Day in Deutschland war 2022 und 2023 bereits am 7. März. 2021 lag er auf dem 10. März. Seither hat sich die Situation also leicht verbessert. In den Vorjahren war der Equal Pay Day am 17. oder 18. März (2017 bis 2020), am 19. März (2015/2016) und am 21. März (2013/2014). Der nächste Equal Pay Day ist für den 7. März 2025 geplant.
Warum ist das Gehalt von Frauen oft niedriger als das von Männern?
In Deutschland verdienen Männer im Schnitt 18 Prozent mehr als Frauen, gemessen am Brutto-Stundenlohn. Selbst wenn man die beruflichen Qualifikationen, die Tätigkeit und die Erfahrungen der Beschäftigten einbezieht, liegt der Gender Pay Gap bereinigt hierzulande immer noch bei sechs Prozent. Auch in vergleichbaren Positionen verdienen Männer also mehr. Dass Frauen oft ein geringeres Gehalt als Männer haben, hat viele Gründe. Ein Faktor ist der gewählte Beruf: Frauen üben oft Tätigkeiten aus, die schlechter vergütet sind. Im Niedriglohnsektor sind sie deshalb oft besonders stark vertreten, zum Beispiel als Reinigungskraft, in der Gastronomie, dem Einzelhandel oder der Pflege.
Außerdem machen Frauen seltener Karriere, weshalb sie seltener Positionen innehaben, die außerordentlich gut bezahlt werden. Wenn mehr Männer als Frauen Top-Jobs haben, führt das zu einer Lohnungleichheit, vor allem in Ländern wie Deutschland, wo die Einkommensspanne groß ist. Erschwerend hinzu kommt, dass sich viele Frauen scheuen, den Arbeitgeber nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Wenn sie es doch tun, sind ihre Forderungen oft bescheidener als die vieler Männer. Das sorgt dafür, dass Frauen weniger starke Gehaltssprünge machen. Oft ist schon ihr Einstiegsgehalt niedriger, weil sie sich vor Gehaltsverhandlungen scheuen oder ihren Wert unterschätzen.
Die Rollenverteilung in Familien kann Lohnungleichheiten begünstigen
Ein großes Problem, das die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern stark beeinflusst, ist nach wie vor die oft schlechte Vereinbarkeit von Familie und Job. Dass in Deutschland jede zweite Frau in Teilzeit arbeitet, hängt in hohem Maße mit der Familie zusammen. Viele Frauen arbeiten nach der Geburt eines Kindes nur noch in Teilzeit, und das nicht selten auch dann noch, wenn das Kind schon etwas älter ist.
Wenn der Mann derjenige ist, der mehr verdient, entscheiden sich viele Paare auch aus pragmatischen Gründen dafür, dass die Frau sich schwerpunktmäßig um Kind und Haushalt kümmert. Der Einkommensverlust für den Haushalt wäre schließlich größer, wenn der gutverdienende Mann seine Stunden reduzieren würde. Dadurch können Frauen in eine Teilzeitfalle geraten, aus der sie oft nur schwer wieder herauskommen und durch die ihnen bestimmte Positionen verwehrt bleiben können.
Andere Frauen können nicht voll arbeiten, weil sie sich um einen pflegebedürftigen Angehörigen kümmern. Männer reduzieren wesentlich seltener auf Teilzeit, um solchen Care-Aufgaben nachzugehen. Wenn Männer in Teilzeit arbeiten, tun sie das meist, weil sie sich in einer Aus- oder Weiterbildung befinden.
Diese Folgen kann ein geringeres Gehalt für Frauen haben
Frauen verdienen in Deutschland oft wesentlich weniger als Männer. Das drastische Ausmaß der Lohnlücke zeigt eine Studie der Regierung aus dem Jahr 2016 mit dem Titel „Mitten im Leben – Wünsche und Lebenswirklichkeiten von Frauen“. Zum Zeitpunkt der Studie waren nur 39 Prozent der befragten Frauen zwischen 30 und 50 Jahren in Vollzeit erwerbstätig, obwohl sie beruflich qualifiziert waren. Zum Vergleich: Bei den Männern waren es in derselben Kategorie 88 Prozent. Auch diese Studie zeigt das durchschnittlich eher niedrige Einkommen von Frauen: Nur zehn Prozent der 30- bis 50-jährigen Frauen hatten ein Nettoeinkommen von mehr als 2.000 Euro im Monat.
Wenn Frauen wenig verdienen oder gar nicht arbeiten, haben sie zunächst einmal weniger Geld zur Verfügung. In einer Partnerschaft kann das im besten Fall der Partner ausgleichen, wobei die Frau dann von ihrem Partner abhängig ist. Kommt es zu einer Scheidung oder verstirbt der Partner, kann das finanzielle Probleme mit sich bringen. Ist die Frau alleinerziehend oder Alleinverdienerin, reicht das Geld womöglich nicht, um die eigene Existenz (und die möglicher Kinder) zu sichern. Das kann Frauen unter Druck setzen, einen zweiten oder gar dritten Job anzunehmen, was wiederum negative Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit der Betroffenen haben kann.
Ein geringes Einkommen während des Erwerbslebens hat auch Folgen, wenn die Betroffenen in Rente gehen. Ihre Rentenansprüche sind entsprechend niedrig. Wenn ein möglicher Partner nicht eine bessere Rente bekommt, droht den Frauen Altersarmut. Das gefährdet ihr Wohlbefinden, ihre soziale Teilhabe und damit auch ihre Gesundheit.
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