In der Teilzeitfalle gefangen? Warum Sie schnell handeln sollten

In Teilzeit zu arbeiten kann in bestimmten Lebenssituationen eine Erleichterung sein. Eine Teilzeittätigkeit verschafft zum Beispiel stressgeplagten Müttern etwas mehr Luft zum Atmen. Gleichzeitig besteht allerdings die Gefahr, in der Teilzeitfalle zu landen. Was das ist, warum sie so problematisch ist und wie Sie wieder herauskommen können – das erklären wir Ihnen in diesem Beitrag.

Eine Frau ist besorgt, sie befindet sich in der Teilzeitfalle

Teilzeitfalle: Was ist damit gemeint?

Es gibt viele gute Gründe, in Teilzeit und damit weniger als die (in Vollzeit) üblichen 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Beschäftigten bleibt dann mehr Zeit für sich und für Dinge abseits des Jobs, die ihnen wichtig sind. Zum Beispiel die Familie: Besonders viele Mütter mehr oder weniger junger Kinder arbeiten in Teilzeit. Ebenso kann Teilzeit ein Modell sein, das die Pflege eines Angehörigen ermöglicht. Andere Teilzeitbeschäftigte nutzen die zusätzliche Zeit, um sich weiterzubilden.

Keine Frage: Teilzeit ist bei vielen Menschen in vielen Lebenssituationen begehrt. Ihnen kommt das gesetzlich verbriefte Recht von Arbeitnehmern auf Teilzeit entgegen: Eine Vollzeitbeschäftigung kann in eine Teilzeitbeschäftigung umgewandelt werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind und betrieblich nichts dagegenspricht. Arbeitnehmer können eine entsprechende Anpassung ihres Vertrags vor diesem Hintergrund von ihrem Arbeitgeber verlangen.

Früher oder später besteht bei vielen Teilzeitkräften jedoch der Wunsch, die Arbeitszeit wieder etwas zu erhöhen oder in Vollzeit zu arbeiten. Dann stellen viele fest, dass das nicht ohne Weiteres möglich ist. Denn: Ein uneingeschränktes, allgemeingültiges Recht auf Rückkehr in eine Vollzeitbeschäftigung gibt es nicht. Ist die Teilzeitfalle zugeschnappt, können die Betroffenen nicht so viel arbeiten, wie sie eigentlich gerne würden – jedenfalls nicht bei diesem Arbeitgeber. Vor einem Jobwechsel schrecken allerdings viele Betroffene zurück und verharren in der Teilzeitfalle.

Risikofaktoren: Wer gerät besonders häufig in die Teilzeitfalle?

Wenn jemand in Teilzeit arbeitet, geschieht das meist ganz bewusst. Teilzeitbeschäftigte suchen sich von vornherein einen Job mit reduzierter Stundenzahl oder bitten ihren Arbeitgeber in bestimmten Lebenssituationen darum, statt in Vollzeit nur noch in Teilzeit zu arbeiten. Besonders häufig in Teilzeit arbeiten Frauen, weshalb die Teilzeitfalle Frauen stärker betrifft als Männer.

In den meisten Familie sind es nach wie vor Frauen, die sich vorwiegend um die Kinder und den Haushalt kümmern. Mit einer Vollzeitbeschäftigung ist das kaum zu vereinen, besonders, wenn es an guten Betreuungsplätzen mit ausreichenden Öffnungszeiten mangelt. Um die Doppelbelastung stemmen zu können, bleibt vielen Frauen gar nichts anderes übrig, als im Job kürzerzutreten. Dass es häufiger Frauen sind, die wegen der Kinder weniger arbeiten, hängt nicht nur mit traditionellen Rollenbildern zusammen. Oft haben die Frauen schon vorher ein niedrigeres Gehalt, weshalb es vielen Paaren sinnvoll erscheint, dass der Besserverdiener – und somit der Mann – weiter voll arbeitet.

Der Anteil der in Teilzeit beschäftigten Frauen ist in Deutschland besonders hoch. Zuletzt lag er Ende des Jahres 2021 bei 47,8 Prozent, womit fast jede zweite Frau in Teilzeit arbeitet. Im europaweiten Vergleich befindet sich Deutschland damit auf den vorderen Plätzen, nämlich auf Platz vier. Der EU-Durchschnitt beim Anteil der teilzeitbeschäftigten Frauen liegt bei knapp 29 Prozent.

Darum kann es problematisch sein, (zu) lange in Teilzeit zu arbeiten

Für Teilzeit entscheiden sich viele Beschäftigte ganz bewusst. Warum soll es etwas Schlimmes sein, weniger zu arbeiten? Keine Frage: In bestimmten Situationen ist die reduzierte Arbeitszeit eine Erleichterung. Viele Teilzeitbeschäftigte haben im Alltag weniger Stress und sind dadurch zufriedener. Ganz so positiv sehen viele Teilzeit aber spätestens dann nicht mehr, wenn sie die negativen Auswirkungen der Teilzeitfalle zu spüren bekommen. Also zum Beispiel, wenn sie eigentlich gerne wieder mehr arbeiten möchten, das aber in ihrem derzeitigen Job nicht können.

Auch Teilzeitbeschäftigte, die sich eigentlich keine längere Wochenarbeitszeit wünschen, sollten sich der negativen Folgen der Teilzeitfalle bewusst sein. Wer in Teilzeit arbeitet, verdient zunächst einmal weniger – logisch. Oft ist das Gehalt aber überproportional niedrig: Teilzeitkräfte mit 20 Stunden pro Woche verdienen häufig nicht die Hälfte von dem, was eine Vollzeitkraft verdient. Das kann auch mit den Jobs an sich zusammenhängen: Teilzeitstellen finden sich eher auf unteren Lohnebenen.

Wer in Teilzeit arbeitet, hat es oft schwerer, beruflich aufzusteigen. Viele Arbeitnehmer, die Karriere machen wollen, machen viele Überstunden. Die wollen Teilzeitkräfte aber naturgemäß vermeiden. Außerdem werden Teilzeitmitarbeiter leichter übersehen, wenn es darum geht, Mitarbeiter zu befördern. Sie haben seltener Führungsposten inne, die oft zu arbeitsintensiv für ein reduziertes Arbeitspensum sind. Viele Arbeitgeber bemühen sich auch weniger darum, Teilzeitbeschäftigte weiterzubilden.

Von der Teilzeit-Arbeit in die Altersarmut

Die verringerten Einnahmen durch eine Teilzeittätigkeit rächen sich spätestens im Rentenalter, denn die Rentenansprüche sinken natürlich entsprechend: Die Teilzeitfalle mindert die Rente. Einer Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts zufolge verdienen Frauen im Laufe ihres Erwerbslebens im Durchschnitt fast 50 Prozent weniger als Männer. Der Effekt ist bei niedrigeren Einkommen noch höher, was eine umso niedrigere Rente bedeutet. Viele Frauen, die in Teilzeit schon nicht viel verdient haben, schlingern mit dem Renteneintritt direkt in die Altersarmut.

Die Teilzeitfalle ist nicht nur für diejenigen problematisch, die sich schon darin befinden. Sie kann auch abschreckend auf Väter wirken, die wegen ihrer Familie eigentlich gerne beruflich etwas kürzertreten würden. Vor einem solchen Schritt scheuen sich aber viele Männer – aus Angst, dass sie anschließend nicht wieder da anknüpfen können, wo sie aufgehört haben. Teilzeit wird häufig als Karrierekiller gesehen (und ist das in vielen Fällen auch). Dadurch verschlechtert sich die Lage für Frauen, die vielleicht auch gerne mehr arbeiten würden, wenn ihr Partner dafür mehr Aufgaben zuhause übernehmen würde.

Teilzeitfalle: Gesetzliche Regelungen

Was sagt bei der Teilzeitfalle das Gesetz – gibt es bestimmte gesetzliche Regelungen, die Betroffenen helfen? Aus Sicht derer, die sich in der Teilzeitfalle befinden, sind die geltenden Regelungen in vielen Fällen unzureichend. Ein Recht auf eine Rückkehr in Vollzeit oder eine Aufstockung der Stunden im gewünschten Umfang gibt es nämlich so nicht. Wenn sie wieder mehr arbeiten möchten, müssen sich viele Beschäftigte einen neuen Job suchen.

Das heißt jedoch nicht, dass es gar keine Regelungen gibt, die Teilzeitkräften helfen können. So ist es zum Beispiel vorgesehen, dass Arbeitgeber Teilzeitmitarbeiter, die mehr arbeiten möchten, bevorzugt behandeln, wenn eine entsprechende Stelle im Unternehmen frei wird. Arbeitnehmer können in diesem Fall aber nicht beeinflussen, welches Stundenpensum sie in dieser Stelle konkret haben – wenn bei der neuen Stelle 40 Stunden vorgesehen sind, sie aber nur 30 Stunden arbeiten möchten, müssen sie die höhere Stundenzahl wohl oder übel hinnehmen.

Die Stellung von Teilzeitkräften verbessert hat eine Gesetzesänderung vor einigen Jahren: Das Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) wurde um eine Vorschrift ergänzt, bei der es um die sogenannte Brückenteilzeit geht. Konkretes regelt § 9a TzBfG. Demnach haben Arbeitnehmer, die schon bei der Einigung mit dem Arbeitgeber auf Teilzeit angeben, wann sie wieder mehr arbeiten wollen, ein Recht auf eine Rückkehr in ihre frühere Stundenzahl. Sie müssen sich dabei auf einen Teilzeit-Zeitraum festlegen, der zwischen einem und fünf Jahren liegen kann. Die Regelung gilt allerdings nur für größere Unternehmen mit mehr als 45 Mitarbeitern. Falls es betriebliche Gründe dafür gibt, kann der Arbeitgeber ein entsprechendes Gesuch auch ablehnen.

Es bräuchte weitere gesetzliche Neuerungen, um der Teilzeitfalle effektiver entgegenzuwirken. Dazu müsste auch die Elternzeit attraktiver für Väter werden. Derzeit nehmen nur rund vier von zehn Männern Elternzeit, und dann oft auch nur die zwei Partnermonate, durch die sich die Bezugsdauer von zwölf auf 14 Monate verlängert. Im Umkehrschluss müssen Frauen dann länger im Job pausieren und fühlen sich nach der Babypause eher gezwungen, in Teilzeit zu arbeiten.

Tipps für Betroffene: So kommen Sie wieder aus der Teilzeitfalle heraus

Teilzeit hat ohne Frage Vorzüge – gerade in unserer oft hektischen Zeit bleibt einfach mehr Raum für Dinge abseits des Jobs. Das beugt Stress vor, steigert das Wohlbefinden und macht oft auch zufriedener. Trotzdem sollten Sie gut überlegen, ob Sie auf Teilzeit reduzieren möchten. Eine Garantie, dass Sie nach einer gewissen Zeit wieder mehr arbeiten können, wenn Sie das möchten, haben Sie wahrscheinlich nicht. Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, kann es sinnvoll sein, das Modell einer Brückenteilzeit zu nutzen. Das gibt Ihnen mehr Sicherheit.

Wenn Sie in Teilzeit arbeiten, sollten Sie sich überlegen, wie lange Sie das tun wollen. Wenn Sie wegen der Kinder im Job kürzergetreten sind, besprechen Sie mit Ihrem Partner, wie Sie die Situation anders regeln können. Vielleicht kann Ihr Partner Ihnen im Haushalt und bei der Kinderbetreuung stärker unter die Arme greifen oder selbst weniger arbeiten, damit Sie nicht in die Teilzeitfalle tappen.

Wenn Sie ihre Arbeitszeit erhöhen möchten, sollten Sie möglichst frühzeitig mit Ihrem Arbeitgeber darüber sprechen. Klären Sie, welche Möglichkeiten es gibt. So können Sie sich darauf einstellen. Wenn sich Ihr Arbeitgeber stur zeigt – womöglich selbst dann, wenn Sie eigentlich ein Rückkehrrecht haben –, ist der Betriebsrat ein weiterer Ansprechpartner. Auch ein Anwalt kann Sie im Hinblick auf Ihre Optionen beraten.

Gibt es in Ihrem jetzigen Unternehmen keine Möglichkeit, mehr zu arbeiten, kann ein Jobwechsel Abhilfe schaffen. Dabei müssen Sie gar nicht zwingend zu einem Vollzeitjob wechseln: Vielleicht finden Sie auch einen Teilzeitjob, bei dem Sie etwas mehr arbeiten oder mehr Geld bekommen.

Bildnachweis: PKpix / Shutterstock.com

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