Mitarbeiterzufriedenheit: Messen, vergleichen und steigern
Vor einigen Jahren gaben in einer Befragung der ManpowerGroup Deutschland zum Thema Mitarbeiterzufriedenheit immerhin 46 Prozent der Arbeitnehmer an, dass sie ihren Job innerhalb der nächsten zwölf Monate wechseln würden. Die Gründe: Schlechte Bezahlung, wenig Wertschätzung für die Arbeit und ein eher durchwachsenes Betriebsklima. Mit anderen Worten: Die Beschäftigten wollen sich einen neuen Arbeitgeber suchen, weil sie mit dem aktuellen nicht zufrieden sind. Von welchen Faktoren die Mitarbeiterzufriedenheit beeinflusst wird, wie sie sich messen lässt und welche Tipps Arbeitgebern helfen können, die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter zu steigern, gibt es hier.
Mitarbeiterzufriedenheit: Was macht sie aus?
Zufriedene Mitarbeiter sind wohl der Wunsch eines jeden Arbeitgebers. Denn wenn Beschäftigte mit ihrem Arbeitgeber zufrieden sind, bringen sie in der Regel bessere Leistungen und bleiben dem Unternehmen länger treu. Das spart dem Arbeitgeber Kosten bei der Personalbeschaffung und bringt ihm daneben auch eine Steigerung der Produktivität im Unternehmen.
Aber auch Mitarbeiter profitieren davon, wenn sie einen Arbeitgeber gefunden haben, dem das Wohl und damit auch die Zufriedenheit seiner Beschäftigten am Herzen liegt. Denn wer zufrieden mit seinem Job ist, geht eben morgens lieber in die Firma – und das ist für das eigene Wohlbefinden nicht zu unterschätzen.
Und damit sind wir auch schon bei einer möglichen Definition des Begriffs Mitarbeiterzufriedenheit: Beschäftigte, die mit ihrem Chef und Job zufrieden sind, haben eine positive Einstellung zu beiden.
Eine allgemeingültige Definition des Begriffs gibt es jedoch nicht. Ein Grund dafür könnte sein, dass eben fast jeder Beschäftigte andere Erwartungen an seinen Job und Arbeitgeber hat. Die einen legen viel Wert auf flexible Arbeitszeitmodelle und Homeoffice, während den anderen betriebliche Altersvorsorge und ein Betriebsrat wichtiger sind.
Das macht die Mitarbeiterzufriedenheit zu einem schwer greifbaren Konzept. Erschwert wird das noch dadurch, dass sich die Kriterien im Laufe des Berufslebens ändern können. Wer als jüngerer Arbeitnehmer mit kleinen Kindern unbedingt einen Betriebskindergarten möchte, hat im Rentenalter andere Bedürfnisse. Dann zählt vielleicht eher die Möglichkeit, in Altersteilzeit zu arbeiten und damit ein wenig früher in den Ruhestand zu gehen.
Einflussfaktoren auf die Mitarbeiterzufriedenheit
So unterschiedlich die Vorstellungen und Wünsche der einzelnen Arbeitnehmer sind, so verschieden sind eben auch die Einflussfaktoren auf die Mitarbeiterzufriedenheit. Trotzdem gibt es einige Faktoren, die die Zufriedenheit der Mitarbeiter besonders häufig negativ beeinflussen. Zu nennen sind zum Beispiel diese hier:
- kurze und strenge Deadlines
- Projekte mit unkonkreten und wenig detaillierten Arbeitsaufträgen
- Konflikte mit den Kollegen
- schlechte und/oder nicht wertschätzende Kommunikation
- zu wenig und/oder schlechte Führung durch Vorgesetzte
- wenig oder keine Erfolgserlebnisse
Wenn sich diese Faktoren im Unternehmen zeigen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Beschäftigten mit ihrem Job und Arbeitgeber unzufrieden sind oder werden.
Auf der anderen Seite heißt das Fehlen der negativen Einflussfaktoren aber noch nicht, dass alle Mitarbeiter ausnahmslos glücklich sind. Arbeitgeber, die wissen möchten, wie es um die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter bestellt ist, können daher mit verschiedenen Mitteln die Mitarbeiterzufriedenheit messen.
Mitarbeiterzufriedenheit: So kann man sie messen
Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Wege, auf denen man die Mitarbeiterzufriedenheit messen kann: direkte und indirekte Methoden der Messung.
- Mitarbeiterzufriedenheit direkt messen: Dabei nutzt man bestimmte Kennzahlen, um davon die Zufriedenheit der Mitarbeiter im Unternehmen abzuleiten. Solche Kennzahlen sind zum Beispiel die Fluktuationsrate, der Krankenstand, die Anzahl der Überstunden oder die Arbeitsproduktivität. Da es gerade für Fluktuation und Krankheit viele Zahlen anderer Unternehmen gibt, sind diese recht aussagekräftig. Wenn zum Beispiel bei Ihrem Arbeitgeber die Krankheitsquote exorbitant hoch ist, ist das ein Hinweis darauf, dass die Mitarbeiterzufriedenheit zu wünschen übrig lässt. Denn in der Regel melden sich Beschäftigte eher krank, wenn sie nicht gern zur Arbeit gehen.
- Mitarbeiterzufriedenheit indirekt messen: Zu den indirekten Messmethoden der Mitarbeiterzufriedenheit gehört zum Beispiel die Mitarbeiterbefragung. Dabei bekommen die Beschäftigten systematisierte Fragebögen. Nach der Auswertung dieser Fragebögen lassen sich Rückschlüsse auf die Motivation und Wertschätzung dem Arbeitgeber gegenüber ziehen. Die Ergebnisse können aber auch etwas darüber aussagen, wie es um die Arbeitszufriedenheit im Unternehmen bestellt ist. Indirekt nennt man diese Methode, weil sich keine konkrete Zahl daraus ableiten lässt. Denn die verschiedenen Mitarbeiter können immer nur ihre ganz individuelle Meinung kundtun. Und die ist eben viel weniger objektiv als der Krankenstand in einem bestimmten Zeitraum oder die Fluktuationsrate im Unternehmen.
Mitarbeiterzufriedenheit vergleichen
Übrigens sollte beim Messen der Mitarbeiterzufriedenheit ein weiterer Aspekt nicht unberücksichtigt bleiben. Die Ergebnisse sind nämlich aussagekräftiger, wenn sie einem Vergleich unterzogen werden.
Auch dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Vergleich über die Zeit: Vor allem wenn die Mitarbeiterzufriedenheit mit klar definierten Kennzahlen gemessen werden soll, ist das eine gute Methode. Denn Zahlen wie Krankenstand, Fluktuationsrate und Fehlerhäufigkeit lassen sich leicht zu verschiedenen Zeiträumen erfassen. Sollte sich im Laufe der Zeit zum Beispiel die Krankenrate im Unternehmen verbessern, könnte man daraus schließen, dass sich die Mitarbeiterzufriedenheit vermutlich gebessert hat. Bei den eher indirekten Methoden sollten Arbeitgeber natürlich auch die Ergebnisse zu verschiedenen Zeiträumen miteinander vergleichen und versuchen, daraus Rückschlüsse zu ziehen. Jedoch ist dabei wichtig, dass die Ergebnisse möglichst objektiviert und standardisiert werden.
- Vergleich im Bezug zur Konkurrenz: Ebenfalls aufschlussreich kann der Vergleich mit anderen Unternehmen aus der gleichen Branche sein. Auch hier lassen sich die harten, betriebswirtschaftlichen Kennzahlen besser miteinander vergleichen. Wenn im eigenen Unternehmen die Fluktuationsrate geringer ist als bei dem direkten Konkurrenten, kann der Arbeitgeber darauf schließen, dass sich die Mitarbeiter in seinem Unternehmen vermutlich wohler fühlen und zufriedener sind. Lautet das Ziel dagegen, die eher weichen Faktoren, die sich aus der individuellen Mitarbeiterbefragung ergeben, zu vergleichen, muss das schon beim Aufbau der Befragung berücksichtigt werden. Glücklicherweise gibt es Unternehmen, die sich auf diese Art der Mitarbeiterbefragung spezialisiert haben und die entsprechenden Fragebögen in ihrem Angebot haben. Arbeitgeber sind gut beraten, diese Firmen für einen möglichst objektiven Vergleich zu kontaktieren und sie damit zu beauftragen, die Mitarbeiterzufriedenheit zu messen.
Tipps: So steigert man die Zufriedenheit der Mitarbeiter
Nachdem man durch die Befragung oder andere Messmethoden einen guten Eindruck über die Mitarbeiterzufriedenheit im Unternehmen bekommen hat, kann man als Arbeitgeber aktiv werden. Je nachdem, welche Ergebnisse sich zeigten, stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:
- Für Abwechslung sorgen: Wer jeden Tag die gleichen Tätigkeiten ausführen muss, wird sich früher oder später langweilen. Und obwohl Langeweile auch ihre Vorzüge hat, ist sie am Arbeitsplatz gefürchtet. Sie verringert nämlich die Motivation und damit die Produktivität der Beschäftigten ganz erheblich. Denn welcher Mitarbeiter geht schon jeden Morgen freudestrahlend ins Büro, wenn er weiß, dass wieder durchweg monotone Aufgaben auf ihn warten? Eine Möglichkeit, für mehr Mitarbeiterzufriedenheit zu sorgen, ist daher die nötige Vielfalt am Arbeitsplatz. Mit Abwechslung ist übrigens auch gemeint, dass die Beschäftigten sich über eine ausgeglichene Work-Life-Balance freuen können, denn auch die trägt ganz entscheidend zur Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber bei.
- Wertschätzung zeigen: Studien deuten außerdem darauf hin, dass Mitarbeiter zufriedener sind, wenn sie die nötige Wertschätzung erfahren. Und die muss nicht zwingend darin bestehen, dass der Vorgesetzte jeden Handgriff lobt. Auch die Möglichkeit zu eigenständigem Arbeiten und großzügige Entscheidungsspielräume gehören mit dazu. Unternehmen, die darauf setzen, steigern die Produktivität und die Eigenverantwortlichkeit ihrer Beschäftigten. Und das ist nicht nur für die Arbeitnehmer positiv.
- Gutes Betriebsklima fördern: Wo Sticheleien oder gar Mobbing am Arbeitsplatz bestimmend sind, herrscht ein Klima der Angst und Furcht. Schließlich könnte man selbst jeden Moment Zielscheibe für die Angriffe und Attacken von Kollegen oder gar Vorgesetzten werden. Die Folgen für die Mitarbeiterzufriedenheit sind wohl offensichtlich: Die meisten Beschäftigten würden in einer derartigen Situation wohl lieber heute als morgen das Unternehmen verlassen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ein gutes Betriebsklima die Beschäftigten länger an das Unternehmen binden kann. Vorgesetzte und Firmenleitung sollten versuchen, Werte wie Toleranz, Wertschätzung, Anerkennung und Hilfsbereitschaft zu vermitteln. Das geschieht am besten, wenn sie diese Dinge nicht nur „predigen“, sondern selbst vorleben. Und damit ganz aktiv an der Mitarbeiterzufriedenheit arbeiten.
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