Betriebskindergarten oder „normaler“ Kindergarten – was ist besser?

Manche Arbeitgeber bieten betriebseigene Kindergärten an oder halten Betreuungsplätze für die Kinder ihrer Mitarbeiter in anderen Kindertagesstätten vor. Für Eltern stellt sich dann die Frage: Soll ich mein Kind in die Betriebskita schicken oder lieber anderweitig betreuen lassen? Hier erfahren Sie, was ein Betriebskindergarten ist, ob es Unterschiede zu „normalen“ Kitas gibt und welche Vor- und Nachteile die Betreuung im Betriebskindergarten haben kann.

Eine Frau mit Kindern im Betriebskindergarten

Was ist ein Betriebskindergarten?

Ein Betriebskindergarten ist ein Kindergarten, der speziell für die Kinder der Mitarbeiter eines bestimmten Betriebs gedacht ist. Auch Uni-Kitas können mit dem Begriff gemeint sein – vor allem größere Universitäten haben oft eigene Kindergärten, die sich entweder direkt auf dem Campus oder in unmittelbarer Nähe davon befinden.

Wenn Unternehmen einen Betriebskindergarten haben, befindet er sich entweder im selben Gebäude oder in direkter Nähe davon. Statt selbst eine Betriebskita zu betreiben, können Firmen auch mit bestehenden öffentlichen oder privaten Einrichtungen kooperieren. Sie können mit einer Kooperation mit dem jeweiligen Träger dafür sorgen, dass in diesen Betreuungseinrichtungen Plätze für die Kinder der eigenen Mitarbeiter vorgehalten werden.

Gibt es eine eigene Betriebskita, muss sie nicht zwingend exklusiv für die betriebseigenen Kinder gedacht sein. Manchmal werden auch betriebsfremde Kinder zugelassen, vor allem, wenn es ansonsten eine zu geringe Nachfrage nach dem Betreuungsangebot gibt.

Was kostet ein Betriebskindergarten – und wer zahlt?

Ob ein Unternehmen einen eigenen Betriebskindergarten anbietet, ist aus Arbeitgebersicht vor allem eine Geldfrage. Der Arbeitgeber muss für die Räumlichkeiten, die Ausstattung und den Betrieb zahlen – und das kann teuer werden. Wie teuer der Betrieb einer Betriebskita ist, hängt von den individuellen Gegebenheiten ab. Die Kosten können bei bis zu 1.500 Euro pro Kind und Monat liegen, teilweise sogar noch darüber.

Hinzu kommen für Arbeitgeber in vielen Fällen die Kosten für die Kinderbetreuung selbst. Viele Firmen, die Betriebskindergärten anbieten, zahlen einen gewissen Anteil der Betreuungskosten. Oft müssen die Eltern nur noch einen Bruchteil selbst übernehmen; in manchen Fällen entfallen die Betreuungskosten für sie sogar ganz.

Betriebskita: Gibt es Unterschiede zu anderen Kindergärten?

Wenn es einen Betriebskindergarten gibt, haben Eltern die Qual der Wahl: Lassen sie ihr Kind in der Betriebskita betreuen oder lieber in einer privaten oder kommunalen Einrichtung? Hinzu kommen vielleicht noch weitere Möglichkeiten wie die private Betreuung zuhause, bei den Großeltern oder mithilfe einer Tagesmutter. Zu entscheiden, welche Option die beste ist, fällt vielen Eltern nicht leicht.

Vor allem im direkten Vergleich zwischen dem Betriebskindergarten und einem „normalen“ Kindergarten spielt auch die Ausgestaltung der jeweiligen Angebote eine wichtige Rolle. Gibt es diesbezüglich Unterschiede zwischen Betriebskitas und anderen Kitas?

Nicht grundsätzlich. Natürlich kann es im Vergleich zweier oder mehrerer Einrichtungen Unterschiede im pädagogischen Ansatz geben. Es hängt vom Träger ab, welches Konzept die jeweiligen Betreuungseinrichtungen haben. Informieren Sie sich also direkt beim jeweiligen Anbieter über die Philosophie, die bei der Kinderbetreuung zum Tragen kommt.

Es kann sein, dass im Betriebskindergarten weniger Kinder sind. Das ist vor allem dann nicht unwahrscheinlich, wenn ausschließlich betriebseigene Kinder dort betreut werden. Zudem unterscheiden sich die Öffnungszeiten von Betriebskitas oft von denen anderer Kindertagesstätten. Sie sind an die Arbeitszeiten der Mitarbeiter angepasst, weshalb Betriebskindergärten oft früher öffnen und später schließen als andere Kindergärten.

Welche Arbeitgeber bieten Betriebskindergärten an?

Bislang hält sich die Zahl der Arbeitgeber, die eigene Betriebskindergärten eingerichtet haben, in Grenzen. Das hängt mit den hohen Kosten zusammen, die mit dem Betrieb verbunden sind. Betriebskitas sind deshalb eher bei großen Unternehmen zu finden als bei kleinen Familienbetrieben – für kleine Firmen ist ein solches Betreuungsangebot meist finanziell einfach nicht umsetzbar.

Arbeitgeber, die eigene Betreuungsplätze anbieten, haben entweder eine betriebseigene Kita oder sie kooperieren mit privaten oder öffentlichen Trägern. In diesem Fall können die Mitarbeiter ihre Kinder in einer externen Kita betreuen lassen, weil dort Plätze für den Nachwuchs der Beschäftigten vorgehalten werden. Damit der Betrieb eines Betriebskindergartens finanziell tragbar ist, kooperieren manche Firmen miteinander, indem sie gemeinsam eine Betriebskita eröffnen. Das kann sich zum Beispiel anbieten, wenn auf einem Gelände mehrere Firmen tätig sind.

Eigene Betreuungsangebote bieten zum Beispiel die folgenden Arbeitgeber an:

  • VW
  • Daimler
  • Bosch
  • Metro
  • Henkel
  • Südwestdeutsche Medienholding, Pressehaus Stuttgart
  • der Leuchtenhersteller Waldmann

Firmen, die keine eigene Kinderbetreuung vorhalten, können sich trotzdem an der Kinderbetreuung ihrer Mitarbeiter beteiligen: Viele Arbeitgeber zahlen den Beschäftigten einen Betreuungszuschuss. Dadurch ist die Suche nach einem Kindergartenplatz zwar nicht leichter, aber immerhin sinken die Kosten für die Kinderbetreuung.

Was sich Unternehmen von Betriebskitas versprechen

Weit verbreitet sind Betriebskindergärten zwar bisher nicht, aber sie bieten auch Arbeitgebern durchaus Vorteile. Wer es sich leisten kann, eine Betriebskita zu betreiben, kann davon auf verschiedene Weise profitieren.

Betriebskindergärten sind ein Beitrag von Arbeitgebern zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Für die Beschäftigten, die ihre Kinder dort betreuen lassen, entfallen Wege; außerdem müssen sie sich keine Sorgen darum machen, ihr Kind rechtzeitig aus der Kita abzuholen – sie hat schließlich so lange offen, wie es nötig ist. Betriebseigene Kinderbetreuungsangebote können die Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöhen und ihre Work-Life-Balance verbessern.

Das führt dazu, dass der Arbeitgeber attraktiver nicht nur für die bestehenden Mitarbeiter, sondern auch für Bewerber wird. Er kann gute Kräfte eher anlocken und im Unternehmen halten – ein klarer Vorteil vor der Konkurrenz.

Zufriedene Mitarbeiter sind außerdem tendenziell weniger häufig krank, motivierter und engagierter. Das kann einen deutlichen Leistungsunterschied bedeuten, was sich für den Arbeitgeber in einer höheren Produktivität bemerkbar macht.

Nicht zuletzt können Betriebskindergärten dazu beitragen, dass weibliche Beschäftigte nach der Babypause schneller in den Job zurückkehren. Für die Kinderbetreuung ist mit einer Betriebskita nicht nur gesorgt, sondern die Eltern wissen auch, dass ihre Kinder (meist) in unmittelbarer Nähe sind. Das kann es Eltern leichter machen, mit gutem Gewissen wieder zu arbeiten – sie können schließlich notfalls zwischendurch nach dem Nachwuchs schauen.

Vorteile und Nachteile von Betriebskindergärten für Eltern

Soll ich mein Kind in die Betriebskita schicken oder lieber doch in einen „normalen“ Kindergarten? Diese Frage müssen Sie zwar letztendlich im Einzelfall beantworten. Es lohnt sich aber, die Vor- und Nachteile zu kennen, die mit der Kinderbetreuung in einem Betriebskindergarten verbunden sein können. Die wichtigsten Argumente für beziehungsweise gegen Betriebskitas finden Sie hier im Überblick.

Vorteile von Betriebskitas

  • Betriebskindergärten befinden sich meist in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsplatz der Eltern. Dadurch ist es nicht mehr nötig, vor und nach der Arbeit lange durch die Gegend zu fahren, um den Nachwuchs zur Kita zu bringen und wieder abzuholen. Die Eltern haben somit mehr Zeit, was zu einer besseren Work-Life-Balance beiträgt.
  • Praktisch sind auch die angepassten Öffnungszeiten von Betriebskindergärten. Die Öffnungszeiten von anderen Kitas passen womöglich nicht immer zu den eigenen Arbeitszeiten. Wenn das Kind in eine betriebseigene Kita geht, braucht man sich darum keine Sorgen zu machen.
  • Die Kosten für die Kinderbetreuung können in einer Betriebskita geringer sein als in anderen Einrichtungen. Manchmal entfallen sie sogar ganz, weil der Arbeitgeber sie komplett selbst trägt.

Nachteile von Betriebskitas

  • Die örtliche Nähe des Betriebskindergartens zum Arbeitsplatz der Eltern kann ein Vorteil sein – oder ein Nachteil. Wenn nicht die Person die Kinder zur Kita bringt und abholt, die beim Unternehmen arbeitet, können die Wege sogar länger sein als sonst. Wenn Wohnort und Arbeitsstätte weit auseinanderliegen, kosten die Fahrten dann unnötig viel Zeit.
  • Im Fall einer Kündigung müssen Beschäftigte nicht nur einen neuen Arbeitsplatz suchen, sondern womöglich auch einen anderen Betreuungsplatz für ihr Kind. Es ist zwar manchmal trotzdem möglich, das Kind weiterhin in der Betriebskita unterzubringen, aber eben nicht immer.
  • In einer Betriebskita hat das Kind womöglich nur Kontakt mit den Kindern von Kollegen. Außerdem kann es unvorteilhaft sein, wenn Wohnort und Betriebskindergarten nicht nahe beieinander sind: Die Kinder, die das Kind in der Kita kennenlernt, wohnen möglicherweise zu weit weg, um sich auch privat zum Spielen zu treffen. Dadurch kann es für das Kind schlimmstenfalls schwieriger werden, gute Freundschaften aufzubauen.

Bildnachweis: Tyler Olson / Shutterstock.com

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