Staffing – Mobbing von Führungskräften

Was Mobbing ist, wissen wohl die meisten Menschen. Von Bossing haben auch viele zumindest schon einmal gehört. Aber was genau soll Staffing sein? Von Staffing spricht man, wenn es der Chef ist, der von seinen Mitarbeitern gemobbt wird. Was dahintersteckt, welche Folgen es für Betroffene haben kann und wie man sich gegen Staffing zur Wehr setzen kann, darum geht es in diesem Artikel.

Mehrere Mitarbeiter schauen kritisch auf den Chef, was ist Staffing?

Was ist Staffing und wie kann es aussehen?

Von Mobbing hat wohl jeder schon gehört. Es kann in allen Lebenslagen auftreten, passiert aber besonders häufig in der Schule oder an der Arbeit. Meist werden dabei Beschäftigte von einzelnen oder mehreren Kollegen (oder anderen Personen) gemobbt. Das geschieht systematisch und über einen längeren Zeitraum, mit dem Ziel, den Betroffenen zu schaden. So können etwa Gerüchte über sie verbreitet werden, sie können schikaniert oder von anderen isoliert werden, ihnen kann die Arbeit erschwert oder sie können zu einer Kündigung gedrängt werden.

Manchmal geht Mobbing nicht von Kollegen, sondern von einem Vorgesetzten aus. Dafür gibt es den Begriff Bossing. Mobbing durch Kollegen und Bossing sind wohl die weitaus häufigsten Formen von Mobbing am Arbeitsplatz. Es gibt aber auch Fälle, in denen es Mitarbeiter sind, die ihren Chef mobben. Dafür wurde der Begriff Staffing geprägt, der sich vom englischen Wort „staff“ für „Personal“ ableitet. Der Begriff ist nur scheinbar ein Anglizismus, denn im Englischen hat „staffing“ eine ganz andere Bedeutung. Dort ist damit schlicht die Besetzung von Stellen gemeint, oder auch die Personalführung.

Bei Staffing im Sinn dieses Artikels hat ein Vorgesetzter Probleme mit einzelnen Mitarbeitern oder es haben sich mehrere Beschäftigte zusammengeschlossen, um den Chef gemeinsam zu mobben und zu unterminieren. Staffing kann verschiedene Formen annehmen: Auch bei dieser Variante können Gerüchte gestreut werden. Die Mitarbeiter können hinter dem Rücken ihres Chefs schlecht über ihn reden, zum Beispiel hinter verschlossenen Türen, in Chats oder sozialen Netzwerken.

Dass ein Chef von Mitarbeitern offen gemobbt wird, kommt eher selten vor. Meist findet das Mobbing des Chefs subtiler statt, zum Beispiel in Form von Intrigen oder indem Mitarbeiter dem Vorgesetzten wichtige Informationen vorenthalten. Die Mitarbeiter können auch bewusst weniger leisten, die Arbeit verzögern oder Befehle des Chefs ganz verweigern. Dadurch kann die Arbeit des Chefs sabotiert werden.

Wie kann es zu Staffing kommen?

Staffing kann verschiedene Ursachen haben. Manchmal mögen die Mitarbeiter ihren Chef einfach nicht – sie können ihn wegen seiner Persönlichkeit nicht leiden und wollen ihn zu einer Kündigung drängen, um ihn loszuwerden. Auch Neid kann im Spiel sein: Die mobbenden Mitarbeiter wollen dann selbst den Posten des Chefs haben und sind eifersüchtig auf seine Stellung, die sie deshalb versuchen, zu untergraben.

Es kann sein, dass die mobbenden Mitarbeiter der Meinung sind, dass ihr Chef seine Arbeit nicht gut macht. Vielleicht haben sie das Gefühl, dass er die falschen Ansätze und Ziele verfolgt und machen deshalb nicht mit. Oder sie halten den Vorgesetzten für inkompetent und haben deshalb kein Vertrauen in seine Fähigkeiten, weshalb Anweisungen ignoriert werden.

Oft ist der Chef selbst nicht ganz unschuldig am Staffing: Es kann sein, dass Mitarbeiter sich von ihm schlecht behandelt fühlen. Vielleicht tritt der Chef sehr autoritär auf, neigt zu Mikromanagement und übermäßiger Kontrolle. Vielleicht ist eigenverantwortliches Arbeiten unter seiner Führung kaum möglich, vielleicht ist auch der Ton unangemessen oder es mangelt an Fairness im Umgang mit den Mitarbeitern. Solche Probleme bei der Mitarbeiterführung können Staffing begünstigen. In manchen Fällen mobbt der Chef auch selbst, und die Mitarbeiter tun es ihm gleich.

Ein schlechtes Betriebsklima kann Staffing begünstigen, weil die Beschäftigten dann ohnehin genervt von ihrer Arbeit und dem Unternehmen sind. Unter solchen Umständen braucht es oft nicht viel, damit sie allergisch auf ihren Chef reagieren. Staffing kann auch Führungskräfte betreffen, die neu in ihrem Posten sind und die eingestellt wurden, um gravierende Veränderungen im Unternehmen voranzutreiben. Wenn die Mitarbeiter diese Veränderungen nicht positiv sehen, werden sie negativ mit der Person des Chefs verknüpft.

Staffing entwickelt sich oft über einen längeren Zeitraum. Anfangs können die Anzeichen dafür sehr subtil sein, mit der Zeit können die Mitarbeiter ihren Chef aber auch offensichtlicher mobben – vor allem, wenn sie das Gefühl haben, dass ihr Job trotzdem nicht in Gefahr ist.

Diese Folgen kann Staffing haben

Staffing kann für betroffene Führungskräfte gravierende Folgen haben. Durch Staffing werden Vorgesetzte wahrscheinlich verunsichert; sie können anfangen, an sich zu zweifeln und ihr Selbstwert kann leiden. Womöglich fühlen sie sich im Job nicht mehr wohl und gehen nicht mehr gerne zur Arbeit.

Staffing kann sich auch spürbar auf die Art und Weise der Personalführung auswirken: Durch mehr oder weniger offensichtliches Mobbing von Vorgesetzten kann die Autorität des Chefs untergraben werden. Die beteiligten Mitarbeiter können weitere Kollegen dazu anstiften, sich gegen den Vorgesetzten zu wenden. Schlimmstenfalls hat der Chef bald das ganze Team gegen sich. Unter solchen Umständen kann die Produktivität leiden, sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei der Führungskraft selbst. Auch das Betriebsklima kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Dadurch ist Staffing letztlich nicht nur für betroffene Führungskräfte ein Problem, sondern auch für Unternehmen.

Ein Chef, der von Mitarbeitern gemobbt wird, ist womöglich ständig angespannt. Psychische Folgen von Staffing können Nervosität, Ängste, Konzentrationsprobleme, Erschöpfung und Depressionen sein. Körperlich kann Mobbing von Vorgesetzten sich in Form von Schlafstörungen, Tinnitus, Rückenschmerzen, Magen-Darm-Problemen, Kopfschmerzen oder Herz-Kreislauf-Problemen bemerkbar machen. Staffing kann dazu führen, dass der Betroffene Medikamente, Alkohol oder Drogen missbraucht. Er kann sich auch zu einer Kündigung gedrängt fühlen, wenn er die Situation als ausweglos empfindet.

Staffing: Wie kann man als Betroffener darauf reagieren?

Für betroffene Vorgesetzte hat Staffing oft schwerwiegende Folgen. Trotzdem tun manche Führungskräfte nichts dagegen. Oft wollen sich die Betroffenen nicht eingestehen, dass sie von Mitarbeitern gemobbt werden. Sie denken vielleicht, dass so etwas nur schwachen Personen passiert, und sie selbst wollen sich nicht als solche sehen. Außerdem greift Staffing ihre Autorität und Souveränität an. Was also tun – das Problem einfach unter den Teppich kehren? Das ist in den meisten Fällen keine gute Idee. Wenn Sie das Problem ignorieren, wird es mit der Zeit womöglich immer schlimmer.

Wichtig ist, sich Ihre Reaktion auf Staffing gut zu überlegen. Handeln Sie nicht einfach instinktiv – das geht oft in die falsche Richtung. Lassen Sie sich zum Beispiel nicht dazu hinreißen, auf derselben Schiene zu reagieren und die Mitarbeiter Ihrerseits ebenfalls zu mobben. Es mag in manchen Situationen nachvollziehbar sein, wenn Ihnen der Kragen platzt, Wutausbrüche und verbale Angriffe sind aber weder professionell noch hilfreich. Die Situation kann dadurch eher eskalieren, außerdem machen Sie sich angreifbar, wenn Sie ausrasten.

Egal, wie sehr Äußerungen oder Handlungen Ihrer Mitarbeiter Sie treffen: Lassen Sie sich das nicht anmerken. Sie spornen die Betroffenen sonst womöglich dazu an, Sie immer weiter zu schikanieren. Bleiben Sie ruhig und gelassen – und überlegen Sie in Ruhe, wie das Problem entstanden sein könnte. Wie haben Sie möglicherweise zu der Situation beigetragen?

Mit den beteiligten Mitarbeitern sprechen

Es ist eine gute Idee, das Gespräch mit Ihrem Mitarbeiter oder den beteiligten Mitarbeitern zu suchen. Sorgen Sie dafür, dass das Gespräch in einer ruhigen Atmosphäre mit ausreichend Zeit und Privatsphäre stattfinden kann. Zeigen Sie sich dabei ehrlich interessiert an der Sichtweise Ihrer Mitarbeiter. Gleichzeitig sollten Sie aber auch klarmachen, dass Sie das Verhalten der Mitarbeiter nicht hinnehmen und ihnen Grenzen aufzeigen. Das ist besonders wichtig, wenn das Staffing recht offensichtlich geschieht oder Mitarbeiter verbal ausfällig werden. Machen Sie in solchen Fällen deutlich, dass den Mitarbeitern Konsequenzen drohen, wenn sie ihr Verhalten nicht ändern.

Ändert sich an der Situation trotz eines solchen Gesprächs nichts, können Sie den betroffenen Mitarbeiter ermahnen oder auch abmahnen. Im Wiederholungsfall kann auch eine verhaltensbedingte Kündigung möglich sein. Dafür sollten Sie im Vorfeld möglichst ausführlich protokollieren, was wann und in welchen Umständen vorgefallen ist. Es kann in gravierenden Fällen auch denkbar sein, Schadensersatz oder Schmerzensgeld von den Mitarbeitern zu verlangen. Sie können sich durch ihr Verhalten – etwa wegen Beleidigung, übler Nachrede oder Verleumdung – strafbar machen, was entsprechend bestraft werden kann.

Die Situation am Arbeitsplatz zu regeln ist das eine, aber Sie sollten auch außerhalb des Jobs mit Vertrauenspersonen über die Situation an der Arbeit sprechen. Das kann Ihr Partner sein, Sie können aber auch mit Freunden oder Angehörigen sprechen. Zögern Sie auch nicht, sich professionelle Unterstützung zu suchen, wenn die Situation Sie sehr belastet.

Staffing: Was tun, wenn Kollegen den Chef mobben?

Vielleicht sind Sie an der Situation nicht unmittelbar beteiligt, bekommen aber als Arbeitnehmer das Mobbing von einem Vorgesetzten durch Kollegen mit. Was kann man in so einer Situation machen? In erster Linie sollten Sie natürlich nicht mitmachen. Halten Sie sich aus der Sache raus, um die Situation nicht zu verschlimmern und keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu riskieren.

Im zweiten Schritt können Sie überlegen, ob es hilfreich wäre, mit den beteiligten Kollegen zu sprechen. Vielleicht haben Sie sogar Verständnis dafür, dass der Kollege oder die Kollegen genervt vom Chef sind, sind aber mit ihren Handlungen nicht einverstanden. Dann machen Sie das in einem möglichst sachlich geführten Gespräch deutlich. Je mehr die Beteiligten das Gefühl haben, dass ihnen wegen ihres Verhaltens Nachteile drohen, desto eher werden sie damit aufhören. Von Kollegen darauf angesprochen zu werden heißt für mobbende Mitarbeiter, dass ihre Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Kreisen gefährdet ist. Das möchten viele nicht riskieren.

Sie haben bei Mobbing von Vorgesetzten auch die Möglichkeit, sich an den Chef zu wenden – vielleicht ist diesem gar nicht in vollem Ausmaß bewusst, was hinter seinem Rücken geschieht. Oder Sie wenden sich an einen höherrangigen Vorgesetzten, um mit dieser Person über die Situation zu sprechen. Ob und wann diese beiden Optionen eine gute Idee sind, hängt von den Umständen im Einzelfall ab. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Im Zweifel ist es immer besser, zuerst mit den beteiligten Kollegen zu sprechen, bevor Sie sich an Vorgesetzte wenden. Sie können auch mit anderen unbeteiligten Kollegen darüber reden, wie diese die Situation empfinden. Anschließend können Sie gemeinsam über die nächsten Schritte beratschlagen.

Bildnachweis: Andrey_Popov / Shutterstock.com

Nach oben scrollen