Neid unter Kollegen: Gründe und wie damit umzugehen ist
Wenn jemand etwas erreicht hat, kann es Menschen geben, die ihm diesen Erfolg neiden. Das ist im Arbeitsleben nicht anders. Für Arbeitnehmer, die zum Ziel von Neid werden, kann das unangenehme Auswirkungen haben. Vielleicht sind Sie aber auch selbst neidisch auf Kollegen und fragen sich, wie Sie mit diesen Gefühlen umgehen können. Hier erfahren Sie mehr über Neid unter Kollegen, häufige Ursachen und was Sie in einer solchen Situation tun können.
Was ist Neid und woher kommt er?
Neid ist laut Duden eine „Empfindung, Haltung, bei der jemand einem andern dessen Besitz oder Erfolg nicht gönnt oder selbst haben möchte“. Übertragen auf die Arbeit heißt das: Jemand neidet einem anderen zum Beispiel seine Position, seinen Verantwortungsbereich, sein Gehalt oder auch seine Stellung im Team und sein Ansehen.
Die Ursachen für Neid und Missgunst können vielfältig sein. Ihnen geht immer ein Vergleich mit anderen voraus – und der Wunsch, das zu haben, was ein anderer hat. Das kann bedeuten, dass man gerne erfolgreicher wäre, berufliche Ziele erreichen, in eine bestimmte Position aufsteigen oder beliebter sein möchte.
Gefühle des Neids können zusätzlich verstärkt werden, wenn man das Gefühl hat, dass der andere seinen Erfolg nicht verdient hat. Man hält dann etwa den Kollegen, der schnell im Unternehmen aufgestiegen ist, für nicht sonderlich kompetent oder sympathisch. Vielleicht hat man auch das Gefühl, dass der Erfolg einer anderen Person nur so zufliegt, ohne dass sie sich dafür wirklich ins Zeug legen muss. Das kann einen umso bittereren Beigeschmack haben, wenn man selbst hart arbeitet, aber seine Ziele trotzdem nicht erreicht oder zumindest wesentlich länger dafür braucht.
Neid kann zum Beispiel entstehen, wenn jemand schon lange im Unternehmen ist, sich sehr engagiert und auf eine Beförderung hofft. Dann kommt jemand von außen – und wird, kaum im neuen Job, flugs auf eine höhere Stelle befördert. Neid kann auch entstehen, wenn ein Vorgesetzter bestimmte Mitarbeiter offen bevorzugt oder ihre Leistungen immer wieder vor anderen anpreist.
Die Gründe für Neid liegen letztlich auch in der Person, die den Neid empfindet. Neid kann nur entstehen, wenn man das eigene Leben nicht als vollwertig empfindet, sondern das Gefühl hat, dass etwas fehlt – zum Beispiel eine bestimmte Position, der berufliche Aufstieg, Ansehen, oder auch bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften.
In welchen Situationen kann Neid am Arbeitsplatz entstehen – und wie zeigt er sich?
Neid ist eine alltägliche Emotion, die in verschiedenen Situationen aufkommen kann – so auch im beruflichen Alltag. Neid unter Kollegen kann sich auf verschiedene Aspekte beziehen. Besonders häufig geht es dabei um
- bestimmte Positionen
- Verantwortung
- die Behandlung durch den Chef
- berufliche Möglichkeiten
- eine Beförderung
- ein höheres Gehalt
- ein höheres Ansehen im Team und/oder bei Vorgesetzten
Auch die Urlaubsplanung kann zu Neid am Arbeitsplatz führen. Wenn sich Mitarbeiter dabei ungerecht behandelt fühlen, können sie neidisch auf Kollegen werden, die zu den von ihnen gewünschten Zeiten Urlaub machen dürfen. Sagen wir, ein Beschäftigter ohne Kinder hat immer wieder gegenüber Kollegen mit Kindern das Nachsehen. Oder jemand ist jahrelang flexibel bei der Urlaubsplanung und passt sich gerne den Kollegen an, hat dann aber einen bestimmten Urlaubswunsch – und der wird ihm ohne gute Gründe verwehrt. Vielleicht hat sich ein Kollege zeitgleich um den entsprechenden Zeitraum bemüht und bekommt den Zuschlag vom Vorgesetzten, ohne dass diese Entscheidung für den Betroffenen nachvollziehbar ist.
Neid unter Kollegen kann sich auf vielerlei Art und Weise bemerkbar machen. Vielleicht sind es unterschwellige Kommentare, spitze Bemerkungen oder kritische Blicke, die den Neid eines Kollegen offenbaren. Es kann auch sein, dass man hinter dem Rücken eines Kollegen schlecht über ihn spricht, ihn aus bestimmten Gruppen ausschließt und zum Beispiel nicht dabeihaben möchte, wenn man gemeinsam Mittagessen geht.
Neid kann auch dazu führen, dass ein Kollege einen anderen beim Chef schlecht macht, Intrigen gegen ihn spinnt oder sogar seine Arbeit sabotiert. Auch Mobbing kann die Folge von Neid und Missgunst im Job sein. Neid am Arbeitsplatz kann somit zu unterschwelligen oder offenen Konflikten führen. Für die Beschäftigten, denen andere etwas neiden, ist die Situation psychisch oft sehr belastend. Das gilt umso mehr, je offener jemand wegen seines Erfolgs angefeindet wird.
Tipps zum Umgang mit neidischen Kollegen
Neidische Kollegen können einem das Leben schwer machen. Sie verhalten sich nicht selten feindselig, bringen blöde Sprüche oder spitze Kommentare oder sticheln bei jeder Gelegenheit. Dass diese Personen einem nicht wohlgesonnen sind, ist dabei meist offensichtlich. Manchmal geht der Neid unter Kollegen sogar in Mobbing über oder die Kollegen bringen auch andere gegen einen auf.
So eine Situation ist ohne Zweifel belastend. Was kann man tun, wenn die Kollegen neidisch auf einen sind? Es kommt darauf an, wie deutlich der Neid gezeigt wird und wie sich die Kollegen genau verhalten. Unterschwellig geäußerten Neid, der mit wenig Feindseligkeit einhergeht, können Sie möglicherweise einfach ignorieren. Bringt ein Kollege hingegen dauernd blöde Sprüche, müssen Sie das nicht hinnehmen.
Es kann eine gute Option sein, den Kollegen auf sein Verhalten anzusprechen. Das geschieht am besten unter vier Augen. Seien Sie vorsichtig in Ihrer Wortwahl – wenn die Unterhaltung negativ verläuft, wird das Problem dadurch möglicherweise verschärft. Ich-Botschaften wie „Mir ist aufgefallen, dass…“ oder „Ich habe das Gefühl, dass…“ sind meist besser als Anschuldigungen à la „Du hast…“ oder „Du bist…“. Schildern Sie Ihre Sichtweise ruhig und sachlich.
Führt der Neid von Kollegen jedoch zu regelrechtem Mobbing, ist es womöglich besser, mit dem Vorgesetzten darüber zu sprechen. Machen Sie sich vorher nach Möglichkeit Notizen, um genau erklären zu können, was wann vorgefallen ist. Es ist auch hilfreich, wenn Sie Zeugen für Ihre Schilderungen benennen können. Der Arbeitgeber muss der Sache nachgehen, denn er hat eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeitern. Bleibt er untätig, haben Sie möglicherweise sogar das Recht, die Arbeit zu verweigern.
Nehmen Sie den Neid der Kollegen nicht persönlich
Es ist wichtig, dass Sie spitze Bemerkungen und Sticheleien von neidischen Kollegen nicht persönlich nehmen. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern oder gar dazu drängen, auf bestimmte Möglichkeiten aus Angst vor der Reaktion der Neider zu verzichten. Falls die Situation für Sie sehr belastend ist, suchen Sie sich professionelle Hilfe, zum Beispiel bei einem Psychotherapeuten.
Überlegen Sie aber auch, ob Sie sich vielleicht in einer Art und Weise verhalten, die Neid und Missgunst schüren kann. Treten Sie möglicherweise überheblich auf? Kommen Sie vielleicht arrogant rüber? Oder zeigen Sie anderen, was Sie im Gegensatz zu ihnen alles erreicht haben? Falls das so ist, sollten Sie an Ihrem Verhalten arbeiten. Wenn Sie bescheidener auftreten, verschwindet der Neid der Kollegen womöglich von selbst.
Im Umgang mit neidischen Kollegen ist auch wichtig, dass Sie als Außenstehender nicht mitmachen. Angenommen, Sie bekommen mit, dass Kollegen über einen anderen lästern – dann halten Sie sich aus der Sache heraus. Beteiligen Sie sich nicht an entsprechenden Gesprächen und machen Sie ruhig auch klar deutlich, dass das Verhalten der Kollegen nicht in Ordnung ist.
Was Sie tun können, wenn Sie selbst neidisch auf Kollegen sind
Vielleicht empfinden Sie selbst Neid auf das, was Kollegen erreicht haben. Auch das kann belastend sein, denn der Neid bringt negative Gefühle mit sich, die Sie wahrscheinlich lieber nicht hätten. Tatsächlich kann Neid aber sogar lehrreich sein, wenn Sie wissen, wie Sie ihn konstruktiv nutzen können. Durch Gefühle des Neids können Sie erkennen, was Sie sich wünschen und wonach Sie sich sehnen.
Dadurch können Sie sich über Ihre Bedürfnisse und Ziele klarer werden – und Ihre Erkenntnisse anschließend nutzen, um zu überlegen, wie Sie das erreichen können, was Sie sich wünschen. Dafür müssen Sie vielleicht auch an Ihren Selbstzweifeln oder einem ausbaufähigen Selbstbewusstsein arbeiten. Viele Menschen glauben instinktiv, dass sie bestimmte Dinge nicht erreichen können. Genau dieses Denken kann es aber sein, was sie effektiv davon abhält, es ernsthaft zu versuchen.
Um Ihren Neid auf Kollegen abzulegen, sollten Sie außerdem aufhören, sich mit anderen zu vergleichen. Das führt zu nichts – ein solcher Vergleich kann nur zu Ihren Ungunsten ausfallen. Sie vergleichen das (aus Ihrer Sicht) positivste Merkmale eines anderen mit etwas, das bei Ihnen bislang nicht optimal läuft. Aber woher wissen Sie, ob das Leben des anderen wirklich so toll ist? Ein Kollege kann zum Beispiel im Job erfolgreich sein, aber privat einsam, weil seine Frau ihn gerade verlassen hat. Überlegen Sie, wie es Ihnen in anderen Bereichen Ihres Lebens geht. Es ist hilfreich, sich vor Augen zu führen, was Sie schon alles erreicht haben – beruflich wie privat.
Versuchen Sie, Ihre Kollegen nicht als Rivalen zu sehen. Längst nicht immer ist es so, dass nur einer erfolgreich sein kann. Nur weil ein Kollege Erfolg hat, muss der Erfolg Ihnen nicht verwehrt bleiben. Wenn Sie gut zusammenarbeiten, profitieren Sie womöglich beide. Und nicht zuletzt: Von einem erfolgreichen Kollegen können Sie lernen. Seine Strategie können Sie sich ebenfalls zunutze machen.
Ihren Neid sollten Sie sich nicht anmerken lassen. Lassen Sie sich nicht dazu hinreißen, schlecht über andere zu sprechen oder gar gegen sie zu intrigieren. Das fällt garantiert früher oder später negativ auf Sie zurück. Wenn der Chef davon mitbekommt, können Sie eine Beförderung womöglich vergessen.
Was können Führungskräfte gegen Neid im Team tun?
Auch für Arbeitgeber ist es ein Problem, wenn es Neid am Arbeitsplatz gibt. Neidische Kollegen können Konflikte im Team verursachen und das Betriebsklima belasten. Das ist nicht förderlich für die Stimmung im Team und ebenso wenig für die Produktivität der Mitarbeiter.
Ein Stück weit ist Neid unter Kollegen ganz normal. Gegen unterschwelligen Neid, der nicht zu ernsthaften Animositäten führt, müssen Sie als Führungskraft nicht unbedingt etwas unternehmen. Führt der Neid im Team jedoch zu Konflikten, sollten Sie nicht tatenlos zusehen, sondern eingreifen. Ein offenes Gespräch mit der Person, die neidisch auf Kollegen ist, kann dabei hilfreich sein.
Ebenso wichtig ist Prävention. Das bedeutet auch, zu überlegen, ob Sie als Führungskraft Ihre Mitarbeiter fair und nach den gleichen Maßstäben behandeln. Werden Ihre Mitarbeiter gerecht entlohnt und befördert? Kommen sie nach denselben Kriterien in den Genuss bestimmter Annehmlichkeiten? Manche Führungskräfte stacheln ihre Mitarbeiter ganz bewusst zu Konkurrenz an, damit sie noch höhere Leistungen erbringen. Das sollten Sie aus Rücksicht auf das Betriebsklima allerdings nicht tun. Leben Sie Ihren Beschäftigten lieber vor, wie ein respektvoller und wertschätzender Umgang miteinander aussieht. Genauso sollten Sie deutlich machen, dass Sie für die Anliegen der Mitarbeiter immer ein offenes Ohr haben. Das macht es wahrscheinlicher, dass Beschäftigte sich frühzeitig an Sie wenden, wenn sie Probleme mit neidischen Kollegen haben.
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