Quiet Quitting: Bedeutung, Auswirkungen & Strategien

Anfang der 2020er Jahre kursierte auf einmal der Begriff des Quiet Quitting, zunächst in sozialen Netzwerken, später auch in Medien. Vor allem jüngere Menschen nutzten ihn, um eine bestimmte Einstellung zum eigenen Job zu beschreiben. Was genau ist Quiet Quitting? Wie zeichnet es sich aus? Und was können Arbeitgeber tun, wenn sie Anzeichen für Quiet Quitting bei ihren Mitarbeitern feststellen? Das und mehr erfahren Sie hier.

Ein Mann gelangweilt auf den Laptop, was ist Quiet Quitting?

Was ist Quiet Quitting?

Der Begriff Quiet Quitting ist Anfang der 2020er Jahre in den sozialen Medien erstmals gebraucht worden, um eine bestimmte Einstellung zur Arbeit zu beschreiben. Im Deutschen spricht man häufig auch von einer stillen Kündigung, zum Teil wird Quiet Quitting auch als innere Kündigung bezeichnet. Zwischen innerer Kündigung und Quiet Quitting gibt es jedoch Unterschiede, weshalb eine synonyme Nutzung der Begriffe nicht ganz korrekt ist.

Kommt es zu Quiet Quitting im Job, schalten Beschäftigte ganz bewusst einen Gang zurück. Sie erledigen zwar ihre Aufgaben so, wie es der Arbeitgeber von ihnen erwartet. Ein darüber hinausgehendes freiwilliges Engagement legen sie jedoch nicht an den Tag. Sie gehen zum Beispiel pünktlich, statt Überstunden zu machen, checken nach Feierabend keine E-Mails und haben bis zum nächsten Arbeitstag gedanklich mit der Arbeit abgeschlossen. Sie melden sich vielleicht ohne schlechtes Gewissen krank, statt sich aus Pflichtgefühl trotzdem zur Arbeit zu schleppen. Oder sie verzichten auf freiwillige berufliche Treffen.

Wie genau Quiet Quitting aussieht, kann sich von Person zu Person unterscheiden. Um eine Kündigung geht es dabei allerdings nicht, denn die Betroffenen haben meist nicht vor, sich eine andere Stelle zu suchen. Sie sind nur nicht bereit, die Extra-Meile zu gehen. Dem Arbeitgeber schaden wollen sie mit ihrem Verhalten nicht; sie müssen nicht einmal sonderlich unzufrieden mit ihrem Job sein.

Wie sich innere Kündigung und Quiet Quitting unterscheiden

Von der inneren Kündigung unterscheidet Quiet Quitting, dass Beschäftigte im ersteren Fall so unzufrieden sind, dass sie gedanklich schon weg sind. Das Arbeitsverhältnis läuft zwar weiter, aber nur, weil die Betroffenen keine Alternative sehen oder sich nicht dazu aufraffen können, sich auf Jobsuche zu begeben. Eine innere Kündigung geht häufig mit einer wesentlich größeren Resignation und mehr Frust einher als Quiet Quitting.

Obwohl der Begriff Quiet Quitting erst seit einigen Jahren gebräuchlich ist, wird immer wieder angezweifelt, dass es sich dabei wirklich um ein neues Phänomen handelt. Die Verhaltensweisen, die darunter gefasst werden, gab es auch schon vorher. Somit handelt es sich womöglich lediglich um einen neuen Oberbegriff für etwas, was es schon wesentlich länger gibt. Dieser Gedanke liegt schon deshalb nahe, weil das Phänomen so weit verbreitet ist: Einer Gallup-Studie aus dem Jahr 2023 zufolge waren 59 Prozent der Beschäftigten weltweit Quiet Quitters.

Welche Ursachen Quiet Quitting haben kann

Wodurch kommt es zu Quiet Quitting? Wenn jemand zum Quiet Quitter wird, kann das ganz unterschiedliche Hintergründe haben. In manchen Fällen hängt es mit dem Job an sich oder dem Arbeitgeber zusammen. In anderen Fällen hat es private Gründe, die von der Arbeit losgelöst sind.

Quiet Quitting wird wahrscheinlicher, wenn Menschen im Job unzufrieden sind. Sie fühlen sich vielleicht nicht wertgeschätzt und sehen deshalb nicht ein, warum sie sich über Gebühr engagieren sollten – der Arbeitgeber dankt es ihnen ja doch nicht. Stattdessen ginge das zusätzliche Engagement zulasten ihres Privatlebens und ihrer Zufriedenheit. Dazu sind viele nicht bereit. Wenn es durch Unzufriedenheit mit dem Job zu Quiet Quitting kommt, kommen häufig mehrere Faktoren zusammen. Die Beschäftigten haben vielleicht anstrengende oder monotone Aufgaben, fühlen sich vom Arbeitgeber nicht gut behandelt und bekommen einen vergleichsweise geringen Lohn.

In anderen Fällen sehen die Betroffenen keine Entwicklungsmöglichkeiten bei ihrem Arbeitgeber. Es lohnt sich vor diesem Hintergrund für sie nicht, sich am Arbeitsplatz ins Zeug zu legen – ein Aufstieg ist nicht möglich oder nicht attraktiv. Die aus Sicht vieler logische Konsequenz: Mit Quiet Quitting ist der Arbeitsalltag entspannter.

Quiet Quitting als Form der Selbstfürsorge

Häufig hängt Quiet Quitting mit einer grundlegenden Einstellung zur Arbeit zusammen. Vor allem viele jüngere Beschäftigte legen Wert auf Work-Life-Balance. In Zeiten einer zunehmenden Verdichtung der Arbeit ist die Gefahr groß, dass das Privatleben vor allem bei einem Vollzeitjob auf der Strecke bleibt. Viele Arbeitnehmer möchten das nicht – und handeln entsprechend. Dass sie nicht freiwillig Extra-Aufgaben übernehmen oder an der Arbeit regelmäßig länger bleiben, ohne dass es zwingend erforderlich wäre, dient dann der Abgrenzung und dem Selbstschutz. Die Betroffenen setzen der Arbeit bewusste Grenzen, damit der Job nicht überhandnimmt und ihr Leben zu stark dominiert.

Erschwerend hinzu kommt, dass sich viele Arbeitnehmer heute weniger stark mit ihrem Arbeitgeber identifizieren als noch vor einigen Jahrzehnten, als Beschäftigte nicht selten einen Großteil ihres Berufslebens bei einer Firma verbracht haben. Auch die Arbeit an sich verliert bei vielen, vor allem jüngeren Menschen an Bedeutung. Sie definieren sich weniger stark über den Job, sondern suchen Erfüllung eher im Privaten – zum Beispiel in sozialen Beziehungen oder Hobbys.

Quiet Quitting und innere Kündigung: Diese Anzeichen können darauf hindeuten

Für Arbeitgeber ist es wichtig, Anzeichen für Quiet Quitting oder eine innere Kündigung bei Mitarbeitern zu bemerken. Das ermöglicht es ihnen, wenn nötig einzugreifen und zum Beispiel mit dem Beschäftigten über die Situation zu sprechen. Was deutet darauf hin, dass jemand nur mäßig bereit ist, sich im Job zu engagieren, oder gar so unzufrieden ist, dass er innerlich schon gekündigt hat?

Aufschlussreich sein können zum Beispiel nachlassende oder eher geringe Leistungen. Vor allem ein spürbarer Leistungsabfall ist ein Warnzeichen. Es kann sein, dass ein Mitarbeiter merklich weniger engagiert ist, weniger schafft oder schlechtere Ergebnisse liefert. Ebenso könnte eine veränderte Einstellung zur Arbeit auffällig sein. Besonders problematisch aus Arbeitgebersicht ist eine geringe Arbeitsmoral. Diese kann durch das Verhalten von Mitarbeitern offensichtlich werden oder sich durch entsprechende Kommentare zeigen. 

Ein Anzeichen für Quiet Quitting kann sein, dass jemand Wert darauf legt, rechtzeitig Feierabend zu machen. Er ist vielleicht nach Feierabend nicht erreichbar, geht nicht ans Handy und liest E-Mails erst am nächsten Tag. Typisch ist außerdem, dass Überstunden nach Möglichkeit vermieden werden. Das heißt nicht, dass Quiet Quitter nie länger bleiben würden. Sie machen es aber nur, wenn es zwingend notwendig ist oder sie explizit dazu aufgefordert werden. Ebenso vermeiden sie es, Extra-Aufgaben zu übernehmen. Sie melden sich zum Beispiel in Meetings nicht freiwillig, wenn etwas erledigt werden muss, sondern lassen Kollegen den Vortritt.

Auch eine geringe Motivation kann Hinweise auf Quiet Quitting oder eine innere Kündigung geben. Die Betroffenen zeigen womöglich ein geringes Interesse an ihrer Arbeit und warten auf Anweisungen von oben, statt selbst die Initiative zu ergreifen. Im Team sind sie eher ausführende Organe als die anderen anzuleiten und die Teamarbeit voranzutreiben. 

Welche Folgen Quiet Quitting haben kann

Wenn ein Arbeitnehmer zum Quiet Quitter wird, beeinflusst das nicht nur ihn selbst, sondern kann auch Auswirkungen auf den Arbeitgeber und die Kollegen haben. Ob und inwiefern das der Fall ist, hängt davon ab, wie sich das Quiet Quitting im Einzelfall ausgestaltet.

Es macht einen Unterschied, ob ein Beschäftigter an der Arbeit gezielt einen Gang zurückschaltet und sein Pensum merklich verringert, oder ob er lediglich beschlossen hat, ab sofort nur noch während seiner Arbeitszeiten erreichbar zu sein. In manchen Fällen geht Quiet Quitting mit spürbaren Produktivitätseinbußen einher. Mitarbeiter sind dann zum Beispiel langsamer, liefern schlechtere Ergebnisse oder machen eher Fehler. Das ist ein Nachteil für Arbeitgeber, denn eine geringere Produktivität bedeutet meist auch weniger Erfolg. Besonders gravierend ist das Problem, wenn es eine größere Anzahl an Beschäftigten betrifft.

In manchen Fällen sind Menschen, die bei der Arbeit nur das Nötigste tun, unzufrieden und spürbar schlecht gelaunt. Das ist besonders für Kollegen ein Problem, die eng mit diesen Personen zusammenarbeiten müssen, zum Beispiel im Team. Schlechte Laune kann auf andere überschwappen und sich negativ auf das Betriebsklima insgesamt auswirken. Schlimmstenfalls sinkt die Arbeitsmoral insgesamt oder es macht sich Frust im Team breit. Es können auch persönliche Konflikte entstehen, wenn Beschäftigte sauer sind, dass sich ein Kollege aus allem herauszieht und mehr Arbeit an ihnen hängenbleibt.

Problematisch ist Quiet Quitting auch dann, wenn Betroffene über eine Kündigung nachdenken. Das ist – anders als bei einer inneren Kündigung – zwar oft gar nicht der Fall. Falls es aber doch dazu kommt, verlieren Arbeitgeber womöglich wertvolle Arbeitskräfte. Mit ihnen geht Know-how verloren, außerdem muss Ersatz beschafft werden, was aufwendig und mit Kosten verbunden ist.

Mit welchen Strategien Arbeitgeber Quiet Quitting begegnen können

Arbeitgeber, die bemerken, dass es in ihrem Unternehmen vermehrt zu Quiet Quitting kommt, sollten das als Anlass sehen, aktiv zu werden. Aus Arbeitgebersicht ist es wichtig, Quiet Quitting und eine innere Kündigung bei Beschäftigten zu vermeiden, um damit verbundene Nachteile zu vermeiden. Was können Verantwortliche tun?

Wichtig ist, dass das Problem nicht nur symptomatisch bekämpft, sondern an der Wurzel gepackt wird. Verantwortliche sollten sich auf die Suche nach den Ursachen für das Quiet Quitting machen. Nicht immer, aber in vielen Fällen hängt Quiet Quitting mit dem Arbeitgeber und den Rahmenbedingungen der Arbeit zusammen. Es kann zum Beispiel sein, dass die Anforderungen an die Mitarbeiter zu hoch sind, die Wertschätzung gering ist oder sich die Beschäftigten (zu) stark von der Arbeit vereinnahmt fühlen.

Über anonyme Mitarbeiterbefragungen können Arbeitgeber herausfinden, wie zufrieden die Mitarbeiter mit ihrem Job sind. Stellt sich dabei heraus, dass es akute Probleme gibt, besteht Handlungsbedarf. Selbst wenn sich nichts Konkretes herausfiltern lässt, lohnt es sich, wenn Verantwortliche darüber nachdenken, wie sie ihren Mitarbeitern entgegenkommen können. Das kann zum Beispiel bedeuten, den Beschäftigten mehr Wertschätzung entgegenzubringen, sich für eine positive Unternehmenskultur einzusetzen oder auf respektvolle Umgangsformen zu achten. Es kann auch heißen, den Beschäftigten mehr Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, etwa in Form von Weiterbildungsangeboten oder einer gezielten Förderung.

Eine gute Work-Life-Balance ermöglichen

Besonders wichtig ist es, dass eine gute Work-Life-Balance gegeben ist. Realistische Anforderungen, ein angemessenes Arbeitspensum und flexible Arbeitszeiten sind dafür eine gute Grundlage, ebenso die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice oder zu einem Sabbatical.

Für Arbeitgeber ist es wichtig, im Gespräch mit ihren Mitarbeitern zu bleiben, und das nicht erst dann, wenn es akute Probleme gibt. Regelmäßige, auch informelle Gespräche sind diesbezüglich essenziell. Dabei können Verantwortliche ein besseres Gespür dafür bekommen, wie die Stimmung im Team ist. Probleme können frühzeitig erkannt und im besten Fall behoben werden. Ebenso können Führungskräfte die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter klarer erkennen und entsprechend handeln.

Nicht jeder Arbeitgeber möchte Mitarbeitern entgegenkommen, die zu Quiet Quitting neigen. In so manchem Unternehmen wäre man Quiet Quitter am liebsten los, schließlich tragen sie häufig nicht allzu stark zur Produktivität bei. Was gibt es für Möglichkeiten bei Quiet Quitting im Arbeitsrecht? Kann man solchen Mitarbeitern kündigen? Das ist nur schwer möglich. Es würde voraussetzen, dass Arbeitgeber Beschäftigten eine Minderleistung nachweisen können. In der Praxis gestaltet sich das meist schwierig.

Unzufrieden im Job: Wie Sie als Arbeitnehmer damit umgehen können

Nicht immer, aber in vielen Fällen sind Beschäftigte, die Quiet Quitting betreiben, unzufrieden mit ihrer Arbeit. Nicht selten liegt das stärker am Arbeitgeber als am Arbeitnehmer. Viele Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitern suboptimale Arbeitsbedingungen, üben hohen Druck aus oder gehen über die Bedürfnisse der Beschäftigten hinweg. Wenn Sie im Job unzufrieden sind und deshalb nur noch das Nötigste tun, ist das womöglich keine Situation, die auf Dauer für Sie tragfähig ist. Überlegen Sie deshalb, was Sie angesichts der Umstände tun können. Dazu sollten Sie herausfinden, warum genau Sie nicht zufrieden sind.

Setzen Sie sich mit Ihren Bedürfnissen in Bezug auf den Job und Ihren Erwartungen an die Arbeit auseinander. Was für einen Job stellen Sie sich vor, und wie weicht Ihre jetzige Stelle von diesen Vorstellungen ab? Ließe sich das ändern – zum Beispiel durch ein offenes Gespräch mit dem Vorgesetzten? Könnte eine Verhaltensänderung Ihrerseits etwas bringen? Oder müssten Sie den Job wechseln, damit die Situation besser werden könnte?

Quiet Quitting als legitime Option im Umgang mit Unzufriedenheit an der Arbeit

Es kann sinnvoll sein, sich im Job bewusst stärker einzubringen. Wenn Sie zum Beispiel eigene Ideen entwickeln und diese auch umsetzen können, macht Ihnen die Arbeit womöglich mehr Spaß. Das ist immer wünschenswert, wenn man bedenkt, wie viel Raum der Job im Leben der meisten Erwerbstätigen einnimmt.

In manchen Fällen sind Sie langfristig glücklicher, wenn Sie den Job wechseln. Je tiefgreifender Ihre Unzufriedenheit ist und je geringer Sie das beeinflussen können, desto mehr spricht für eine berufliche Veränderung. Alternativ oder bis es soweit ist kann auch Quiet Quitting eine legitime Option sein. Sie können sich schützen, indem Sie sich bewusst abgrenzen. Achten Sie darauf, genug Zeit für Erholung und schöne Momente zu haben, um Stress entgegenzuwirken. Indem Sie Ihrer Freizeit einen höheren Stellenwert einräumen, können Sie Ihre Zufriedenheit erhöhen.

Fazit: Quiet Quitting – Wenn Arbeitnehmern der Antrieb fehlt

  • Quiet Quitting ist ein neuer Begriff für ein bekanntes Phänomen: Arbeitskräfte bringen sich dabei nicht übermäßig im Job ein, sondern tun nur das Nötigste.
  • Mit einer inneren Kündigung ist Quiet Quitting in vielen Fällen nicht gleichzusetzen.
  • Quiet Quitting kann Folgen für Arbeitgeber und Teams haben. Deshalb ist es wichtig, Anzeichen dafür frühzeitig zu erkennen.
  • Arbeitgeber können oft beeinflussen, ob es zu Quiet Quitting kommt – sie geben die Rahmenbedingungen der Arbeit vor.
  • Indem sie die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter ernstnehmen und für eine gute Work-Life-Balance sorgen, können Arbeitgeber die Zufriedenheit ihrer Beschäftigten erhöhen.

Bildnachweis: Drazen Zigic / Shutterstock.com

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