Psychische Belastung am Arbeitsplatz: Frühzeitig erkennen und vorbeugen

Der Job kann psychisch belastend sein. Dann ist es wichtig, rechtzeitig etwas gegen den Stress zu unternehmen. Welche Anzeichen deuten auf eine psychische Belastung am Arbeitsplatz hin? Welche Umstände können dazu führen? Wie kann man vorbeugen und was kann man im Akutfall tun? Hier erfahren Sie mehr.

Eine Frau sitzt auf dem Boden, was führt zu einer psychischen Belastung am Arbeitsplatz?

Psychische Belastung am Arbeitsplatz: Was fällt darunter?

Viele Arbeitnehmer empfinden ihre Arbeit als psychisch belastend. Das kann durch bestimmte Rahmenbedingungen des Jobs der Fall sein, aber auch durch soziale Kontakte, die sich dadurch ergeben. Was ist eine psychische Belastung überhaupt? Dabei handelt es sich in der Psychologie um externe Einflüsse, die die menschliche Psyche beeinflussen. Per Definition muss eine solche Belastung nicht zwingend negativ sein, sondern ein solcher Einfluss könnte sich theoretisch auch positiv auf Betroffene auswirken. Im Sinne dieses Artikels ist aber eine negative Konnotation gemeint. Es geht um Faktoren am Arbeitsplatz, die auf die Betroffenen negativ einwirken.

Was gibt es für psychische Belastung am Arbeitsplatz für Beispiele? Eine Belastung im Job kann mit verschiedenen Aspekten zusammenhängen, die mit der Arbeit der Betroffenen in Verbindung stehen. So könnte es zum Beispiel sein, dass…

  • die Betroffenen im Job überfordert sind
  • vielleicht ist ihr Arbeitspensum so hoch, so dass sie gar nicht alles schaffen können
  • vielleicht sind sie für ihren Job auch nicht ausreichend qualifiziert, was ebenfalls Stress erzeugen kann
  • möglicherweise herrscht hoher Druck, der belastend ist, zum Beispiel Zeitdruck, Druck durch hohe Erwartungen des Arbeitgebers oder eigenen Perfektionismus
  • die Betroffenen können viel Stress im Job haben, vielleicht müssen sie auch viele Überstunden machen, die nicht ausreichend in Freizeit ausgeglichen werden
  • psychisch belastend kann es auch sein, wenn jemand im Job unterfordert ist und sich langweilt, Stichwort Boreout
  • psychische Belastung am Arbeitsplatz hängt in vielen Fällen mit anderen Menschen zusammen, zum Beispiel mit dem Chef, mit dem es auf persönlicher Ebene Probleme geben kann
  • vielleicht verhält sich der Chef auch unfair, kommuniziert schlecht, verhält sich wenig wertschätzend oder äußert ständig vernichtende Kritik
  • es kann auch sein, dass Betroffene das Gefühl haben, ausgebeutet zu werden, wenn sie viel leisten sollen, aber im Gegenzug vom Arbeitgeber wenig Wertschätzung erhalten
  • Konkurrenzdruck ist ein weiterer Aspekt, der zu einer psychischen Belastung am Arbeitsplatz führen kann
  • dasselbe gilt für Konflikte mit Kollegen oder anderen Personen
  • Diskriminierung und Mobbing sorgen ebenfalls für eine hohe psychische Belastung im Job

Psychische Belastung am Arbeitsplatz: Symptome

Dass die psychische Belastung, die mit dem Job einhergeht, hoch ist, kann man an verschiedenen Anzeichen bemerken. Anfangs stecken die Betroffenen die Belastung am Arbeitsplatz womöglich noch vergleichsweise gut weg. Wird der Stress jedoch zum Dauerzustand, wirkt er sich in vielen Fällen enorm auf das Wohlbefinden der betroffenen Beschäftigten aus. Wahrscheinlich gehen die Betroffenen relativ bald nicht mehr gerne zur Arbeit. Vielleicht graut es ihnen schon morgens früh im Bett davor, und der Montagmorgen ist der schlimmste Zeitpunkt der Woche.

Viele Betroffene grübeln ständig über die Probleme an der Arbeit nach – nicht nur, wenn sie an der Arbeit sind, sondern auch in ihrer Freizeit. Dadurch kommt die Entspannung zu kurz; der Stress überträgt sich auf das Privatleben. Den Betroffenen gelingt es häufig nicht, in ihrer Freizeit abzuschalten und die unschöne Situation im Job gedanklich für eine Weile hinter sich zu lassen. Das kann für Ängste, Nervosität und innere Unruhe sorgen, es kann auch das Wohlbefinden der Betroffenen verringern. Ihre Zufriedenheit mit ihrer Lebenssituation sinkt.

Im Job selbst können sich die Betroffenen abhängig von den Ursachen für die hohe psychische Belastung am Arbeitsplatz unter- oder überfordert fühlen, sie distanzieren sich womöglich emotional von ihrem Job oder machen nur noch das Nötigste. Früher oder später sehen sie sich vielleicht nach einer anderen Stelle um. Es kann auch zu Problemen mit dem Chef oder anderen sozialen Konflikten kommen. Zwischenmenschliche Probleme können sowohl die Ursache als auch das Resultat einer hohen psychischen Belastung im Job sein.

Häufig führt eine Überlastung an der Arbeit zu psychosomatischen Beschwerden. Symptome können zum Beispiel Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen und Migräne, Rückenschmerzen, Tinnitus, Magengeschwüre oder Bluthochdruck sein.

Welche Gründe kann eine psychische Belastung im Job haben?

Eine psychische Belastung am Arbeitsplatz kann viele Ursachen haben. Sie kann sich durch die Persönlichkeit und die Qualifikationen von Betroffenen ergeben, aber auch gänzlich unabhängig von der betroffenen Person entstehen. Das ist der Fall, wenn es die Rahmenbedingungen des Jobs sind, die für eine Überlastung am Arbeitsplatz oder eine anderweitig hohe psychische Belastung sorgen.

In manchen Fällen sind die Betroffenen nicht ausreichend für ihren Job qualifiziert. Das löst ohne Frage Stress aus: Die Betroffenen haben womöglich Angst, dass ihre Unzulänglichkeiten auffliegen, sie in diesem Fall vielleicht sogar ihren Job verlieren. Eigene Lücken zu kaschieren kann sehr anstrengend und belastend sein. Ebenso kann es aber auch sein, dass die Beschäftigten ausreichend qualifiziert für ihre Stelle sind. Sie haben aber durch eine schlechte Planung von Vorgesetzten die falschen Aufgaben oder zu viel zu tun. Das kann zu einer Überlastung an der Arbeit führen. Vielleicht stressen sie auch die überzogenen Erwartungen seitens des Chefs, ein geringes Mitspracherecht oder das Gefühl, dass ihre Meinung und ihr Wohlbefinden für Führungskräfte völlig unerheblich sind. Eine dünne Personaldecke kann ebenfalls für eine hohe psychische Belastung am Arbeitsplatz sorgen.

Häufig sind es soziale Konflikte, die zu einer Belastung am Arbeitsplatz werden. Das können Probleme mit dem Chef sein, aber auch mit den Kollegen, mit Kunden oder anderen Kontakten, die sich im Rahmen der Arbeit ergeben. Sollte es zu Diskriminierung oder Mobbing kommen, erhöht sich der Stress zusätzlich.

Auch die Arbeitsumgebung kann belastend sein

Manchmal gibt es bestimmte Störfaktoren, die die Ausübung eines Jobs stark erschweren. Das kann eine schlechte Planung sein, es können auch ständige Meetings sein, die es unmöglich machen, längere Zeit fokussiert zu arbeiten. Ebenso können sich Umgebungsfaktoren auswirken, zum Beispiel unpassende klimatische Bedingungen, eine schlechte Belüftung, eine zu hohe oder geringe Temperatur, mangelnde Ergonomie am Arbeitsplatz, grelles oder zu schwaches Licht oder Lärm. Gerade laute Umgebungsgeräusche machen es oft unmöglich, konzentriert zu arbeiten. Deshalb fühlen sich viele Beschäftigte, die in Großraumbüros arbeiten müssen, an der Arbeit gestresst.

Neben solchen externen Einflüssen, die zu einer psychischen Belastung am Arbeitsplatz führen können, kommt es immer auch ein Stück weit auf die Persönlichkeit der Betroffenen an. Wie sie damit umgehen, entscheidet darüber, wie groß die Belastung am Arbeitsplatz ist. Menschen, die psychisch stabil sind und die gute Bewältigungsstrategien für Stress haben, können mit Stressfaktoren im Job tendenziell besser umgehen. Es gelingt ihnen eher, den Stress am Arbeitsplatz an sich abprallen zu lassen. Dabei kommt es auch darauf an, wie ihre Situation abseits der Arbeit ist. Gibt es auch im Privatleben Probleme, ist ihre Widerstandskraft wahrscheinlich verringert. Umgekehrt kann sie erhöht sein, wenn die Betroffenen privat glücklich und zufrieden sind.

Mögliche Folgen einer psychischen Belastung am Arbeitsplatz

Eine psychische Belastung am Arbeitsplatz kann weitreichende Folgen haben – für die betroffenen Arbeitnehmer, aber auch für Arbeitgeber. Auf Seiten der Arbeitnehmer entsteht durch die Belastung am Arbeitsplatz Stress. Ihre Zufriedenheit im Job sinkt, vielleicht bemühen sie sich auch weniger, ihre Arbeit gut zu machen, und wahrscheinlich sind sie abends froh, nach Hause gehen zu können. Die unzufriedenstellende Situation am Arbeitsplatz hat früher oder später meist körperliche und psychische Folgen. Psychosomatische Leiden können das Ergebnis davon sein.

Auch auf das Privatleben kann sich eine psychische Belastung am Arbeitsplatz auswirken; die Betroffenen sind womöglich leichter reizbar, häufig schlecht drauf oder fühlen sich niedergeschlagen. Wenn die Situation als sehr belastend empfunden wird, denken Betroffene womöglich permanent daran. Unter diesen Umständen kann ein Burnout entstehen, ebenso eine Depression. Auch Alkohol- oder Drogenmissbrauch kann die Folge von Überlastung an der Arbeit sein.

Wenn es ihren Mitarbeitern im Job nicht gut geht, haben auch Arbeitgeber nichts davon. Im Gegenteil: Sie können die negativen Auswirkungen von Überlastung am Arbeitsplatz ebenfalls zu spüren bekommen, zum Beispiel in Form von einer verringerten Leistung und sinkenden Motivation der Betroffenen. Deren Engagement lässt womöglich merklich nach, worunter die Produktivität leidet. Die betroffenen Mitarbeiter können stressbedingt ausfallen, manchmal auch für eine längere Zeit. Wenn auch andere Beschäftigte unter einer hohen psychischen Belastung leiden, ist wahrscheinlich das Betriebsklima insgesamt schlecht. Dadurch steigt tendenziell die Fluktuation und der Ruf der Firma kann leiden, was es schwerer macht, Fachkräfte anzulocken. All das schadet Unternehmen und kann ihren Erfolg beeinträchtigen.

Wie kann man einer Überlastung an der Arbeit vorbeugen?

Im besten Fall kommt es gar nicht erst zu Überlastung an der Arbeit in Folge einer hohen psychischen Belastung am Arbeitsplatz. Wie kann man solchem Stress vorbeugen? Grundsätzlich ist dabei der Arbeitgeber gefragt. Er muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass seine Mitarbeiter sich im Job wohlfühlen und ihre Arbeit gut erledigen können. Im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung sollten auch psychische Faktoren berücksichtigt werden. Je besser die Ausgangssituation, desto unwahrscheinlicher ist es, dass es zu einer großen Belastung im Job kommt. Dazu gehört auch, dass Vorgesetzte realistische Erwartungen an ihre Mitarbeiter haben, sie diese nicht unter Druck setzen und fair und wertschätzend behandeln.

Es ist wichtig, dass Führungskräfte ein Ohr an ihrer Belegschaft haben. Sie sollten ein gutes Gespür dafür haben, wie es ihren Mitarbeitern geht und wie zufrieden sie mit ihrem Arbeitsplatz sind. Fällt Vorgesetzten auf, dass die Mitarbeiter gestresst oder überlastet sind oder anderweitig unzufrieden wirken, sollten sie nicht tatenlos zusehen, sondern möglichst frühzeitig aktiv werden.

Was Sie als Arbeitnehmer tun können

Auch Sie als Arbeitnehmer können etwas tun, um einer Überlastung am Arbeitsplatz vorzubeugen. Wenn Ihr Job psychisch sehr belastend ist, sollten Sie sich davon nach Möglichkeit abgrenzen. Versuchen Sie, den Job nicht (gedanklich) mit nach Hause zu nehmen. Achten Sie darauf, dass Sie genügend Zeit für Entspannung und schöne Erlebnisse haben, um den negativen Geschehnissen im Job etwas entgegenzusetzen. So werden Sie widerstandsfähiger.

An der Arbeit sollten Sie nur so viel machen, wie Sie können. Ebenso können und sollten Sie Nein zu Dingen sagen, die Sie nicht leisten können oder wollen, weil damit eine Überlastung einhergehen würde. Dafür brauchen Sie kein schlechtes Gewissen zu haben. Zögern Sie auch nicht, mit Ihrem Vorgesetzten darüber zu sprechen, wie belastend Sie die Situation empfinden. Gemeinsam können Sie überlegen, wie Sie das Problem lösen können.

Überlastung am Arbeitsplatz: Was tun?

Für Prävention ist es vielleicht schon zu spät – die psychische Belastung am Arbeitsplatz ist schon hoch. Was kann man in so einem Fall tun? Es hängt davon ab, wie die Umstände in Ihrem Fall sind und wo das Problem liegt. Im ersten Schritt sollten Sie überlegen, inwieweit Sie selbst möglicherweise zu Ihrer Überlastung und Ihrem Stress beitragen. Gibt es etwas, das Sie anders machen könnten, damit es Ihnen besser gehen würde? Das können andere Herangehensweisen an bestimmte Dinge sein, aber auch eine veränderte Grundhaltung.

Wenn Sie die Situation als sehr belastend empfinden, können Sie darüber nachdenken, sich kurzzeitig krankschreiben zu lassen. Wenn Sie ein paar Tage oder Wochen Pause vom Job haben, haben Sie den nötigen Abstand, um sich zu erholen und um in Ruhe über Ihre nächsten Schritte nachzudenken.

Auch ein Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten kann hilfreich sein, wenn Sie ein gutes Verhältnis zu Ihrem Chef haben. In manchen Fällen gibt es davon abgesehen wenig, was Sie selbst tun können, um die Situation zu verbessern. Manchmal besteht die einzige Lösung darin, sich einen anderen Job zu suchen. Zwar sollten Sie nicht von heute auf morgen kündigen, aber die Option eines Jobwechsels auch nicht aus Angst vor einer Veränderung komplett ignorieren. Vor einer Kündigung sollten Sie aber mit Ihrem Chef gesprochen haben – so lassen Sie nichts unversucht, um doch noch eine Lösung zu finden.

Nicht zuletzt ist es wichtig, dass Sie sich seelischen Beistand suchen. Reden Sie mit vertrauten Personen über die Situation an der Arbeit – andere sehen mit etwas Abstand oft klarer, wo das Problem liegt und welche Lösungen es geben könnte. Außerdem tut es gut, sich auszusprechen.

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