Großraumbüro: Konzentriertes Arbeiten auf engem Raum

Viele Arbeitnehmer sitzen bei der Arbeit in einem Großraumbüro. Mit vielen Kollegen in einem Raum zu sein empfinden viele als anstrengend, außerdem kann es schwierig sein, sich im Großraumbüro trotz all der Ablenkungen auf seine Arbeit zu konzentrieren. In diesem Artikel geht es um Regelungen zu Großraumbüros, Vor- und Nachteile und Tipps, wie Sie die Arbeit im Großraumbüro möglichst angenehm gestalten können.

Ein Großraumbüro mit vielen Arbeitsplätzen

Großraumbüro: Wie ist es definiert?

Es gibt viele Möglichkeiten, Arbeitnehmer an Büroarbeitsplätzen unterzubringen. Eine davon ist das Großraumbüro, auch bekannt als Bürolandschaft. Hierbei sitzt eine größere Zahl an Mitarbeitern im selben Raum, zum Beispiel an Gruppentischen oder an längeren Tischen in Reihen. Eine Variante des Großraumbüros ist die Gestaltung des Raumes mit Arbeitsplätzen, die durch Trennwände eingehegt sind – diese Cubicles sieht man immer wieder in amerikanischen Filmen. Hierzulande ist dieses Modell seltener anzutreffen.

Die Technischen Regeln für Arbeitsstätten, kurz ASR, definieren Großraumbüros als organisatorische und räumliche Zusammenfassung von Büro- oder Bildschirmarbeitsplätzen, und zwar auf einer Fläche von mindestens 400 Quadratmetern. Nichtsdestotrotz können auch etwas kleinere Räume als Großraumbüro angesehen werden, wenn sie größeren Großraumbüros in ihrem Aufbau gleichen. Es gibt keine klare Regel, wie viele Mitarbeiter zusammen in einem Raum arbeiten müssen, damit es sich um ein Großraumbüro handelt. Üblicherweise geht man davon aus, wenn mindestens 20 oder 25 Beschäftigte im selben Raum sitzen.

Neben Großraumbüros gibt es noch einige weitere Möglichkeiten, Arbeitsplätze zu gestalten: Manche Arbeitnehmer sitzen alleine oder zu zweit im Büro, andere in kleineren oder größeren Gruppenbüros. Bei den Open-Space-Büros, die im Zuge von New Work im Trend liegen, handelt es sich oft um größere Gruppenbüros oder Großraumbüros.

Großraumbüro: Immer noch beliebt bei vielen Unternehmen

Großraumbüros erfreuen sich bei vielen Unternehmen noch immer großer Beliebtheit. Im Trend liegen sie bei Arbeitgebern schon lange. Während im 17. Jahrhundert die ersten Büros aufkamen, begann die Geschichte der Großraumbüros Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1906 entwarf der bekannte US-amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright das Larkin Administration Building und damit das erste moderne Großraumbüro. Später plante er weitere Großraumbüros.

Vor den 1950er Jahren waren Großraumbüros meist funktionale Räume mit langen Reihen von Tischen oder Bänken, in denen die Mitarbeiter ihre Arbeit verrichteten. In den 1950er und 1960er Jahren kamen innovativere Formen der Bürogestaltung auf, zum Beispiel durch die Brüder Wolfgang und Eberhard Schnelle. Die beiden Deutschen haben mit ihrer Firma Quickborner neue Bürokonzepte erdacht, die als Bürolandschaften bekannt wurden.

Größere Räume wurden dabei mit Schreibtischen und Stühlen, Schränken, Trennwänden und Pflanzen bestückt. Dadurch gab es zwischen den verschiedenen Arbeitsplätzen visuelle Barrieren. In dieser Zeit fand in vielen Unternehmen ein Umdenken statt: Statt auf Einzelzimmer setzte man lieber auf offene Gemeinschaftsräume. Davon erhofften Arbeitgeber sich bessere Kommunikation, mehr Kontakte und ein besseres Miteinander – und nicht zuletzt geringere Kosten, weil man mehr Mitarbeiter auf weniger Raum unterbringen konnte.

Dieser Gedanke ist bis heute an vielen Stellen geblieben, auch wenn sich das heute typische Großraumbüro zumindest teilweise von früheren Varianten unterscheidet. Das heutige Großraumbüro ist oft eine aufgelockerte Fläche mit verschiedenen Arten von Arbeitsplätzen, gespickt mit Sitzecken und Grünpflanzen. Vor allem viele größere Unternehmen mit vielen Mitarbeitern setzen nach wie vor auf Großraumbüros. In kleineren Firmen und Startups sind Open-Space-Büros oft beliebt, in denen manchmal das ganze Team im selben Raum sitzt.

Großraumbüro-Regeln: Das sind die formalen Vorgaben

Für die Gestaltung von Großraumbüros gibt es relativ wenig gesetzliche Vorgaben. Die Arbeitsstättenverordnung macht aber Vorgaben für Großraumbüros zur Fläche pro Mitarbeiter. So müssen jedem Mitarbeiter in Großraumbüros mindestens zwölf bis 15 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Die Mitarbeiter müssen auch genügend Platz haben, um Schränke, Schubladen und Türen zu öffnen.

Die minimale Raumhöhe hängt von der Größe des Raums ab. Bei einem Raum von bis zu 50 Quadratmetern reichen 2,50 Meter, bei Räumen bis 100 Quadratmeter müssen es mindestens 2,75 Meter sein. Ab 100 Quadratmetern muss die Raumhöhe bei mindestens drei Metern liegen, ab 2.000 Quadratmetern bei 3,25 Metern oder mehr.

Gesetzliche Vorgaben zur maximalen Zahl der Beschäftigten im selben Raum gibt es hingegen nicht. Begrenzt ist die Größe des Großraumbüros aber praktisch durch den vorhandenen Raum, gekoppelt mit der Mindestfläche pro Mitarbeiter.

Großraumbüro: Vor- und Nachteile des Modells

Großraumbüros sind bei vielen Arbeitnehmern nicht eben beliebt. Das liegt an den vielen Nachteilen, die damit einhergehen können. Das Arbeiten im Großraumbüro kann aber auch Vorteile haben, und zwar nicht zwingend nur für Arbeitgeber. Das sind die wichtigsten Argumente für und gegen das Großraumbüro.

Vorteile des Großraumbüros

Von Großraumbüros versprechen sich vor allem Arbeitgeber etwas, nämlich eine verbesserte Kommunikation bei ihren Beschäftigten. Die sitzen schließlich näher an den Kollegen, was zumindest theoretisch zu mehr Austausch, auch abseits des eigentlichen Teams, führen sollte. Wenn Mitarbeiter sich besser kennenlernen, könnte sich auch das Betriebsklima verbessern.

Großraumbüros machen es einfach, flexible Arbeitsplätze einzuführen – zum Beispiel in Form von Desk-Sharing. Je nachdem, wie das Großraumbüro gestaltet ist, kann es auch unterschiedliche Bereiche geben, die die Mitarbeiter nutzen können – immer so, wie es gerade am besten für sie passt. Für Arbeitgeber spricht für Großraumbüros natürlich auch, dass sich dadurch Kosten senken lassen. Man spart schließlich viel Platz im Vergleich zu kleineren Büros. Dadurch kann das Unternehmen wirtschaftlicher arbeiten.

Wie positiv oder negativ das Großraumbüro bei den Mitarbeitern empfunden wird, hängt in erster Linie von der Persönlichkeit der Beschäftigten und der Art ihrer Tätigkeit ab. Extrovertierte Typen, die gerne viele Kontakte haben, können sich im Großraumbüro wohlfühlen. Das gilt besonders dann, wenn ihre Arbeit nicht so komplex ist, dass sie sich besonders gut konzentrieren können müssen.

Nachteile des Großraumbüros

Großraumbüros sind immer noch beliebt – aber vor allem bei Arbeitgebern, die dadurch Geld sparen können. Bei Beschäftigten stößt es oft auf wenig Begeisterung, wenn sie mit sehr vielen Kollegen im selben Raum arbeiten müssen. Im Großraumbüro herrscht oft eine Reizüberflutung: es ist ständig laut, immer was los und überall lebhaft. Dadurch kann man sich schlechter konzentrieren und hat tendenziell mehr Stress. Das Ergebnis: Arbeitnehmer schaffen im Großraumbüro oft weniger, sind aber gestresster. Womöglich müssen sie deshalb Überstunden machen, worunter die Work-Life-Balance leidet.

Viele Arbeitnehmer sehnen sich nach mehr Privatsphäre als ein Großraumbüro bieten kann. Viele haben das Gefühl, dass ihnen ständig jemand über die Schulter schaut, der Chef sie im Großraumbüro vielleicht auch tatsächlich stärker kontrolliert. Und besonders introvertierten Mitarbeitern kann es schnell zu viel werden, ständig von vielen Menschen umgeben zu sein. Studien zeigen, dass Mitarbeiter im Großraumbüro häufiger krank sind. Das dürfte nicht nur der leichteren Verbreitung von Infektionskrankheiten, sondern auch dem höheren Stress geschuldet sein.

Australische Forscher unter der Leitung von Vinsh Oommen haben in einer Analyse von weltweiten Studien zum Arbeiten in Großraumbüros herausgefunden, dass 90 Prozent dieser Studien Nachteile für Gesundheit und Psyche zeigten. Die Mitarbeiter sind im Großraumbüro tendenziell auch weniger zufrieden, was nicht nur für sie ein Problem ist, sondern auch für ihre Arbeitgeber – wenn die Mitarbeiter nämlich kündigen.

Eine Harvard-Studie von Ethan S. Bernstein und Stephen Turban aus dem Jahr 2018 hat gezeigt, dass es mit den vermeintlichen Vorteilen von Großraumbüros durch eine bessere Kommunikation nicht weit her ist. Im Großraumbüro sprachen die Mitarbeiter wesentlich weniger miteinander als vorher; die persönlichen Gespräche gingen um 72 Prozent zurück. Dafür nutzten die Beschäftigten lieber Mails und Kurznachrichten, um mit anderen zu kommunizieren; die Zahl der Nachrichten stieg merklich an. Deutlich zurück ging hingegen die Produktivität – auch das ist keine gute Nachricht für Arbeitgeber. Wie unzufrieden Mitarbeiter in Großraumbüros oft sind, zeigt eine Umfrage in Österreich: Demnach fühlten sich nur sieben Prozent der Befragten im Großraumbüro wohl.

Arbeiten im Großraumbüro: Entscheidend ist die richtige Planung

Mit welchen Vorteilen oder Nachteilen das Arbeiten im Großraumbüro verbunden ist, kann sich von Großraumbüro zu Großraumbüro unterscheiden. Es kommt darauf an, wie der Raum gestaltet ist, aber auch, welche Tätigkeiten die Mitarbeiter dort ausüben. Einfachere Tätigkeiten, für die man sich weniger konzentrieren muss, sind in Großraumbüros weniger problematisch. Komplexe Aufgaben und kreatives Arbeiten können im Lärm und Trubel des Großraumbüros aber deutlich erschwert sein.

Unternehmen sind gefragt, die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter bei der Planung und Ausgestaltung von Großraumbüros einzubeziehen. Im besten Fall gibt es im Großraumbüro verschiedene Arten von Arbeitsplätzen, zum Beispiel Bereiche für Telefonate oder Meetings und Bereiche für Ruhe und konzentriertes Arbeiten. Das gibt Arbeitnehmern mehr Möglichkeiten bei der Auswahl ihres Arbeitsplatzes. Je mehr Raumtrenner es gibt, desto mehr Privatsphäre haben die Mitarbeiter und desto wohler fühlen sie sich womöglich auch. Wichtig ist auch der Schutz vor Lärm. Auch dafür sind Raumtrenner nützlich, aber auch entsprechende bauliche Lösungen.

Es kann auch sinnvoll sein, den Mitarbeitern nicht nur unterschiedliche Bereiche im Großraumbüro zur Verfügung zu stellen, sondern auch verschiedene Büros für bestimmte Zwecke. Dazu können etwa Räume für Videokonferenzen gehören, die technisch entsprechend ausgestattet sind, oder kleinere Räume für interne Meetings.

Unternehmen sind gut beraten, Mitarbeiter regelmäßig anonym nach ihrer Meinung zum Arbeiten im Großraumbüro zu fragen. Fühlen sie sich im Großraumbüro wohl? Können sie dort produktiv arbeiten? Oder gibt es Probleme, und wenn ja, wo? Arbeitgeber sollten ihre Beschäftigten dazu ermuntern, sich ehrlich zu äußern.

Besser arbeiten im Großraumbüro: Tipps für Beschäftigte

Sie haben zwar wahrscheinlich nicht in der Hand, wo Sie arbeiten. Wenn Ihr Arbeitsplatz in einem Großraumbüro liegt, müssen Sie sich damit wohl oder übel arrangieren. Aber Sie können etwas dafür tun, dass die Arbeit im Großraumbüro möglichst angenehm vonstatten gehen kann. Die folgenden Tipps können Ihnen dabei helfen, im Großraumbüro konzentrierter und produktiver zu sein.

Nehmen Sie Rücksicht auf Ihre Kollegen

Verhalten Sie sich bei der Arbeit im Großraumbüro so, wie Sie es sich auch von anderen wünschen. Mit anderen Worten: Nehmen Sie Rücksicht auf Ihre Kollegen. Seien Sie bei der Arbeit so leise wie möglich – führen Sie keine Telefonate oder lauten Gespräche, wenn andere sich konzentrieren müssen. Nutzen Sie dafür entsprechende Bereiche, wenn es sie gibt. Falls es keine festen Arbeitsplätze gibt, sollten Sie den Schreibtisch immer ordentlich und sauber zurücklassen.

Meetings in speziellen Bereichen

Es ist keine gute Idee, Meetings genau dort abzuhalten, wo andere sich auf ihre Arbeit konzentrieren müssen. Nutzen Sie also lieber gesonderte Räume, um sich mit Kollegen oder anderen Personen zu besprechen, oder einen speziellen Bereich im Großraumbüro. Dadurch stören Sie andere weniger, und alle können besser arbeiten.

Konzentrierteres Arbeiten in Randzeiten

Vielleicht sind die Arbeitszeiten bei Ihnen flexibel. Das können Sie sich zunutze machen, indem Sie Ihre Arbeitszeit nach vorne oder hinten verlagern. Zu Randzeiten ist das Großraumbüro leerer und es gibt weniger Störquellen. Wenn Sie zum Beispiel schon morgens früh da sind, haben Sie womöglich schon viel geschafft, wenn die Kollegen eintrudeln und mit der Arbeit beginnen.

Lärm ausblenden mit Ohrstöpseln

Lärm ist im Großraumbüro vor allem zu Stoßzeiten kaum zu vermeiden. Konzentriertes Arbeiten ist dann sehr schwer – wenn sich die Kollegen unterhalten, hört man meist automatisch mit einem Ohr hin. Gegen den Lärm können Ohrstöpsel oder Noise-Cancelling-Kopfhörer wertvolle Dienste leisten. So können Sie die Geräusche ausblenden und werden bei Ihrer Arbeit weniger gestört.

Finden Sie ruhigere Bereiche

Im Großraumbüro ist es nicht an jedem Arbeitsplatz gleich trubelig. Wenn freie Platzwahl ist, suchen Sie sich einen Schreibtisch, an dem es etwas ruhiger ist, weil er am Rande des Geschehens liegt.

Öfter im Homeoffice arbeiten

Um dem Trubel des Großraumbüros zu entgehen, können Sie vielleicht auch öfter ins Homeoffice ausweichen – vorausgesetzt, dort warten nicht zu viele Ablenkungen auf Sie. Am leichtesten fällt die Konzentration im Homeoffice in einem eigenen Büro und mit möglichst wenig Menschen um Sie herum, die Sie immer wieder stören.

Ablenkungen minimieren

Damit Ihnen im Großraumbüro die Konzentration leichter fällt, sollten Sie überlegen, wodurch Sie abgelenkt werden. Vielleicht ist Ihr E-Mail-Programm dauernd im Hintergrund geöffnet und holt Sie durch Benachrichtigungen immer wieder aus Ihrem Fokus. Oder Sie haben Ihr Handy vor sich auf dem Tisch liegen – eine Studie hat gezeigt, dass das Handy die Aufmerksamkeit bindet, selbst wenn es gerade nicht leuchtet, vibriert oder Töne von sich gibt. Selbst ein ausgeschaltetes Handy haben wir instinktiv immer im Blick, was die Konzentration erschwert. Sie können auch die Kollegen bitten, Sie zu bestimmten Zeiten nicht zu stören.

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