Gesunde Führung: Welche Vorteile sie hat & was sie auszeichnet

Viele Menschen haben ein toxisches Arbeitsumfeld. Der Chef ist vielleicht ungerecht, neigt zu Wutausbrüchen oder übt massiven Druck aus. Das ist nicht nur für Beschäftigte keine optimale Situation, sondern schadet auch Unternehmen. Ganz anders verhält es sich bei einer gesunden Führung: Sie sorgt für gute Beziehungen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern und kann die Produktivität erhöhen. Was eine gesunde Führung auszeichnet und welche Bedeutung sie hat, erfahren Sie hier.

Eine Chefin am Schreibtisch, was ist gesunde Führung?

Gesunde Führung: Definition & Bedeutung

Es gibt unterschiedliche Strategien und Möglichkeiten, Mitarbeiter zu führen. Nicht jede Vorgehensweise hat dabei positive Effekte. Das soll mit einer gesunden Führung verhindert werden. Was genau ist damit gemeint? Eine gesunde Führung kann einerseits eine recht eng gefasste Bedeutung haben. Sie kann als gesundheitsorientierte Führung verstanden werden, die sich positiv auf die körperliche und mentale Gesundheit der Beschäftigten auswirkt. Im weiteren Sinne geht es dabei um eine Art der Mitarbeiterführung, die für gute Beziehungen sorgt und die Mitarbeiter zu guten Leistungen befähigt.

Wie ein Vorgesetzter seine Mitarbeiter führt, wirkt sich auf ihr Wohlbefinden und ihre Zufriedenheit im Job aus. Eine gesunde Art der Führung kann dabei vielseitige positive Folgen haben. Die Beschäftigten fühlen sich dann am Arbeitsplatz zum Beispiel eher wohl, außerdem trägt eine solche Führung zu guten Beziehungen zwischen Mitarbeitern und Führungskräften bei. Das beugt nicht nur Konflikten vor, sondern stärkt auch die Mitarbeiterbindung und die Loyalität der Beschäftigten gegenüber ihrem Arbeitgeber. Sie sind eher bereit, sich für einen Arbeitgeber ins Zeug zu legen, den sie als fair und wertschätzend empfinden.

Eine gesunde Führung kann motivierend wirken und die Beschäftigten zu besseren Leistungen antreiben. Sie kann auch kreativere Ideen befördern, die das Unternehmen voranbringen können. Außerdem gibt es tendenziell weniger personelle Ausfälle und die Mitarbeiterfluktuation kann sinken.

Ziele einer gesunden Mitarbeiterführung

Eine gesunde Führung ist mit verschiedenen Zielen verknüpft. Welche das sind, kann sich von Unternehmen zu Unternehmen oder auch von Führungskraft zu Führungskraft unterscheiden. Dennoch gibt es einige übergeordnete Zwecke, die bei einer solchen Art der Mitarbeiterführung typisch sind.

Ein Ziel einer solchen Führung kann zum Beispiel sein, dass die Mitarbeiter sich im Job wohlfühlen. Sie sollen das Gefühl haben, gerecht und wertschätzend behandelt zu werden. Ebenso wichtig ist es oft, dass die Beschäftigten sich in ihrer Position so sicher fühlen, dass sie sich einbringen und eigene Ideen entwickeln. Die Mitarbeiter sollen sich ausprobieren können, aber zugleich wissen, dass es jemanden gibt, an den sie sich bei Bedarf jederzeit wenden können.

Mit einer gesunden Führung soll erreicht werden, dass die Beschäftigten ihren Job ungestört ausüben können – so, wie es vorgesehen ist und wie es alle Beteiligten am meisten voranbringt. Sie werden nicht durch Konflikte im Team abgelenkt oder durch unkonkrete Zielvorgaben aus dem Konzept gebracht, sondern können den Blick auf das Wesentliche richten. Das kann für bessere Ergebnisse sorgen und zu einer höheren Produktivität beitragen.

Eine gesunde Führung kann im weiteren Sinne zu einer höheren Zufriedenheit der Beschäftigten mit ihrem Leben insgesamt beitragen. Wenn sie sich im Job wohlfühlen, grundsätzlich Spaß an der Arbeit haben und es keine Probleme gibt, schafft das Ausgeglichenheit und Wohlbefinden.

Eckpfeiler einer gesunden Führung: Wie eine gesunde Führung in der Praxis aussehen kann

Wie genau sieht eine gesunde Führung in der Praxis aus? Dabei kommt es auf das individuelle Konzept der betreffenden Führungskraft an. Ein Ansatz einer gesundheitsförderlichen Führung sind die 6 Dimensionen gesunder Führung. Dieser Ansatz basiert auf den folgenden Komponenten:

  • Anerkennung und Wertschätzung
  • Interesse und Aufmerksamkeit
  • Offenheit und Transparenz
  • Stimmung und Betriebsklima
  • Soziale Unterstützung
  • Partizipation und Einbeziehung von Mitarbeitern

Nachfolgend stellen wir Ihnen wichtige Aspekte einer gesunden Führung vor.

Wertschätzung und Anerkennung zeigen

Ein essenzieller Bestandteil einer gesunden Führung besteht darin, den Mitarbeitern Wertschätzung zu zeigen. Das betrifft einerseits besondere Leistungen, die entsprechend gewürdigt werden sollten. Wertschätzung heißt aber auch, die Beschäftigten grundsätzlich mit Respekt und Dankbarkeit zu behandeln – schließlich erbringen sie Tag für Tag gute Leistungen.

Ein fairer Umgang mit den Mitarbeitern

Ebenso wichtig ist es, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiter fair und gerecht behandeln. Andernfalls können Frust und Unmut entstehen, was das Betriebsklima belasten würde.

Werte und Leitlinien bei der Mitarbeiterführung

Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter gesund führen wollen, sollten sich bei ihrer Arbeit von Werten leiten lassen. Dabei kann es sich um Unternehmenswerte, aber auch eigene Ideale handeln. Wenn Vorgesetzte für etwas stehen, das den Beschäftigten zugutekommt, trägt das zu guten Beziehungen bei. Es kann Führungskräften auch den Respekt von Mitarbeitern einbringen.

Klare, transparente Kommunikation

Eine offene, klare Kommunikation ist das A und O im Joballtag. Das ist nur fair den Mitarbeitern gegenüber, die dadurch die nötigen Informationen erhalten. Findet die Kommunikation auf Augenhöhe statt, ist das förderlich für die Beziehung zu den Beschäftigten. Zugleich sollten Führungskräfte jederzeit ein offenes Ohr für die Anliegen ihrer Mitarbeiter haben. Diese wenden sich dann eher an sie, wenn sie Sorgen haben oder es Probleme gibt.

Empathie und Interesse

Führungskräfte sollten Beschäftigten ehrliches Interesse entgegenbringen. Dieses Interesse sollte nicht nur ihrer Arbeit gelten, sondern auch ihnen als Person. Dadurch fühlen sich die Mitarbeiter eher gesehen und gewürdigt. Ein empathischer Umgang mit den Beschäftigten trägt ebenfalls zu einer guten Beziehung bei und kann sich positiv auf die Mitarbeiterzufriedenheit auswirken.

Stress minimieren, Gesundheit schützen

Gestresste Mitarbeiter sind nicht nur tendenziell unzufrieden, sie können auch schlechtere Leistungen erbringen und sind weniger belastbar. Grund genug, sie im Sinne einer gesundheitsförderlichen Führung vor zu viel Stress zu schützen. Dazu ist es wichtig, die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter im Blick zu behalten und für eine ausreichende Personaldecke zu sorgen.

Wer den Stress der Mitarbeiter reduziert, schützt ihre Gesundheit. In diesem Sinne können Führung und Gesundheit eng miteinander verknüpft sein. Es ist wichtig, auch über Stressfaktoren hinaus darauf zu achten, dass der Job kein Gesundheitsrisiko für die Beschäftigten darstellt. Ergonomie am Arbeitsplatz spielt dabei ebenso eine Rolle wie eine sinnvolle Organisation der Arbeit und realistische Erwartungen. 

Work-Life-Balance fördern

Viele Arbeitnehmer leiden unter einer hohen Arbeitsbelastung. Lange Stunden im Job, vielleicht auch regelmäßige Überstunden, gehen zulasten der Freizeit. Dadurch kann der Job gefühlt oder tatsächlich zu viel Raum einnehmen; für Privates bleibt oft kaum noch Zeit. Führungskräfte sollten dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter nicht überlastet sind. Das erhöht nicht nur ihre Zufriedenheit, sondern macht sie auch leistungsfähiger und resilienter. 

Positive Atmosphäre schaffen

In einer positiven Arbeitsatmosphäre fühlen sich Beschäftigte wohl: Die Arbeit macht mehr Spaß, sie sind womöglich auch motivierter. Es liegt an den Führungskräften, eine solche Atmosphäre am Arbeitsplatz zu schaffen. Dabei spielt ein gutes Betriebsklima eine wichtige Rolle – und das ist maßgeblich davon geprägt, wie der oder die Vorgesetzte mit den Mitarbeitern umgeht. Auch Regeln für einen wertschätzenden Umgang miteinander können hilfreich sein.

Vertrauen aufbauen

Für eine gute Beziehung zwischen Führungskräften und ihren Mitarbeitern ist es wichtig, dass ein Vertrauensverhältnis entsteht. Das ist am ehesten der Fall, wenn die Beschäftigten sich auf ihren Chef oder ihre Chefin verlassen können. Zuverlässigkeit, klare Absprachen, aber auch ein menschlich guter Umgang miteinander schaffen Vertrauen. 

Konstruktiv mit Konflikten umgehen

Konflikte treten im Job immer wieder auf. Sie lassen sich nicht verhindern. Entscheidend ist, frühzeitig einzugreifen und konstruktiv mit Problemen und Hindernissen umzugehen. Dabei sind Führungskräfte gefragt, Konflikte wahrzunehmen und ihnen mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu begegnen. Ein gutes Konfliktmanagement ist förderlich für den Zusammenhalt im Team und die Arbeitsatmosphäre.

Feedback-Kultur fördern

Für viele Vorgesetzte ist Feedback etwas Einseitiges: Sie kritisieren Mitarbeiter, nicht umgekehrt. Das ist jedoch eine ungünstige Herangehensweise, denn auf diese Weise bekommen Führungskräfte nicht mit, wenn im Team etwas im Argen liegt. Eine offene, wechselseitige Feedback-Kultur kann Abhilfe schaffen. Wenn Vorgesetzte ehrlich an der Meinung der Beschäftigten interessiert sind und das auch deutlich machen, werden diese sich eher mitteilen. Das gibt Führungskräften die Möglichkeit, zu handeln, bevor sich Probleme verfestigen.

Mitbestimmung ermöglichen

Wenn Mitarbeiter mitbestimmen können, sind sie eher motiviert und identifizieren sich stärker mit dem Arbeitgeber. Deshalb sind Mitbestimmungsmöglichkeiten ein nützliches Tool bei der Mitarbeiterführung. Je stärker Beschäftigte das Gefühl haben, dass sie etwas verändern können und dass ihr Input geschätzt wird, desto stärker werden sie sich einbringen. Mikromanagement ist dabei tödlich: Es kann gute Ansätze im Keim ersticken und zu Frust bei den Mitarbeitern führen.

Offene Fehlerkultur

Es ist im Sinne einer gesunden Führung wichtig, dass Fehler nicht als etwas Negatives gesehen werden. Stattdessen sollten Mitarbeiter ihre Fehler ohne Angst vor negativen Folgen zugeben können. Dadurch fällt eher auf, wenn etwas schiefläuft, und es kann rechtzeitig gegengesteuert werden. 

Hindernisse, die einer gesunden Führung im Weg stehen können

Eine gesunde Führung würde jeder Abteilung guttun, aber längst nicht jede Führungskraft praktiziert sie. Dahinter steckt manchmal Unkenntnis, manchmal auch Ignoranz: Der oder die Vorgesetzte beschäftigt sich vielleicht einfach nicht mit den besten Methoden der Führung und fragt sich nicht, welche Auswirkungen die Art der Führung hat. In anderen Fällen sind Vorgesetzte hingegen durchaus gewillt, eine gesundheitsorientierte Führung zu praktizieren. In der Realität lässt sich das aber schwer umsetzen.

Es gibt verschiedene Faktoren, die einem gesunden Führungsstil im Weg stehen können. Das kann zum Beispiel zu viel Druck von oben sein: Viele Führungskräfte leiden unter unrealistischen Vorgaben durch höherrangige Vorgesetzte. Das geben sie nicht selten an ihre Beschäftigten weiter – direkt oder indirekt. Auf diese Weise kann leicht ein toxisches Klima entstehen. Führungskräfte können sich zu Entscheidungen und Vorgehensweisen gezwungen sehen, die Stress bei den Mitarbeitern auslösen.

Nicht selten stehen Vorgesetzte unter Dauerstress. Das kann verschiedene Ursachen haben, etwa die gerade erwähnten unrealistischen Vorgaben von oben, Perfektionismus oder die Neigung zu Mikromanagement. Wenn Führungskräfte jedoch permanent gestresst sind, steht das einer gesunden Führung im Weg. Es kann die Kommunikation beeinträchtigen und Beziehungen zu Teammitgliedern belasten.

Manchmal haben Führungskräfte auch selbst wenig Gestaltungsspielraum. Dann können sie auch den ihnen unterstellten Mitarbeitern keine allzu großen Freiheiten einräumen. Das kann beide Seiten demotivieren und trägt somit nicht zu einer gesundheitsförderlichen Führung bei.

Warum eine gesunde Führungskultur immer wichtiger wird

Eine gesunde Art der Führung wird künftig wohl noch an Bedeutung gewinnen. Das hängt einerseits damit zusammen, dass sie im Eigeninteresse von Unternehmen liegt. Wie Vorgesetzte ihre Mitarbeiter führen, beeinflusst, wie leistungsfähig und zufrieden die Beschäftigten sind. Die Rechnung ist simpel: Sind die Mitarbeiter unzufrieden, wirkt das demotivierend. Die Mitarbeiter sind dann eher frustriert, machen nur noch das Nötigste oder kündigen. Mit einer gesunden Führung kann man solchen Entwicklungen vorbeugen.

Gleichzeitig ist es für viele Firmen heute wichtiger als früher, Arbeitnehmern etwas bieten zu können – und zwar mehr als „nur“ ein angemessenes Gehalt. Viele Beschäftigte sehnen sich nach Wertschätzung. Sie möchten nicht für jemanden arbeiten, von dem sie sich ausgebeutet fühlen oder der an ihrem Wohlergehen vollkommen uninteressiert scheint. Eine Führung auf Augenhöhe, die durch Respekt und Fairness gekennzeichnet ist, ist vielen Arbeitnehmern wichtig. Unternehmen, in denen sie gegeben ist, haben im Wettbewerb um die besten Fachkräfte einen klaren Vorteil. Sie können gute Mitarbeiter auch eher in der Firma halten. 

In Zeiten, in denen die Anforderungen von Arbeitgebern an ihre Mitarbeiter oft so hoch sind wie nie zuvor, fühlen sich viele Arbeitnehmer überlastet. Das kann zulasten der Gesundheit der Beschäftigten gehen. Wenn der Job negative gesundheitliche Folgen hat, wird es wahrscheinlicher, dass Mitarbeiter kurz- oder langfristig ausfallen. Darunter leiden nicht nur die betroffenen Arbeitnehmer, es führt auch zu Problemen für Arbeitgeber. Mit einer gesundheitsorientierten Führung lässt sich das verhindern.

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