Extrinsische Motivation: Arten, Beispiele & ihr Einfluss auf Leistung
Wie jemand handelt, hängt davon ab, wozu er sich motiviert fühlt. Dabei gibt es verschiedene Arten der Motivation: extrinsische und intrinsische Motivation. Was die beiden Formen unterscheidet und welche Auswirkungen sie haben können, erfahren Sie in diesem Beitrag. Außerdem: Was Arbeitgeber tun können, um ihre Mitarbeiter stärker zu motivieren.
Extrinsische Motivation: Definition
Motivation ist ein innerer Antrieb: Sie bewegt Menschen dazu, etwas Bestimmtes zu tun oder zu unterlassen. Verschiedene Faktoren können sich darauf auswirken, wie motiviert sich Menschen fühlen, etwas zu tun (oder auch nicht). Dabei werden zwei unterschiedliche, übergeordnete Kategorien an Motivationsfaktoren unterschieden, die zu einer extrinsischen oder intrinsischen Motivation führen.
Extrinsische Motivation entsteht nicht durch die Sache selbst. Jemand geht zum Beispiel nicht joggen, weil es ihm so großen Spaß macht, sich zu bewegen, sondern weil er abnehmen oder seine Fitness-Ziele erreichen möchte. Ein äußerer Anreiz in Form einer Belohnung für ein bestimmtes Verhalten bestimmt über extrinsische Motivation. Ohne die Belohnung entstünde auch keine Motivation.
Die Psychologen Richard M. Ryan und Edward L. Deci haben erforscht, was Menschen motiviert. Das Ergebnis war ihre Selbstbestimmungstheorie. Dabei unterschieden Ryan und Deci vier Formen der extrinsischen Motivation: externale Regulation, introjizierte Regulation, identifizierte Regulation und integrierte Regulation.
Eine externale Regulation führt demnach dazu, dass Menschen durch eine Belohnung motiviert sind oder sich durch eine drohende Bestrafung von einem Verhalten abhalten lassen. Introjizierte Regulation bedeutet, dass man Ziele verfolgt, die einem eigentlich gar nicht so wichtig sind. Der Hintergrund: Angst vor einem unerwünschten Ergebnis – oder das Vermeiden von Schuldgefühlen.
Eine identifizierte Regulation liegt dann vor, wenn sich jemand mit externalen Zielen oder Verhaltensweisen identifiziert. Er sieht sie als erforderlich an, um andere Ziele zu erreichen. Die integrierte Regulation geht noch einen Schritt weiter: Dabei findet nicht nur eine Identifikation mit externalen Zielen statt, diese gehen sogar in das eigene Selbstverständnis über. Deci und Ryan sahen eine weitere Stufe der Motivation vor: die intrinsische Motivation.
Extrinsische und intrinsische Motivation: Die Unterschiede
Extrinsische und intrinsische Motivation sind die beiden wichtigsten Formen der Motivation. Sie unterscheiden sich nicht hinsichtlich ihres Effekts – motiviert sind Menschen bei jeder Variante. Dafür gibt es Unterschiede bei den Beweggründen, die die Motivation auslösen.
Während bei extrinsischer Motivation äußere Faktoren über die Motivation bestimmen, kommt der Antrieb bei intrinsischer Motivation von innen heraus. Die Betroffenen tun etwas um seiner selbst willen. Es geht ihnen um die Sache, an der sie ein unmittelbares Interesse haben. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Zeit in ein Hobby steckt, das ihm große Freude bereitet. Oder wenn er sich mit Freunden trifft, weil er dabei eine gute Zeit hat. Was mit der Sache möglicherweise noch zusammenhängt oder sich daraus ergibt – etwa ein weiterer positiver Effekt – ist zweitrangig.
Extrinsische und intrinsische Motivation können sich ergänzen oder für sich selbst stehen. In Leben jedes Menschen gibt es beides: Dinge, zu denen man intrinsisch motiviert ist, und Dinge, die man wegen des damit verbundenen erhofften Effekts tut. Es ist nicht realistisch, für alles eine intrinsische Motivation aufbringen zu wollen. Das ist nicht nur nicht möglich, es ist auch gar nicht nötig – es ist schließlich nicht schlimm, wenn man bestimmte Dinge tut, weil man sich davon etwas erhofft oder man etwas Negatives vermeiden möchte.
Extrinsische Motivation: Beispiele dafür, wie sie aussehen kann
Wie also kann extrinsische Motivation sich äußern – und wie würde demgegenüber die intrinsisch motivierte Variante aussehen? Die folgenden Beispiele verdeutlichen es:
- extrinsische Motivation: Jemand isst eine gesunde Mahlzeit, weil er etwas für seine Gesundheit tun würde
- intrinsische Motivation: Jemand isst eine gesunde Mahlzeit, weil es ihm schmeckt
- extrinsische Motivation: Jemand arbeitet länger, weil er dem Chef zeigen will, wie engagiert er ist – in der Hoffnung auf eine Beförderung
- intrinsische Motivation: Jemand arbeitet länger, weil ihm die Arbeit so viel Spaß macht und er sich nicht davon losreißen kann
- extrinsische Motivation: Jemand trifft sich mit einem Freund, weil er Lust darauf hat
- intrinsische Motivation: Jemand trifft sich mit einem Freund, weil dieser gefragt hat und er nicht Nein sagen wollte – aus Angst, die Gefühle des Freundes zu verletzen
- extrinsische Motivation: Jemand ruft eine andere Person zum Geburtstag an, weil er glaubt, dass das von ihm erwartet wird
- intrinsische Motivation: Jemand ruft eine andere Person zum Geburtstag an, weil er persönlich gratulieren möchte
- extrinsische Motivation: Ein Bewerber entscheidet sich für die Stelle, die am meisten Prestige verspricht
- intrinsische Motivation: Ein Bewerber entscheidet sich für die Stelle, auf die er am meisten Lust hat
- extrinsische Motivation: Jemand putzt sich die Zähne, weil ihm seine Zahngesundheit wichtig ist
- intrinsische Motivation: Jemand putzt sich die Zähne, weil er daran Spaß hat
Die Bedeutung von extrinsischer Motivation im Job
Im Job spielt extrinsische Motivation eine wichtige Rolle. Sie macht an vielen Stellen einen Unterschied und hat Einfluss darauf, wie engagiert und leistungsfähig Beschäftigte sind. Nicht jeder Arbeitnehmer bringt eine intrinsische Motivation für seine Arbeit auf. Viele Menschen machen ihren Job, weil sie Geld verdienen müssen und mit ihrer Stelle nicht allzu viele Nachteile einhergehen. Die Arbeit um ihrer selbst willen machen zu wollen, vielleicht sogar ohne Bezahlung? Dazu wären zwar manche Beschäftigte bereit, weil sie wirklich in ihrem Job aufgehen. Für den Großteil der Menschen käme das aber wohl nicht infrage.
Die (oft) fehlende intrinsische Motivation wird durch extrinsische Motivation ersetzt. Sie ist zum Beispiel der Grund dafür, warum viele Beschäftigte sich im Job reinhängen – sie wollen sich durch gute Leistungen neue Karrierechancen eröffnen oder eine drohende Kündigung abwenden. Viele Arbeitnehmer bleiben regelmäßig länger, um negative Konsequenzen zu vermeiden. Sie gehen zu Betriebsfeiern, weil es negativ auffallen könnte, wenn sie fehlen. Oder sie bringen sich bei Teamarbeit ein, um die Kollegen nicht hängen zu lassen.
Intrinsische Motivation ist nicht nötig, damit jemand gute Leistungen erbringt
Arbeitnehmer können extrinsische Motivation nutzen, indem sie sich berufliche Ziele setzen. Diese Ziele zu erreichen ist dann die Belohnung für das Engagement, das dafür nötig ist. Ebenso ist es möglich, sich für bestimmte Handlungen zu motivieren, indem man sich dafür gezielt belohnt. Eine Belohnung könnte es zum Beispiel sein, rechtzeitig Feierabend machen zu können, wenn man seine Aufgaben vorher schnell abgearbeitet hat. Oder sich nach Feierabend mit dem Partner zu treffen, um darauf anzustoßen, dass ein wichtiges Projekt endlich erledigt ist.
In vielen Fällen ist extrinsische Motivation völlig ausreichend, damit jemand seinen Job gut macht. Es braucht nicht zwingend intrinsische Motivation. Andererseits hat extrinsische Motivation Grenzen. Vor allem, wenn Hindernisse auftreten oder jemand eine Durststrecke hat, kann es schwer sein, sich trotzdem ausreichend zu motivieren. Zugleich können Arbeitgeber beeinflussen, wie groß die Anreize für Mitarbeiter sind, gute Leistungen zu erbringen.
Extrinsische Anreize für Mitarbeiter schaffen: Was Arbeitgeber tun können
Die intrinsische Motivation ihrer Mitarbeiter können Arbeitgeber zwar kaum beeinflussen. Sie haben aber durchaus Einfluss auf extrinsische Motivationsfaktoren. Mit passenden Strategien ist es möglich, die eigenen Beschäftigten zusätzlich zu motivieren und zu einer größeren Leistungsbereitschaft anzutreiben.
In erster Linie kommt es dabei darauf an, was sich die Mitarbeiter wünschen. Es ist zwar sehr individuell, wodurch sich jemand motiviert fühlen kann. Es gibt aber einige Ansätze, die bei vielen Arbeitnehmern funktionieren. Das betrifft zum Beispiel die Bezahlung. Ein hohes Gehalt kann die Zufriedenheit erhöhen und im Umkehrschluss dafür sorgen, dass Beschäftigte sich stärker reinhängen – aus Pflichtbewusstsein oder weil sie mit ihrem Job so zufrieden sind. Leistungsabhängige Boni können sich zusätzlich positiv auf das Engagement der Mitarbeiter auswirken, ebenso Sonderzahlungen.
Dabei gibt es verschiedene Ansätze, die extrinsische Motivation von Mitarbeitern zu steigern, die mit finanziellen Anreizen nichts zu tun haben. Das können zum Beispiel Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen sein. Wenn Mitarbeiter eine Perspektive bei ihrem Arbeitgeber sehen, sind sie oft eher bereit, im Job viel zu leisten – sie wissen schließlich, dass es sich lohnen kann. Aus diesem Grund ist es wichtig, jeden Mitarbeiter individuell zu fördern. Auch individuelle Zielvereinbarungen können dabei hilfreich sein. So wissen die Mitarbeiter, was sie tun können, damit der Arbeitgeber zufrieden ist.
Die Art der Führung kann die Motivation von Beschäftigten beeinflussen
Auch Mitarbeiter-Benefits können als Leistungsanreiz eine Rolle spielen. Sie wirken allerdings eher indirekt, weil sie die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen können. Grundsätzlich kann alles die extrinsische Motivation von Mitarbeitern erhöhen, was sich positiv auf deren Zufriedenheit auswirkt. Je zufriedener die Beschäftigten sind, desto mehr engagieren sie sich meist automatisch. Sie machen eher freiwillig Überstunden und sind oft stressresistenter. Ebenso sollten sie das Gefühl haben, dass ihre Meinung und ihr Input geschätzt werden. Dadurch bringen sie eher eigene Ideen ein.
Es kommt auch darauf an, wie gut die Beziehung zwischen Führungskräften und Mitarbeitern ist. Eine gute Beziehung kann die Motivation der Beschäftigten erhöhen, während eine schlechte Beziehung sie verringern kann. Dasselbe gilt für Mängel in der Mitarbeiterführung. Ein wertschätzender Umgang in Kombination mit viel Vertrauen und vielen Freiheiten kann die extrinsische Motivation von Arbeitnehmern hingegen stärken. Das spricht für eine partizipative statt streng hierarchische Führung.
Grenzen der extrinsischen Motivation
Extrinsische Motivation hat häufig einen schwächeren Effekt als intrinsische Motivation. Deshalb ist es gut, wenn im Job beides zu gewissen Anteilen vorhanden ist. Wenn die Mitarbeiter ein inneres Interesse an ihrer Arbeit haben, bildet das den Grundstein für gute Leistungen. Es ist nicht schlimm, wenn die extrinsische Motivation im Job überwiegt. Zugleich hat sie allerdings Grenzen, was in bestimmten Situationen zum Problem werden kann.
Nehmen wir zum Beispiel an, es mangelt an extrinsischen Motivationsfaktoren. Dann kann es sein, dass jemand weniger leistet, als er könnte, und sich allgemein weniger engagiert – ein Nachteil für den Arbeitgeber, aber auch für den Arbeitnehmer selbst, der dadurch womöglich schlechtere Aufstiegschancen hat. Oder jemand steckt gerade in einer stressigen Phase. Dann können die Nachteile durch den Stress an der Arbeit so groß sein, dass extrinsische Motivationsfaktoren nicht ausreichen, um sie zu kompensieren. Bei intrinsischer Motivation wäre das womöglich anders.
Extrinsische Motivation reicht auch dann häufig nicht aus, wenn die Rahmenbedingungen der Arbeit nicht stimmen. Zum Beispiel beim Gehalt: Wer seinen Job aus einem inneren Antrieb heraus macht – etwa eine Arbeit bei einer gemeinnützigen Organisation –, der nimmt eine geringe Entlohnung womöglich hin, ohne sich darüber allzu viele Gedanken zu machen. Macht die Arbeit aber keinen Spaß und stiftet auch keinen Sinn, kann ein als zu gering empfundenes Gehalt durchaus zum Problem werden. Es kann auch der Grund dafür sein, warum jemand den Arbeitgeber wechselt.
Ein Problem kann sich außerdem ergeben, wenn sich jemand im Job durch Dinge motivieren lässt, die nicht im Sinne des Arbeitgebers sind oder die einer guten Leistung im Weg stehen können. Ein extremes Beispiel wäre, wenn sich jemand bestechen lässt und sich dadurch in einer Art und Weise verhält, die dem Arbeitgeber schadet oder schaden kann.
Wie kann man seine intrinsische Motivation stärken?
Ein hohes Maß an intrinsischer Motivation ist nützlich: Mit ihr fällt einem vieles leichter, man hat mehr Spaß und Hindernisse werfen einen weniger leicht aus der Bahn. Wenn intrinsische Motivation für die eigene Arbeit oder private Vorhaben vorhanden ist, wird es wahrscheinlicher, dass Menschen Ziele erreichen. Was aber, wenn es genau daran mangelt? Vielleicht ist extrinsische Motivation vorhanden, aber es gibt keinen inneren Antrieb. Kann man darauf gezielt Einfluss nehmen?
Es gibt durchaus Dinge, die Sie tun können, um sich intrinsisch zu motivieren. Dafür ist es essenziell, dass Sie wissen, was Ihnen wichtig ist. Sie müssen Ihre Prioritäten kennen. Wo liegen Ihre Ziele? Und: Wobei haben Sie besonders Spaß? Auf diese Dinge sollten Sie sich fokussieren, wenn Sie Ihre intrinsische Motivation erhöhen wollen.
Angenommen, Ihnen macht die Arbeit besonders viel Spaß, wenn Sie das Gefühl haben, etwas verändern zu können. Dann kann es eine lohnenswerte Erfahrung sein, eigene Ideen einzubringen und zu merken, welchen Einfluss Sie nehmen können. Womöglich macht Ihnen Ihr Job dadurch gleich viel mehr Spaß – und es fällt Ihnen leichter, ganz ohne weitere Anreize engagiert dabei zu sein.
Verschiedene Aktivitäten kombinieren
Oder nehmen wir ein Beispiel aus dem Privatleben. Sie möchten gerne mehr Sport treiben. Das klappt naturgemäß am besten, wenn Sie dafür intrinsisch motiviert sind. Bislang ist das nicht der Fall. Dann kann es daran liegen, dass Sie die falschen Wege wählen. Statt joggen zu gehen, könnten Sie sich zum Beispiel mit Freunden zum Basketballspielen treffen. Oder Sie fahren künftig mit einer Freundin Fahrrad – Hauptsache, Sie haben mehr Spaß dabei.
Es kann auch hilfreich sein, verschiedene Aktivitäten miteinander zu kombinieren. Statt „nur“ auf dem Heimtrainer zu sitzen, könnten Sie währenddessen einen spannenden Podcast oder ein Hörbuch hören, mit jemandem telefonieren oder Ihre Lieblingsserie schauen. Besonders groß wird Ihre Motivation sein, wenn Sie bestimmte Aktivitäten nur dann ausüben, wenn Sie Sport machen.
Extrinsische Motivation in der Schule: Wie kann man Schüler motivieren?
Motivation – egal, ob extrinsisch oder intrinsisch – ist nicht nur im Job nützlich und wichtig, sondern auch in Schule und Studium. Besonders Jugendliche haben oft wenig Lust zu lernen. In solchen Fällen kann extrinsische Motivation sehr hilfreich sein, damit Schülerinnen und Schüler trotzdem den nötigen Einsatz erbringen.
Einen Einfluss auf die Motivation ihrer Schüler haben zum Beispiel Lehrer. Sie können den Unterricht spannender gestalten – und damit im besten Fall sogar intrinsische Motivation am Lernen wecken. Sie können auch kleine Wettbewerbe veranstalten oder ihre Schüler anderweitig für gute Leistungen belohnen. Auch Lob kann helfen.
Auch Eltern können beeinflussen, wie motiviert ihre Kinder in der Schule sind. Auch sie können sich Belohnungen überlegen, wenn die Kinder gute Noten nach Hause bringen oder wenn sie fleißig lernen. Wie solche Belohnungen aussehen können, ist sehr individuell. Entscheidend ist, dass das Kind sich darüber freut. Eltern können zum Beispiel gemeinsam mit ihren Kindern zur Belohnung einen spannenden Ausflug machen, ein Eis essen oder in einen Spielzeugladen gehen, wo sich der Nachwuchs etwas aussuchen darf.
Bei älteren Kindern kann es darüber hinaus eine gute Idee sein, mit ihnen über die Bedeutung von guten Noten zu sprechen. Wenn Jugendlichen klar ist, was auf dem Spiel steht, bemühen sie sich oft stärker aus eigenem Antrieb, gute Leistungen zu erbringen.
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