Arbeitsmodelle: Definitionen, Vor- & Nachteile

Wie und wo ein Arbeitnehmer seine tägliche Arbeitszeit verbringt, hängt auch vom jeweiligen Arbeitsmodell ab. Mittlerweile gibt es eine große Anzahl an Arbeitsmodellen, etwa Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit oder Remote Work. Wir haben einige der häufigsten Arbeitszeitmodelle zusammengetragen und erklären kurz, wie sie funktionieren und welche Vor- und Nachteile sie haben.

Viele Mitarbeiter in einer Firma, alle haben unterschiedliche Arbeitsmodelle

Arbeitszeitmodelle: Was ist das überhaupt?

Das Arbeitszeitmodelle legt fest, wann, wie und wo ein Arbeitnehmer seine vertraglich zugesicherte Arbeitsleistung erbringt. Dabei haben Arbeitgeber mittlerweile einen großen Gestaltungsspielraum. So gibt es zum Beispiel Arbeitgeber, die lediglich vorgeben, welche jährliche Arbeitszeit ein Angestellter zu absolvieren hat. Andere wählen eher die klassische Methode und schreiben vor, wie viele Arbeitsstunden ein Mitarbeiter pro Woche leisten muss.

Persönliche Anwesenheit ist dafür in vielen Fällen keine Voraussetzung mehr: Bei einigen Arbeitszeitmodellen ist sie nicht mehr oder nur noch zum Teil vorgesehen. Im Zuge der Digitalisierung steigen viele Arbeitgeber auf neue und flexible Arbeitszeitmodelle um, die im Homeoffice oder von überall auf der Welt funktionieren.

Wichtig ist die genaue Regelung von Arbeitszeitmodellen deshalb, weil Arbeitgeber und Arbeitnehmer wissen müssen, welche Arbeitsleistung in welchem Umfang geschuldet wird.

Übersicht: Diese Arbeitszeitmodelle gibt es

Die 40-Stunden-Woche, bei der jeder Mitarbeiter zu einer festgelegten Zeit am Arbeitsplatz erscheint, zu einer bestimmten Zeit seine Arbeit aufnimmt und auch wieder ruhen lässt kann, ist das klassische Arbeitszeitmodell. Es ist weiterhin für die Mehrheit der Arbeitnehmer maßgeblich. Denn es gibt immer noch viele Jobs, bei denen der Mitarbeiter vor Ort sein muss, um seine Arbeit abzuleisten. Eine Pflegekraft kann nicht im Homeoffice arbeiten, auch eine Produktionsmitarbeiterin oder ein Kassierer nicht. Klassische Arbeitszeitmodelle sind in vielen Branchen daher weiterhin Standard.

In anderen Jobs dagegen, die hauptsächlich digital ablaufen, trifft man immer häufiger auf neue Arbeitszeitmodelle. Das liegt verständlicherweise daran, dass die örtliche Anwesenheit in diesen Berufen nicht zwingend erforderlich ist. Meetings und Besprechungen können am Computer absolviert werden, auch die Arbeitsergebnisse lassen sich dort produzieren.

Die klassischen, flexiblen Arbeitszeitmodelle

  1. Gleitzeit: Bei der Gleitzeit hat der Arbeitnehmer zwar auch ein wöchentliches Stundenpensum zu erfüllen, er kann jedoch die Zeiten von Arbeitsbeginn und Arbeitsende flexibler gestalten. In der Regel gibt der Arbeitgeber dabei einen Zeitrahmen vor, innerhalb dessen die Angestellten die tägliche Arbeitszeit absolvieren müssen. Ob sie ihre 8 Stunden dann zum Beispiel von 7 bis 15 Uhr oder von 10 bis 18 Uhr leisten, bleibt aber den Arbeitnehmern überlassen. Der Arbeitgeber kann außerdem darauf bestehen, dass zu einer Kernzeit, etwa von 10 bis 15 Uhr, alle Angestellten anwesend sein müssen – der Rest kann flexibel in Gleitzeit abgeleistet werden. Entscheidend ist lediglich, dass am Ende der Woche das vorher vereinbarte Stundenpensum abgeleistet wurde. Vorteil dieses Modells: Der Mitarbeiter kann oft selbst bestimmen, wann er im Büro ist. Muss er einen privaten Termin wahrnehmen, lässt sich das gut mit dem Gleitzeitmodell vereinbaren. Auch auf unvorhergesehene Ereignisse, wie zum Beispiel die Krankheit eines Kindes, kann im Rahmen der Gleitzeit besser reagiert werden. Nachteil bei diesem Modell ist ein größerer Abstimmungsbedarf. Gerade wenn nur wenige Mitarbeiter in der jeweiligen Abteilung arbeiten, müssen sich diese besonders gut abstimmen, damit das Büro durchgehend besetzt ist. Klappt die Absprache nicht, kann es sein, dass das Telefon nicht besetzt ist oder Kunden vor verschlossenen Türen stehen.
  2. Teilzeit: Beschäftigte, die sich mit ihrem Arbeitgeber auf das Teilzeit-Modell einigen, arbeiten weniger Stunden als Angestellte in Vollzeit. Nicht selten nur die Hälfte, also 20 Stunden pro Woche. Gerade Mütter entscheiden sich gerne für dieses Arbeitszeitmodell, um nach der Elternzeit wieder langsam in den Job zurückzukehren. So können sie morgens, wenn die Kinder betreut sind, arbeiten und haben nachmittags frei, um sich um die Kinder zu kümmern – dieser größere Freiraum ist ein klarer Vorteil. Daraus ergibt sich gleichzeitig aber auch ein Nachteil für Beschäftigte: Wer weniger arbeitet, verdient weniger Geld. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass Beschäftigte, die langfristig in Teilzeit arbeiten, später einen geringeren Anspruch auf Rente haben als ihre Vollzeit-Kollegen und häufiger von Altersarmut betroffen sind.

Die modernen, digitalen Arbeitszeitmodelle

In den letzten Jahren haben sich einige neue Arbeitsmodelle entwickelt, die jüngere Generationen von Arbeitnehmern ansprechen sollen. In Start-ups und Unternehmen, die sich an jüngere Arbeitnehmer wenden, liegen diese Arbeitszeitmodelle im Trend:

  1. Homeoffice: Die Arbeit aus dem Homeoffice ist der „Klassiker“ unter den neueren Arbeitszeitmodellen. Dabei arbeiten Beschäftigte an einigen Tagen oder auch die gesamte Zeit von zu Hause. Die Abstimmung mit den Kollegen und Vorgesetzten geschieht größtenteils digital, hin und wieder werden aber auch persönliche Treffen organisiert. Vorteil dieses Arbeitszeitmodells: Beschäftigte haben mehr Flexibilität und können auf unerwartete Situationen, wie zum Beispiel die Krankheit eines Kindes (oder Homeschooling) besser reagieren. Nachteil: Die Trennung zwischen Beruf und Privatleben kann schwerer fallen oder beide Bereiche ineinander übergehen. Das erhöht die Gefahr, sich nicht mehr richtig erholen zu können und vielleicht sogar zu erkranken.
  2. Remote Work: Dieses Arbeitszeitmodell ist gewissermaßen die Weiterentwicklung des Homeoffice. Denn Beschäftigte arbeite hier nicht bloß von zu Hause aus, sondern von jedem beliebigen Ort auf der Welt. Der Vorteil: Arbeitgeber können auf diese Weise die besten Mitarbeiter für den Job rekrutieren, denn der Wohnort spielt keine Rolle mehr. Gerade für junge Beschäftigte ist dieses Arbeitszeitmodell reizvoll, weil sie das Reisen, das Sammeln von unterschiedlichen Erfahrungen und das Arbeiten so unter einen Hut bringen können. Viele der sogenannten digitalen Nomaden können dank Remote Work dort leben, wo sie möchten. Nachteil: Der Abstimmungsaufwand ist bei diesem Arbeitszeitmodell sehr groß. Noch dazu kann es zu Konflikten innerhalb des Teams kommen. Wenn Mitarbeiter aus ganz verschiedenen Ländern aufeinandertreffen, ist viel interkulturelle Kompetenz gefragt.
  3. Coworking: Wem es auf Dauer im Homeoffice zu einsam wird, der kann einen Coworking-Space aufsuchen. Dort arbeiten Menschen, die nicht aus derselben Firma oder derselben Branche kommen, aber einen Schreibtisch in diesen „Gemeinschaftsbüros“ gemietet haben. Im Gegenzug kümmert sich der Anbieter des Coworking-Spaces um die Ausstattung der Räumlichkeiten, stellt gewisse elektronische Geräte bereit oder kümmert sich um Getränke und Snacks. Dieses Arbeitszeitmodell hat für Beschäftige den Vorteil, dass sie mit unterschiedlichen Personen in Kontakt kommen und so ganz neue Impulse bekommen können. Nachteil: Unter Umständen kann es im Coworking Space laut und chaotisch zugehen. Personen, die konzentriert an einer Aufgabe arbeiten müssen, finden gegebenenfalls nicht die nötige Ruhe und Konzentration.

Weitere neuere Ansätze bei Arbeitszeitmodellen

Neben den Arbeitszeitmodellen, die sich dank der neuen digitalen Möglichkeiten etablieren konnten, gibt es auch andere Ansätze, die jedoch auf Präsenzarbeit setzen. Zum Beispiel diese hier:

  1. 4-Tage-Woche: Einige Unternehmen haben die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter reduziert und setzen nicht mehr auf die 5-Tage-Woche, sondern auf die 4-Tage-Woche. Damit reduziert sich natürlich auch die Stundenanzahl: Statt 40 Stunden müssen Beschäftigte zum Beispiel nur noch 32 Stunden arbeiten, häufig sogar bei gleichem Gehalt – so jedenfalls die Theorie. Der offensichtliche Vorteil für die Beschäftigten: Sie haben mehr Freizeit und können sich besser von der Arbeit erholen. Davon profitieren umgekehrt auch die Arbeitgeber. Denn Beschäftigte, die besser erholt sind, arbeiten motivierter und damit auch produktiver. Im Ergebnis sind sie zwar weniger im Büro, liefern unter Umständen aber besser Arbeitsergebnisse. Nachteil der 4-Tage-Woche: Wenn Arbeitgeber die 4-Tage-Woche nur pro forma ausrufen, verpufft der Effekt. Es gibt Berichte von Unternehmen, die zwar offiziell die 4-Tage-Woche als Arbeitszeitmodell eingeführt haben, in Wirklichkeit aber nur die Arbeit des fünften Arbeitstages auf die übrigen Tage der Woche verteilen. Mitarbeiter sind dann eventuell sogar noch gestresster und unter mehr Zeitdruck als während der herkömmlichen 5-Tage-Woche.
  2. 6-Stunden-Tag: Dieses Arbeitszeitmodell ist eine Variation der 4-Tage-Woche. Denn auch hierbei geht es darum, die wöchentliche Arbeitszeit zu verkürzen. Bei diesem Arbeitszeitmodell geschieht das jedoch nicht, indem ein Arbeitstag in der Woche gestrichen wird, sondern indem die Mitarbeiter an den Arbeitstagen früher nach Hause gehen – und zwar schon nach sechs Stunden anstatt der ansonsten bei einem Vollzeitjob üblichen acht Stunden. Die Vor- und Nachteile, die bereits für die 4-Tage-Woche angesprochen wurden, gelten auch hier. Richtig umgesetzt kann das Modell für Arbeitnehmer und Arbeitgeber positiv sein. Wird das Arbeitszeitmodell jedoch nur halbherzig eingeführt, drohen mehr Nachteile als Vorteile.
  3. Job Sharing: Beim Job Sharing teilen sich zwei Beschäftigte einen Arbeitsplatz und damit auch die Arbeitszeit. Wenn zwei Führungskräfte dieses Arbeitszeitmodell betreiben, spricht man von Top Sharing. Der Vorteil: Führungskräfte und Beschäftigte, die mehr Zeit für Familie und Freizeit benötigen, können Beruf und Privatleben mit diesem Arbeitszeitmodell leichter miteinander vereinbaren. Nachteil an diesem Modell ist der mitunter höhere Abstimmungsbedarf. Gerade wenn Vorgesetzte sich einen Job teilen sollen, ist gute Kommunikation gefragt, da oft weitreichende Entscheidungen getroffen werden müssen. Das kostet zusätzliche Arbeitszeit und für die muss der Arbeitgeber aufkommen oder die Beschäftigten machen unbezahlte Überstunden.
  4. Vertrauensarbeitszeit: Bei diesem Arbeitszeitmodell legen Arbeitgeber und Arbeitnehmer keine bestimmte wöchentliche Stundenanzahl fest, sondern Ziele, die erreicht werden sollen. Wie der Arbeitnehmer diese Ziele erreicht und wie er sich dabei seine Zeit einteilt, bleibt ihm überlassen. Vorteil des Arbeitszeitmodells: Der Fokus liegt auf dem Arbeitsergebnis und damit der Produktivität der Mitarbeiter. Das ist sowohl für Chef und Mitarbeiter erfreulich. Das bloße „Absitzen“ von Arbeitszeit im Büro entfällt damit idealerweise. Wer seine Arbeit erledigt hat, kann in diesem Arbeitszeitmodell außerdem früh nach Hause gehen. Der Nachteil für Beschäftigte: Gerade umfangreiche Arbeitsaufträge verschlingen oft mehr Zeit, als man vorher dachte – erfüllt werden muss wegen der vereinbarten Wochenziele dennoch. Die Konsequenz: Der Arbeitnehmer bleibt länger im Büro als seine Kollegen, die keine Vertrauensarbeitszeit haben. Das kann demotivieren und dazu führen, dass Beschäftigte mit dem Arbeitszeitmodell unzufrieden sind.

Bildnachweis: Matej Kastelic / Shutterstock.com

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