4-Tage-Woche: Was ist dran an diesem Arbeitszeitmodell?

Weniger Arbeit, mehr Freizeit: Das ist die Idee hinter der 4-Tage-Woche. Vier Tage Arbeit und dann drei Tage Wochenende – kann das wirklich funktionieren? Erkenntnisse aus Island scheinen dafür zu sprechen. Dort wurde unlängst eine langfristige Studie zur 4-Tage-Woche veröffentlicht. Welche Ergebnisse sich dabei zeigten und welche Vor- und Nachteile die 4-Tage-Woche hat, können Sie hier erfahren.

4-Tage-Woche als Arbeitszeitmodell

4-Tage-Woche: Wie funktioniert sie?

Die 4-Tage-Woche, die auch Vier-Tage-Woche, 4-Tage-Arbeitswoche oder Viertagewoche genannt wird, ist ein Modell zur Regelung der Arbeitszeit. Das Grundprinzip der 4-Tage-Woche ergibt sich aus ihrem Namen: Beschäftigte arbeiten vier Tage pro Woche und haben drei Tage frei. Im Gegensatz dazu arbeitet man im klassischen 5-Tage-Modell eben fünf Tage und hat nur zwei Tage Freizeit.

Von der Anzahl der Arbeitstage pro Woche einmal abgesehen gibt es keine verbindlichen Vorgaben für die Ausgestaltung dieses Modells. Arbeitgeber können sich zum Beispiel dafür entscheiden, dass ihre Beschäftigten weiterhin das übliche Stundenpensum einer Vollzeitstelle absolvieren, dieses aber auf weniger Tage verteilen. Statt fünf Mal pro Woche acht Stunden zu arbeiten, arbeiten die Mitarbeiter dann an vier Tagen jeweils zehn Stunden. Das Ergebnis bleibt das gleiche, nämlich 40 Wochenstunden.

Andere Chefs kürzen dagegen die wöchentliche Arbeitszeit, sodass ihre Mitarbeiter nicht nur einen Tag weniger, sondern insgesamt auch weniger Wochenstunden arbeiten. Statt an fünf Tagen jeweils acht Stunden zu absolvieren, arbeiten sie nur noch vier Tage je acht Stunden. Die wöchentliche Arbeitszeit verringert sich damit von 40 Stunden auf 32 Stunden.

Wo die 4-Tage-Woche schon Realität ist

Das Modell der 4-Tage-Woche wurde und wird mittlerweile in vielen verschiedenen Ländern ausprobiert und eingesetzt. In Japan wurde die 4-Tage-Woche etwa bei Microsoft eingeführt, in Neuseeland arbeitet man bei der Fondsgesellschaft „Perpetual Guardian“ nach diesem Modell und auch in Deutschland testen immer mehr Firmen die Vorteile der 4-Tage-Woche.

Richtig in den Fokus geraten ist die 4-Tage-Woche jedoch durch einen großangelegten Versuch in Island. Seit 2015 konnten sich dort mehr als 2.500 Beschäftigte selbst von den Vor- und Nachteilen der 4-Tage-Woche überzeugen. Ab 2017 kamen noch einmal weitere 400 Arbeitnehmer hinzu, die an der breiten Studie zur 4-Tage-Woche teilnahmen. Insgesamt wirkten an der Studie also etwa 3.000 Beschäftigte mit – diese Zahl klingt gemessen an deutschen Verhältnissen eher klein. Für Island ist es jedoch eine beachtenswerte Zahl. Denn in Island sind momentan nur rund 200.000 Personen erwerbstätig. Rund 1,5 Prozent der isländischen Arbeitnehmer waren also an der Studie beteiligt. Zum Vergleich: In Deutschland waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2020 rund 44,8 Millionen Menschen erwerbstätig.

Die 4-Tage-Woche in Island

Bei dem Experiment zur 4-Tage-Woche entschied man sich in Island nicht nur dazu, die Anzahl der Arbeitstage zu kürzen. Die teilnehmenden Unternehmen reduzierten auch die wöchentliche Arbeitszeit auf 35 oder 36 Stunden. Damit die Reduzierung der Wochenarbeitszeit nicht zu unnötigem Stress führt, wurden gleichzeitig die Abläufe gestrafft. So versuchte man, Routineaufgaben zu optimieren, Meetings auf das Wesentliche zu beschränken und für das gewünschte Ergebnis überflüssige Arbeitsschritte zu streichen. Kurz gesagt: Die Effizienz wurde verbessert.

Was wurde mit der 4-Tage-Woche in Island erreicht? Diese Frage kann die Auswertung der Studie beantworten, die nun vorliegt. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass sich durch die Einführung der 4-Tage-Woche und die verschiedenen Maßnahmen, die gleichzeitig durchgesetzt wurden, die Produktivität verbessert hat. Die Mitarbeiter leisteten trotz verringerter Arbeitszeit genauso viel wie vor der Einführung der 4-Tage-Woche – in einigen Fällen sogar mehr. Ein äußerst erfreuliches Ergebnis für Arbeitgeber.

Doch auch die Beschäftigten profitierten von der 4-Tage-Woche. Die Studienautoren führen als weitere Resultate der Studie etwa Folgendes an:

  • Gesteigerte Gesundheit der Arbeitnehmer: Die befragten Beschäftigten teilten mit, dass sie sich insgesamt besserer Gesundheit erfreuten. Sie waren über das Jahr betrachtet seltener krank und fühlten sich gesünder und besser als während der 5-Tage-Woche.
  • Verbesserte Work-Life-Balance: Außerdem führte die 4-Tage-Woche dazu, dass die Beschäftigten ihre Work-Life-Balance positiver beurteilten. Das ist leicht nachvollziehbar, denn Arbeitnehmer, die weniger arbeiten, haben naturgemäß mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys. Auch diese Tatsache trägt dazu bei, dass die Beschäftigten eher gesund bleiben. Denn wo genügend Zeit zur Regeneration bleibt, gibt es seltener Krankheiten und vor allem weniger Stress.
  • Verringerte Burnout-Gefahr: Die einfache Formel „mehr Freizeit = weniger Stress“ führt auch dazu, dass die Gefahr für einen Burnout sinkt. Denn der Burnout ist eine direkt Folge davon, dass Arbeitnehmer zu viel arbeiten und sich zu wenig Auszeit und Ablenkung genehmigen. Im Rahmen einer 4-Tage-Woche wird diese Gefahr deutlich verringert.

Die Vor- und Nachteile der 4-Tage-Woche in der Übersicht

Die Autoren der Studie attestierten der 4-Tage-Woche also gleich mehrere Vorteile. Dennoch ist an diesem Ansatz nicht alles positiv zu bewerten. Schauen wir uns daher die unterschiedlichen Vor- und Nachteile der 4-Tage-Woche einmal genauer an.

Die Vorteile der 4-Tage-Woche

Einige Vorteile haben wir bereits oben angesprochen, weshalb sie an dieser Stelle nur kurz aufgeführt werden:

  • Mehr Freizeit
  • Bessere Gesundheit
  • Weniger Gefahr für einen Burnout

Arbeitgeber konnten sich zum Teil außerdem über mehr Produktivität ihrer Beschäftigten freuen. Wer als Arbeitgeber eine 4-Tage-Woche anbietet, wirkt für Arbeitnehmer darüber hinaus attraktiver. Gerade gut ausgebildete, junge Fachkräfte möchten ihr Stundenpensum häufig reduzieren und weniger als 40 Stunden pro Woche arbeiten. Sie legen größeren Wert auf Freizeit und Selbstbestimmung. Im Kampf um diese (und natürlich auch andere Fachkräfte) haben Arbeitgeber mit der 4-Tage-Woche einen wichtigen Trumpf in der Hand. Beschäftigte, die nur vier statt fünf Tage arbeiten müssen, haben nämlich mehr der kostbaren Freizeit. Das kann das ausschlaggebende Kriterium dafür sein, dass sich der Bewerber für das Unternehmen mit der 4-Tage-Woche entscheidet und nicht für die Konkurrenz.

Durch die vielen Vorteile, die die 4-Tage-Woche mit sich bringen kann, verbesserte sich in einigen Unternehmen auch die Stimmung. Die Mitarbeiter waren zufriedener mit ihrem Job und ging ausgelassener zur Arbeit. Das wirkte sich positiv auf die anderen Beschäftigten aus. Eine positive Grundstimmung trägt dazu bei, dass das gesamte Betriebsklima besser wird.

Nachteile der 4-Tage-Woche

  • Mehr Druck: Wird die 4-Tage-Woche nicht so arbeitnehmerfreundlich wie in Island interpretiert, kann sie statt zu weniger zu mehr Stress führen. Wir erinnern uns, dass die Unternehmen, die an der Studie teilnahmen, vorab interne Abläufe und Prozesse gestrafft hatten. Das führte dazu, dass das nötige Arbeitspensum insgesamt weniger wurde und tatsächlich in kürzerer Zeit, also in vier statt in fünf Tagen, erledigt werden konnte. Unternehmen, die diesen Schritt nicht oder nicht richtig durchführen, können an der 4-Tage-Woche scheitern. Dann müssen die Beschäftigten die gleiche Arbeit in weniger Zeit erledigen und das bedeutet unweigerlich mehr Druck, was wiederum zu mehr Stress führt. Statt sich über mehr Freizeit freuen zu können, wären Beschäftigte in dieser Situation vermutlich noch gestresster und bräuchten den zusätzlichen freien Tag, um sich von der gestiegenen Belastung zu erholen.
  • Mehr Überstunden: Wenn Unternehmen die Prozesse nicht entsprechend straffen und Beschäftigte trotzdem weniger Zeit für ihre Aufgaben haben, machen sie eher Überstunden. In vielen Fällen wird die Arbeit jedoch nicht am Arbeitsplatz erledigt, denn der Arbeitgeber hat schließlich die 4-Tage-Woche eingeführt. Beschäftigte, die nach den vier Tagen Arbeit aber noch viele Punkte auf ihrer To-Do-Liste offen haben, nehmen die Arbeit mit nach Hause. Die Folge: Statt sich am zusätzlichen freien Tag zu erholen und diesen Tag mit Freunden und/oder Familie zu verbringen, sitzen sie am heimischen Schreibtisch und arbeiten. In diesem Fall verpuffen die positiven Effekte der 4-Tage-Woche.
  • Bestimmte Berufsgruppen: Nicht alle Arbeitnehmer können von der 4-Tage-Woche profitieren. In Schulen ließe sich das Modell zum Beispiel nur dann umsetzen, wenn man das gesamte Schulsystem auf vier Tage Unterricht pro Woche ummünzen würde. Zumindest aktuell dürfte die 4-Tage-Woche daher nur für bestimmte Berufsgruppen gut umsetzbar sein. Vermutlich profitieren diejenigen Arbeitnehmer von der Regelung, die aktuell schon in flexiblen Arbeitszeitmodellen wie Homeoffice, Remote Work oder mit Vertrauensarbeitszeit arbeiten können. Von dort aus ist es ein vergleichsweise kleiner Schritt hin zur 4-Tage-Woche.

FAQs: Häufige Fragen zum Thema

Wenn es um die 4-Tage-Arbeitswoche geht, tauchen einige Fragen immer wieder auf. Wir geben eine kurze Antwort darauf:

Wie viel Urlaubsanspruch habe ich bei einer 4-Tage-Woche?

Der Urlaub bei einer 4-Tage-Woche berechnet sich analog zu anderen Modellen. Gemäß Bundesurlaubsgesetz beläuft sich der Urlaubsanspruch bei einer 6-Tage-Woche auf 24 Werktage. Bei einer 4-Tage-Woche sind es entsprechend weniger Urlaubstage, nämlich 16 Tage Anspruch auf Urlaub. Dem Arbeitgeber steht es jedoch frei, mehr Urlaub zu gewähren. Auch in Tarifverträgen, wie zum Beispiel dem TVÖD, kann ein höherer Urlaubsanspruch vereinbart werden.

Kann ich eine 4-Tage-Woche beantragen?

Einen gesetzlichen Anspruch auf die 4-Tage-Woche gibt es nicht. Somit kann auch nicht ohne Weiteres und grundsätzlich die 4-Tage-Woche beantragt werden. Es kommt auf die Regelungen beim Arbeitgeber an, wie das Modell 4-Tage-Woche gestaltet wird und ob Arbeitnehmer die 4-Tage-Woche beantragen können oder nicht.

Welcher Tag ist bei einer 4-Tage-Woche frei?

Wie die 4-Tage-Woche im Einzelfall ausgestaltet wird, hängt ebenfalls davon ab, was im jeweiligen Unternehmen gilt. In manchen Firmen gibt es die Möglichkeit, dass Beschäftigte selbst darüber entscheiden, welcher Tag bei einer 4-Tage-Woche frei ist. In anderen Betrieben legt der Arbeitgeber das fest.

4-Tage-Woche bei gleichem Gehalt – geht das?

Auch die Frage nach dem Lohnausgleich muss individuell im Betrieb geregelt werden. Einige Arbeitgeber zahlen ihren Beschäftigten das gleiche Gehalt wie vorher weiter, auch wenn sie aufgrund der 4-Tage-Woche weniger arbeiten. Andere Unternehmer kürzen das Gehalt entsprechend der verkürzten Arbeitszeit.

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