Beruflicher Neuanfang nach Depression: So gelingt Ihnen der Wiedereinstieg

Mit Depressionen ist an Arbeit oft nicht zu denken. Wenn das Schlimmste hinter Ihnen liegt, denken Sie aber womöglich über einen beruflichen Wiedereinstieg nach der Depression nach. Wie gelingt der Neuanfang nach Depressionen? Welche Möglichkeiten gibt es? Und was sollte man bedenken, damit der Wiedereinstieg gelingt? Das sollten Sie wissen.

Ein Mann steht zwischen Hochhäusern, wie geling der berufliche Neuanfang nach Depression?

An Arbeit ist bei Depressionen oft nicht zu denken

Wenn jemand an Depressionen erkrankt ist, ist der Alltag dadurch oft stark gestört. An einen normalen Tagesablauf ist für viele Betroffene gar nichts zu denken. Nicht selten ist für die Betroffenen alles zu viel – manchmal schon das Aufstehen. Mangelnde Belastbarkeit und schnelle Erschöpfung sind charakteristische Merkmale einer Depression. Das führt dazu, dass viele Menschen mit Depressionen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr arbeiten können. Je fordernder ihr Job ist, desto weniger ist eine Arbeitstätigkeit trotz der Krankheit möglich.

In vielen Fällen sind die Betroffenen immer wieder krankgeschrieben. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass sie für ein, zwei Wochen fehlen und anschließend kurz wieder im Büro oder Betrieb sind. Weil ihre Belastbarkeit gering ist, lässt die nächste Krankschreibung womöglich nicht lange auf sich warten. Es kann auch sein, dass Betroffene dauer-krankgeschrieben sind – über Wochen, Monate oder sogar Jahre.

Wenn die Depression überwunden ist, hat sich im Leben der Betroffenen oft viel verändert. Wer wieder fit genug ist, kann und will womöglich auch wieder arbeiten. Beruflich einfach da weiterzumachen, wo man aufgehört hat, ist aber oft keine Option. Das kann damit zusammenhängen, dass die Betroffenen ihren Job während ihrer Depression aufgeben mussten. Oder ihre Prioritäten haben sich verändert und sie möchten nicht mehr zurück zum alten Arbeitsplatz. 

Beruflicher Wiedereinstieg nach Depression: Welche Möglichkeiten gibt es?

Sie haben Ihre Depression überwunden. Nun blicken sie in die Zukunft – und stehen vor der schwierigen Entscheidung, wie es beruflich weitergehen soll. Welche Optionen gibt es beim beruflichen Wiedereinstieg nach einer Depression?

Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, wieder an Ihren alten Arbeitsplatz zurückzukehren – und somit genau da weiterzumachen, wo Sie aufgehört haben. Möglicherweise haben Sie Ihren Job zwischenzeitlich aber wegen Ihrer vielen Fehlzeiten verloren oder selbst gekündigt. In diesem Fall müssen Sie sich wohl oder übel nach einer neuen Stelle umsehen. Möchten Sie zurück zu Ihrem früheren Arbeitgeber? Oder lieber zu einer anderen Firma im selben Bereich? Die Entscheidung liegt bei Ihnen.

Sie haben natürlich auch die Möglichkeit, nach einem Job in einem ganz anderen Bereich zu suchen. Vielleicht ist Ihr bisheriger Beruf mit viel Stress und einer hohen Belastung verbunden und Sie möchten deshalb beruflich umsatteln. Nicht immer reicht ein Arbeitgeberwechsel dafür aus. Manchmal besteht die beste Lösung darin, eine neue Richtung einzuschlagen, die mit angenehmeren Arbeitsbedingungen verbunden ist. Ein Kompromiss kann darin bestehen, nicht den Beruf zu wechseln, sondern das Arbeitspensum zu reduzieren. Sie können für den Wiedereinstieg nach einer Depression zum Beispiel anfangs nur 15 oder 20 Stunden arbeiten. Später können Sie dann wieder aufstocken – oder es bei dem geringeren Pensum belassen, wenn Sie es sich finanziell leisten können.

Wieder beim alten Arbeitgeber anfangen: Wie es gelingen kann

Sie möchten wieder zurück in Ihren alten Job. Oder zumindest wieder beim selben Arbeitgeber einsteigen. Wie geht man dieses Ziel an? Grundsätzlich ist es sinnvoll, möglichst frühzeitig mit dem alten Arbeitgeber zu sprechen. In diesem Gespräch sollte es darum gehen, abzuklären, welche Möglichkeiten es in der Firma für einen Wiedereinstieg nach Ihrer Depression gibt. Bei einem solchen Rückkehrgespräch kann auch ein Vertreter des Betriebsrats oder ein Mitarbeiter aus der Personalabteilung dabei sein.

Stellen Sie sich darauf ein, dass der Arbeitgeber wissen möchte, inwieweit sie künftig belastbar sind und wie wahrscheinlich es ist, dass sie wegen psychischer Probleme wieder ausfallen. Sie müssen solche Fragen je nach Fragestellung nicht in jedem Fall wahrheitsgemäß beantworten, sollten das im Sinne einer vertrauensvollen Zusammenarbeit aber dennoch tun. Falls Sie Ihren Job zwischenzeitlich gekündigt haben oder der Arbeitgeber Ihnen gekündigt hat, kann es sein, dass der frühere Arbeitgeber Vorbehalte hat, wieder mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Wenn Ihr Arbeitsverhältnis hingegen ungekündigt fortbesteht, stellt sich die Frage nach dem Ob nicht – es geht dann nur darum, wie die Zusammenarbeit nach Ihrer Depression fortgesetzt werden kann und soll. 

Betriebliches Eingliederungsmanagement kann beim Neustart helfen

Wenn Sie längerfristig krankgeschrieben waren, kann der Arbeitgeber dazu verpflichtet sein, ein betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) anzubieten. Das betrifft Beschäftigte, die innerhalb von einem Jahr länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig waren. Das Ziel besteht beim BEM darin, einen schrittweisen Wiedereinstieg in den Beruf zu ermöglichen.

Eine Option kann auch das so genannte Hamburger Modell sein, was als Leistung von der Krankenversicherung oder Rentenversicherung angeboten wird. Bei diesem Programm zahlt der zuständige Träger dem Beschäftigten Krankengeld. Zugleich fängt der Betroffene langsam wieder an zu arbeiten, und zwar anfangs zwei Stunden pro Tag. Anschließend folgt eine stufenweise Rückkehr in den Job. Welcher Zeitplan sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal sagen, sondern hängt von den Gegebenheiten im Einzelfall ab.

Zurück in den alten Job ist keine Option – und jetzt?

Sie wollen oder können nicht zurück zu Ihrem alten Arbeitsplatz. Was jetzt? Dass die eigene berufliche Zukunft ganz offen ist, können Sie positiv oder negativ finden. Einerseits können Sie es besser treffen als vorher, wenn Sie eine passende Stelle finden oder in einen ganz neuen Bereich wechseln. Andererseits ist mit so einer Situation Ungewissheit verbunden, und vielleicht sind Sie traurig, dass Sie nicht in den alten Job zurückkönnen. Es kann auch beängstigend sein, nicht zu wissen, was die Zukunft bringt.

Wichtig ist, dass Sie gut überlegen, was Sie sich beruflich vorstellen. Je fundierter Ihre Entscheidungen sind, desto glücklicher werden Sie in Ihrem neuen Job werden. Dass der alte Job keine Option mehr ist, gibt Ihnen die Chance, darüber nachzudenken, wo Ihre Prioritäten liegen. Worauf legen Sie Wert im Job? Was hat Ihnen in Ihrem alten Job gut gefallen, was weniger? Die Antworten auf diese Fragen sollten Ihre Wegweiser bei der Jobsuche sein.

Nutzen Sie Ihre Beziehungen

Einen neuen Job können Sie über die üblichen Jobportale im Internet finden. Sie können auch Ihre Kontakte nutzen, wenn Sie passende Beziehungen haben. Über Vitamin B können Sie die Jobsuche nicht nur beschleunigen, Sie können auch an Stellen gelangen, die Ihnen ansonsten nicht offen stünden. Scheuen Sie sich nicht, Bekannte, frühere Arbeitgeber oder Ex-Kollegen darum zu bitten, ein gutes Wort für Sie einzulegen. Das setzt voraus, dass Sie diesen Personen aller Wahrscheinlichkeit nach gut in Erinnerung geblieben sind. Im besten Fall haben Sie die Beziehung in den letzten Jahren gepflegt.

Bei Bewerbungen gilt es, auf ganzer Linie zu überzeugen – fachlich und persönlich. Falls Ihre letzte Bewerbung schon ein paar Jahre zurückliegt, bringen Sie sich auf den neusten Stand, was aktuelle Gepflogenheiten in Sachen Bewerbungen angeht. Ihre Bewerbung sollte in erster Linie inhaltlich überzeugen, ein professionelles Design kann einen guten Eindruck jedoch unterstreichen. Sie finden Bewerbungsvorlagen vielfach kostenlos im Internet.

Tipps für einen erfolgreichen beruflichen Neuanfang nach einer Depression

Damit der berufliche Neuanfang nach einer Depression gelingt, sollten Sie bestimmte Dinge berücksichtigen. Sehen Sie den Neustart als Chance, die Weichen für eine berufliche Zukunft zu legen, mit der Sie zufrieden sind und die zu Ihren Prioritäten im Leben passt. In erster Linie sollten Sie sich gut überlegen, was Sie künftig machen möchten – wenn Sie eine neue Richtung einschlagen möchten. Wichtig ist auch die Frage, was Sie leisten können. Was ist realistisch? Nehmen Sie sich Zeit, unterschiedliche Optionen gegeneinander abzuwägen, bevor Sie eine Entscheidung treffen.

Es ist grundsätzlich hilfreich, wenn Sie Ihren Wiedereinstieg in den Beruf nach einer Depression schrittweise gestalten. Im besten Fall steigen Sie nicht sofort wieder voll ein, sondern lassen es anfangs etwas langsamer angehen. Wenn Sie einen neuen Job gefunden haben oder an den alten Arbeitsplatz zurückgekehrt sind, geben Sie auf sich Acht. Das kann zum Beispiel heißen, dass Sie – anfangs oder dauerhaft – weniger arbeiten.

Oder dass Sie Ihre Grenzen kennen und nicht leichtfertig Zusatz-Aufgaben übernehmen. Vielleicht entscheiden Sie sich bewusst gegen „freiwillige“ Überstunden, um sich nicht für den Job aufzuopfern, wie Sie es vielleicht früher getan haben. Dabei brauchen Sie kein schlechtes Gewissen zu haben: Es ist vollkommen legitim, wenn Sie weniger arbeiten und sich weniger reinhängen als vor Ihrer Depression. Ihre Gesundheit sollte Ihnen im Zweifel wichtiger sein als die Arbeit.

Erwarten Sie zu Anfang nicht zu viel von sich. Eine Depression ist eine schwerwiegende Krankheit, und es ist ganz normal, dass man nicht sofort wieder zu 100 Prozent einsatzbereit ist. Gestalten Sie Ihren Alltag so entspannend und angenehm wie möglich. Das bedeutet auch, Ihre Freizeit bewusst als Gegengewicht zu einem möglicherweise stressigen Joballtag zu sehen. Machen Sie Dinge, die Ihnen Freude machen und die Ihnen guttun. Das hat auch Vorteile für Ihre Arbeit: Je mehr Sie auf sich achten, desto leistungsfähiger sind Sie letztlich auch im Job.

Bildnachweis: Song_about_summer / Shutterstock.com

Nach oben scrollen