Krankengeld: Welche Unterstützung gibt es im Krankheitsfall?

Egal, ob es um ein Rückenleiden geht, um psychische Probleme oder eine hartnäckige Infektion: Jeder kann krank werden. Dann liegt der Fokus auf Erholung, und arbeiten ist nicht möglich. Durch das Krankengeld sind Arbeitnehmer im Krankheitsfall finanziell abgesichert. Hier erfahren Sie, wer Anspruch auf Krankengeld hat, wie viel Krankengeld gezahlt wird und welche Optionen Sie haben, wenn das Krankengeld ausläuft.

Ein Mann sitzt im Rollstuhl im Krankenhaus und informiert sich über das Krankengeld

Wann wird Krankengeld gezahlt?

Wer sich in einem Arbeitsverhältnis befindet, hat Rechte und Pflichten. Er hat insbesondere ein Recht auf Bezahlung für die geleistete Arbeit, welche wiederum seine Hauptpflicht als Arbeitnehmer darstellt. Allerdings kann es passieren, dass ein Beschäftigter nicht dazu in der Lage ist, arbeiten zu gehen. Wer krank ist, ist in vielen Fällen zugleich arbeitsunfähig – und lässt sich vom Arzt krankschreiben.

Bei Krankheit zahlt im Normalfall zunächst der Arbeitgeber für bis zu sechs Wochen den üblichen Lohn weiter. Das ist als Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall bekannt. Viele Erkrankungen sind in diesem Zeitraum ausgestanden. Ist ein Beschäftigter jedoch weiterhin zu krank zum Arbeiten, springt die Krankenkasse nach Ablauf der sechs Wochen mit Krankengeld ein.

Krankengeld ist eine Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherungen und stellt sicher, dass eine erkrankte Person, die nicht arbeiten kann, trotzdem genügend Geld zum Leben hat. Damit ist das Krankengeld ein Bestandteil der sozialen Sicherung in Deutschland. Es ist im Fünften Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) geregelt.

Anspruch: Wer kann Krankengeld erhalten?

Viele Arbeitnehmer haben in bestimmten Situationen Anspruch auf den Bezug von Krankengeld. Das gilt zumindest für gesetzlich versicherte Beschäftigte. Sowohl Pflichtversicherte als auch freiwillig Versicherte können prinzipiell Krankengeld bekommen. Abgedeckt sind neben Arbeitnehmern auch Auszubildende und Menschen, die Arbeitslosengeld I beziehen.

Nicht infrage kommt Krankengeld hingegen für Personen, die familienversichert sind, Studenten, Praktikanten, Rentner und Menschen, die Arbeitslosengeld II bekommen. Wer bereits Entgeltersatzleistungen bezieht – zum Beispiel Elterngeld oder Kurzarbeitergeld – kann ebenfalls kein Krankengeld bekommen. Selbständige können nur dann Krankengeld beantragen, wenn sie sich entsprechend versichert haben. Sie können etwa eine freiwillige Zusatzversicherung abgeschlossen haben und darüber ein sogenanntes Krankentagegeld beziehen.

Es gibt verschiedene Szenarien, in denen die Krankenkasse Krankengeld zahlen kann:

  • Ein Arbeitnehmer ist aufgrund derselben Erkrankung seit mehr als sechs Wochen krankgeschrieben. Der Arbeitgeber ist zur Lohnfortzahlung nur sechs Wochen lang verzichtet. Anschließend zahlt die Krankenkasse Krankengeld. Auch, wer Arbeitslosengeld erhält, erhält nach Ablauf dieser sechs Wochen Krankengeld.
  • Wer im Krankenhaus liegt oder eine stationäre Reha-Maßnahme macht, dabei aber kein Gehalt mehr vom Arbeitgeber bekommt, kann ebenfalls Krankengeld erhalten.
  • Arbeitnehmer, die noch neu im Job sind, haben anfangs keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Werden sie in den ersten vier Wochen im neuen Job krank, bekommen sie stattdessen direkt Krankengeld von ihrer Krankenkasse.

Anspruch auf Krankengeld besteht auch in den geschilderten Situationen nur, wenn Sie Ihre Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung rechtzeitig an die Krankenkasse weitergeleitet haben. Sie haben dafür eine Woche Zeit. Geschieht das nicht, ruht der Anspruch auf Krankengeld.

Wie kann man Krankengeld beantragen?

Krankengeld müssen Sie nicht selbst beantragen. In der Regel wird die Zahlung von Krankengeld ohne Ihr Zutun in die Wege geleitet. Entscheidend ist jedoch, dass Sie die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung des behandelnden Arztes fristgerecht an Ihre Krankenkasse schicken. Seit Januar 2021 sind Ärzte gehalten, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen direkt auf digitalem Weg an die Krankenkassen zu senden. Es kann also sein, dass Sie sich nicht selbst um die Übermittlung der Krankschreibung kümmern müssen.

Sind Sie nach einigen Wochen noch nicht wieder fit, schickt die Krankenkasse dem Arbeitgeber eine Verdienstbescheinigung zu. Diese Verdienstbescheinigung füllt Ihr Arbeitgeber aus und schickt sie anschließend wieder zurück zur Krankenkasse. Auf der Basis dieses Formulars berechnet die Krankenkasse die Höhe des Krankengelds. Sind die Prüfung des Antrags und die Berechnung des Krankengelds abgeschlossen, wird das Krankengeld an Sie ausgezahlt – auch rückwirkend.

Krankengeld Dauer: Wie lange kann man Krankengeld beziehen?

Krankengeld wird vergleichsweise lange gezahlt. Für eine bestimmte Erkrankung können Sie innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren maximal 78 Wochen lang Krankengeld bekommen. Dabei ist unerheblich, ob Sie lange am Stück erkrankt sind oder immer wieder wegen derselben Erkrankung im Job ausfallen.

Zeiten, in denen der Anspruch auf Krankengeld ruht, werden vom maximalen Bezugszeitraum der staatlichen Unterstützungsleistung abgezogen. Das bedeutet, dass ein Arbeitnehmer, der zuvor sechs Wochen lang das übliche Gehalt vom Arbeitgeber bekommen hat, höchstens 72 Wochen lang Krankengeld beziehen kann. Auch, wer Übergangsgeld, Mutterschaftsgeld oder Kurzarbeitergeld bezieht oder sich in Elternzeit befindet, bekommt in diesen Zeiten kein Krankengeld.

Krankengeld Höhe: Wie viel Geld gibt es bei Krankheit?

Wenn Sie Krankengeld erhalten, haben Sie etwas weniger Geld zur Verfügung als es bei einer Lohnfortzahlung der Fall wäre. Aber wie ist die Höhe des Krankengelds konkret geregelt? Die Höhe des Krankengelds bemisst sich an Ihrem Einkommen. Nach § 47 SGB V erhalten Betroffene 70 Prozent des Bruttoeinkommens. Der Betrag darf allerdings 90 Prozent des Nettoeinkommens nicht übersteigen. Die niedrigere Summe stellt die Berechnungsgrundlage für die Höhe des Krankengelds dar.

Einberechnet werden auch Sonderzahlungen wie Urlaubsgeld oder Weihnachtsgeld, wenn Sie diese bisher bekommen haben. Dadurch kann sich Ihr Krankengeld erhöhen.

Vom entsprechenden Betrag gehen noch Abgaben für die Sozialversicherung ab. Wie viel Sie im Fall von längerer Arbeitsunfähigkeit erhalten könnten, können Sie mit einem Krankengeldrechner ausrechnen. Viele Krankenkassen haben Krankengeldrechner auf ihrer Webseite.

Die Höhe des Krankengelds ist nach oben gedeckelt, was ein Nachteil für Gutverdiener ist. Das Krankengeld darf maximal 70 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze ausmachen. Für das Jahr 2021 bedeutet das, dass Arbeitnehmer höchstens 112,88 Euro Krankengeld pro Tag bekommen können. Dieser Betrag reduziert sich noch um die Arbeitnehmeranteile für Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Co.

Auf Krankengeld fallen keine Steuern an. Da Krankengeld dem Progressionsvorbehalt unterliegt, wird es jedoch zu Ihrem Gesamteinkommen hinzugerechnet. Dadurch wirkt es sich auf Ihren Steuersatz aus.

Was, wenn das Krankengeld ausläuft?

78 Wochen nach dem Beginn Ihrer Arbeitsunfähigkeit endet Ihr Anspruch auf Krankengeld. Das bedeutet allerdings nicht, dass Sie nach Ablauf der maximalen Bezugsdauer auf sich allein gestellt wären. Ihre Krankenkasse wird sich einige Zeit vor dem Auslaufen des Krankengelds – auch Aussteuerung genannt – an Sie wenden, um nächste Schritte zu prüfen.

Auf eine lange Arbeitsunfähigkeit folgt in vielen Fällen eine Reha. Diese können Sie beantragen. Im besten Fall hilft die Reha Ihnen dabei, Ihre Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen. Es kann jedoch auch sein, dass Sie nicht wieder arbeiten können. Dann kann eine Erwerbsunfähigkeit vorliegen. In diesem Fall können Sie Erwerbsminderungsrente beantragen.

Möglicherweise haben Sie privat gegen Berufsunfähigkeit vorgesorgt. Falls Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung haben, sollten Sie rechtzeitig einen Leistungsantrag stellen. Andernfalls kann es sein, dass die Prüfung des Antrags so lange dauert, dass Sie eine finanzielle Lücke zwischen dem letzten Krankengeld und dem von der Versicherung ausbezahlten Geld haben.

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