Solopreneur: Vor- & Nachteile dieser Art von Unternehmertum
Wer gerne alleine arbeitet und gute Geschäftsideen hat, für den kann Solopreneurship interessant sein. Ein Solopreneur baut sein Unternehmen von der ersten Idee bis zur Umsetzung des Konzepts ohne fremde Hilfe auf. Was genau die Arbeit als Solopreneur auszeichnet, was einen Solopreneur vom Entrepreneur unterscheidet und wie man Vorhaben als Solopreneur erfolgreich umsetzen kann – hier erfahren Sie mehr.
Solopreneur: Definition und Abgrenzung zu anderen Modellen
Was ist ein Solopreneur? Der Begriff setzt sich zusammen aus den Wörtern „solo” und „Entrepreneur“. Man spricht beim Solopreneur auf Deutsch auch vom Sologründer. Ein Solopreneur ist eine Person, die ein Unternehmen solo, also alleine, gründet und führt. Dabei hat sie keinen Geschäftspartner und auch keine Mitarbeiter im eigentlichen Sinn. Das macht einen Solopreneur zu einem Entrepreneur, der sich um alles selbst kümmert, was mit dem Unternehmen zusammenhängt. Braucht er doch an der einen oder anderen Stelle Unterstützung, beauftragt er andere Selbstständige, zum Beispiel als freie Mitarbeiter.
Schon die verschiedenen Begriffe legen nahe, dass es Unterschiede zwischen einem Solopreneur und einem Entrepreneur gibt. Was unterscheidet beide Typen voneinander? Grundsätzlich sind Solopreneure Entrepreneure, wobei es in der Ausgestaltung leichte Abweichungen geben kann. Nicht jeder Entrepreneur aber ist ein Solopreneur. Anders als der klassische Entrepreneur ist ein Solopreneur nicht auf schnelles Wachstum aus. Es geht ihm nicht darum, ein riesiges Unternehmen zu gründen. Stattdessen operieren Solopreneure in einer überschaubaren Nische, in der sie einen recht engen Fokus haben. Produkte und Dienstleistungen, die von einem Solopreneur angeboten werden, sind entsprechend limitiert.
Unterschiede zwischen Solopreneuren und Entrepreneuren
Beide – Solopreneure und Entrepreneure – haben innovative Geschäftsideen, was sie von anderen Selbstständigen unterscheidet. Während ein Entrepreneur aber schon wegen der Größe seines Unternehmens ab einem gewissen Punkt Hilfe in Form von Angestellten benötigt, erledigt ein Solopreneur alle Aufgaben selbst. Anders als Entrepreneure sind Solopreneure für das Tagesgeschäft direkt verantwortlich. Sie sind nicht nur das Gesicht der Firma, sondern auch diejenigen, die alle Fäden selbst in der Hand halten.
Solopreneure und Entrepreneure haben typischerweise ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, wie groß ihr Unternehmen werden soll. Bei Solopreneurship ist das Wachstum des Geschäftsvorhabens naturgemäß begrenzt, schließlich muss der Solopreneur alles selbst erledigen können. Bei Entrepreneurship ist das ganz anders: Hier gibt es nach oben keine Grenzen, alles ist möglich – man kann schließlich immer mehr Personal engagieren, dass neue Aufgaben übernimmt.
Auch bei den Geschäftsräumen gibt es zwischen Solopreneuren und Entrepreneuren Unterschiede. Entrepreneure brauchen oft viel Platz für ihre Mitarbeiter, zumindest, wenn sie erste Erfolge verzeichnen können und das Unternehmen wächst. Bei Solopreneuren ist hingegen nur Platz für eine Person erforderlich. Der Arbeitsort kann somit auch das Büro in den eigenen vier Wänden sein. Ebenso eignen sich Co-Working-Spaces. Nicht zuletzt unterscheidet sich die Art und Weise, in der Solopreneure und Entrepreneure ihre Geschäftsideen finanzieren. Entrepreneure sind in aller Regel auf Investoren angewiesen, zumal sie rasches Wachstum anstreben und entsprechend viel investieren müssen. Solopreneure brauchen typischerweise keine Investoren, sondern können ihre Idee mit eigenen finanziellen Ressourcen finanzieren.
Solopreneur und Selbstständiger – ein und dasselbe?
Es gibt nicht nur Unterschiede zwischen Solopreneuren und Entrepreneuren, sondern auch zwischen Solopreneuren und Selbstständigen. Hier gilt: Jeder Solopreneur ist ein Selbstständiger, aber nicht jeder Selbstständige ist ein Solopreneur. Bei der Einordnung, wer „nur“ selbstständig ist und wer ein Solopreneur, kommt es einerseits auf die Geschäftsidee und die Herangehensweise an. Solopreneure besetzen eine Nische, indem sie einen innovativen Ansatz entwickeln. Das gilt für das Gros der Selbstständigen nicht.
Andererseits ist entscheidend, welche Aufgaben die Betroffenen übernehmen und wie sie ihre Arbeit gestalten. Viele Selbstständige setzen nicht eigene Vorhaben und Projekte um, sondern arbeiten im Auftrag ihrer Kunden. Sie arbeiten dabei zum Beispiel als freie Mitarbeiter und tun dabei das, womit andere sie beauftragen. Entsprechend eingeschränkt ist ihr Gestaltungsspielraum bei ihrer täglichen Arbeit.
Solopreneure hingegen machen, was sie für richtig halten. Sie arbeiten nicht für den Erfolg von anderen, sondern wollen ihr eigenes Geschäftsvorhaben auf Erfolgskurs bringen – und stecken all ihre Energie in eigene Projekte. Ein Solopreneur vermarktet damit seine eigene Arbeit.
Solopreneur: Beispiele für mögliche Tätigkeitsfelder
Bei der Erarbeitung einer Geschäftsidee sind Solopreneuren keine Grenzen gesetzt. Sie können grundsätzlich in allen Bereichen arbeiten. Solopreneure könnten zum Beispiel die folgenden Tätigkeiten ausüben:
- Künstler
- Fotograf
- Blogger
- Musiker
- Podcaster
- Bäcker
- Konditor
- Grafikdesigner
- Fitness-Trainer
- Event-Planer
- Web-Designer
- Content Creator
- freier Journalist
- Hundefriseur
- Hundetrainer
- Virtueller Assistent
- Etsy-Verkäufer
- Unternehmensberater
- Dropshipper
Diese Vorteile kann Solopreneurship mit sich bringen
Lohnt es sich, als Solopreneur zu arbeiten? Es kommt darauf an, welche Vorstellungen Sie von Ihrer Arbeit haben und welcher Typ Sie sind. Für Solopreneurship kann zum Beispiel sprechen, dass Sie dabei maximal unabhängig sind – Sie können Ihr eigenes Ding machen, ohne Rücksicht darauf nehmen zu müssen, was andere Menschen für Vorstellungen haben. Sich bei der beruflichen Tätigkeit voll und ganz einer eigenen Geschäftsidee widmen zu können kann außerdem sehr befriedigend sein. Es kann auch dazu führen, dass Ihnen Ihre Arbeit mehr Spaß macht als es beispielsweise der Fall gewesen wäre, wenn Sie als Selbstständiger im Auftrag anderer arbeiten würden.
Solopreneurship bringt viele Freiheiten mit sich. Das gilt auch bei der Festlegung von Arbeitszeit und -ort, und zwar noch stärker als es ohnehin bei Selbstständigen der Fall ist. Sie bestimmen über Ihre Zeit und darüber, wann Sie wie viel arbeiten. Diese Freiheit ist sehr nützlich, wenn es darum geht, den Job und das Privatleben unter einen Hut zu bekommen.
Volle Kontrolle über die Qualität von Produkten und Dienstleistungen
Als Solopreneur haben Sie keine Mitarbeiter im klassischen Sinn. Dass Sie sich um alles selbst kümmern, gibt Ihnen Kontrolle: Sie müssen nicht befürchten, dass andere Fehler machen oder keine gute Arbeit abliefern. Dadurch können Sie sicher sein, dass alles, was Sie anbieten, die nötige Qualität hat. Und wenn Sie doch mal Hilfe brauchen, können Sie flexibel die Dienste anderer in Anspruch nehmen.
Einen Mitgründer gibt es beim Solopreneurship nicht. Das heißt für Solopreneure: Die Gewinne müssen sie mit niemandem teilen. Außerdem halten sich die Kosten bei einer One-Man-Show in Grenzen: Sie brauchen kein großes Büro und können Ihre Betriebsausgaben niedrig halten. Anders als beim Entrepreneurship sind Solopreneure zudem in der Regel bei der Finanzierung ihrer Geschäftsidee nicht auf Fremdkapital angewiesen. Dadurch sinkt die Hemmschwelle, ein Vorhaben auch tatsächlich umzusetzen. Und Sie sind nicht anderen Rechenschaft schuldig oder machen sich von anderen abhängig.
Diese Risiken sollten Sie kennen, wenn Sie als Solopreneur tätig werden möchten
Solopreneurship hat nicht nur Vorteile, sondern kann auch Nachteile haben, die Sie kennen sollten, wenn Sie über eine Tätigkeit als Solopreneur nachdenken. Nicht jeder ist dafür gemacht, sich um alles alleine zu kümmern. Als Solopreneur alle Fäden in den Händen zu halten gibt Ihnen Freiheit und Kontrolle, aber es bedeutet auch, dass Sie womöglich viel Arbeit haben. Je nachdem, wie Sie Ihre Arbeit als Solopreneur ausgestalten, kann mit Ihrer Tätigkeit viel Stress verbunden sein. Womöglich sind Ihre Tage lang – dann bleibt Ihnen für andere Dinge wenig Zeit. Das kann auf Dauer eine Belastung sein, auch für Beziehungen zu anderen Menschen.
Die Finanzierung Ihres Geschäftsvorhabens liegt beim Solopreneurship an Ihnen. Sie müssen die nötigen Ressourcen alleine aufbringen und können die Lasten nicht mit einem Geschäftspartner teilen. Und Sie allein tragen das Risiko für Ihren Erfolg oder Misserfolg. Das erzeugt Druck, der belastend sein kann.
Solopreneure streben meist ganz bewusst kein schnelles Wachstum an. Wenn Sie aber andere Vorstellungen von der weiteren Entwicklung Ihrer beruflichen Tätigkeit haben, ist Solopreneurship nicht die beste Lösung. Ihre Wachstumsmöglichkeiten sind selbst dann begrenzt, wenn es mit Ihrem Vorhaben gut läuft. Sie sind schließlich nur eine Person und was Sie erledigen und damit anbieten können, hat Grenzen.
Wie bei jeder Selbstständigkeit gilt auch für Solopreneure: Urlaub bezahlt Ihnen niemand. Hinzu kommt: Sie haben durch Urlaube wahrscheinlich viel Stress, weil Sie Ihre Arbeit vor- oder nacharbeiten müssen. Krank zu werden muss man sich als Selbstständiger leisten können, weshalb viele Selbstständige auch dann arbeiten, wenn sie sich als Arbeitnehmer krankschreiben lassen würden. Außerdem ist nicht jeder der Typ dafür, seine Arbeit in Eigenregie zu organisieren und die nötige Disziplin dafür aufzubringen.
Erfolgreich als Solopreneur: Tipps
Sie möchten als Solopreneur durchstarten? Das sollten Sie sich gut überlegt haben. Passt das Geschäftsmodell wirklich zu Ihnen? Sind Sie bereit, auch die Nachteile in Kauf zu nehmen, die Solopreneurship mit sich bringen kann? Treffen Sie die Entscheidung, als Solopreneur zu arbeiten, nicht leichtfertig. Im besten Fall haben Sie bereits Erfahrung als Selbstständiger, so dass Sie wissen, was die Selbstständigkeit mit sich bringt.
Um als Solopreneur erfolgreich zu sein, brauchen Sie eine gute Geschäftsidee. Für deren Erarbeitung sollten Sie sich viel Zeit nehmen. Wie findet man eine Geschäftsidee, die tragfähig ist? Dazu sollten Sie überlegen, was Sie gut können und was Ihnen Spaß macht. Können Sie etwas anbieten, das auf dem Markt gefragt ist? Und das in der nötigen Qualität, um sich einen guten Ruf zu erarbeiten? Es ist weder zielführend, etwas zu tun, das Sie lieben, für das es aber keinen Markt gibt, noch, etwas anzubieten, das gefragt ist, mit dem Sie aber eigentlich gar keine Berührungspunkte haben.
Die Einstiegshürden für eine Tätigkeit als Solopreneur sind begrenzt, weil die wenigsten Solopreneure viel Geld für die Finanzierung ihres Vorhabens brauchen. Trotzdem sollten Sie klären, wie Sie Ihr Geschäftsmodell finanzieren können. Dazu müssen Sie wissen, welche Kosten für den täglichen Betrieb auf Sie zukommen werden oder könnten. Eine realistische Kalkulation ist essenziell.
Parallel zum Hauptjob als Solopreneur anfangen?
Es kann sinnvoll sein, eine Tätigkeit als Solopreneur zunächst nebenher aufzubauen. Sie arbeiten dann zum Beispiel noch angestellt in Voll- oder Teilzeit, wodurch Sie weniger Druck haben, möglichst schnell als Solopreneur erfolgreich zu sein. Manche Menschen brauchen hingegen Druck, um die nötige Energie in Ihr Vorhaben zu stecken. Wägen Sie also ab, welcher Typ Sie sind.
Um als Solopreneur arbeiten zu können müssen Sie sich selbstständig machen – mit allem, was dazugehört. Freiberufler melden sich beim Finanzamt an, Gewerbetreibende beim Gewerbeamt. Als Selbstständiger müssen Sie sich selbst um Ihre Krankenversicherung kümmern, selbst für die Rente vorsorgen und sich gegebenenfalls unfallversichern. Außerdem sind Sie dafür verantwortlich, vorschriftsgemäß Einkommenssteuer und gegebenenfalls Gewerbesteuer zu zahlen. Wenn Sie nicht von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch machen, müssen Sie bei Ihren Rechnungen Umsatzsteuer vereinnahmen und diese ans Finanzamt abführen.
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