Silver Worker: So starten Sie noch einmal durch
Ein höheres Alter ist kein Grund, sich nicht mehr für einen anderen Job zu bewerben. Wenn Sie sich als Silver Worker noch einmal eine neue Herausforderung wünschen, sollten Sie aber mit Bedacht vorgehen: Wo und wie Sie sich bewerben, hat große Auswirkungen auf Ihre Erfolgsaussichten. Warum sich ein neuer Job als Silver Worker lohnen kann, wie gut die Chancen stehen und was Sie bei Ihrer Bewerbung beachten sollten, erfahren Sie hier.
Silver Worker Definition: Was ist ein Silver Worker?
Wer ist gemeint, wenn von Silver Workers die Rede ist? Übersetzt bedeutet der Begriff so viel wie „Silberarbeiter“, und eine einheitliche Definition, wer darunterfällt, gibt es nicht. Grundsätzlich ist ein Silver Worker ein älterer Arbeitnehmer. Es hängt vom Betrachter ab, ob Menschen gemeint sind, die schon kurz vor der Rente stehen, oder einfach etwas ältere Beschäftigte. Häufig wird die Grenze dann bei 50 Jahren gezogen. Manchmal handelt es sich bei Silver Workers auch um Rentner, die nebenher noch arbeiten – in Vollzeit wie vor der Rente oder ein paar Stunden pro Woche nebenher.
Warum sich ein neuer Job als Silver Worker lohnen kann
So verschieden wie die Ausgangssituationen, in denen sich jemand als Silver Worker für einen neuen Job bewerben kann, sind auch die Gründe, aus denen das lohnenswert sein kann. Es gibt viele Argumente dafür, sich nicht vom eigenen Alter davon abhalten zu lassen, sich beruflich zu verändern.
Angenommen, jemand ist in seinem Job unzufrieden. Nun könnte man sich seinem vermeintlichen Schicksal ergeben und die Zähne zusammenbeißen, bis man endlich in Rente gehen kann. Oder man sucht sich einen anderen Job – und hat damit die Chance auf mehr Freude im Job und mehr Zufriedenheit. Wer sich ein anderes Arbeitsumfeld wünscht oder einfach Lust auf eine andere Aufgabe hat, kann viel gewinnen, wenn er den Jobwechsel wagt.
Viele Menschen, die schon im Rentenalter sind, fühlen sich noch nicht alt und sind geistig noch fit. Sie freuen sich über eine Aufgabe und können deshalb durch eine Erwerbstätigkeit an Lebensqualität gewinnen. In manchen Branchen ist der Bedarf an Fachkräften auch so groß, dass die Idee, aus der Rente zurückzukommen, spannend sein kann – schon wegen der damit verbundenen Verdienstmöglichkeiten.
Für Silver Workers im Rentenalter kann sich ein neuer Job lohnen. Je nachdem, wie ihre Situation ist, kann eine Erwerbstätigkeit mit den folgenden Vorteilen verbunden sein:
- sie können mehr Geld verdienen
- sie können höhere Rentenansprüche aufbauen
- sie finden eine neue Aufgabe und mehr Sinn im Leben
- ein neuer Job kann Spaß und Zufriedenheit mit sich bringen
- eine berufliche Veränderung hält jung und bringt positive Aufregung ins Leben
- ein Job als Rentner kann mehr Kontakte mit sich bringen, die ebenfalls zur Lebensqualität beitragen
- ältere Arbeitnehmer fühlen sich im neuen Job gebraucht, anerkannt und wertgeschätzt – das stärkt das Selbstbewusstsein
- wer als Rentner seinen Job so liebt, dass er sich privat ohnehin weiterhin mit entsprechenden Themen befasst, kann auch gleich weiterarbeiten
Als Silver Worker auf Jobsuche: Wie gut stehen die Chancen?
Viele ältere Arbeitnehmer sind verunsichert: Ist ein Jobwechsel in ihrem Alter noch sinnvoll und hat man dabei überhaupt Chancen, oder kann man sich die Mühe gleich sparen?
Zugegeben, es kommt darauf an. Tatsächlich haben viele Arbeitgeber Vorbehalte bei älteren Bewerbern. Wenn die Beschäftigten kurz vor der Rente stehen, lohnt es sich aus Arbeitgebersicht oft gar nicht, sie einzuarbeiten – nach ein paar Jahren verabschieden sie sich ohnehin in den Ruhestand und man muss Ersatz beschaffen.
Manche Arbeitgeber halten ältere Bewerber auch für weniger qualifiziert als jüngere Kandidaten. In höherem Alter, so die Befürchtungen vieler, sind Arbeitnehmer festgefahren in alten Verhaltensmustern und Vorgehensweisen. Viele Unternehmen halten ältere Beschäftigte für unflexibel, wenn es darum geht, Neues zu lernen und im Job anders vorzugehen als sie es bislang gemacht haben. Oder man hält sie für weniger belastbar und leistungsfähig. Vor diesem Hintergrund kann eine Bewerbung als Silver Worker mit Nachteilen behaftet sein.
Andererseits heißt das nicht, dass Sie als älteres Semester bei der Jobsuche automatisch chancenlos wären. In manchen Bereichen zwingt die Situation am Arbeitsmarkt, die durch den demografischen Wandel vielfach noch verschärft werden wird, Arbeitgeber dazu, älteren Bewerbern eine Chance zu geben. Und dann gibt es Unternehmen, die Silver Workers schätzen: für ihre Erfahrung und ihr Branchenwissen, ihre Kontakte, ihre Routinen, soziale Kompetenzen, Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit. Bei Arbeitgebern, die älteren Arbeitnehmern solche Eigenschaften zuschreiben, stehen die Chancen mit einer überzeugenden Bewerbung oft gut.
Bewerbung als Silver Worker: Tipps für eine erfolgreiche Jobsuche
Der Erfolg jeder Bewerbung hängt davon ab, wie der Bewerber bei der Jobsuche vorgeht. Für Silver Workers gilt das ganz besonders. Für sie ist es wichtig, die richtigen Stellen zu finden, und in ihrer Bewerbung nicht nur ihre Qualifikationen zu verdeutlichen, sondern auch den richtigen Ton anzuschlagen.
Bei einer Bewerbung als Silverworker sollten Sie im Vorfeld genau überlegen, wo Sie sich bewerben wollen. Vielleicht haben Sie persönliche Kontakte, die Sie nutzen können. Ansonsten sollten Sie ganz bewusst schauen, welche Jobs bei welchen Unternehmen wirklich passend für Sie sein können. Je durchdachter Sie vorgehen, desto eher ist Ihr Vorhaben von Erfolg gekrönt. Am besten stehen die Chancen, wenn Sie sehr qualifiziert sind, wenn Fachkräfte fehlen oder die Konkurrenz nicht allzu groß ist. Als Anlaufstellen für Silver-Worker-Jobs können Sie Jobportale im Internet, Firmenwebseiten, Karrierenetzwerke wie Xing oder LinkedIn und gegebenenfalls auch Zeitungen und kostenlose Wochenzeitungen nutzen.
Wenn Sie eine spannende Stellenanzeige gefunden haben, gilt es, eine überzeugende Bewerbung zu schreiben. Wie das geht, erfahren Sie im nächsten Abschnitt.
Eine überzeugende Bewerbung als Silver Worker schreiben: Darauf sollten Sie achten
Das A und O bei der Jobsuche ist eine gute, individuell verfasste und zusammengestellte Bewerbung mit allen wichtigen Unterlagen. Mindestens enthalten sein sollten Anschreiben, Lebenslauf, Arbeitszeugnisse und ein Nachweis über die Ausbildung. Schon mit der Form Ihrer Bewerbung haben Sie die Chance, mögliche Vorurteile bei Arbeitgebern zu entkräften, indem Sie eine moderne Bewerbung abliefern, die die gängigen Anforderungen erfüllt.
Ihre letzte Bewerbung liegt womöglich schon einige Zeit zurück. Machen Sie sich in diesem Fall unbedingt mit den aktuellen Gepflogenheiten in Sachen Bewerbung vertraut, damit Ihre Bewerbung nicht rückständig wirkt und dafür sorgt, dass Sie vorschnell aus dem Bewerberkreis aussortiert werden.
Ein übersichtlicher, zielgerichteter Lebenslauf ist bei Bewerbungen essenziell. Hierauf schauen die meisten Personaler zuerst. Rücken Sie Ihre wichtigsten Qualifikationen in den Fokus und lassen Sie weg, was nicht unmittelbar relevant ist – solange es für keine größeren Lücken im Lebenslauf sorgt. Wenn Sie ein Bewerbungsfoto nutzen, sollte es unbedingt eine hohe Qualität haben und Sie optimal darstellen.
Darauf sollten Sie im Bewerbungsschreiben eingehen
Im Anschreiben geht es darum, Argumente für sich zu liefern und Ihre Motivation zu begründen: Warum suchen Sie einen neuen Job, und warum bei genau diesem Arbeitgeber? Schreiben Sie das Anschreiben individuell und seien Sie dabei authentisch. Nennen Sie Erfolge, zeigen Sie sich lernwillig und gehen Sie auf Ihre wichtigsten Soft Skills ein.
Bei jeder Bewerbung sollten Sie überlegen, womit Sie (mutmaßlich) am meisten punkten können. Vielleicht ist das Ihr Erfahrungsschatz, Ihre effiziente Arbeitsweise oder vielleicht sind es Ihre Kontakte in der Branche. Auch Soft Skills wie Zuverlässigkeit und Gelassenheit können für Sie sprechen. Machen Sie sich bei jedem Arbeitgeber Gedanken, wie Sie das Unternehmen optimal ansprechen können.
Bei den Anhängen gilt: So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Hängen Sie in jedem Fall zwei bis drei aktuelle Arbeitszeugnisse und Ihr Abschlusszeugnis vom Studium oder der Ausbildung an. Weitere Anhänge, etwa Zertifikate, sollten Sie nur hinzufügen, wenn sie im Einzelfall wirklich relevant sind.
Wenn alles fertig ist, müssen Sie die Bewerbung noch auf den Weg bringen. Welche Optionen Sie dabei haben, hängt von den Präferenzen des Arbeitgebers ab. Manche Firmen nutzen Bewerbungsformulare im Internet, andere akzeptieren Bewerbungen per Mail oder Post. Falls Sie Ihre Bewerbung per Mail verschicken, sollten Sie alle Dokumente in ein PDF-Dokument zusammenfügen und dieses an die Mail anhängen.
Diese Fehler sollten Sie vermeiden, wenn Sie sich als Silver Worker bewerben
Wenn Sie sich als Silverworker bewerben, sollten Sie bestimmte Fehler vermeiden. Ihre Chancen könnten sonst enorm gemindert sein. Ein Fehler wäre es etwa, sich für die falschen Stellen zu bewerben. Bewerbungen für Jobs, bei denen Sie viel Konkurrenz haben und bei denen Arbeitgeber wahrscheinlich jüngere Kandidaten bevorzugen, kostet Sie nur unnötig Zeit und Mühe. Natürlich können Sie es bei besonders spannenden Jobs trotzdem versuchen, aber fokussieren Sie sich lieber auf Stellen, bei denen Sie bessere Chancen haben.
Ein Fehler wäre es auch, wenn Ihre Bewerbung nach veralteten Standards gestaltet ist. Wenn man der Bewerbung sofort ansieht, dass der Bewerber schon länger keine Bewerbung geschrieben hat, ist das keine gute Grundlage für den Erfolg. Achten Sie also auf eine optisch moderne Bewerbung, aber auch auf zeitgemäße Formulierungen. Sätze wie „hiermit bewerbe ich mich…“ oder „Mit großem Interesse habe ich gesehen, dass…“ sollten tabu sein.
Als Silver Worker sollten Sie Ihr Alter nicht unnötig in den Fokus rücken. Vermeiden Sie es, Ihr Alter zum Gegenstand Ihres Anschreibens zu machen. Schreiben Sie also nicht Dinge wie „Mit 60 Jahren möchte ich einen Neuanfang wagen“ oder „Zum Ende meiner Laufbahn suche ich noch einmal eine neue Herausforderung“. Arbeitgeber sprechen Sie nur an, wenn Sie dynamisch und leistungsfähig wirken.
Vermeiden sollten Sie es auch, durch Ihre Formulierungen im Anschreiben den Eindruck zu erwecken, dass Sie sich selbst für einen Bewerber zweiter Klasse halten. Wenn jemand nicht selbstbewusst an eine Bewerbung herangeht, merkt man das der Bewerbung in vielen Fällen an. Treten Sie also selbstsicher auf – auch wenn Sie insgeheim Sorgen haben sollten, dass Ihr höheres Alter ein Problem sein könnte.
Als Rentner noch arbeiten: Das sollten Sie beachten
Wenn Sie schon Rente beziehen, sollten Sie darauf achten, mögliche Einkommensgrenzen nicht zu überschreiten. Das betrifft Rentner, die die Regelaltersgrenze noch nicht erreicht haben und eine vorgezogene Altersrente bekommen. Hier gilt eine Hinzuverdienstgrenze bei beruflichen Tätigkeiten. Pandemiebedingt liegt sie auch im Jahr 2022 ausnahmsweise bei 46.060 Euro, um einen Mangel an Fachkräften auszugleichen. Ansonsten gilt eine reguläre Obergrenze von 6.300 Euro im Jahr, was im Schnitt einem monatlichen Einkommen von 525 Euro entspricht.
Geht Ihr Einkommen darüber hinaus, wird es auf die Altersrente angerechnet. Sie kann sogar ganz wegfallen, allerdings nur bei sehr hohen Einkommen. Der Betrag, der die Hinzuverdienstgrenze übersteigt, wird zu 40 Prozent auf die Rente angerechnet, so dass Betroffene nur noch eine Teilrente erhalten. Fragen Sie im Zweifel bei der Rentenversicherung nach, wie sich Ihre Einnahmen auf Ihren Rentenanspruch auswirken würden.
Wenn die Regelaltersgrenze erreicht ist, spielen zusätzliche Einnahmen für die Rente keine Rolle. Sie dürfen in diesem Fall also auch mehr hinzuverdienen, ohne Ihren Rentenanspruch zu gefährden.
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