Ruhestand: So klappt der Übergang in die Rente
Morgens endlich ausschlafen, ausgedehnt frühstücken und dann ein gutes Buch lesen – viele Arbeitnehmer stellen sich ihren Ruhestand so oder so ähnlich vor. Und während einige den Übergang vom Erwerbsleben in die Rente auch gut meistern, stellt er für andere eine große Herausforderung dar. Denn von einem auf den anderen Tag fehlen der gewohnte Rhythmus und die täglichen Aufgaben. Das kann ein Grund für Frust und Unzufriedenheit sein. Warum das so ist und was Sie dagegen unternehmen können, erfahren Sie hier.
Ruhestand: Wann bin ich Rentner?
Mit dem Ruhestand, beziehungsweise der Pensionierung bei Beamten, bezeichnet man die Zeit nach dem Erwerbsleben. Der Anspruch auf Ruhestand und die gesetzliche Rente hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem vom Alter. Das wurde vom Gesetzgeber zuletzt wieder nach oben korrigiert und steigt nun bis zum Jahr 2029 stufenweise auf 67 Jahre.
Folgende Tabelle liefert eine Übersicht
Geburtsjahr | Alter |
1947 | 65 + 1 Monat |
1948 | 65 + 2 Monate |
1949 | 65 + 3 Monate |
1950 | 65 + 4 Monate |
1951 | 65 + 5 Monate |
1952 | 65 + 6 Monate |
1953 | 65 + 7 Monate |
1954 | 65 + 8 Monate |
1955 | 65 + 9 Monate |
1956 | 65 + 10 Monate |
1957 | 65 + 11 Monate |
1958 | 66 Jahre |
1959 | 66 +2 Monate |
1960 | 66 + 4 Monate |
1961 | 66 + 6 Monate |
1962 | 66 + 8 Monate |
1963 | 66+ 10 Monate |
Ab 1964 | 67 Jahre |
Wer die Regelaltersgrenze erreicht hat, kann ohne Abschläge in Rente gehen. Wie viel Rente zu erwarten ist, ergibt sich aus der Höhe der Beiträge, die während des Erwerbslebens gezahlt wurden.
Allerdings gibt es Ausnahmen von dieser Regel, sodass auch Menschen in Rente gehen können, die noch nicht die Regelaltersgrenze erreicht haben:
- Langjährig versicherte Personen: Wer mindestens 45 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt hat, kann auch ohne Abschläge in Ruhestand gehen. Konkret bedeutet das, dass ab dem Jahrgang 1953 die Grenze für die Renten stufenweise vom 63. auf das 65. Lebensjahr ausgeweitet wird. Arbeitnehmer, die ab 1964 geboren sind, können ab einem Alter von 64 Jahren bei mindestens 45 Beitragsjahren abschlagsfrei in Rente gehen.
- Schwerbehinderte Personen: Auch schwerbehinderte Arbeitnehmer haben die Möglichkeit, früher den Ruhestand anzutreten. Ab dem Jahrgang 1964 können sie schon mit 64 Jahren ohne Abzüge in Rente gehen.
- Langjährige Bergleute: Um den großen Belastungen für die Gesundheit in diesem Job Rechnung zu tragen, dürfen Arbeitnehmer, die viele Jahre unter Tage gearbeitet haben, ab dem Jahrgang 1964 schon mit 61 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand eintreten.
Unzufriedenheit und Ruhestand: Wann sich das Phänomen zeigt
Während einige Arbeitnehmer sehnlichst auf ihre Rente warten, sind andere gar nicht begeistert, wenn sie in Ruhestand gehen. Und wieder andere merken erst nach einiger Zeit, dass sie ihren ehemaligen Job mehr vermissen, als sie anfangs gedacht hätten.
Die Gründe für die Unzufriedenheit im Ruhestand sind vielfältig. Besonders ehemalige Führungskräfte scheinen dabei vom sogenannten Empty-Desk-Syndrom betroffen zu sein. Damit ist gemeint, dass ehemalige Arbeitnehmer in ein tiefes Loch fallen, wenn sie in den Ruhestand gehen. Denn für diese Führungskräfte trug die Arbeit einen beachtlichen Teil zum eigenen Selbstbild und Selbstwertgefühl bei.
Wer den Großteil seines Erwerbslebens Führungsverantwortung für mehrere Mitarbeiter hatte, ist eher von dem leeren Gefühl im Ruhestand betroffen. Denn für diese Personen fällt ein wichtiger Teil des Lebens weg. Überspitzt gesagt: Manager definieren sich eher über ihren Job als Arbeiter in der Produktion. Für Letztere ist der Beruf häufig nicht mehr als eine Gelegenheit zum Broterwerb, während Führungskräfte eher geneigt sind, einen Teil ihrer Bestätigung aus dem Job ziehen.
Neben der Führungsverantwortung, die einige ehemalige Beschäftigte im Ruhestand vermissen, fehlen ihnen häufig noch andere Dinge, die ebenfalls mit dem früheren Beruf in einem engen Zusammenhang stehen:
- Der Tag wurde klar strukturiert: Während des Berufslebens war der Arbeitstag von Terminen, Meetings und Geschäftsreisen bestimmt. Mit der neu gewonnenen Freizeit kann nicht jeder Rentner problemlos umgehen.
- Arbeit machte Status aus: Als Führungskraft hatte man nicht nur viel Verantwortung, sondern auch viel Prestige. Unterkunft in teuren Hotelzimmern, Vielfliegerrabatte, exklusive Geschäftsautos. Im Ruhestand fällt ein Teil dieser Statussymbole weg.
- Kontakte hängen am Beruf: Wer beruflich stark eingespannt ist, hat häufig nicht viel Zeit für Aktivitäten außerhalb der Arbeit. Daher hängen auch die meisten sozialen Kontakte eng mit dem Beruf zusammen, was es recht schwierig macht, im Ruhestand die Beziehung aufrecht zu erhalten. Man teilt eben nicht mehr die gleichen Probleme und Herausforderungen: Die einen arbeiten noch und sind in das tägliche, häufig stressige Business verwickelt, während der andere Part schon in Rente ist und nun ganz andere Aufgaben hat. So fehlt häufig die gemeinsame Basis und die Kontakte verlieren sich über kurz oder lang.
- Interessen sind stark vom Beruf geprägt: Nicht nur Kontakte und sozialer Status sind von der Arbeit bestimmt. Auch für Interessen und Hobbys außerhalb des Berufslebens bleibt wenig Zeit. Das führt dazu, dass diese Personen im Ruhestand plötzlich vor einem großen Loch stehen und oft nicht an liebgewonnene Hobbys anknüpfen können. Denn was soll man nun mit der vielen Freizeit anfangen, die man doch so gar nicht kennt?
Auch privat gibt es Unzufriedenheit
Abgesehen von den Faktoren, die beruflich bestimmt sind, können sich auch Probleme im privaten Bereich zeigen. Ehepartner sind häufig gar nicht daran gewöhnt, den Großteil des Tages zusammen zu verbringen. Denn mindestens ein Part war ja bis zu seinem Ruhestand berufstätig und daher nicht zu Hause – sofern nicht durchgehend im Homeoffice gearbeitet wurde.
Das kann zu Reibereien oder schlimmeren Auseinandersetzungen führen. Statistiken zeigen, dass seit Jahren die Trennungen im letzten Lebensabschnitt zunehmen. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich die Ehepartner nicht so viel zu sagen haben und beide ganz froh waren, sich tagsüber nicht permanent zu sehen.
Im Ruhestand ist das nicht so einfach. Wer relativ unvorbereitet in Rente geht und sich nicht um einen Ausgleich neben der Arbeit, um Hobbys oder seinen Bekanntenkreis gekümmert hat, weiß häufig nicht viel mit sich anzufangen – und geht dann seiner besseren Hälfte auf die Nerven.
Mehr als genug Gründe also, sich auf den Ruhestand vorzubereiten und rechtzeitig nach alternativen Beschäftigungen schauen – besonders wenn Sie vorzeitig in Ruhestand gehen und somit umso mehr Lebenszeit in der Rente verbringen. Unsere Tipps:
Die Rente vorbereiten: So geht’s
Der erste Tipp, wenn es darum geht, den Ruhestand vorbereiten, lautet: nicht zu spät damit anfangen. Denn diesen Fehler machen tatsächlich nicht wenige Neu-Rentner. Während des Berufslebens scheint die Rente gefühlt noch weit entfernt – auch wenn sie es eigentlich gar nicht mehr ist.
Spätestens einige Monate vor dem Übergang in den Ruhestand ist die Zeit reif für die ersten Vorbereitungen. Dazu gehört zum Beispiel, die Rentenversicherung zu kontaktieren. Auf der anderen Seite schadet es aber auch nicht, wenn sich angehende Rentner nach möglichen neuen Freizeitbeschäftigungen umsehen. Von Sport bis Ehrenamt ist einiges möglich. Am besten legen Sie sich frühzeitig eine Liste mit Aktivitäten an, die infrage kommen. Sind Sie dann im Ruhestand, können Sie verschiedene Dinge von dieser Liste ausprobieren.
Wenn es Ihnen schwerfällt, den Ruhestand strukturiert und rechtzeitig vorzubereiten, können Termine im Kalender helfen. Setzten Sie sich regelmäßig feste Zeitpunkte, an denen Sie sich mit der anstehenden Rente beschäftigen.
Wenn Sie nicht wissen, an wen Sie sich wenden können, um Ihren Ruhestand vorzubereiten, können Sie auch bei Ihrer Stadt oder Gemeinde nachfragen. Häufig gibt es hier spezielle Angebote, die sich an zukünftige Rentner richten. Auch Seniorengruppen werden von einigen Städten und Gemeinden organisiert. Wenn Sie sich einer derartigen Gruppe anschließen, haben Sie sofort Kontakt zu anderen Menschen in Ihrem Alter.
Um die verschiedenen Möglichkeiten im Ruhestand auszuloten, können Sie zum Beispiel auch ein wenig Urlaub machen und verreisen. Tatsächlich hilft auch dieser Schritt einigen Neu-Rentner weiter. Denn der mit dem Urlaub verbundene Tapetenwechsel macht häufig eine andere Perspektive möglich. So haben Sie mit etwas Glück schnell einige Ideen, wie Sie die neu gewonnene Zeit künftig nutzen können.
Wer sich wirklich gar nicht von seiner Arbeit trennen kann, für den gibt es noch eine weitere Option: Gerade ehemalige Führungskräfte können auch im Ruhestand noch ihrem früheren Beruf verbunden bleiben. Viele Unternehmen sind froh darüber, wenn die ehemaligen hochrangigen Mitarbeiter ihr Wissen auch im Ruhestand weitergeben und zum Beispiel als selbstständiger Berater weiterhin als Ansprechpartner fungieren.
Andere Rentner möchten zwar nicht mehr zurück in die Wirtschaftswelt, aber trotzdem ihr Wissen an andere vermitteln. Diese Personen können zum Beispiel in der Hausaufgabenbetreuung arbeiten, kostenlose Schulungen anbieten oder aber an einer Volkshochschule unterrichten – die Möglichkeiten sind vielfältig, wenn die Bereitschaft da ist.
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