Job kündigen und Auszeit nehmen: Eine gute Idee?

Es kann viele Gründe dafür geben, sich eine Auszeit vom Job zu wünschen. Wenn es um das Wie geht, besteht eine Möglichkeit darin, den Job zu kündigen. Was spricht dafür, was dagegen? Hier erfahren Sie, welche Vor- und Nachteile diese Vorgehensweise haben kann, wie Sie Ihre Auszeit richtig planen und was Sie bedenken sollten.

Ein Mann denkt darüber nach, den Job zu kündigen und eine Auszeit zu nehmen

Warum viele Arbeitnehmer von einer Auszeit träumen

Viele Beschäftigte würden nur zu gerne eine Auszeit vom Job nehmen – und zwar eine, die die übliche Dauer eines Urlaubs übersteigt. Das kann viele Gründe haben. Manche Menschen haben schlicht keine Lust, nur zu arbeiten. Sie haben womöglich das Gefühl, das ihr Privatleben zu kurz kommt, und möchten ihre Lebenszeit – zumindest vorübergehend – so nutzen, wie sie es möchten. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass man für einige Monate auf Weltreise geht oder einfach so längere Zeit im Ausland verbringt. Andere bleiben zuhause – und widmen sich Projekten und anderen Dingen, für die ihnen bislang die Zeit gefehlt hat. 

Die Auszeit kann auch nötig sein, um sich intensiver um die eigene Familie kümmern zu können. Vielleicht wächst Ihnen mit kleinen Kindern und dem Haushalt alles über den Kopf, so dass es keine Option ist, beruflich weiterzumachen wie bisher. Oder es gibt einen Angehörigen, der pflegebedürftig und auf Ihre Hilfe angewiesen ist. Das kann sehr zeitintensiv sein – und ist damit mit einer regulären Berufstätigkeit oft nicht vereinbar. Vielleicht möchten Sie auch so viel Zeit wie möglich mit einem nahestehenden Menschen verbringen, der nicht mehr lange zu leben hat.

Manchmal steht der Wunsch nach einer Auszeit vom Beruf mit einem Burnout, Depressionen oder anderen psychischen Ausnahmesituationen in Verbindung. Es kann auch sein, dass jemand in körperlicher Hinsicht gesundheitlich angeschlagen ist und die Beschwerden nicht durch eine weitere Arbeitstätigkeit schlimmer machen möchte. In solchen Fällen kann eine Auszeit ein essenzielles Tool sein, um die eigenen Umstände zu verbessern.

Job kündigen und Auszeit nehmen: Vorteile & Nachteile

Wer über eine längere Auszeit vom Beruf nachdenkt, fragt sich zu Recht: Sollte ich oder sollte ich nicht? Diese Entscheidung kann Ihnen letztlich niemand abnehmen. Es hilft aber, wenn Sie die Vorteile und Nachteile kennen, die mit diesem Schritt verbunden sein können.

Vorteile

  • Der Vorteil dieser Variante liegt auf der Hand: Sie gewinnen Zeit, viel Zeit. Und mit dieser Zeit können Sie machen, was Sie wollen. Niemand redet Ihnen mehr rein, niemand verlangt, dass Sie zum Zeitpunkt X am Ort Y sind oder schreibt Ihnen vor, was Sie wann zu erledigen haben. Diese Freiheit kann viel Wert sein.
  • Eine Kündigung kann Ihrem Wohlbefinden und Ihrer Gesundheit Besonders, wenn es Ihr Job ist, der Ihnen gesundheitliche Probleme bereitet, kann diese Vorgehensweise sinnvoll sein. Es geht Ihnen dann womöglich schon besser, wenn Sie Abstand zum Job gewinnen. Was danach kommt, können Sie während der Jobpause immer noch überlegen.
  • Wenn Sie den Job kündigen und eine Auszeit nehmen, entfallen Sozialversicherungsbeiträge. Wenn Sie offiziell arbeitslos gemeldet sind, sind Sie über das Arbeitsamt aber trotzdem versichert, zum Beispiel bei der gesetzlichen Rentenversicherung. Andernfalls entfallen die Beiträge komplett.

Nachteile

  • Eine Kündigung bedeutet finanzielle Nachteile. Wie wollen Sie sich Ihr Leben während der Auszeit finanzieren? Haben Sie genügend Rücklagen? Oder gibt es einen Partner, der Sie während dieser Zeit unterstützen kann? Ohne solche Optionen kann es sehr schwer werden, den Lebensunterhalt ohne Einnahmen zu bestreiten.
  • Eine Auszeit bedeutet eine Pause im Job. Das heißt, dass Sie Ihre Karriere unterbrechen müssen – ohne zu wissen, welche langfristigen Konsequenzen dieser Schritt haben wird. Wenn Ihnen am beruflichen Aufstieg viel gelegen ist, ist Ihnen dieses Risiko womöglich zu groß.
  • Die Lücke im Lebenslauf, die sich durch eine längere Auszeit im Job ergibt, kann ein Problem bei Bewerbungen sein. Nicht jeder Personalverantwortliche hat Verständnis dafür, wenn Sie einfach Lust hatten, um die Welt zu reisen, oder sich selbst verwirklichen wollten.
  • Den Job zu kündigen und eine Auszeit nehmen – für die Rentenversicherung bedeutet das, dass Sie eine gewisse Zeit nichts einzahlen. Dadurch mindern sich Ihre Rentenansprüche im Alter. Bei wenigen Wochen oder Monaten dürfte das aber keinen allzu großen Unterschied machen.

Die Auszeit planen: So machen Sie es richtig

Sie haben sich entschieden: Sie möchten eine Auszeit vom Job nehmen. Wie geht man das an? Grundsätzlich sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie dafür wirklich Ihren Job an den Nagel hängen müssen und möchten. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, mit Ihrem Arbeitgeber ein Sabbatical zu vereinbaren. Sie könnten möglicherweise unbezahlten Urlaub nehmen. Vielleicht wäre es zum Beispiel denkbar, dass Sie erst Ihren gesamten Jahresurlaub am Stück nehmen und dann noch einige Wochen unbezahlten Urlaub dranhängen. Oder vielleicht gibt es ein Langzeitarbeitskonto, auf dem Sie genügend Guthaben ansparen können, um sich dann die Auszeit zu ermöglichen. Wenn Sie den Job nicht kündigen, bietet Ihnen das Sicherheit, und es gibt keine Probleme mit dem Arbeitsamt.

In jedem Fall ist es wichtig, gut und möglichst frühzeitig zu planen. Überlegen Sie: Was bedeutet dieser Schritt für mich? Was hat er für finanzielle Auswirkungen? Wie komme ich während meiner Auszeit über die Runden? Gibt es genügend Rücklagen oder anderweitige Einnahmequellen? Wie möchte ich die Zeit nutzen? Sie können auch schon jetzt entscheiden, wie lange Ihre Auszeit dauern soll. Das hängt einerseits davon ab, was Sie vorhaben. Andererseits kommt es darauf an, wie lange Sie sich eine Auszeit vom Job leisten können.

Überstürzen Sie nichts, sondern nehmen Sie sich möglichst viel Zeit für Ihre Planung. Das kann nicht nur unwahrscheinlicher machen, dass die Auszeit unbedachte Nachteile mit sich bringt. Es kann auch dazu führen, dass Sie die Auszeit selbst mehr genießen können. Vor allem, wenn Sie reisen möchten, müssen Sie wissen, wohin es gehen soll. Möchten Sie herumreisen oder längere Zeit an einem Ort bleiben? An welche(n) Ort(e) denken Sie? Dürfen Sie sich dort einfach so aufhalten, oder brauchen Sie ein Visum? Brauchen Sie zusätzliche Versicherungen oder Impfungen? Was wollen Sie mitnehmen? Sie sehen – es gibt viel zu klären. Je eher Sie es angehen, desto weniger Stress haben Sie. 

Job kündigen und Auszeit nehmen: Arbeitsamt

Wenn Sie Ihren Job kündigen und eine Auszeit nehmen, werden Sie sich wahrscheinlich arbeitssuchend beziehungsweise arbeitslos melden. Eines vorweg: Es kann schwierig sein, Arbeitslosengeld und eine längere Reise miteinander zu kombinieren.

Dabei wird die Agentur für Arbeit Sie womöglich nach Ihrer Kündigung mit einer Sperrzeit belegen. Im Fall einer Eigenkündigung geht das Arbeitsamt erstmal davon aus, dass diese Kündigung nicht unumgänglich war. Wenn Sie gekündigt haben, weil Sie eine Auszeit machen wollten, war das sicherlich nicht Ihre einzige Option. Dafür kann das Arbeitsamt Sie mit Sanktionen belegen. Üblich ist eine Sperrzeit beim Arbeitslosengeld von zwölf Wochen. Sie bekommen dann erst später Arbeitslosengeld und bekommen das entgangene Geld nicht nachbezahlt. Wenn Sie ansonsten insgesamt Anspruch auf zwölf Monate Arbeitslosengeld gehabt hätten, reduziert dieser sich entsprechend auf neun Monate.

Wenn Sie vorhaben, sich während Ihrer Auszeit an einem anderen Ort aufzuhalten, kann auch das ein Problem sein. Das Arbeitsamt möchte Sie schnellstmöglich wieder in ein Arbeitsverhältnis vermitteln. Urlaub ist dabei grundsätzlich zwar möglich, muss aber vorher (!) vom Amt genehmigt werden. In der ersten Zeit der Arbeitslosigkeit ist es besonders unwahrscheinlich, dass die Arbeitsagentur einen Urlaub genehmigt. Sofern das Amt das Okay gibt, können Sie maximal drei Wochen lang verreisen und dennoch weiterhin Arbeitslosengeld erhalten. Insgesamt dürfen Sie höchstens sechs Wochen am Stück Urlaub machen, bekommen aber in diesem Fall ab der vierten Woche kein Arbeitslosengeld mehr. Wenn Sie länger als sechs Wochen weg sind, bekommen Sie für den gesamten Zeitraum Ihres Urlaubs kein Arbeitslosengeld.

Es kann sich aber lohnen, persönlich mit den Sachbearbeitern beim Arbeitsamt zu sprechen. Letztlich hängt es von deren Entgegenkommen ab, was möglich ist – wer weiß, vielleicht haben Sie Glück und geraten an nette Mitarbeiter, die Ihnen keine Steine in den Weg legen.

Was ist mit der Krankenversicherung nach einer Kündigung?

Job kündigen und Auszeit nehmen – und die Krankenversicherung? Wenn Sie darüber nachdenken, zu kündigen um eine Auszeit zu nehmen, sollten Sie sich auch mit dem Thema Krankenversicherung befassen. Hierbei kommt es darauf an, ob Sie während Ihrer Auszeit offiziell arbeitslos sind oder nicht. Wer keinen Job hat und auch kein Arbeitslosengeld (oder Bürgergeld) erhält, muss sich selbst krankenversichern. Es kommt also auf die Umstände an.

Wenn Sie noch angestellt sind und der Arbeitgeber Sie freigestellt hat, sind Sie über den Job weiterhin versichert, allerdings nur für eine begrenzte Zeit. Entscheidend ist dabei, ob Sie weiterhin Ihr Gehalt bekommen. Wer einen unbezahlten Urlaub von mehr als vier Wochen nimmt, muss für die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung selbst aufkommen. Erhalten Sie hingegen noch Ihr Gehalt oder Ihren Lohn, läuft auch die Krankenversicherung wie gehabt über den Arbeitgeber weiter.

Falls Sie während Ihrer Auszeit im Ausland sein werden, sollten Sie klären, ob Sie währenddessen krankenversichert sind. In der EU ist das der Fall, in anderen Ländern üblicherweise nicht. Es kann deshalb sinnvoll sein, eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen – so sind Sie auf der sicheren Seite, falls Sie mal zum Arzt, Zahnarzt oder ins Krankenhaus müssen.

Auszeit nach Kündigung: Was kommt danach?

Es macht Sinn, sich schon vor einer beruflichen Auszeit Gedanken darüber zu machen, was danach kommt. Was möchten Sie machen, wenn es Zeit ist, wieder zu arbeiten? Einen Job in der Hinterhand haben Sie wahrscheinlich nicht, jedenfalls nicht, wenn das Arbeitsverhältnis gekündigt wurde. Möglicherweise besteht trotzdem die Option, beim alten Arbeitgeber wieder einzusteigen – vorausgesetzt, Sie möchten das überhaupt.

Andernfalls müssen Sie sich bei anderen Firmen nach freien Stellen umsehen, oder Sie bewerben sich initiativ für Jobs. Das kann aussichtsreich sein, schließlich haben Sie keine Konkurrenz. Dadurch fällt Ihre Bewerbung garantiert auf. Selbst wenn aktuell nichts frei ist, kann es sein, dass man Sie im Hinterkopf behält.

Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie in Vorstellungsgesprächen gefragt werden, warum Sie länger nicht gearbeitet haben. Je kürzer die Auszeit, desto weniger problematisch ist die Lücke im Lebenslauf. Die gute Nachricht: Wenn Sie es bis zum Bewerbungsgespräch geschafft haben, ist die Lücke sicherlich kein Dealbreaker für den Arbeitgeber. Es ist heutzutage längst nichts Ungewöhnliches mehr, wenn Lebensläufe unstet und von Veränderungen gekennzeichnet sind. Insofern dürften die meisten Arbeitgeber es nicht als Problem sehen, wenn Sie offen zugeben, dass Sie für eine Auszeit gekündigt haben.

Bildnachweis: GaudiLab / Shutterstock.com

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