Kernarbeitszeit: Definition und Informationen

Gleitzeit ist ein beliebtes Modell für flexible Arbeitszeiten. Ganz frei entscheiden, wann sie arbeiten, können die Beschäftigten aber oft nicht – häufig gibt der Arbeitgeber Kernarbeitszeiten vor. Was das ist, wie Kernarbeitszeit geregelt ist und welche Vor- und Nachteile damit einhergehen können, erfahren Sie hier.

Mehrere Menschen arbeiten in einem Büro, was ist Kernarbeitszeit?

Kernarbeitszeit Definition: Was ist Kernarbeitszeit?

Kernarbeitszeit, auch bekannt als Kernzeit, geht häufig mit Gleitzeitregelungen einher. Gleitzeit mit Kernarbeitszeit ist eine Variante von flexiblen Arbeitszeiten, bei der die Beschäftigten ihre Arbeitszeiten zwar in einem gewissen Rahmen selbst festlegen können, aber zu bestimmten Zeiten vor Ort beziehungsweise erreichbar sein müssen. Viele Unternehmen nutzen entsprechende Regelungen, und Kernarbeitszeit ist auch im öffentlichen Dienst verbreitet.

Angenommen, die Mitarbeiter eines Unternehmens dürfen grundsätzlich selbst festlegen, wann sie zwischen 7 und 19 Uhr arbeiten. Dann kann der Arbeitgeber trotzdem Kernarbeitszeiten vorgeben, in denen die Mitarbeiter grundsätzlich arbeiten müssen – zum Beispiel von 10 bis 15 Uhr. Wie sie ihre Arbeitszeit um diese Kernarbeitszeiten herum verteilen, ist ihnen überlassen. Sie können zum Beispiel um 10 Uhr anfangen und entsprechend länger arbeiten oder aber schon viel früher am Arbeitsplatz sein und dann nachmittags eher gehen. Kernarbeitszeit kann damit naturgemäß nicht die gesamte tägliche Arbeitszeit umfassen, sondern erstreckt sich über einige Stunden.

Wie ist Kernarbeitszeit geregelt?

Gibt es zur Kernarbeitszeit gesetzliche Regelungen? Nein. Sie einzuführen und entsprechende Zeiten festzulegen ist dem Arbeitgeber überlassen, der im Rahmen seines Weisungsrechts gemäß § 106 Gewerbeordnung (GewO) über Inhalt, Ort und Zeit der Arbeit seiner Beschäftigten bestimmen kann. Er kann auch Rahmenarbeitszeiten festlegen, also bestimmen, wann die Mitarbeiter morgens frühestens loslegen und wie lange sie abends arbeiten können.

Wenn eine solche Regelung gilt, ist sie in der Regel im Arbeitsvertrag oder einer Betriebsvereinbarung festgelegt. Bei der Einführung von Kernarbeitszeiten hat der Betriebsrat ein Mitspracherecht, was generell beim Thema Arbeitszeit gilt. Kernarbeitszeiten gelten häufig für alle Mitarbeiter eines Unternehmens, können aber auch nur bestimmte Teams, Abteilungen und Beschäftigte betreffen.

Grundsätzlich gelten Kernarbeitszeiten auch bei der Arbeit im Homeoffice oder von unterwegs aus, wenn es nicht im Einzelfall abweichende Regelungen gibt. Wenn Mitarbeiter zuhause arbeiten, ist es für Arbeitgeber allerdings etwas schwieriger, die Einhaltung der Kernarbeitszeiten zu überprüfen. Hierfür sind Zeiterfassungs-Tools nützlich, durch die die Arbeitszeiten der Beschäftigten nachvollziehbar sind.

Was ist mit Kernarbeitszeit bei Teilzeit?

Meetings finden meist innerhalb der Kernarbeitszeiten statt, können jedoch auch davor oder danach angesetzt werden. Ihnen als Arbeitnehmer ist es natürlich selbst überlassen, wann Sie sich zum Beispiel mit Kunden verabreden. Auch im Team können Termine festgelegt werden, die von der Kernarbeitszeit abweichen, wenn es dafür einen guten Grund gibt. Entscheidend ist dann, dass diese Termine frühzeitig kommuniziert werden, damit alle Beteiligten sich darauf einstellen können.

Wie funktioniert Kernarbeitszeit bei Teilzeit? Das kommt auf das Modell an: Teilzeit kann so aussehen, dass ein Beschäftigter weniger Tage pro Woche arbeitet. Dann muss er sich wahrscheinlich wie seine Vollzeit-Kollegen an die Kernarbeitszeiten in der Firma halten. Ebenso kann es sein, dass ein Teilzeitmitarbeiter jeden Tag arbeitet, dafür aber weniger Stunden im Büro oder Betrieb ist.

In diesem Fall sollten Sie mit Ihrem Vorgesetzten darüber sprechen, inwieweit Sie Ihre Arbeitszeiten selbst festlegen und von den allgemeinen Kernarbeitszeiten abweichen dürfen. Wenn Ihre tägliche Arbeitszeit weniger Stunden umfasst als die Kernarbeitszeit, können Sie sich natürlich gar nicht daran halten. Wenn die Kollegen beispielsweise von 10 bis 15 Uhr da sein müssen, gelten für Sie in diesem Fall vielleicht abweichende Kernarbeitszeiten von 10 bis 13 Uhr. Möglicherweise ist das Thema Kernarbeitszeit bei Teilzeit auch schon in der Betriebsvereinbarung geregelt.

Vor- und Nachteile von Kernarbeitszeit

Was spricht für, was gegen das Modell Kernarbeitszeit? Letztlich geht es bei dieser Frage um die Vor- und Nachteile von Gleitzeit mit Kernarbeitszeit, denn ohne flexible Arbeitszeiten sind Kernarbeitszeiten nicht nötig.

Fangen wir mit den Vorteilen für Arbeitnehmer an:

  • Für Arbeitnehmer bedeuten flexible Arbeitszeiten mehr Flexibilität, die der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zugutekommen kann. Sie können zum Beispiel private Termine leichter planen oder Ihr Kind rechtzeitig aus dem Kindergarten abholen.
  • Die Flexibilität und das Mitspracherecht bei der Festlegung der eigenen Arbeitszeiten kann zu mehr Zufriedenheit bei Beschäftigten führen.
  • Kernarbeitszeiten erleichtern die Absprache mit den Kollegen, und man weiß, wann die anderen erreichbar sind.

Auch für Arbeitgeber hat das Modell Vorteile:

  • Wenn die Mitarbeiter durch Gleitzeit mit Kernarbeitszeit zufriedener sind, profitiert der Arbeitgeber davon unmittelbar. Zufriedene Mitarbeiter engagieren sich meist stärker, leisten mehr und bleiben dem Unternehmen eher treu. Das hält die Mitarbeiterfluktuation ebenso wie den Krankenstand niedrig. Die Zufriedenheit der Beschäftigten spricht sich außerdem herum und lockt weitere Fachkräfte an.
  • Die Kernarbeit selbst bedeutet für Arbeitgeber eine bessere Planbarkeit und eine leichtere interne Organisation. Sie stellt sicher, dass zu Stoßzeiten genügend Mitarbeiter anwesend sind. Das macht es auch einfacher, trotz flexibler Arbeitszeiten passende Zeiten für Meetings zu finden.
  • Wenn die Mitarbeiter abseits der Kernarbeitszeiten flexibel in der Festlegung ihrer Arbeitszeiten sind, sind sie weniger häufig wegen privaten Terminen wie Arztterminen abwesend, weil sie diese Termine anders planen können.

Zugleich kann Kernarbeitszeit auch Nachteile mit sich bringen. Für Arbeitgeber können etwa diese Nachteile entstehen:

  • Kernarbeitszeit bringt einen gewissen Verwaltungsaufwand mit sich.
  • Außerdem muss kontrolliert werden, ob die Mitarbeiter sich an die Kernarbeitszeiten halten.
  • Es braucht zu den Kernarbeitszeiten genügend Platz für alle Mitarbeiter, was für Unternehmen ein Problem sein kann, die auf Desk-Sharing mit einer verringerten Anzahl an Arbeitsplätzen setzen.

Für Arbeitnehmer kann Kernarbeitszeit die folgenden Nachteile haben:

  • Gäbe es die Kernarbeitszeiten nicht, wären sie noch flexibler in der Festlegung ihrer Arbeitszeiten. Sie müssen also mit mehr Vorgaben vom Arbeitgeber leben.

Wann ist Kernarbeitszeit sinnvoll?

Ob Kernarbeitszeiten sinnvoll sind, kann sich von Unternehmen zu Unternehmen und von Abteilung zu Abteilung unterscheiden. Infrage kommen kann das Modell grundsätzlich bei Teams, deren Mitglieder in hohem Maße eigenständig arbeiten. Wenn die Beschäftigten nicht darauf angewiesen sind, dass alle Kollegen ständig erreichbar sind, kann Kernarbeitszeit eine Option sein. Es darf kein Problem sein, dass nicht alle Mitarbeiter zur selben Zeit im Unternehmen beziehungsweise im Homeoffice erreichbar sind.

Arbeitgeber können Kernarbeitszeit einführen, wenn sie ihren Beschäftigten mit der damit einhergehenden Gleitzeit mehr Flexibilität ermöglichen, aber trotzdem grundlegende Regeln für die Organisation schaffen möchten. Bei einer reinen Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit könnte es in manchen Bereichen zu Problemen kommen, weil Mitarbeiter etwa nicht für Absprachen zur Verfügung stehen, Meetings nicht geplant werden können oder externe Personen wie Kunden oder Geschäftspartner wichtige Ansprechpartner im Unternehmen nicht erreichen. Gerade in Jobs mit viel Kundenkontakt beziehungsweise Kontakten nach außen sind flexible Arbeitszeiten ohne Kernarbeitszeit meist nicht möglich.

Verstoß gegen Kernarbeitszeiten: Welche Folgen hat das?

Arbeitgeber dürfen über die Arbeitszeiten bestimmen und Kernarbeitszeiten festlegen, und ihre Mitarbeiter müssen sich an diese Vorgaben halten. Was passiert, wenn ein Beschäftigter gegen die Kernarbeitszeit verstößt? Es kommt auf die Umstände an. Angenommen, Sie wollten zum Beginn der Kernarbeitszeit mit der Arbeit beginnen, aber Ihre Anreise verzögert sich. Vielleicht springt Ihr Auto nicht an oder Ihre Bahn hat Verspätung.

Wenn Sie Ihren Vorgesetzten rechtzeitig darüber informieren, dass Sie später kommen, gibt es wahrscheinlich keine Probleme, wenn Sie ansonsten immer zuverlässig und pünktlich sind. Oder vielleicht müssen Sie ausnahmsweise früher als sonst und während der Kernarbeitszeit gehen, weil sich die Kita gemeldet hat und Sie Ihr Kind abholen müssen. Auch das sollte nach einer Rücksprache mit dem Chef keine negativen Folgen für Sie haben.

Anders kann es aussehen, wenn Sie es mit den Kernarbeitszeiten generell nicht so genau nehmen. Vielleicht kommen Sie öfter später oder sind zwischendurch mal nicht erreichbar, obwohl Sie es eigentlich sein sollten. Das kann arbeitsrechtliche Konsequenzen haben. Das mildeste Mittel, mit dem Arbeitgeber auf solche Pflichtverstöße reagieren können, ist eine Ermahnung. Sie hat arbeitsrechtlich gesehen keine Tragweite und ist damit lediglich ein Mittel für den Arbeitgeber, seinen Unmut über Ihr Verhalten deutlich zu machen. Er kann auch mit einer Abmahnung auf Verstöße gegen die Kernarbeitszeit reagieren, was dann schon eine deutlichere Warnung ist. Falls das Ganze öfter vorkommt, kann Ihnen dann sogar eine Kündigung drohen.

Bildnachweis: Monkey Business Images / Shutterstock.com

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