Geld oder Freizeit: Was ist Ihnen wichtiger?

Mehr Geld – oder mehr Freizeit? Vor dieser schwierigen Frage stehen viele Arbeitnehmer. Wer mehr arbeitet, hat auch mehr Geld, dafür aber weniger Freizeit. Und wer weniger arbeitet, hat mehr Freizeit, aber weniger Geld. Welche Variante ist besser? Wie findet man heraus, welches der richtige Weg für einen ist? Hier finden Sie Argumente für und gegen beide Varianten – und Tipps, wie Sie die richtige Entscheidung für sich treffen können.

Eine Frau denkt nach, ob ihr Geld oder Freizeit wichtiger ist

Geld oder Freizeit – ein unlösbarer Konflikt?

Arbeit ist das halbe Leben, heißt es so schön – und es stimmt, schon rechnerisch: Wer in Vollzeit arbeitet, verbringt zumindest an fünf Tagen die Woche etwa die Hälfte seiner wachen Zeit an der Arbeit. Hinzu kommen noch die Fahrten zur Arbeit und wieder nach Hause, was gut und gerne noch einmal ein bis zwei Stunden pro Tag kosten kann. Schlimmstenfalls steht man noch im Stau oder muss sich in übervolle Bahnen quetschen. Zumindest gefühlt kommt diese Zeit zum Arbeitstag dazu und fehlt bei der Freizeit.

Keine Frage: Zumindest für Vollzeitbeschäftigte nimmt der Job jede Woche viel Zeit in Anspruch. Zeit, die einem dann an anderer Stelle fehlt. Davon können nicht nur Eltern ein Lied singen, die oft große Probleme haben, zwischen Job, Kind(ern) und Haushalt allem gerecht zu werden – von Hobbys und persönlichen Interessen ganz zu schweigen. Auch Beschäftigten ohne Kinder fehlt bei einem zeitintensiven Job oft Zeit für alles, was sie erledigen müssen und was ihnen wichtig ist.

Bei vielen Arbeitnehmern kommt deshalb der Wunsch auf, beruflich kürzerzutreten, um mehr Freizeit zu haben. Andererseits hätte diese Entscheidung Folgen: Man muss schließlich auch mit weniger Geld zurechtkommen, wenn man nur noch in Teilzeit arbeitet. Das muss man sich leisten können – und wollen.

Viele Arbeitnehmer stecken deshalb im scheinbar ewigen Spannungsfeld und können sich nicht entscheiden: Sollen sie ihre Stunden an der Arbeit reduzieren, um mehr Zeit zu haben? Oder ist es doch besser, viel zu arbeiten, weil man dann finanziell in einer besseren Lage ist? Zeit, sich genauer anzuschauen, was für und was gegen die beiden Varianten spricht.

Geld statt Freizeit: Was dafür und was dagegen spricht

Mehr Arbeit = mehr Geld. Das ist eine einfache Formel, und der Grund dafür, warum viele Beschäftigte viel arbeiten. Dafür kann es gute Argumente geben, aber diese Variante zu wählen, kann auch Nachteile haben. Welche das sind, erfahren Sie hier.

Argumente für Geld statt Freizeit

  • Auf Freizeit zu verzichten zugunsten von mehr Arbeit führt dazu, dass man jeden Monat mehr Geld zur Verfügung hat. Dadurch kann man nicht nur eher die Lebenshaltungskosten decken, sondern ist auch auf Eventualitäten – wie eine kaputte Waschmaschine oder eine teure Rechnung von der Autowerkstatt – vorbereitet. Außerdem kann man sich eher etwas leisten, zum Beispiel einen teuren Urlaub. Oder den Kredit fürs Eigenheim.
  • Wer einen höheren Lohn hat, profitiert davon nicht nur während seiner Erwerbstätigkeit, sondern auch in der Rentenzeit. Die Rentenansprüche steigen durch das höhere Gehalt.
  • Mehr Arbeit heißt nicht nur mehr Geld, sondern ist auch oft nötig, um Karriere zu machen. Ohne vollen Einsatz klappt der berufliche Aufstieg oft nicht. Wer in Teilzeit arbeitet, kann zwar theoretisch auch beruflich vorankommen, hat es aber sicherlich schwerer als ein Kollege in Vollzeit, der jederzeit bereit zu Überstunden ist.
  • Menschen, die an der Arbeit Spaß haben, haben oft kein Problem damit, lange Stunden am Arbeitsplatz zu sein. Das gilt besonders, wenn sie ihre Arbeit als sinnstiftend empfinden.

Mögliche Nachteile dieser Variante

  • Geld ist nicht alles. Das merkt man spätestens dann, wenn man sich für den Job gesundheitlich kaputtgemacht hat. Viele Arbeitnehmer haben im Job viel Stress und hohen Druck, und gleichzeitig mangelt es ihnen an Freizeit, so dass der nötige Ausgleich fehlt. Das kann auf lange Sicht gesundheitliche Folgen haben, die sich körperlich und psychisch zeigen können.
  • Manche Beschäftigte arbeiten nicht nur in Vollzeit, sondern weit darüber hinaus. Oft betrifft das Menschen in Berufen, in denen man viel Geld verdienen kann – und sich im besten Fall einen weit vorgezogenen Renteneintritt leisten. Bloß: Was nützt einem die Rente mit 50, wenn man vorher wegen all dem Stress einen Herzinfarkt hat? Oder gesundheitlich schon angeschlagen ist, wenn es soweit ist, so dass man die neue Freiheit (und Freizeit) gar nicht genießen kann?
  • Für mehr Geld viel zu arbeiten kann zulasten von Beziehungen gehen – zum Partner, den eigenen Kindern, Freunden oder Angehörigen. Das kann im Privaten Nachteile mit sich bringen. Und: Wer ständig arbeitet, kann zuhause wichtige Dinge verpassen, vor allem, wenn er kleine Kinder hat.
  • Bei einem hohen Arbeitspensum bleibt oft nicht genug Zeit für Hobbys. Dabei könnten die Freude bringen und für Entspannung sorgen. Auf Dinge verzichten zu müssen, die einem wichtig sind, kann frustrierend sein und für Unzufriedenheit sorgen.
  • Im Rentenalter rächt es sich oft, den Job allzu sehr priorisiert zu haben. Viele Beschäftigte merken erst dann, dass sie sonst eigentlich nichts im Leben haben. Sie haben vielleicht Beziehungen vernachlässigt, Freundschaften nicht gepflegt und nie Zeit für Hobbys gehabt. Nun wissen sie nicht, wie sie ihre neue Rolle als Rentner ausfüllen sollen.
  • Mehr Geld bedeutet nicht automatisch mehr Zufriedenheit. Geld allein macht nicht glücklich, und es wäre falsch, das zu erwarten. Studien haben immer wieder gezeigt, dass mehr Geld ab einer gewissen Summe nicht mehr für mehr Glück und Zufriedenheit sorgt.
  • Ein höheres Gehalt führt auch zu mehr Steuern und Abgaben, wodurch weniger davon übrig bleibt.

Pro Freizeit: Das spricht für Freizeit statt Geld

Nicht nur viele erwerbstätige Eltern wünschen sich mehr Freizeit. Auch für Beschäftigte ohne Kinder kann viel dafürsprechen, die Arbeitszeit zugunsten von mehr Zeit für sich zu reduzieren. Auch diese Variante hat aber natürlich Nachteile. Hier finden Sie Pro- und Contra-Argumente.

Darum kann sich Freizeit statt Geld lohnen

  • Zeit ist am Ende für viele Menschen das wichtigere Gut als Geld. Es kann glücklicher machen, mehr Zeit für Dinge zu haben, die einem wichtig sind, zum Beispiel für die Familie, Hobbys oder Entspannung. Außerdem entsteht weniger Hektik im Alltag, wenn für alltägliche Verpflichtungen wie den Haushalt oder Einkäufe mehr Zeit bleibt. Solche Dinge gehen dann nicht zulasten von schönen Dingen, weil dafür trotzdem noch Zeit ist.
  • Wer für mehr Geld mehr arbeitet, verkauft seine Zeit. Nicht immer lohnt sich das bei genauerer Betrachtung wirklich – vor allem, wenn man auch mit weniger Geld klarkäme.
  • Weniger Arbeit heißt oft insgesamt weniger Stress im Leben. Das ist positiv für die körperliche und seelische Gesundheit und kann das Wohlbefinden im Alltag spürbar erhöhen.

Diese Nachteile kann die Entscheidung für Freizeit statt Geld haben

  • Weniger Arbeit heißt zwar mehr Freizeit, kann aber eine Karriere deutlich erschweren. Oft ist der berufliche Aufstieg zumindest schwieriger, wenn man nicht mehr in Vollzeit arbeitet oder zu mehr oder weniger freiwilligen Überstunden bereit ist. Manche Positionen erreicht man auf diese Weise gar nicht.
  • Menschen, denen der Job Freude bereitet, haben womöglich nicht so viel davon, wenn sie plötzlich mehr Zeit haben, aber weniger an der Arbeit sind. Sie könnten ihren Job vermissen.
  • Mehr Freizeit muss man sich leisten können. Für viele Arbeitnehmer ist es finanziell schlicht nicht machbar, das Arbeitspensum zu reduzieren, weil ihnen dann das Geld nicht mehr reichen würde.
  • Selbst, wer mit den geringeren Einnahmen klarkommt, hat womöglich trotzdem Nachteile: Er kann sich vielleicht Dinge nicht mehr leisten, die ihm wichtig sind, zum Beispiel Urlaube, teure Anschaffungen oder eine eigene Immobilie.
  • Niedrigere Einnahmen aus dem Job führen dazu, dass die Rentenansprüche sinken. Das heißt, Sie haben nicht nur jetzt weniger Geld zur Verfügung, sondern auch später. Das ist besonders problematisch, wenn Ihnen in diesem Fall Altersarmut droht.

Zeit oder Geld: Warum Sie sich Ihre Entscheidung gut überlegen sollten

Zeit oder Geld? Karriere oder Freizeit? Keine leichte Entscheidung. Viele Arbeitnehmer überlegen lange, wofür sie sich entscheiden sollten. Und das vollkommen zurecht, denn Kurzschlussentscheidungen sind hier nicht hilfreich. Die Entscheidung für Geld oder Freizeit kann folgenreich sein und Konsequenzen nach sich ziehen, die mitunter nicht mehr korrigiert werden können.

Sagen wir, Sie entscheiden sich für mehr Geld. Vielleicht bewusst, vielleicht aber auch unbewusst, weil sie im Job einfach so weitermachen wie bisher und sich nicht dazu durchringen können, ihre Arbeitszeit zugunsten von mehr Freizeit zu verringern. Das können Sie zwar später noch ändern, aber wenn Sie bis dahin viel Stress hatten, kann sich das gesundheitlich bemerkbar machen. Gesundheitliche Folgen einer hohen Arbeitsbelastung können oft irgendwann nicht mehr ausgemerzt werden. Um ein Extrembeispiel zu nennen: Manche Menschen sind durch ihren Job und die fehlende Freizeit so überlastet, dass sie einen Herzinfarkt haben oder einen Unfall mit fatalen Folgen.

Auf der anderen Seite sorgt mehr Freizeit zwar für weniger Stress und oft für mehr Zufriedenheit, ist aber ebenso folgenreich: De facto haken Sie damit womöglich Ihre Karriere ab. Wenn Ihnen der berufliche Aufstieg wichtig ist, sollten Sie also sehr gut überlegen, ob Sie wirklich in Teilzeit arbeiten oder sich einen weniger stressigen Job suchen wollen. Es kann sein, dass Sie entsprechende Entscheidungen so zurückwerfen, dass Sie Ihre beruflichen Ziele nicht mehr erreichen.

Nehmen Sie sich in Ruhe Zeit für die Abwägung des Für und Widers beider Varianten. Dabei sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass Sie nicht alles haben können. Abstriche sind fast immer nötig – es sei denn, Sie sind ein Topverdiener und haben selbst bei einer geringeren Arbeitszeit hohe Einnahmen. Das kann am ehesten bei einer selbstständigen Tätigkeit der Fall sein.

So treffen Sie die richtige Entscheidung

Die Entscheidung für mehr Geld oder Zeit fällt vielen Menschen schwer. Das ist angesichts der möglichen Konsequenzen beider Varianten nicht verwunderlich. Wie findet man heraus, welche Option die ist, mit der man am ehesten glücklich wird? Viele Menschen haben ein Bauchgefühl dafür, welcher Weg zu ihnen besser passt. Falls es Ihnen auch so geht, sollten Sie sich zwar genug Zeit für Ihre Entscheidung nehmen, aber am Ende nicht zögern, das Nötige zu tun.

Es kann natürlich auch sein, dass Sie sich mehr Zeit wünschen, sich das aber nicht leisten können. Menschen mit geringen und mittleren Einkommen haben oft gar nicht die Möglichkeit, ihre Stunden im Job zu reduzieren, auch wenn sie es wollen. In diesem Fall können Sie aber überlegen, ob Sie vielleicht von einem sehr stressigen zu einem weniger stressigen Job wechseln können, bei dem Sie weniger Überstunden machen müssen. Oder vielleicht finden Sie eine Stelle, die besser bezahlt ist, und wo dann Teilzeit finanziell ausreichend ist. Auch eine Gehaltserhöhung kann es Ihnen ermöglichen, weniger zu arbeiten.

Mehr Freizeit kann man auch haben, indem man nicht mehr arbeitet als man müsste. Angenommen, Sie gehören zu den vielen Beschäftigten, die „freiwillig“ ständig Überstunden machen, weil sie sich dazu verpflichtet fühlen. Dann sollten Sie hier ansetzen und Ihre hohen Ansprüche an sich selbst auf den Prüfstand stellen. Legen Sie Perfektionismus ab und erkennen Sie, dass es auch okay ist, einen Gang zurückzuschalten. Es geht schließlich um Ihre Gesundheit und Zufriedenheit im Leben. Das heißt auch, dass Sie nicht noch abends zuhause Ihre Mails checken oder sofort nach dem Aufwachen nach dem Handy greifen sollten, um den Posteingang zu prüfen. Klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben können helfen, Stress zu verringern.

Diese Fragen können Ihnen dabei helfen, sich für Geld oder Freizeit zu entscheiden

Auf die Frage, ob mehr Geld oder mehr Freizeit die bessere Wahl ist, gibt es keine allgemeingültige Antwort. Sie können diese Frage nur selbst beantworten, denn es hängt von Ihren spezifischen Umständen ab, welche Entscheidung die bessere ist. Es kommt zum Beispiel darauf an, wie Sie die folgenden Fragen beantworten:

  • Wie viel Spaß macht mir die Arbeit?
  • Habe ich an der Arbeit viel Stress?
  • Nehme ich die Arbeit (tatsächlich oder gedanklich) mit nach Hause?
  • Bleibt mir genug Zeit für Dinge abseits der Arbeit – Familie, Freunde, Hobbys, Haushalt und andere Verpflichtungen?
  • Was sind meine Prioritäten im Leben? Lebe ich danach?
  • Wie viel Geld brauche ich zum Leben – mindestens und bestenfalls?
  • Wie wichtig ist mir Karriere? Was möchte ich beruflich erreichen?
  • Welche Folgen hätte eine Entscheidung für mehr Geld oder Freizeit für mich und für andere Menschen, zum Beispiel meine Familie?

Abhängig von den individuellen Umständen können die Antworten auf diese Fragen sehr unterschiedlich ausfallen, und entsprechend auch die Handlungsempfehlungen. Ein Mensch, den die Arbeit erfüllt, hat weniger davon, beruflich kürzerzutreten, als jemand, der jeden Tag mit Bauchschmerzen zur Arbeit geht.

Vielleicht ist Ihnen Ihre Familie, ein privates Hobby oder Ihr Freundeskreis wichtiger als der Job. Dann können Sie von mehr Freizeit womöglich mehr profitieren als von höheren Einnahmen. Viele Menschen, die sich nach mehr Zeit sehnen, tun nichts, weil sie Angst vor der Reaktion ihres Chefs haben. Die Sorge, wie der Chef wohl reagiert, wenn man das Arbeitspensum reduzieren möchte, sollte Sie aber nicht davon abhalten, die nötigen Schritte zu gehen. Am Ende müssen Sie glücklich sein und nicht Ihr Chef – mal davon abgesehen, dass Sie gar nicht wissen, ob Ihr Vorgesetzter überhaupt negativ auf einen entsprechenden Wunsch reagieren würde.

Bildnachweis: stockfour / Shutterstock.com

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