Female Leadership: Merkmale, Bedeutung und Tipps für Frauen

Weibliche Führungskräfte sind hierzulande immer noch in der Minderheit. Dabei können nicht nur Frauen von Female Leadership profitieren, sondern auch Unternehmen. Was genau Female Leadership auszeichnet, woran es liegt, dass Frauen seltener Führungsposten innehaben und was Sie als Frau tun können, um ihre Karriere zu befördern – hier erfahren Sie mehr.

Eine Frau steht im Büro, was ist Female Leadership?

Female Leadership: Definition

Female Leadership lässt sich mit weiblicher Führung übersetzen. Gemeint sind damit Frauen in Führungspositionen, wobei es im Speziellen auch um die Art und Weise der Mitarbeiterführung durch weibliche Führungskräfte gehen kann. Als Führungspositionen gelten die Geschäftsführung kleiner oder großer Unternehmen, Bereichsleitungen großer Unternehmen, Führungskräfte in Handel, Produktion und Dienstleistungen und leitende Positionen im Verwaltungsdienst.

Dass überhaupt gesondert von Female Leadership die Rede ist, hängt damit zusammen, dass es weltweit nach wie vor deutlich weniger weibliche als männliche Führungskräfte gibt. Nach Zahlen der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW sind in Deutschland gegenwärtig rund 28 Prozent der Jobs im mittleren und höheren Management von Frauen besetzt. Damit liegt Deutschland unter dem EU-Schnitt von 31,4 Prozent. Mehr weibliche Führungskräfte gibt es unter anderem in Lettland, Slowenien, den USA, Schweden, Bulgarien und Russland. Die Schlusslichter auf der Liste sind Tschechien, Zypern, Italien, die Türkei und Luxemburg.

Richtet man den Blick auf große Unternehmen ab 10.000 Mitarbeitern, sieht es mit der Frauenquote noch schlechter aus. Hier lag der Frauenanteil in Führungspositionen in Deutschland 2022 bei durchschnittlich 16,9 Prozent. Gleichzeitig spielt die Branche eine wichtige Rolle. Im Gesundheitswesen etwa, wo traditionell viele Frauen arbeiten, beträgt der Anteil von Frauen in führenden Positionen 36,9 Prozent. Umgekehrt ist im Baugewerbe nicht einmal jede zehnte Führungskraft (9,7 Prozent) weiblich.

Woran liegt es, dass Frauen seltener Führungspositionen haben als Männer?

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland hinterher, was den Anteil von Frauen in Führungspositionen betrifft. Frauen sind vor allem im Top-Management – also zum Beispiel in Vorständen oder Aufsichtsräten – nach wie vor stark unterrepräsentiert. Woran liegt das? An der Qualifikation von Frauen kann es nicht liegen: Frauen sind nicht schlechter ausgebildet als Männer. Sie haben auch nicht seltener als Männer akademische Abschlüsse. Was also ist das Problem?

Ein Faktor, der dazu führt, dass Frauen seltener Führungsposten innehaben, sind Vorurteile. Die Charakteristika, die Führungskräfte besitzen sollten, sind oft solche, die als typisch männlich wahrgenommen werden – zum Beispiel Dominanz, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit. Frauen hingegen werden oft für weniger durchsetzungsfähig und selbstbewusst gehalten. Dass Frauen nicht nur genauso gute Führungskräfte wie Männer, sondern manchmal sogar bessere Führungskräfte sein können, wird dabei leicht übersehen.

Erschwerend hinzu kommt, dass es oft Männer sind, die hochrangige Personalentscheidungen treffen. Grundsätzlich gibt es – nicht nur bei Männern – die Tendenz, sich mit Menschen zu umgeben, die einem ähnlich sind. Bei Männern sind das oft ebenfalls Männer, weshalb männliche Führungskräfte tendenziell eher Männer fördern – und sich entsprechend häufig für männliche Kandidaten entscheiden, wenn ein Posten zu besetzen ist. 

Kinder, Haushalt – und Karriere?

Ein weiterer Faktor ist der Lebenslauf vieler Frauen. Viele Frauen legen eine Pause im Job ein, wenn sie Kinder bekommen. Das führt in vielen Fällen zu einem Karriereknick. Beim Wiedereinstieg in den Beruf haben Frauen es oft schwer, in höhere Positionen aufzusteigen. Hinzu kommt: Der Aufstieg in hochrangigere Posten erfolgt oft zwischen dem 30. Und 35. Lebensjahr – genau der Zeitraum, in dem viele Frauen mit Kindern beruflich kürzertreten müssen. Frauen mit Kindern arbeiten zudem häufiger in Teilzeit, was ihre Karrierechancen ebenfalls verschlechtert.

Problematisch für Female Leadership ist darüber hinaus die noch immer häufig suboptimale Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Frauen sind oft wenig flexibel im Job, wenn sie Familie haben. Es mangelt zum Beispiel an Teilzeitmodellen für Führungskräfte, die eine spannende Option sein könnten. Außerdem können unpassende Öffnungszeiten von Kitas dazu führen, dass Frauen im Job eingeschränkt sind. Ein weiteres Problem: die Aufgabenteilung in Familien. Überwiegend sind es nach wie vor Frauen, die den Großteil der Aufgaben im Haushalt und bei der Kinderbetreuung übernehmen. Neben Familie und Haushalt nicht nur in Vollzeit zu arbeiten, sondern sich auch noch für die Karriere übermäßig im Job zu engagieren, ist in vielen Fällen schlicht nicht realistisch.

Female Leadership: Was zeichnet ihn aus?

Wie sieht er aus, der typisch weibliche Führungsstil? Was kennzeichnet Female Leadership? Sind Frauen überhaupt andere Führungskräfte als Männer? Wer von der „typisch weiblichen“ oder „typischen männlichen“ Führung spricht, landet schnell bei Geschlechterstereotypen. Der Führungsstil einer Person, egal ob männlich oder weiblich, hängt in erster Linie von der Person und nicht von ihrem Geschlecht ab. Es gibt weibliche Führungskräfte, die Eigenschaften verkörpern, die vorwiegend Männern zugeschrieben werden. Ebenso gibt es männliche Führungskräfte, die sich durch Merkmale auszeichnen, die als eher weiblich gelten.

Die eine typisch weibliche Führung gibt es also nicht, denn jeder Mensch ist anders. Potenziell aber gibt es zwischen Männern und Frauen Unterschiede, was ihre Selbstdarstellung und ihr Auftreten angeht, ihr Konkurrenzdenken und ihre Hilfsbereitschaft. Frauen gelten vielfach als kooperativer, kommunikationsstärker, sozialer, empathischer. Sie sind damit (zumindest in der Theorie) als Führungskräfte eher zu Kompromissen bereit und können anpassungsfähiger als Männer sein.

Frauen fällt es mitunter leichter, mit anderen auf einen Nenner zu kommen. Ihnen wird oft nachgesagt, sich kollegialer zu verhalten; ihr Führungsstil kann dafür sorgen, dass keiner außen vor bleibt. Ebenso könnte Female Leadership dazu führen, dass es weniger Konflikte gibt. Gibt es doch Probleme, profitieren viele Frauen von ihrer Empathie und Kompromissbereitschaft.

Wie wirkt sich weibliche Führung auf den Unternehmenserfolg aus?

Mehr weibliche Führungskräfte = mehr Erfolg für Unternehmen? Dieser Zusammenhang wird zwar vielfach kolportiert, allerdings konnten Studien bislang in vielen Fällen keine direkte Verbindung zwischen einer Frauenquote und der Unternehmensleistung zeigen. Bei Studien, die als Beleg für den Erfolgsfaktor Frauenquote herangezogen werden, stellt sich zudem die Frage nach Korrelation und Kausalität: Nur, weil etwas gleichzeitig beobachtet werden kann, muss es keinen kausalen Zusammenhang geben.

Ein Beispiel hierfür ist der Gender Diversity Index 2019. Dabei wurden die hundert größten börsennotierten Unternehmen in Hinblick auf die Gleichstellung in der Unternehmensführung untersucht. Das Fazit: Die 30 Unternehmen, die als besonders fortschrittlich in Sachen Geschlechtervielfalt galten, schnitten im Durchschnitt zwei Prozentpunkte besser ab als der Dax. Daraus wurde geschlussfolgert, dass die Zahl der Frauen in oberen Führungspositionen ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg ist. Es bleibt aber die Frage, ob der höhere Frauenanteil die Ursache für den Erfolg ist.

Nichtsdestotrotz: Es gibt inzwischen viele Studien, die auf einen positiven Zusammenhang zwischen der Zahl der Frauen im Top-Management und einer guten Stellung von Firmen am Kapitalmarkt von Unternehmen hindeuten. Grundsätzlich scheint es logisch, dass es für Unternehmen nützlich ist, wenn es möglichst viele unterschiedliche Perspektiven gibt. Frauen und Männer haben vielfach andere Hintergründe, Herangehensweisen und Vorstellungen. Dadurch ist es in jedem Fall sinnvoll, auf ein möglichst ausgeglichenes Geschlechterverhältnis auf allen Ebenen in Unternehmen zu achten.

Wie kann man Female Leadership fördern?

Es gibt zahlreiche Initiativen, die weibliche Führung stärken sollen. Ein Ansatz ist die Frauenquote. Eine Frauenquote wurde lang diskutiert, politisch gab es aber in vielen Fällen keine Mehrheiten. Inzwischen tut sich aber etwas: Seit 2015 gibt es das „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“, auch: „Gesetz zur Frauenförderung“. Große Wirtschaftsunternehmen sind nun per Gesetz dazu verpflichtet, 30 Prozent ihrer Aufsichtsratposten mit Frauen zu besetzen. Für Vorstände gibt es allerdings keine verbindlichen Quoten.

Seit August 2021 ist das Zweite Führungspositionengesetz in Kraft. Es enthält verbindliche Vorgaben für die Wirtschaft und den öffentlichen Dienst. Welche Regelungen gelten, hängt von verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel, wie groß ein Unternehmen ist, ob es börsennotiert und zugleich paritätisch mitbestimmt ist und wie groß der Vorstand ist. Praktisch führt das dazu, dass es nach wie vor für viele Unternehmen keine Frauenquote gibt und auch nicht geben muss.

Neben gesetzlichen Vorgaben wie der Frauenquote kommt es maßgeblich auch auf die Strukturen an. Frauen sollten grundsätzlich gute Bedingungen für einen beruflichen Aufstieg haben. Das bedeutet auch, dass hochrangige Personen in Unternehmen weibliche Mitarbeiter und Bewerberinnen positiv sehen sollten. Frauen und Männer sollten in Firmen gleichermaßen gefördert werden, damit alle dieselben Chancen haben. Dabei helfen auch spezielle Trainingsprogramme für (angehende) Führungskräfte, die interessierte Beschäftigte nutzen können sollten.

Darüber hinaus ist nach wie vor die Politik gefragt: Wichtig sind nicht nur Gesetze, in denen etwa eine Frauenquote geregelt wird. Entscheidend ist auch, dass die Rahmenbedingungen für Female Leadership stimmen. Dazu gehört zum Beispiel, dass es genügend Betreuungsplätze für Kinder gibt.

Als Frau Karriere machen: Erfolgsfaktoren

Wie macht man als Frau Karriere? Zwar muss am Ende jede Frau ihren eigenen Weg finden, es gibt aber bestimmte Faktoren, die die Karriere befördern können. Hilfreich ist es, wenn Sie möglichst früh einen Plan haben, wo Sie beruflich hinwollen. Dadurch können Sie Ihre künftigen Positionen ganz bewusst auswählen, anstatt sich bei der Jobsuche mehr oder weniger vom Zufall leiten zu lassen. Je zielgerichteter und planmäßiger Sie vorgehen, desto eher werden Sie schnell Karriere machen können.

Wichtig ist außerdem, dass Sie sich ein Netzwerk aufbauen. Manche Frauen, die beruflich aufsteigen möchten, vernachlässigen diesen Aspekt. Je besser Sie vernetzt sind, desto mehr Chancen können sich für Sie ergeben. Sie wissen nie, wann es sich lohnen kann, gut mit Person X oder Person Y bekannt zu sein. Knüpfen Sie also bewusst neue Kontakte und pflegen Sie diese dann auch, zum Beispiel auf Netzwerk-Treffen, anderen Events oder über direkte Kontakte. Es kann sich auch lohnen, mit ehemaligen Arbeitgebern und Kollegen in Kontakt zu bleiben.

Selbstmarketing als Karriere-Turbo

Es sind nicht immer die kompetentesten Personen, die beruflich aufsteigen. Oft sind es vielmehr die Beschäftigten, die sich am besten verkaufen können, die Karriere machen. Achten Sie also darauf, wie Sie auf andere wirken; treten Sie souverän und selbstbewusst auf. Auch Ihre Entscheidungen sollten von Selbstvertrauen zeugen: Trauen Sie sich neue Herausforderungen zu, statt an sich zu zweifeln und sich so ungewollt selbst Steine in den Weg zu legen.

Um Karriere zu machen, brauchen Sie bestimmte fachliche und persönliche Kompetenzen. Um sich für hochrangige Posten zu qualifizieren, ist jede Art der Weiterbildung sinnvoll (sofern sie zu Ihrer Situation passt). Es gibt auch Führungskräfteprogramme speziell für Frauen, wobei Sie natürlich auch an „normalen“ Führungskräfteprogrammen teilnehmen können, um sich die nötigen Skills für den beruflichen Aufstieg anzueignen.

Falls Sie Kinder haben, haben Sie durch den Beruf ohnehin eine Doppelbelastung. Regeln Sie die Kinderbetreuung und Aufgaben im Haushalt möglichst fair mit Ihrem Partner. Wo möglich, können Sie auch externe Unterstützung in Anspruch nehmen, zum Beispiel in Form einer Putzfrau. Dadurch bleibt Ihnen mehr Zeit für den Job und für Ihre Familie.

Bildnachweis: loreanto / Shutterstock.com

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