Frauenquote: Ist sie sinnvoll oder nicht?

Frauen sind in der Arbeitswelt nach wie vor in vielen Bereichen gegenüber Männern schlechtergestellt. Hier setzen Frauenquoten an: Durch sie soll der Anteil an Frauen in bestimmten Positionen erhöht werden. Was genau eine Frauenquote ist, wer sich daran halten muss und welche Argumente dafür und dagegen sprechen, erfahren Sie hier.

Eine Frau als Geschäftsführerin aufgrund der Frauenquote

Frauenquote: Was steckt dahinter?

Nach wie vor dominieren Männer die hochrangigen Positionen in den meisten deutschen Firmen. Sie sitzen häufiger in Vorständen, Aufsichtsräten oder haben Jobs in den oberen Führungsebenen als Frauen. Ein Instrument, das das ändern soll, sind Frauenquoten. Eine Frauenquote ist eine gesetzliche Vorgabe, die darauf abzielt, dass Führungsposten und Gremien zu einem gewissen (Mindest-)Anteil mit Frauen besetzt werden. Das soll die Stellung von Frauen verbessern und zur Gleichstellung der Geschlechter beitragen.

Frauenquoten sind kein neues Mittel, um die Gleichstellung von Frauen zu fördern. Sie wurden schon seit den 1980er Jahren nicht nur in Deutschland eingesetzt. Dass Frauen nicht wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden sollten, ist keine reine Frage der ethischen Haltung. Schon das Völkerrecht schreibt es vor, etwa mit der UN-Konvention CEDAW, dem Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau, das seit dem Jahr 1981 in Kraft ist. Seither gibt es auch in Deutschland verschiedene Gesetze, mit denen die Stellung von Frauen im Arbeitsleben und darüber hinaus gefördert werden soll.

Die Frauenquote in Deutschland: Welche Regelungen gibt es?

Frauenquoten gab es lange Zeit nur für politische Ämter und in der öffentlichen Verwaltung. In der freien Wirtschaft war eine Frauenquote jedoch immer wieder im Gespräch, was vor allem größere Unternehmen dazu veranlasst hat, freiwillig eine höhere Frauenquote einzuführen. Dazu zählen Firmen wie Daimler, Bosch und BMW.

Im Jahr 2014 hat die Große Koalition festgelegt, dass große Unternehmen in Deutschland Aufsichtsratposten zu mindestens 30 Prozent mit Frauen besetzten müssen. Das hat der Bundestag 2015 mit dem Ersten Führungspositionen-Gesetz (FüPoG) beschlossen. Die Regelung gilt verpflichtend allerdings nur für rund 100 Unternehmen. Rund 3500 weitere große Firmen müssen darüber hinaus selbst entsprechende Frauenquoten festlegen.

Sechs Jahre später, im Jahr 2021, wurde auch die Frauenquote in Vorständen beschlossen. Näheres regelt das Zweite Führungspositionen-Gesetz (FüPoG II). Demnach müssen börsennotierte, paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern einen Frauenanteil in ihren Vorständen haben. Das gilt jedoch nur bei mehr als drei Vorstandsmitgliedern: ab dem vierten Vorstandsmitglied muss mindestens ein Vorstand weiblich sein.

Für Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes, Körperschaften des öffentlichen Rechts wie beispielsweise gesetzliche Krankenkassen, die Agentur für Arbeit und Renten- und Unfallversicherungsträger gelten noch etwas strengere Frauenquoten. Bei mehr als zwei Mitgliedern der Geschäftsführung muss es bei solchen Unternehmen mindestens eine Frau geben. Außerdem müssen Firmen Gründe dafür nennen können, wenn im Vorstand, dem Aufsichtsrat und den obersten beiden Führungsebenen unterhalb des Vorstands keine Frauen sitzen.

Im öffentlichen Dienst gibt es eine Quotenregelung, die sich aus dem Gleichstellungsgesetz für den öffentlichen Dienst – auch Bundesgleichstellungsgesetz – und dem Ersten und Zweiten Führungspositionen-Gesetz ergibt. Das führt etwa dazu, dass bei gleicher Qualifikation Frauen bei der Besetzung von Stellen bevorzugt werden müssen. Bis Ende 2025 sollen Frauen und Männer zu gleichen Teilen in Führungspositionen der Bundesverwaltung sitzen.

So hoch ist die Frauenquote in Führungspositionen derzeit

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist in Deutschland nach wie vor eher gering. Im Jahr 2020 lag er bei 28,4 Prozent. Damit war der Frauenanteil in Führungspositionen im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent gesunken. Der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten der Top-200-Unternehmen in Deutschland liegt derzeit bei 30,4 Prozent, der Anteil von Frauen in Vorständen von Top-200-Unternehmen hingegen nur bei 14,7 Prozent.

Damit ist nicht einmal jede dritte Führungskraft in Deutschland weiblich. Mit diesen Zahlen bewegt sich Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedsstaaten im unteren Drittel. Am besten steht Lettland mit einem Frauenanteil von 47 Prozent da, gefolgt von Polen (44 Prozent) und Schweden (42 Prozent). Das Schlusslicht ist Zypern mit 25 Prozent. Der EU-weite Durchschnitt liegt bei einem Frauenanteil von 34 Prozent.

Im öffentlichen Dienst sind die Zahlen etwas besser als in der freien Wirtschaft: Der Frauenanteil an Führungspositionen betrug dort zuletzt 36 Prozent, in den obersten Bundesbehörden lag er bei 39 Prozent.

Frauenquote Pro & Contra: Argumente für und gegen die Frauenquote

Die Frauenquote ist umstritten – selbst unter Menschen, die sich einen höheren Anteil von Frauen in Führungspositionen wünschen. Es gibt sowohl gute Argumente für als auch gegen eine Frauenquote. Hier finden Sie die wichtigsten Pro- und Contra-Argumente im Überblick.

Pro: Das spricht für eine Frauenquote

  • Freiwillige Frauenquoten sind zwar wünschenswert und werden auch in vielen Unternehmen umgesetzt. Freiwilligkeit alleine reicht aber oft nicht, weil sich in vielen Bereichen ohne einen gewissen Druck nichts ändert. Auch die freiwilligen Quoten von Firmen hingen oft damit zusammen, dass verpflichtende gesetzliche Vorgaben ohnehin auf dem Weg waren. Zwang kann manchmal nötig sein, um den nötigen Wandel anzustoßen. Womöglich würde der Frauenanteil in Führungspositionen zwar auch ohne Quote nach und nach steigen, mit Frauenquote geht es aber wahrscheinlich deutlich schneller.
  • Wenn fast nur Männer in hochrangigen Positionen in Unternehmen sitzen, kann das zu einem Teufelskreis führen. Wenn sie Personalentscheidungen treffen, entscheiden sich Männer womöglich für den Kandidaten, der ihnen am ähnlichsten ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Kandidat männlich ist, ist sehr hoch.
  • Studien haben gezeigt, dass gemischte Teams besser und effektiver arbeiten. Frauen und Männer bringen oft unterschiedliche Punkte ein, haben unterschiedliche Hintergründe und Ansichten. Das kann für Denkanstöße und Diskussionen sorgen, die zu einem besseren Ergebnis führen und kreatives Denken befördern können. Somit kann ein höherer Frauenanteil in Vorständen und Führungspositionen dem Unternehmen mehr Erfolg bescheren.
  • Eine Frauenquote kann die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern. In vielen Unternehmen sind Auszeiten wegen Kindern oder Teilzeit nach wie vor nicht gern gesehen. Durch Frauenquoten können Frauen bessere Chancen haben, Karriere zu machen, obwohl sie eine Familie haben. Sie müssen sich dann nicht für das eine oder andere entscheiden.

Contra: Das spricht gegen eine Frauenquote

  • Nicht alle Frauen befürworten eine Frauenquote – auch nicht solche in hochrangigen Positionen. Viele Frauen wollen nicht als „Quotenfrau“ verunglimpft werden. Sie befürchten, dass eine Frauenquote dazu führt, dass ihnen die Qualifikationen für ihren Posten abgesprochen werden. Wenn die Kollegen lästern, dass man einen bestimmten Job nur wegen seines Geschlechts bekommen habe, kann das frustrierend sein.
  • Gegner einer Frauenquote argumentieren, dass nicht das Geschlecht entscheidend dafür sein sollte, wer einen bestimmten Posten bekommt, sondern die Qualifikation. Eine Frauenquote könnte dazu führen, dass in Einzelfällen bessere männliche Kandidaten das Nachsehen gegenüber einer Frau haben. Je nachdem, wie die Frauenquote im Einzelnen ausgestaltet ist, könnten männliche Kandidaten durch starre Regelungen auch diskriminiert werden. Ein Beispiel hierfür ist das Frauenstatut der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Bei der Vergabe von Listenplätzen müssen alle ungeraden Plätze an Frauen vergeben werden, also automatisch auch Platz 1. Bei kleineren Landesverbänden wie in Bremen oder dem Saarland, bei denen häufig nur der erste Listenplatz ins Parlament einzieht, kann das zu einem faktischen Ausschluss von Männern führen.
  • Eine Frauenquote kann das falsche Signal aussenden: Dass es sie gibt, kann den Eindruck erwecken, dass Frauen es aus eigener Kraft – ohne Quote – nicht schaffen. Frauen könnten bei dieser Deutungsweise als schwach und hilfsbedürftig angesehen werden. Bei einer wirklichen Gleichberechtigung, könnte man argumentieren, sollte eine Frauenquote nicht nötig sein.
  • Frauenquoten gelten in der Regel nur für Top-Posten in Unternehmen – da muss man erstmal hinkommen. Wer das nicht schafft, weil er direkt oder indirekt wegen seines Geschlechts benachteiligt wird, hat von der Quote nichts.

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