Bewerbungsangst: Woher sie kommt und was Sie dagegen tun können

Bewerbungen schreiben und zu Vorstellungsgesprächen gehen zu müssen löst wohl bei den wenigsten Bewerbern Freude aus. Für manche ist der Bewerbungsprozess ein notwendiges Übel, während der Gedanke an Bewerbungsgespräch und Co bei anderen regelrechte Panik auslöst. Viele Bewerber sind von einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Bewerbungsangst betroffen. Hier erfahren Sie, wie sich Bewerbungsangst bemerkbar machen und woher sie kommen kann. Unsere Tipps gegen Bewerbungsangst helfen Ihnen dabei, gelassener an Bewerbungsphasen heranzugehen.

Ein Mann sitzt vor dem Laptop und hat Bewerbungsangst

Bewerbungsangst: So kann sie sich bemerkbar machen

Dass man beim Gedanken an Bewerbungen und insbesondere mögliche Bewerbungsgespräche nervös wird, ist ganz normal. So geht es wohl den meisten Bewerbern. Besonders kurz vor dem Vorstellungsgespräch nimmt die Aufregung bei vielen Kandidaten zu.

Manche Bewerber leiden jedoch stärker an einer Bewerbungsangst als andere. Mitunter ist die Angst vor Vorstellungsgesprächen so ausgeprägt, dass sie lähmend wirkt. Aber was bedeutet Bewerbungsangst eigentlich? Gemeint sind Ängste, die mit den verschiedenen Facetten des Bewerbungsprozesses einhergehen. Damit können verschiedene Gefühle verbunden sein.

Typisch ist es, nervös zu sein, unruhig und aufgeregt. Meist kommen verschiedene körperliche Symptome hinzu, zum Beispiel ein trockener Mund, Schwitzen, Übelkeit oder Zittern. Auch die kognitive Leistungsfähigkeit kann in Situationen, die als beängstigend empfunden werden, leiden. Das kann dazu führen, dass Betroffene kaum einen klaren Gedanken fassen können.

Bewerbungsangst kann verschiedene Ausprägungen haben:

  • Ausgeprägte Bewerbungsangst geht oft mit Angst vor jeglicher Kontaktaufnahme mit möglichen Arbeitgebern einher. Die Interessenten haben etwa Angst, bei einem Unternehmen anrufen oder persönlich dort erscheinen zu müssen. Schreiben sie etwa eine E-Mail, in der sie sich nach einem Praktikumsplatz erkundigen, und werden dann gebeten, kurz in der Firma vorbeizuschauen, kann das Panik auslösen.
  • Manche Bewerber haben Angst vor einer direkten Kontaktaufnahme seitens des Unternehmens, besonders in Bezug auf Anrufe. Oft telefonieren solche Menschen generell nicht gerne – und sind umso nervöser, wenn sie das Gefühl haben, sich im Telefonat optimal präsentieren zu müssen.
  • Besonders verbreitet ist die Angst vor Vorstellungsgesprächen. Kein Wunder: Im Vorstellungsgespräch steht man als Bewerber auf dem Prüfstand. Meist sieht man sich gleich mit mehreren Entscheidungsträgern konfrontiert, die einen beurteilen. Wenn dem Bewerber dann noch viel an dem Job liegt, ist Nervosität meist vorprogrammiert. Bei manchen Bewerbern legt sich die Angst vor dem Vorstellungsgespräch in den ersten Minuten des Kennenlernens, bei anderen dauert sie über den Verlauf des Gesprächs unvermindert an.
  • Wer unter Bewerbungsangst leidet, hat häufig auch Angst, mögliche Arbeitgeber auf Job- und Ausbildungsmessen kennenzulernen.

Bewerbungsangst kann gravierende Folgen haben

Wer unter Bewerbungsangst leidet, empfindet Bewerbungsphasen häufig als große Belastung. Sich bewerben zu müssen, wird oft als extrem anstrengend wahrgenommen. Viele Bewerber, die unter Bewerbungsangst leiden, nehmen Bewerbungen als riesige Hürde wahr. Das kann dazu führen, dass man seine eigenen Chancen ungewollt torpediert – oder sogar ganz auf das Schreiben von Bewerbungen verzichtet, wenn es nicht dringend erforderlich ist.

Viele Arbeitnehmer sind in ihrem Job unzufrieden. Große Bewerbungsangst kann dazu führen, dass Beschäftigte dennoch in ihrem Job verharren. Betroffene machen sich etwa Sorgen, dass sie keinen besseren Job finden, oder haben so große Angst vor Vorstellungsgesprächen, dass sie entsprechende Situationen von vornherein vermeiden.

Übermäßige Nervosität kann zu Absagen führen

Übermäßig nervöse Bewerber sind im Vorstellungsgespräch oft so aufgeregt, dass sie keinen klaren Gedanken fassen können. Sie bekommen häufig einen trockenen Mund und haben Schwierigkeiten, sich eloquent zu artikulieren. Es kann ihnen schwerfallen, Blickkontakt zu halten, und sie können ungewollt eine abweisende Körperhaltung einnehmen. Auch Blackouts sind bei großer Nervosität keine Seltenheit.

Auch, wenn Bewerbungsangst in moderaten Ausprägungen etwas ganz Natürliches ist: Nimmt sie Überhand, kann sie zum Grund für Absagen werden. Das, wovor man Angst hat, tritt durch das eigene Verhalten tatsächlich ein. Das ist umso ärgerlicher, wenn man sich eigentlich für einen geeigneten Kandidaten hält und weiß, dass man die nötigen Kompetenzen mitbringt.

Mögliche Ursachen von Bewerbungsangst

Was entscheidet darüber, ob jemand schon beim Gedanken an Bewerbungen Schweißausbrüche bekommt oder ob er vergleichsweise gelassen an den Bewerbungsprozess herangehen kann? Wie groß die Angst vor Bewerbungen ist, ist einerseits eine Frage der Persönlichkeit. Introvertierten Menschen fällt es tendenziell schwerer als extrovertierten Menschen, an neue Situationen wie ein Bewerbungsgespräch mit unbekannten Personen offen heranzugehen.

Zugleich ist es für viele Bewerber, egal ob introvertiert oder extrovertiert, gewöhnungsbedürftig, sich bei Bewerbungen verkaufen zu müssen. Aus diesem Grund gehört das Formulieren des Anschreibens für viele Bewerber zu den lästigsten Aufgaben überhaupt. Wohl jeder Bewerber hat schließlich verinnerlicht, dass er im Bewerbungsschreiben möglichst selbstbewusst auftreten sollte, um einen potenziellen Arbeitgeber zu überzeugen.

Eine besonders große Herausforderung für Menschen mit ausgeprägter Angst vor Bewerbungen ist das Vorstellungsgespräch. Dass man dort nervös werden kann, ist nachvollziehbar – schließlich hängt viel davon ab, wie man sich dort präsentiert. Außerdem hat man keine Zeit, sich Antworten in Ruhe zurechtzulegen, sondern muss auf Knopfdruck „funktionieren“ und passende Antworten ausspucken.

Ein geringes Selbstbewusstsein kann Bewerbungsangst verschlimmern

Zeigen, dass man nervös ist, sollte man auch nur in Maßen. Zwar haben die meisten Personaler Verständnis dafür, wenn Kandidaten aufgeregt sind. Dennoch besteht die Gefahr, dass ein allzu nervöser Kandidat als nicht tauglich für die Herausforderungen des Joballtags angesehen wird. Was ist etwa, wenn der Bewerber später Präsentationen vor wichtigen Kunden halten muss? Oder er in Verkaufsgesprächen überzeugen muss?

Vorstellungsgespräche gleichen einer Prüfungssituation. Der Bewerber wird kritisch in Augenschein genommen und beurteilt. Wer eine Absage erhält, fühlt sich nicht selten als Person abgelehnt, obwohl oft gar nicht klar ist, was bei der Entscheidung des Unternehmens den Ausschlag gegeben hat.

Oft spielt ein geringes Selbstbewusstsein eine wichtige Rolle bei Bewerbungsangst. Viele Bewerber glauben, dass sie ohnehin nicht gut genug sind und dass andere Bewerber qualifizierter für den Job sind. Wer nicht an sich glaubt, rechnet eher mit einer negativen Reaktion der Gesprächspartner im beziehungsweise nach dem Bewerbungsgespräch. Die Angst vor einer antizipierten unangenehmen Situation kann die Bewerbungsangst insgesamt erhöhen.

Bewerbungsangst überwinden: 9 Tipps gegen Nervosität

Die Angst vor Bewerbungen kann eine große Belastung sein. Nicht selten hindert sie Arbeitnehmer am beruflichen Fortkommen. Dabei haben Sie ein Stück weit selbst in der Hand, wie ausgeprägt Ihre Bewerbungsangst im Allgemeinen und die Angst vor Vorstellungsgesprächen im Speziellen ist. Die folgenden Tipps können Ihnen dabei helfen, Ihre Bewerbungsangst zu überwinden.

1. Üben, üben, üben

Bei den meisten Ängsten ist es hilfreich, sich der Situation zu stellen. Denn: Je mehr Übung Sie haben, desto mehr Selbstvertrauen gewinnen Sie auch. Das gilt auch für Vorstellungsgespräche und Bewerbungen allgemein.

Je mehr Bewerbungen Sie schreiben und je mehr Vorstellungsgespräche Sie durchlaufen haben, desto routinierter werden Sie. Es wird Ihnen leichter fallen, sich zu artikulieren, und Ihre Nervosität wird im Laufe der Zeit abnehmen. Es kann deshalb hilfreich sein, auch zu Bewerbungsgesprächen zu gehen, wenn Sie einen Job nicht zu 100 Prozent haben wollen. Sehen Sie ein solches Vorstellungsgespräch als Gelegenheit zum Üben, bei der Sie wenig zu verlieren haben.

2. Was kann Ihnen passieren?

Ängste sind oft irrational, und häufig ist uns gar nicht so richtig klar, wovor wir überhaupt Angst haben. Analysieren Sie deshalb ruhig einmal Ihre Bewerbungsangst: Wovor fürchten Sie sich? Was ist das Schlimmste, was Ihnen bei Bewerbungen passieren könnte? Welches wäre der schlechteste Ausgang eines Vorstellungsgesprächs?

Genau: Sie bekommen den Job nicht. Von einer Absage geht die Welt nicht unter, und wer weiß, vielleicht wäre der Job ohnehin nicht so toll gewesen wie gedacht. Machen Sie sich klar, dass Absagen zum Bewerbungsprozess dazugehören. Auch andere Bewerber bekommen negative Rückmeldungen – selbst hochqualifizierte Kandidaten werden hin und wieder eine Absage erhalten.

3. Nehmen Sie Absagen nicht persönlich

Wichtig ist auch, dass Sie Absagen nicht persönlich nehmen. Viele Dinge können darüber entscheiden, wer eine Zusage bekommt und wer nicht. Besonders, wenn es gar nicht erst zu einem Vorstellungsgespräch kommt, kann eine Absage kaum persönlich gemeint sein. Man kennt Sie schließlich gar nicht, womöglich hat man Ihre Bewerbung nur kurz überflogen. Eine Absage bedeutet nicht, dass Ihre Bewerbung negativ angekommen wäre. Es gab eben überzeugendere Bewerber – oder die Stelle war ohnehin längst „vergeben“, an einen internen Bewerber oder einen Bewerber, der seine Beziehungen genutzt hat.

Ein Vorstellungsgespräch bietet Ihren Ansprechpartnern zwar einen persönlichen Eindruck von Ihnen, aber wirklich kennenlernen kann man niemanden in so kurzer Zeit. Letztlich wissen Sie wahrscheinlich gar nicht, warum man sich gegen Sie entschieden hat. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die einen solche Entscheidung bedingen. Auch bei zwei oder drei Top-Kandidaten kann schließlich nur einer den Job bekommen.

4. Arbeiten Sie an Ihrem Selbstbewusstsein

Wie steht es um Ihr Selbstbewusstsein? Dieser Aspekt ist besonders wichtig, wenn Sie Ihre Bewerbungsangst verringern möchten. Wenn Ihr Selbstbewusstsein ausbaufähig ist, sollten Sie gezielt daran arbeiten. Sie können etwa Freunde oder Familienmitglieder fragen, was sie an Ihnen schätzen. Oder Sie machen eine Liste mit Dingen, die Sie erreicht haben oder die Sie an sich mögen.

Auch, wenn Sie sich dabei blöd vorkommen mögen: Es kann hilfreich sein, sich im Spiegel anzulächeln oder ein paar nette Worte für sich zu finden. Wenn Sie das häufig wiederholen, kann es durchaus einen Unterschied machen.

Wie Sie sich kleiden, wirkt sich ebenfalls auf Ihr Selbstbewusstsein aus. Für das Vorstellungsgespräch ist es deshalb empfehlenswert, ein professionelles Outfit zu wählen, in dem Sie sich trotzdem wohlfühlen.

5. Bewerben Sie sich mit Bedacht

Prüfen Sie genau, für welche Stellen Sie sich bewerben. Bei manchen Bewerbungen ist es unrealistisch, dass Sie den Job am Ende bekommen. Natürlich können Sie es trotzdem versuchen – aber wenn Sie nicht die passenden Qualifikationen mitbringen, ist eine Absage wenig verwunderlich. Bewerten Sie Ihre Chancen realistisch und behalten Sie das im Hinterkopf, wenn Sie eine Rückmeldung vom Unternehmen erhalten.

6. Vorstellungsgespräch: Entspannter dank guter Vorbereitung

Angst vor Vorstellungsgesprächen ist häufig Angst vor dem Unbekannten. Dabei ist das Vorstellungsgespräch gar nichts vollkommen Unbekanntes oder Mysteriöses, selbst, wenn Sie die Personen noch nicht kennen, die Ihnen gegenübersitzen werden. Der Ablauf eines Bewerbungsgesprächs ist fast immer derselbe. Darauf können Sie sich vorbereiten.

Auch die Art der Fragen in Vorstellungsgesprächen ähnelt sich grundsätzlich. Bestimmte Fragen sind zu Klassikern avanciert, mit denen Sie rechnen können. Legen Sie sich deshalb im Vorfeld Antworten auf wahrscheinliche oder mögliche Fragen zurecht. Sie können etwa überlegen, welches Ihre größten Stärken sind, was Ihr früherer Chef über Sie sagen würde und warum Sie sich für einen geeigneten Bewerber halten.

Es kann nützlich sein, das Bewerbungsgespräch vorher zu simulieren – zum Beispiel mit Freunden oder allein vor dem Spiegel. Dadurch wird sich die Situation im eigentlichen Vorstellungsgespräch nicht mehr so fremd für Sie anfühlen.

7. Kein Stress bei der Anreise zum Vorstellungsgespräch

Damit Sie möglichst gelassen ins Vorstellungsgespräch gehen können, sollten Sie sich nicht nur gut darauf vorbereiten. Auch die Anreise sollte gut geplant sein. Planen Sie Puffer für Verspätungen oder Staus ein – verzögert sich Ihre Anreise, geraten Sie auf diese Weise nicht in Stress. Damit Sie sich im Vorstellungsgespräch gut konzentrieren können, sollten Sie außerdem etwas gegessen und genug getrunken haben.

8. Seien Sie Sie selbst

Besonders in Situationen, wo es um etwas Wichtiges geht, neigen viele Menschen dazu, sich so zu verhalten, wie es wahrscheinlich erwünscht ist. Im Vorstellungsgespräch sollten Sie aber lieber Sie selbst bleiben. Verbiegen Sie sich nicht, sondern stehen Sie zu sich und Ihren Merkmalen. Authentizität wissen viele Arbeitgeber zu schätzen. Außerdem fällt es häufig auf, wenn jemand sich verstellt.

9. Negative Erfahrungen abhaken

Es ist oft unvermeidlich, im Bewerbungsprozess auch mal negative Erfahrungen zu machen. Man bekommt eine Absage oder hat sich (vermeintlich) im Bewerbungsgespräch blamiert. Analysieren Sie solche Situationen nicht bis ins kleinste Detail, sondern haken Sie sie ab. Dazu gehört es auch, Selbstzweifeln nicht zu viel Raum zu geben. Schauen Sie nicht zurück, sondern nach vorne – bald klappt es mit dem ersehnten Job ganz bestimmt.

Bildnachweis: fizkes / Shutterstock.com

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