Lehrstellensuche: So finden Sie die passende Lehrstelle
Sie haben sich entschieden: nach der Schule wollen Sie eine Berufsausbildung machen. Nun stehen Sie vor der nächsten Hürde: Wie findet man eine Richtung, die wirklich zu einem passt – und wie eine passende Lehrstelle? Hier finden Sie Tipps, erfahren, worauf Sie bei Bewerbungen für Lehrstellen achten sollten und was Sie tun können, wenn Sie keine Lehrstelle finden.
Für eine Ausbildung entscheiden: So finden Sie einen Beruf, der zu Ihnen passt
Schulabgänger, die eine Berufsausbildung machen möchten, müssen sich rechtzeitig um eine passende Lehrstelle kümmern. Das setzt allerdings voraus, dass Sie schon wissen, welchen Beruf Sie erlernen möchten. Wenn das der Fall ist: Glückwunsch! Viele Schüler sind kurz vor dem Ende ihrer Schulzeit noch nicht so weit. Sich für eine berufliche Richtung zu entscheiden ist oft gar nicht so einfach. Als Schüler haben Sie wahrscheinlich keine oder nahezu keine Berufserfahrung, aus der Sie Schlüsse ziehen könnten – bestenfalls haben Sie wahrscheinlich ein kurzes Schülerpraktikum gemacht.
Durch die vielen Möglichkeiten, die Schulabgängern heute zur Wahl stehen, wird es nicht einfacher, sich für einen Beruf zu entscheiden. Wer heute mit der Schule fertig ist, hat so viele Optionen wie noch nie. Vor allem jungen Menschen mit einem guten Abitur stehen unzählige Berufe offen. Wie findet man da den richtigen?
Einen Ansatzpunkt bieten Ihre Talente. Worin waren Sie in der Schule gut? Was können Sie ganz unabhängig von Schulfächern gut? Auch Ihr Interesse ist ausschlaggebend: Was können Sie sich gut vorstellen, beruflich zu machen? Dabei kann es um eine konkrete Tätigkeit, aber auch eine Art von Tätigkeit gehen.
Berücksichtigen Sie auch die Umstände. Entscheidend ist nicht nur die Tätigkeit an sich, sondern auch alles, was dazugehört. Wie läuft ein typischer Arbeitstag in einem bestimmten Beruf ab? Welche Aufgaben hätten Sie grundsätzlich? Würden Sie hauptsächlich vor dem PC sitzen oder den ganzen Tag körperlich arbeiten und in Bewegung sein? Denken Sie auch an die Arbeitszeiten, den Arbeitsort und das Gehalt – in der Ausbildung und danach. Ebenfalls wichtig ist die Lage am Arbeitsmarkt.
Warum ein Schnupperpraktikum eine gute Idee sein kann
Es gibt im Internet diverse Berufswahltests, die aufschlussreich sein können. Machen Sie doch einfach mal ein paar Tests und überlegen Sie, ob die vorgeschlagenen Berufe tatsächlich etwas für Sie sein könnten. Sie können sich auch individuell beraten lassen, zum Beispiel bei der Agentur für Arbeit. Und nicht zuletzt kann es hilfreich sein, Angehörige und gute Freunde nach ihrer Einschätzung zu fragen.
Wenn Sie eine Richtung gefunden haben, die Sie interessiert, sollten Sie möglichst viel darüber in Erfahrung bringen. Lesen Sie sich Berufsbeschreibungen und Erfahrungsberichte durch. Vielleicht haben Sie auch die Möglichkeit, mit Menschen zu sprechen, die den jeweiligen Beruf ausüben.
Es ist außerdem immer eine gute Idee, ein kurzes Praktikum im angestrebten Beruf zu machen, bevor Sie einen Ausbildungsvertrag unterschreiben. So können Sie unmittelbar testen, ob der Beruf Ihren Erwartungen grundsätzlich entspricht oder nicht. Viele Betriebe sind offen für Schnupperpraktika, besonders, wenn eine Ausbildung im selben Betrieb im Raum steht. Scheuen Sie sich nicht, einfach nachzufragen, ob diese Möglichkeit besteht.
Wo kann man eine passende Lehrstelle finden?
Um passende Lehrstellen zu finden, haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Ein breites Angebot an offenen Lehrstellen finden Sie auf den üblichen Jobbörsen im Internet, wo auch Ausbildungsstellen veröffentlicht werden. Außerdem gibt es spezielle Portale für Lehrstellen.
Wenn Sie schon mögliche künftige Ausbildungsbetriebe ausfindig gemacht haben, sollten Sie sich deren Webseite genauer anschauen. Viele Ausbildungsbetriebe informieren Bewerber online darüber, wie die Ausbildung bei ihnen abläuft und welche Voraussetzungen bei einer Bewerbung erfüllt sein müssen. Wenn Sie im Netz nichts finden, können Sie auch direkt bei einem Betrieb Ihrer Wahl nachfragen.
Es kann auch eine gute Idee sein, eine Ausbildungsmesse zu besuchen. Dort können Sie sich über Ihre Möglichkeiten informieren, aber auch ganz unverbindlich in Kontakt mit möglichen Ausbildungsbetrieben kommen. Falls Sie sich später dort bewerben, können Sie sich im Anschreiben auf den (hoffentlich) freundlichen Kontakt auf der Messe beziehen und haben dadurch womöglich bessere Chancen, weil Sie kein Unbekannter sind.
Passende Lehrstellen finden: Tipps für die Lehrstellensuche
Freie Lehrstellen zu finden ist das eine – herauszufinden, welche Ausbildungsplätze wirklich passend sein könnten, ist das andere. Nehmen Sie nicht einfach das erstbeste Angebot an, sondern überlegen Sie kritisch, ob eine bestimmte Lehrstelle zu Ihren Wünschen und Erwartungen passt. Besonders, wenn Sie gute Noten und den passenden Schulabschluss vorweisen können, können Sie ruhig wählerisch sein. Schließlich hängt viel davon ab, wie zufrieden Sie mit Ihrer Ausbildung sind.
Berücksichtigen Sie unbedingt, worauf ein Ausbildungsbetrieb genau spezialisiert ist und was Sie dort folglich lernen würden. Passt das zu dem, was Sie beruflich anstreben? Mit dem, was Sie in der Ausbildung lernen, legen Sie den Grundstein für Ihren weiteren beruflichen Weg. Wenn Sie also zum Beispiel später als Fachinformatiker Software entwickeln möchten, sollten Sie sich einen Ausbildungsbetrieb suchen, der Ihnen genau das anbietet – und nicht etwa einen Betrieb wählen, bei dem es bei der Ausbildung schwerpunktmäßig um Systemintegration geht.
Nehmen Sie am besten mehrere Ausbildungsbetriebe in die engere Wahl. Vielleicht können Sie herausfinden, welche Erfahrungen andere Azubis dort gemacht haben. Bei größeren Unternehmen finden Sie entsprechende Berichte zum Beispiel auf Portalen, bei denen Arbeitgeber bewertet werden. Möglicherweise haben Sie sogar die Gelegenheit, sich direkt bei einem ehemaligen Lehrling der Firma nach seinen Erfahrungen zu erkundigen.
Lehrstelle finden: Bewerbungsfristen beachten
Auch Ihr Bauchgefühl sollte stimmen. Ein erster Eindruck ergibt sich meist schon über die Webseite der Firma. Klingt die Ansprache freundlich und professionell? Wie informativ ist die Homepage? Der Webauftritt ist zwar nicht alles, aber er kann Ihnen durchaus einen realistischen Vorgeschmack auf den Umgang und die Vorgehensweisen in einem Betrieb geben.
Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie frühzeitig mit der Suche nach passenden Lehrstellen beginnen. Die Bewerbungsphasen sind von Unternehmen zu Unternehmen verschieden, wobei es auch auf die berufliche Richtung ankommt. In der IT-Branche wird zum Beispiel meist von September bis Ende Januar nach neuen Azubis für den Spätsommer gesucht, während Sie sich im Handwerk und dem Baugewerbe auch noch ein paar Monate länger Zeit mit der Lehrstellensuche lassen können.
Auch die Firmengröße spielt eine Rolle: Größere Unternehmen suchen meist früher als kleine und mittelständische Betriebe. Bei Letzteren können Sie oft noch kurz vor Ausbildungsbeginn fündig werden. Informieren Sie sich rechtzeitig, welche Fristen in Ihrem Bereich üblich sind, um mit der Bewerbung für die Lehrstelle nicht zu spät dran zu sein.
So schreiben Sie eine überzeugende Bewerbung für eine Lehrstelle
Wenn Sie einen passenden Ausbildungsbetrieb gefunden haben, sind Sie am Zug: Jetzt gilt es, mit einer gelungenen Bewerbung zu überzeugen. Worauf kommt es dabei an? Grundsätzlich muss Ihre Bewerbung vollständig sein, also alle Dokumente beinhalten, die der Ausbildungsbetrieb sich wünscht. Typischerweise umfasst das ein Anschreiben, den Lebenslauf, das Abschlusszeugnis und, soweit relevant, weitere Nachweise. Andere Bestandteile wie ein Deckblatt sind optional.
Ihre Bewerbung sollte optisch ansprechend sein. Sie müssen kein teures Design herunterladen, aber Ihre Bewerbungsunterlagen sollten einen seriösen Eindruck machen. Alle Bestandteile Ihrer Bewerbung sollten dasselbe Design haben, damit alles einheitlich wirkt. Um nicht negativ aufzufallen, sollte Ihre Bewerbung außerdem keine Fehler enthalten. Mehr als ein Rechtschreibfehler kann aus Sicht eines Ausbildungsbetriebs auf eine nachlässige Arbeitsweise hindeuten und Sie disqualifizieren. Achten Sie also darauf, dass alles korrekt ist.
Ihre Bewerbung für eine Lehrstelle braucht ein aussagekräftiges, spannendes Anschreiben. Dabei handelt es sich um ein einseitiges Dokument, in dem Sie Ihre Eignung und Motivation deutlich machen. Begründen Sie, warum Sie sich als Azubi eignen, warum Sie den Beruf erlernen möchten und was Sie zu dem betreffenden Unternehmen zieht. Erläutern Sie anhand von Beispielen, welche Soft Skills Sie mitbringen. Verfassen Sie unbedingt für jeden Ausbildungsbetrieb ein eigenes, individuell zugeschnittenes Anschreiben.
Bewerbung verschicken: Per Post oder E-Mail?
In Ihre Bewerbung für eine Lehrstelle gehört auch ein übersichtlicher Lebenslauf, aus dem hervorgeht, was Sie bisher gemacht haben und welche Qualifikationen Sie mitbringen. Er sollte tabellarisch aufgebaut und maximal zwei Seiten lang sein. Typische Rubriken sind Berufserfahrung (soweit vorhanden) und Praktika, Bildungsweg, Besondere Kenntnisse und Fähigkeiten und, optional, Hobbys und Interessen. Ob Sie ein Bewerbungsfoto verwenden, ist Ihre Entscheidung. Arbeitgeber dürfen es nicht verlangen, aber es ist üblich und wird in der Regel erwartet. Falls Sie ein Bewerbungsfoto nutzen, achten Sie auf eine hohe Qualität. Ihr Foto kann Ihren Erfolg bei der Lehrstellensuche stärker beeinflussen als Sie vielleicht meinen.
Bei den Anhängen der Bewerbung gilt: Verschicken Sie nur das Nötigste. Ihr Abschlusszeugnis gehört dazu, aber weitere Nachweise sind meist nicht erforderlich – es sei denn, der Ausbildungsbetrieb wünscht sie sich explizit oder es ist im jeweiligen Beruf so üblich.
Ob Sie Ihre fertige Bewerbung per Post oder E-Mail verschicken, hängt von den Präferenzen des Ausbildungsbetriebs ab. Vielleicht gibt es auch ein Online-Bewerbungsformular, das Sie in diesem Fall nutzen sollten. Wenn das nicht so ist und das Unternehmen keine besonderen Vorstellungen zur Form der Bewerbung hat, können Sie selbst entscheiden. Bei einer postalischen Bewerbung sollten Sie eine Bewerbungsmappe nutzen und darauf achten, dass die Bewerbung weder geknickt ist noch Flecken enthält. Außerdem müssen Sie sie rechtzeitig verschicken. Um die Bewerbung per E-Mail zu verschicken, fügen Sie alle Bestandteile in ein PDF-Dokument zusammen. Achten Sie darauf, dass die Bewerbung nicht zu groß ist – mit bis zu 5 MB sind Sie aber auf der sicheren Seite.
Keine Lehrstelle: Was nun?
Es kommt vor, dass Schulabgänger keine passende Lehrstelle finden. Dann stellt sich die Frage: Was tun ohne Lehrstelle? Und wie geht man weiter vor? In erster Linie sollten Sie überlegen, warum Sie keine Lehrstelle gefunden haben. Vielleicht haben Sie einen Beruf ins Auge gefasst, der überlaufen ist und wo Sie wegen der Vielzahl der Mitbewerber schlechtere Chancen hatten. Vielleicht haben Sie aber auch zu schlechte Noten oder Ihr Schulabschluss ist niedriger als der von anderen Bewerbern.
Auch der Ausbildungsbetrieb selbst macht einen Unterschied: Bei namhaften Unternehmen bewerben sich deutlich mehr Schulabgänger als in kleinen Familienbetrieben. Und in Großstädten kann die Konkurrenz größer sein als auf dem Land. Wie viele Bewerbungen haben Sie verschickt? Wenn Sie sich nur in einem oder zwei Betrieben bewerben, ist die Gefahr groß, dass Sie am Ende ohne Lehrstelle dastehen. Weiten Sie gegebenenfalls Ihren geografischen Radius aus, wenn Sie zu einem Umzug grundsätzlich bereit wären.
Vielleicht war auch Ihre Bewerbung selbst das Problem – zum Beispiel, weil sie lieblos zusammengestellt wurde, einen schlampigen Eindruck macht oder Fehler enthält. Bei umkämpften Ausbildungsstellen kommt es darüber hinaus stark darauf an, welche Qualifikationen Sie nachweisen können und wie überzeugend Ihr Anschreiben ist. Überlegen Sie also, ob Ihre Bewerbung ausschlaggebend gewesen sein könnte und überarbeiten Sie sie bei Bedarf, bevor Sie sich für andere Lehrstellen bewerben.
Was Sie tun können, wenn Sie keine Lehrstelle gefunden haben
Möglicherweise haben Sie einen Beruf ins Auge gefasst, bei dem es nicht leicht ist, Lehrstellen zu finden. Dann können Sie es natürlich vor dem nächsten Ausbildungsbeginn noch einmal versuchen. Oder Sie überlegen sich, ob auch ein anderer, wenig stark nachgefragter Beruf zu Ihnen passen könnte.
Es gibt viele Ausbildungsberufe, in denen es an Fachkräften und Azubis mangelt. Hier haben Sie auch mit einem weniger guten Schulabschluss prinzipiell gute Chancen. In solchen Bereichen bleiben viele Lehrstellen unbesetzt. Das kann verschiedene Gründe haben. Oft handelt es sich um Berufe, die aus bestimmten Gründen weniger attraktiv sind – zum Beispiel, weil damit harte körperliche Arbeit verbunden ist, monotone Aufgaben oder eine geringe Bezahlung. Auch die geografische Lage kann einen Unterschied machen: Kleine Betriebe auf dem Land tun sich tendenziell schwerer damit, Auszubildende zu finden als Ausbildungsbetriebe in der Stadt.
Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, in welchen Ausbildungsberufen Sie gute Chancen haben, eine Lehrstelle zu finden. Wenn diese Richtungen nichts für Sie sind und Sie weiterhin eine Ausbildung in dem ursprünglich angestrebten Bereich machen möchten, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als auf den nächsten Ausbildungsbeginn zu warten. Sie können die Zeit bis dahin aber sinnvoll nutzen, indem Sie Praktika machen oder einen Nebenjob annehmen.
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