Unkollegialität: Wie gehe ich mit unkollegialem Verhalten um?

Die Arbeit macht Spaß, der Arbeitsplatz ist gut ausgestattet und auch der Umgang mit den Kunden ist angenehm – kurz: der Job könnte klasse sein. Könnte, wenn da nicht einige Zeitgenossen wären, die durch fortwährende Unkollegialität die Stimmung beeinträchtigen würden. Denn Mitarbeiter, die unkollegiales Verhalten an den Tag legen, beeinträchtigen die Stimmung in der gesamten Abteilung. Das stört manche Mitarbeiter so sehr, dass sie sogar erwägen können zu kündigen.

Ungewaschenes Geschirr in der Spüle im Büro, ein Beispiel für Unkollegialität

Unkollegiales Verhalten: Versuch einer Definition und Erklärung

Ein bisschen Konkurrenz ist im Job ganz normal. Schließlich geht es im Beruf auch darum, bestimmte Ziele zu erreichen und die Vorgaben des Vorgesetzten zu erfüllen. Manchmal gelingt das nur, wenn man in einen gesunden Wettstreit mit den Kollegen tritt. Vorgesetzte arbeiten zum Teil sogar aktiv darauf hin, dass die Mitarbeiter untereinander konkurrieren. Grund dafür: Sie erhoffen sich bessere Ergebnisse. Getreu dem Motto „Konkurrenz belebt das Geschäft“.

Es gibt jedoch eine Grenze zwischen gesunder Konkurrenz und Unkollegialität. Manche Mitarbeiter übertreiben es und üben zu viel Druck auf ihre Kollegen aus. Andere verhalten sich unkollegial, indem sie ausschließlich an sich und ihren eigenen Vorteil denken. Die Unkollegialität geht daher oft mit der klassischen Ellbogenmentalität einher: Nur das eigene Fortkommen steht im Mittelpunkt. Das Schicksal, oder besser gesagt die Karriere, der übrigen Mitarbeiter spielt bestenfalls eine untergeordnete Rolle.

Wenn die übrigen Angestellten merken, dass unkollegiales Verhalten eher zum Ziel führt oder sogar noch honoriert wird, könnten sie sich zukünftig ebenfalls so verhalten. Das kann das gesamte Betriebsklima nachhaltig beeinflussen und für alle Beteiligten letztlich zum Nachteil werden.

Die Arten der Unkollegialität

Unkollegialität gibt es in unterschiedlichen Formen. Sollte Ihnen schon einmal Unkollegialität am Arbeitsplatz begegnet sein, dürfte Ihnen eine oder gleich mehrere der folgenden Verhaltensweise bekannt vorkommen:

  • Kollege drückt sich vor der Arbeit: Manchmal rückt eine Deadline näher und gleichzeitig türmt sich die Arbeit. In solchen Moment ist es eine große Erleichterung, wenn einen die Kollegen unterstützen. Doch leider gibt es immer wieder Zeitgenossen, die sich gerade in schwierigen Phasen durch Unkollegialität auszeichnen. Statt zu helfen, verkriechen sie sich. Und je nach Arbeitsumfeld bekommen das die Vorgesetzten nicht mal mit. Die Unkollegialität des Mitarbeiters bleibt ohne Konsequenzen, was für die übrigen Kollegen besonders bitter ist.
  • Kollege übertreibt seine Leistung: Besonders bei Gruppenaufgaben oder in Projekten kommt es vor, dass manche Mitarbeiter mehr leisten als andere. Dieser Umstand allein kann schon für schlechte Stimmung sorgen. Eine ausgeprägte Form der Unkollegialität ist es jedoch, wenn die fauleren Kollegen Lob und Anerkennung dennoch vollumfänglich für sich beanspruchen.
  • Kollege schwärzt andere an: Es ist normal, dass im Arbeitsalltag Fehler geschehen. Natürlich möchte man diese weitestgehend vermeiden und dennoch kommen sie vor. Gute Kollegen halten sich in solchen Situationen gegenseitig den Rücken frei. Eine Form der Unkollegialität ist es, den Kollegen in diesen schwachen Momenten bei Vorgesetzten anzuschwärzen und seine Fehler an die große Glocke zu hängen.
  • Kollege biedert sich beim Chef an: Wenn der Vorgesetzte in der Besprechung das Wort ergreift, zeigt sich eine weitere Form der Unkollegialität. Einige Kollegen werden dann nicht müde zu betonen, wie toll die Ideen des Vorgesetzten sind und wie sehr sie den Vorgesetzten darum beneiden. Sie lassen keine Gelegenheit aus, sich bei der Führungskraft anzubiedern. Dadurch versprechen sie sich ein besseres Verhältnis zum Vorgesetzten und damit Vorteile bei der täglichen Arbeit.
  • Der Kollege mobbt andere Beschäftigte: Mobbing ist die schlimmste Form der Unkollegialität. Beim Mobbing macht ein Mitarbeiter anderen Mitarbeitern ganz bewusst das Leben schwer. Das kann aus Böswilligkeit geschehen oder weil der Mobbende sich dadurch Vorteile im Job verspricht. Diese Art der Unkollegialität kann schwerwiegende Folgen für alle Beteiligten haben: Mobbing ist ein Grund für eine Abmahnung oder sogar für eine Kündigung und kann bei Betroffenen emotionale Schäden nach sich ziehen.

Tipps: Das hilft gegen unkollegiales Verhalten

Wenn Unkollegialität für betroffene Mitarbeiter zur seelischen Belastung wird, sollten Sie ein klärendes Gespräch in die Wege leiten oder einen Vorgesetzten informieren. Was aber, wenn sich ein Kollege zwar unkollegial verhält, es aber noch nicht ausreicht, um sich beim Vorgesetzten zu beschweren? Und wie sollte man sich am besten verhalten, wenn man die Unkollegialität eines bestimmten Mitarbeiters im Kollegenkreis klären möchte, ohne die Führungskraft ins Boot zu holen? Dann können Sie folgende Schritte ausprobieren:

  1. Gespräch suchen: Tatsächlich gibt es bei einigen Menschen eine starke Diskrepanz zwischen Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung. Ihnen ist vielleicht gar nicht bewusst, dass ihr Verhalten als unkollegial wahrgenommen wird. Sollte das so sein, kann schon ein klärendes Gespräch helfen.
  2. Verhalten nicht übernehmen: Erzielt ein Gespräch nicht den gewünschten Effekt, sollte Sie das aber nicht dazu bringen, sich von der Unkollegialität des anderen Mitarbeiters anstecken zu lassen. Unkollegialität mit Unkollegialität zu bekämpfen, hat in der Regel nur wenig Aussicht auf Erfolg. Im schlimmsten Fall stecken Sie dadurch noch weitere Kollegen an und vergiften das Betriebsklima nachhaltig. Versuchen Sie stattdessen, Ihre anderen Kollegen zu unterstützen und zeigen Sie ihnen Wertschätzung. Mit etwas Glück haben Sie damit einen positiven Einfluss auf die übrige Belegschaft und besagter unkollegialer Kollege überlegt es sich in Zukunft, ob er sich durch sein Verhalten ausgrenzen möchte.
  3. Mitarbeiter meiden: Eine andere Möglichkeit, mit der Unkollegialität umzugehen, ist es, den betreffenden Kollegen zu meiden – sofern das möglich ist. Wo es nur geht, sollten Sie versuchen, nicht an den gleichen Projekten zu arbeiten. Unter Umständen können Sie vielleicht auch in eine andere Schicht wechseln. So müssen Sie sich nicht mehr mit der Unkollegialität befassen, sondern können ganz in Ruhe Ihrer Arbeit nachgehen.
  4. Job wechseln: Wenn das alles nicht hilft und Sie nach wie vor von den Sticheleien des Kollegen betroffen sind, bleibt Ihnen noch der Jobwechsel als Option. Dieser Schritt sollte natürlich wohlüberlegt sein. Nur weil der Kollege sich hin und wieder in der Besprechung hervortun und den Vorgesetzten beeindrucken möchte, wird vermutlich niemand seinen Job kündigen. Sollten Sie jedoch stark unter der Unkollegialität leiden und die schlechte Laune mit nach Hause nehmen, ist es an der Zeit, etwas zu ändern.

Bildnachweis: sirtravelalot / Shutterstock.com

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