Respekt im Alltag: Wie man respektvolles Verhalten fördert und lebt
Ein respektvoller Umgang miteinander macht das Zusammenleben und -arbeiten angenehmer und kann Konflikten vorbeugen. Was bedeutet Respekt? Wie begegnet man anderen mit Respekt? Und wie kann sich respektloses Verhalten äußern? Darüber erfahren Sie hier mehr.
Was ist Respekt?
Respekt – das Wort kennt sicherlich jeder. Aber was bedeutet Respekt konkret? Der Duden definiert Respekt als „auf Anerkennung, Bewunderung beruhende Achtung“. Das Wort leitet sich vom Lateinischen „respectus“ ab, was so viel bedeutet wie „zurückschauen“, „Rücksicht“ oder „Berücksichtigung“. Wenn ein Mensch einen anderen respektiert, begegnet er ihm mit Achtung. Er nimmt auf seine Bedürfnisse und Wünsche Rücksicht. Außerdem behandelt er ihn so, dass seine Würde gewahrt wird. Der Umgangston ist höflich und auch im Fall von inhaltlichen Differenzen freundlich.
Respekt kann jedoch noch eine andere Dimension haben. Das zeigt auch die zweite Definition des Duden, die lautet: „vor jemandem aufgrund seiner höheren, übergeordneten Stellung empfundene Scheu, die sich in dem Bemühen äußert, kein Missfallen zu erregen“. Respekt in diesem Sinne bedeutet, dass man sich ein Stück weit eingeschüchtert von jemand anderem fühlt. Die andere Person kann einem leichtes Unbehagen bereiten oder sogar Angst machen. Aus Respekt kann dann Ehrfurcht werden. Im Kontakt mit der betreffenden Person fühlt man sich womöglich etwas beklemmt und passt auf, was man sagt und tut, um nicht negativ aufzufallen.
Respektvoll miteinander umgehen: Warum es so wichtig ist
Sich von anderen Menschen respektiert zu fühlen, ist den meisten Menschen sehr wichtig. Man könnte sogar sagen: Es ist ein Grundbedürfnis, dass einem Respekt entgegengebracht wird. Wer sich respektiert fühlt, fühlt sich besser. Der respektvolle Umgang stärkt sein Selbstwertgefühl und sorgt für angenehme Gefühle. Er fühlt sich so, wie er ist, wertgeschätzt.
Wenn andere einem mit Respekt begegnen, ist das nicht nur Balsam für die Seele. Es ist auch essenziell für ein gutes Miteinander. Angenommen, Menschen würden sich ständig respektlos gegenüber anderen Menschen verhalten. Die Beziehungen untereinander wären dann nicht sehr gut, außerdem würden wahrscheinlich an vielen Stellen Konflikte entstehen. Ein respektvoller Umgang miteinander kann dem vorbeugen. Kontakte mit anderen sind angenehmer und unproblematischer, wenn sie von gegenseitigem Respekt geprägt sind. Das gilt nicht nur für Kontakte im privaten Umkreis, sondern auch für berufliche Beziehungen. Die gegenseitige Achtung, Toleranz und Höflichkeit, die mit Respekt einhergehen, ist ein wichtiger Faktor in der Konfliktprävention.
Ein respektvoller Umgang mit anderen ist nicht zuletzt auf gesellschaftlicher Ebene wichtig und geht damit über persönliche Beziehungen hinaus. Wenn es in einer Gesellschaft üblich oder zumindest wahrscheinlich ist, dass sich auch Fremde bei zufälligen oder flüchtigen Begegnungen respektvoll gegenüber einander verhalten, sorgt das für eine höfliche Kultur. Das trägt zu einem besseren gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Es hilft außerdem, verhärtete Fronten zu vermeiden: Man bleibt eher auch mit Menschen im Gespräch, die andere Ansichten haben als man selbst, wenn man sie grundsätzlich respektiert und anerkennt. Die Folge: Eine gesellschaftliche Spaltung wird unwahrscheinlicher.
Wie entsteht Respekt?
Ob Menschen anderen Menschen mit Respekt begegnen, ist keine Frage des Zufalls. Respekt kann auf verschiedene Weise entstehen. Wie respektvoll Menschen sich verhalten, ist dabei auch eine Frage des kulturellen Hintergrunds. Übergeordnete Gemeinschaften wie zum Beispiel eine Religionsgemeinschaft oder gemeinsame Kultur prägen, welchen Stellenwert Respekt bei Einzelnen hat. Wenn Menschen von klein auf vermittelt bekommen, dass Respekt eine wichtige Rolle spielt, verinnerlichen sie das eher und behalten diese Sichtweise auch als Erwachsene bei.
Gesellschaftliche Normen wirken sich ebenfalls auf das Level an Respekt bei Einzelnen aus. Wenn es gemeinhin als wünschenswert gilt, mit anderen respektvoll umzugehen, zeigen die Mitglieder einer Gesellschaft das erwünschte Verhalten eher – sie möchten schließlich nicht aus der Gemeinschaft ausgestoßen werden, weil sie gegen Normen verstoßen.
Auch die Erziehung trägt einen maßgeblichen Teil dazu bei, ob jemand andere Menschen grundsätzlich respektvoll behandelt oder nicht. Eltern und andere wichtige Bezugspersonen geben Kindern wichtige Werte mit auf den Weg – das prägt. Im besten Fall lernen schon kleine Kinder, andere Menschen zu achten und zu tolerieren. In Kita und Schule sollte das Verständnis für gegenseitigen Respekt vertieft und weiter gefördert werden.
Die genannten Aspekte beeinflussen, wie respektvoll jemand andere Menschen grundsätzlich behandelt. Hinzu kommt eine weitere Ebene: Der persönliche Respekt gegenüber einer bestimmten Person. Er kann über die Höflichkeit und Toleranz, die ein respektvoller Mensch allen Menschen aus Prinzip entgegenbringt, hinausgehen. Ein solcher Respekt ist das Ergebnis von Erfahrungen mit der anderen Person und hängt mit deren Verhalten und/oder Status zusammen. Man achtet sie dafür, wer sie ist.
Respektvoller Umgang mit anderen im Alltag
Wie sieht ein respektvoller Umgang mit anderen Menschen im Alltag aus? Dafür gibt es ganz unterschiedliche Beispiele. Jemand, der anderen Menschen mit Respekt begegnet, nimmt zum Beispiel vielleicht hin, wenn jemand eine abweichende Meinung hat. Er versucht nicht, dem anderen seine Meinung aufzudrücken. Oder er verlangt nichts von einem anderen, zu dem er selbst nicht bereit wäre. Respekt kann auch bedeuten, sich als Manager nicht als etwas Besseres zu empfinden als der Busfahrer oder die Reinigungskraft.
Anderen Menschen mit Respekt zu begegnen bedeutet, sie in all ihren Facetten so zu akzeptieren, wie sie sind, auch wenn sie anders sind als man selbst. Man möchte sie nicht nach dem eigenen Gusto verändern, sondern nimmt sie an. Wie respektvoll jemand ist, zeigt sich auch daran, wie er mit anderen spricht oder über sie redet.
Lässt er sie ausreden, hört er richtig zu? Wie wählt er seine Worte? Wie geht er mit den Bedürfnissen der anderen Menschen um – geht er notfalls darüber hinweg oder achtet er sie? In stressigen Situationen kann es besonders schwer sein, anderen Respekt zu zeigen. Ein respektvoller Mensch bleibt auch dann noch respektvoll, wenn ihm gerade alles zu viel ist oder er sich von jemand anderem provoziert fühlt.
Ein respektvoller Umgang mit anderen bedeutet auch, sie nicht auszunutzen oder immer nur auf den eigenen Vorteil aus zu sein. Echter Respekt setzt ein echtes Interesse am Wohlergehen von anderen voraus. Zugleich achtet man die Grenzen anderer, statt nach Wegen zu suchen, sie zum eigenen Vorteil zu umgehen. Hinter Respekt steckt der grundlegende Gedanke, dass man selbst nicht mehr wert ist als andere. Man sieht den Wert anderer, auch wenn sie andere Lebensentwürfe oder Ansichten haben als man selbst. Damit gehört zu Respekt auch eine ausgeprägte Toleranz.
Respektvoller Umgang im Team
Anderen mit Respekt zu begegnen ist nicht nur im Privatleben wichtig, sondern auch im Job. Die meisten Beschäftigten treffen täglich auf viele Kollegen, mit denen sie mehr oder weniger eng zusammenarbeiten müssen. Wie gut die Beziehung ist, hängt maßgeblich davon ab, ob der Umgang miteinander von Respekt geprägt ist.
Verhalten sich die Kollegen respektvoll gegenüber einander, trägt das zu einem guten Miteinander bei. Es ist positiv für das Betriebsklima und macht Konflikte unwahrscheinlicher. Entstehen sie doch, können sie durch gegenseitigen Respekt oft rasch beigelegt werden. Die Beteiligten fühlen sich eher wohl und arbeiten nicht zuletzt reibungsloser zusammen – eine essenzielle Grundlage für eine gute Zusammenarbeit im Team. Teams, in denen ein respektvoller Umgang herrscht, liefern oft bessere Ergebnisse und sind produktiver.
Was kann man tun, damit es unter Kollegen möglichst respektvoll zugeht? Arbeitnehmer sollten sich gegenüber anderen so verhalten, wie sie selbst behandelt werden möchten. Der Umgangston sollte freundlich und höflich sein, auch wenn es mal Meinungsverschiedenheiten gibt. Gerade in Konfliktsituationen zeigt sich, wie es um den gegenseitigen Respekt wirklich bestellt ist.
Eine wichtige Rolle nehmen dabei auch Führungskräfte ein, die mit gutem Beispiel vorangehen sollten. Sie leben ihren Mitarbeitern vor, wie der Umgang miteinander aussehen sollte. Verhält sich hingegen schon der Chef oder die Chefin respektlos, zieht sich dieses Verhalten womöglich auch durch untergeordnete Ebenen. Auch gemeinsame Regeln und Normen zum gewünschten Umgang miteinander können hilfreich sein, um für einen respektvollen Umgang untereinander zu sorgen.
In Konflikten respektvoll bleiben
Besonders schwer ist es, in Konfliktsituationen respektvoll zu bleiben. Wenn zum Beispiel eine hitzige Diskussion entstanden ist, fällt leicht das ein oder andere Wort, dass die Betroffenen später bereuen. Es ist leicht, sich im Eifer des Gefechts im Ton zu vergreifen oder mit dem eigenen Verhalten Respektlosigkeit auszudrücken. Gerade in solchen Situationen kommt es jedoch besonders darauf an, sich weiterhin respektvoll zu verhalten.
Wer in Konflikten respektvoll bleibt, schützt nicht nur die Beziehung zu der anderen Person. Er trägt mit seinem respektvollen Verhalten auch dazu bei, dass der Konflikt möglichst schnell und einfach gelöst werden kann. Durch Respektlosigkeit können sich die Fronten hingegen verhärten; ein guter Ausgang wird unwahrscheinlicher.
Wie schafft man es, in Konflikten oder Auseinandersetzungen Respekt zu zeigen? Das ist einerseits eine Frage der Herangehensweise. Machen Sie es sich zum Grundsatz, mit anderen respektvoll umzugehen – egal, ob die Stimmung gerade gut ist oder schlecht. Es sollte auch keine Rolle spielen, ob sie eine andere Person gut leiden können oder nicht. Jeder Mensch hat es verdient, mit Respekt behandelt zu werden.
Was Sie in Akutsituationen tun können
Andererseits können Sie in einer Akutsituation einige Tipps und Tricks anwenden. Wenn Sie selbst gerade sehr emotional sind, kann es zum Beispiel helfen, einige Male tief durchzuatmen. So werden Sie nicht nur gelassener, Sie gewinnen auch etwas Abstand. Reagieren Sie nicht sofort, sondern wählen Sie Ihre Worte mit Bedacht. Dadurch ist das Risiko geringer, dass Sie etwas tun, das Ihnen später leidtut.
Wenn die Gemüter sehr erregt sind, ist es oft am besten, das Gespräch an der Stelle abzubrechen. Sie können den Gesprächsfaden später wieder aufnehmen, wenn sich alle Beteiligten abgeregt haben.
Es ist außerdem hilfreich, anderen Menschen mit Empathie zu begegnen. Wenn Sie besser verstehen, was andere bewegt, können Sie eher Verständnis für deren Position und Haltung aufbringen. Versuchen Sie also, sich in andere hineinzuversetzen, bevor Sie sie verurteilen. Eine empathische Haltung hilft nicht zuletzt, schwierige Gespräche zu meistern: Wenn der andere sich verstanden fühlt, werden Streitigkeiten unwahrscheinlicher.
Respektlosigkeit: Wie respektloses Verhalten aussehen kann
Die Welt wäre eine bessere, wenn sich alle Menschen mit Respekt begegnen würden. Das entspricht jedoch nicht der Realität. Im Gegenteil: Viele Menschen verhalten sich in bestimmten Situationen respektlos. Das ist schlecht für das Miteinander und kann Konflikte befördern. Wie kann sich Respektlosigkeit äußern?
Respektloses Verhalten kann mehr oder weniger offensichtlich sein. Eine offensichtliche Respektlosigkeit wäre es zum Beispiel, wenn jemand Sie beleidigt oder bei inhaltlichen Differenzen persönlich wird. Es kann auch sein, dass andere Ihre Grenzen ignorieren oder Sie schamlos ausnutzen. In anderen Fällen ist das respektlose Verhalten dezenter. Eine andere Person nimmt dann vielleicht gerne, gibt aber nicht (genug) zurück. Sie sind für jemanden da, der im Zweifel nicht für Sie da ist. Oder Sie treffen sich mit jemandem zum Abendessen, die andere Person hört aber offensichtlich nur mit halbem Ohr zu, weil sie mit dem Handy beschäftigt ist.
Respektlosigkeit kann auch so aussehen, dass jemand Sie nicht ausreden lässt oder Ihre Bedürfnisse übergeht. Oder dass jemand ständig etwas verspricht, das er dann aber nicht einhält. In einem beruflichen Kontext könnte es auch sein, dass jemand vordergründig nett zu Ihnen ist, aber hinter Ihrem Rücken schlecht über Sie redet. Oder dass Ihnen ein Kollege schamlos die Arbeit überlässt, für die er genauso verantwortlich ist. Auch Ausgrenzung kann eine Form der Respektlosigkeit sein.
So können Sie respektlosem Verhalten begegnen
Es kann Ihnen im Job oder Privatleben immer wieder passieren, dass andere respektloses Verhalten an den Tag legen. Wie geht man damit am besten um? Eine Rolle spielt, ob die Respektlosigkeit absichtlich geschieht oder nicht. Manchen Menschen ist gar nicht bewusst, dass ihr Verhalten als respektlos empfunden werden könnte.
Sie lassen andere zum Beispiel nicht ausreden, weil sie selbst unbedingt reden wollen – ohne zu merken, dass andere sich dadurch vielleicht vor den Kopf gestoßen fühlen. Wenn es wahrscheinlich ist, dass die Respektlosigkeit unbeabsichtigt ist, hängt es von der Situation ab. Kleinigkeit sind Ihnen vielleicht nicht wichtig genug, um dafür ein Fass aufzumachen. Sie lassen das Verhalten dann einfach unkommentiert, solange es nicht immer wieder auftritt. Wenn es Sie sehr stört oder die Beziehung belastet, sollten Sie hingegen das Gespräch mit der anderen Person suchen.
Was, wenn jemand sich absichtlich respektlos verhält? Dann sollten Sie versuchen, zu ergründen, woran das liegt. Mag die andere Person Sie nicht? Fühlt sie sich von Ihnen herausgefordert oder provoziert? Tragen Sie in irgendeiner Form zu der Respektlosigkeit bei – zum Beispiel, indem Sie Ihrerseits Respekt vermissen lassen? Wenn das nicht der Fall ist, kann es sinnvoll sein, andere in ihre Schranken zu weisen. Viele Menschen gehen nur soweit, wie man sie lässt. Bekommen sie Gegenwind, ändern sie häufig ihre Strategie.
Lassen Sie sich nicht dazu hinreißen, sich Ihrerseits respektlos zu verhalten. Versuchen Sie, gelassen und sachlich zu bleiben. Wenn es jemanden gibt, der Sie grundsätzlich nicht zu respektieren scheint, meiden Sie denjenigen am besten, soweit das möglich ist. An der Arbeit können Sie den Kontakt einschränken. Wenn Sie jedoch eng mit der anderen Person zusammenarbeiten müssen, ist das ein Problem. Hier gilt: Sprechen Sie, notfalls wiederholt, mit der anderen Person. Wenn alles nichts hilft, zögern Sie nicht, mit dem Chef oder der Chefin über die Situation zu reden.
Sich selbst respektieren: Was es bedeutet und wie es geht
Respekt zu haben bezieht sich nicht nur auf andere Personen. Es ist auch wichtig, dass Sie sich selbst respektieren. Das bedeutet, gut zu sich zu sein. Viele Menschen sind sehr streng zu sich und übermäßig kritisch, wenn es um sich selbst geht. Sie machen sich für kleine Fehler oder Versäumnisse fertig oder fokussieren sich übermäßig auf ihre Schwächen. Das ist nicht gut für das Verhältnis zu sich selbst und kann Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein mindern.
Versuchen Sie, sich so zu akzeptieren, wie Sie sind – mit Ihren guten, aber auch weniger guten Eigenschaften. Bewerten Sie es nicht über, wenn mal etwas nicht so gut gelaufen ist oder Sie nicht so fleißig waren, wie Sie es sich gewünscht hätten. Perfektionismus tut Ihnen nicht gut – er erzeugt nur Druck und macht Ihnen ein schlechtes Gewissen. Gewonnen haben Sie davon nichts.
Sich selbst zu respektieren bedeutet auch, einen gewissen Stolz im Umgang mit anderen zu bewahren. Lassen Sie sich von anderen nicht wiederholt schlecht behandeln. Das würde dazu führen, dass Sie Ihren Selbstrespekt verlieren. Wohl jeder hatte schon mal eine Person in seinem Leben, die ihn nicht so behandelt hat, wie er es verdient gehabt hätte. Viele scheuen dann den Konflikt, weil sie den anderen nicht verlieren wollen. Aber ist so jemand es wirklich wert, wenn er sich immer wieder respektlos verhält? Eine Trennung oder ein Kontaktabbruch mag schmerzhaft sein, ist aber auf mittlere Sicht oft die gesündere Lösung.
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