Heimarbeit: Flexibles Arbeiten von zu Hause – Chancen & Herausforderungen

Dass so viele Arbeitnehmer gerne im Homeoffice arbeiten, hat gute Gründe: Es ist maximal bequem, für die Arbeit das Haus nicht verlassen zu müssen. So geht es auch Heimarbeitern, die ihrer beruflichen Tätigkeit ebenfalls in den eigenen vier Wänden nachgehen. Was gibt es für Heimarbeit-Jobs und was zeichnet sie aus? Lohnt sich diese Art von Arbeit oder birgt sie mehr Nachteile als Vorteile? In diesem Text erfahren Sie mehr darüber.

Ein Mensch verpackt Pakete, was ist Heimarbeit?

Heimarbeit Definition: Was ist das?

Bei Heimarbeit handelt es sich um eine Form von Lohnarbeit. Eine Definition ergibt sich aus § 2 des Heimarbeitsgesetzes, kurz HAG. Dort wird ein Heimarbeiter als Person charakterisiert, die im Auftrag von Gewerbetreibenden oder Zwischenmeistern tätig ist. Ihrer Arbeit geht sie in einer Arbeitsstätte ihrer Wahl nach, woher die Bezeichnung kommt: Viele Heimarbeiter arbeiten in den eigenen vier Wänden. Ebenso könnten sie sich ihrer Tätigkeit aber auch an einem anderen Ort widmen, den sie frei gewählt haben.

Heimarbeiter können sowohl selbstständig als auch nichtselbstständig tätig sein, wobei sie in letzterem Fall nicht als Arbeitnehmer gelten, sondern eine arbeitnehmerähnliche Stellung einnehmen. Wie Arbeitnehmer arbeiten Heimarbeiter im Auftrag eines anderen, der sie zur Erfüllung ihrer Tätigkeiten mit den nötigen Materialien versorgt. Daraus stellt der Heimarbeiter die gewünschten Produkte her, die er anschließend an den Auftraggeber übergibt. Dieser hat das exklusive Recht daran.

Gelegentlich werden Arbeitnehmer, die ganz oder teilweise im Homeoffice arbeiten, als Heimarbeiter bezeichnet. Im juristischen Sinne ist mit diesem Begriff aber eine andere Personengruppe gemeint. Anders als ein regulärer Arbeitnehmer hat ein Heimarbeiter zum Beispiel keinen Anspruch auf einen Arbeitsplatz bei seinem Arbeitgeber. 

Viele Heimarbeiter sind alleine tätig. Es ist aber auch möglich, als Hausgewerbetreibende bis zu zwei weitere Personen als Hilfskräfte zu beschäftigen. Hausgewerbetreibende sind in diesem Fall in rechtlicher Hinsicht Selbstständige, die gewerblich tätig sind. Die Tätigkeiten, um die es bei Heimarbeit geht, sind meist einfach und erfordern in der Regel keine besonderen Qualifikationen und Vorkenntnisse. Dadurch sind die Hürden, eine solche Tätigkeit zu ergreifen, niedrig.

Regelungen und Merkmale der Arbeit von Heimarbeitern

Unter welchen Bedingungen Heimarbeit möglich ist, regelt das Heimarbeitsgesetz. Es steckt den Rahmen für solche Tätigkeiten ab und enthält Vorgaben zur Ausgestaltung von Heimarbeit. Wie die Arbeit von Heimarbeitern geregelt ist, erfahren Sie in den nachfolgenden Abschnitten.

Merkmale von Heimarbeitern

Im rechtlichen Sinn haben Heimarbeiter eine Sonderstellung. In vielen Fällen sind sie weder rein selbstständig noch gelten sie als Arbeitnehmer. Stattdessen hat die Heimarbeit meist einen arbeitnehmerähnlichen Charakter, wobei es grundlegende Unterschiede zwischen Heimarbeitern und Arbeitnehmern gibt.

Anders als Arbeitnehmer sind Heimarbeiter zum Beispiel nicht weisungsgebunden. Sie sind auch nicht in die Betriebsabläufe ihres Arbeit- beziehungsweise Auftraggebers eingebunden und können ihren Arbeitsort frei wählen. Wie Arbeitnehmer sind sie jedoch über den Auftraggeber sozialversichert, was wie üblich die Kranken- und Pflegeversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Unfallversicherung umfasst.

Urlaub bei Heimarbeit

Das Thema Urlaub bei Heimarbeit ist in § 12 des Bundesurlaubsgesetzes (BUrlG) geregelt. Demnach haben Heimarbeiter wie Arbeitnehmer Anspruch auf ein Mindest-Kontingent an Urlaubstagen pro Jahr, nämlich üblicherweise 24 Werktage. Während ihres Urlaubs steht Heimarbeitern die übliche Vergütung zu; sie müssen also keinen unbezahlten Urlaub nehmen.

Entlohnung von Heimarbeitern

Bekommt man bei Heimarbeit den Mindestlohn? Grundsätzlich dürfen die gesetzlichen Mindestlohn-Regelungen nicht unterlaufen werden – auch nicht bei Heimarbeit –, allerdings werden Heimarbeiter grundlegend anders vergütet. Sie werden nicht nach Zeiteinheiten wie beim Mindestlohn bezahlt, sondern nach gefertigter Stückzahl. Es kommt damit praktisch darauf an, wie schnell ein Heimarbeiter seine Arbeit erledigt. Er kann dadurch mehr verdienen als den Mindestlohn, der effektive Stundenlohn kann aber auch darunter liegen. Oft ist es nur möglich, auf den Mindestlohn zu kommen, wenn jemand sehr schnell arbeitet.

Steuern bei Heimarbeit

Wenn Heimarbeiter auf selbstständiger Basis tätig sind, müssen sie ihre Einkünfte wie andere Selbstständige auch versteuern. Wer als Gewerbetreibender gilt, zahlt in der Regel Gewerbesteuer, Einkommenssteuer und Umsatzsteuer. Nichtselbstständige Heimarbeiter zahlen ebenfalls Steuern: Wie bei Arbeitnehmern führt der Arbeit- beziehungsweise Auftraggeber die entsprechenden Summen für sie ab.

Heimarbeit: Kündigungsfristen

Sind Heimarbeiter wie Arbeitnehmer vor einer Kündigung geschützt? Die Regelungen des Kündigungsschutzgesetzes, die für Arbeitnehmer gelten, gelten für Heimarbeiter nicht. Das Thema Kündigung bei Heimarbeit ist jedoch stattdessen im Heimarbeitsgesetz geregelt, und zwar in § 29 HAG. Wie bei Arbeitnehmern hängen die Kündigungsfristen bei Heimarbeit davon ab, wie lange die Zusammenarbeit schon besteht.

Während der ersten vier Wochen können beide Seiten die Zusammenarbeit jederzeit zum Ablauf des darauffolgenden Tages kündigen. Danach gilt eine Kündigungsfrist von zwei Wochen. Es kann eine Probezeit von bis zu sechs Monaten vereinbart worden sein, während der die Kündigungsfrist ebenfalls bei zwei Wochen liegt. Abweichend davon beträgt die Kündigungsfrist vier Wochen, wenn ein Heimarbeiter überwiegend für einen Auftraggeber tätig ist. Es kann dann jeweils zum 15. eines Monats oder zum Monatsende gekündigt werden. Schrittweise kann sich die Kündigungsfrist bei Heimarbeit bei einer längeren Kooperation auf bis zu sieben Monate erhöhen.

Ein wichtiger Unterschied zwischen Heimarbeitern und Arbeitnehmern besteht bei der Begründung einer Kündigung: Anders als bei Arbeitnehmern müssen sich Auftraggeber auch nach einer möglichen Probezeit nicht rechtfertigen, warum sie kündigen. Dadurch sind Heimarbeiter schlechter vor einer Kündigung geschützt als angestellt Beschäftigte. 

Anspruch auf Sonderzahlungen und Zuschläge bei Heimarbeit

Wer als Heimarbeiter tätig ist, kann Anspruch auf Sonderzahlungen und Zuschläge haben. Das betrifft etwa Urlaubsgeld und Feiertagsgeld. Zuschläge können unter anderem für Ausgaben wie Miete, Heizung oder Gerätschaften gezahlt werden. Neben gesetzlichen Regelungen kommt es diesbezüglich auch auf individuelle Vereinbarungen zwischen Auftraggeber oder Zwischenmeister und Heimarbeiter an.

Was gibt es für Heimarbeit-Jobs?

Arbeit von zuhause klingt für viele Menschen attraktiv. Aber welche Jobs kann man dabei machen? Das kommt darauf an, wie man Heimarbeiter definiert. Im klassischen Verständnis von Heimarbeit führen Heimarbeiter in der Regel einfache Tätigkeiten aus, die weder besondere Vorkenntnisse noch Qualifikationen erfordern. Dabei stellen sie typischerweise Produkte aus Materialien her, die ihr Auftraggeber ihnen zur Verfügung stellt. Bei Heimarbeit können auch Verpackungsarbeiten von zuhause beauftragt werden.

So können bei Heimarbeit etwa Kugelschreiber zusammengesetzt werden, ebenso können Sie bei Heimarbeit Briefe füllen, die der Auftraggeber anschließend verschickt. Bei anderen Tätigkeiten verpacken Sie in Heimarbeit Kosmetik, oder Sie verwenden Ihre Zeit bei Heimarbeit fürs Etikettieren. Im Vergleich zu früher werden solche klassischen Heimarbeit-Tätigkeiten allerdings wesentlich seltener angeboten, denn vieles wird heute maschinell erledigt.

Heimarbeit im landläufigen Verständnis kann auch Tätigkeiten umfassen, die Sie als Freiberufler von zuhause aus erledigen können. Sie können in diesem Rahmen zum Beispiel online an Umfragen teilnehmen, Produkte testen, Texte verfassen, als virtueller Assistent oder im Kundenservice arbeiten. Auch Usability-Tests können in Heimarbeit ausgeführt werden.

Heimarbeit: Seriöse Angebote finden

Längst nicht jeder vermeintlich attraktive Heimarbeit-Job ist seriös. Besonders vorsichtig sollten Sie bei Jobangeboten sein, bei denen der Anbieter viel verspricht – zum Beispiel eine spannende Tätigkeit und sehr gute Verdienstmöglichkeiten. Bei vielen Heimarbeit-Jobs sind die Verdienstchancen schlecht bis mäßig. Das gilt ganz besonders für die „herkömmlichen“ Heimarbeit-Tätigkeiten, die mit Verpackung und Montage einhergehen.

Bevor Sie sich auf einen Auftraggeber einlassen, informieren Sie sich deshalb möglichst gut über die Firma, die dahintersteckt. Lesen Sie sich, soweit vorhanden, Erfahrungsberichte und Bewertungen anderer durch. Auf diese Weise können Sie schwarzen Schafen oft auf die Schliche kommen. Außerdem sollten Sie immer genau wissen, was Sie unterschreiben. Achten Sie auf die Konditionen, die Ihnen geboten werden.

Ein Anzeichen dafür, dass Heimarbeit nicht seriös ist, sind finanzielle Verpflichtungen im Vorfeld. Wenn Sie zum Beispiel für bestimmte Leistungen in Vorkasse gehen sollen, ist das ein Alarmsignal. Es sollte Sie auch stutzig machen, wenn der Auftraggeber bei der Tätigkeitsbeschreibung in einer Stellenanzeige vage bleibt. Er wirbt vielleicht lediglich allgemein mit spannenden Tätigkeiten und einer guten Bezahlung, ohne ins Detail zu gehen. Seriöse Anbieter haben eine Webseite, auf der Sie sich informieren können, während unseriöse Auftraggeber womöglich nur eine Handynummer in einer Stellenanzeige angeben.

Sie können sich auch bei der Verbraucherzentrale nach der Firma oder dem Auftraggeber erkundigen. Wenn andere Beschäftigte schon schlechte Erfahrungen damit gemacht haben, liegen dort womöglich Informationen über den Anbieter vor.

Heimarbeit: Vorteile & Nachteile

Heimarbeit kann verschiedene Vor- und Nachteile mit sich bringen. Positiv empfinden es viele Beschäftigte, wenn sie – wie es bei Heimarbeit typisch ist – selbst darüber bestimmen können, wann, wo und wie sie ihre Arbeit erledigen. Heimarbeit-Jobs sind sehr flexibel, und sie umfassen oft nicht allzu viel Zeit. Außerdem sparen Sie Zeit und Fahrtkosten, denn Sie haben keine lange Anfahrt zu Ihrer Arbeitsstelle. Sie müssen sich auch nicht mit nervigen Kollegen oder einem cholerischen Chef herumschlagen, schließlich arbeiten Sie für sich allein. 

Gegen Heimarbeit spricht, dass die Verdienstchancen oft gering sind. Manche Jobs bringen Ihnen fast gar nichts, andere gehen mit einem mäßigen Verdienst einher. Je nach Tätigkeitsfeld und Auftraggeber können Ihre Einkünfte als Heimarbeiter stark schwanken. Bei der Arbeit zuhause gibt es zwar keine lästigen Kollegen, aber die sozialen Kontakte, die sich als im Büro oder Betrieb automatisch ergeben, könnten Ihnen auch fehlen. Das gilt besonders dann, wenn Sie keinen Hauptjob haben, bei dem Sie in ständigem Kontakt mit anderen stehen.

Zuhause lauern viele Ablenkungen, die ein konzentriertes Arbeiten stark erschweren können. Sie brauchen viel Disziplin, um Ihr Soll trotzdem zu erfüllen – besonders, wenn es in Ihrem Zuhause trubelig zugeht. Mit Heimarbeit ist darüber hinaus eine finanzielle Unsicherheit verbunden. Sie haben kein festes monatliches Gehalt, sondern verdienen nur so viel, wie Sie auch tatsächlich geleistet haben. Diese Unsicherheit ist nicht für jeden das Richtige.

Wann und für wen sich Heimarbeit lohnen kann

Heimarbeit – kann sich das lohnen? Das kommt darauf an, was Sie darunter verstehen. Geht es um klassische Jobs im Rahmen einer Heimarbeiter-Tätigkeit, wie sie im Heimarbeitsgesetz geregelt ist, sind die Verdienstaussichten oft schlecht. Es erwarten Sie in der Regel monotone Tätigkeiten, für die Sie nicht selten nicht einmal den Mindestlohn bekommen, weil Sie nach gefertigter Stückzahl bezahlt werden.

Bei Heimarbeit etwa Verpackungsarbeiten von zuhause zu erledigen oder Gegenstände zu montieren kommt am ehesten für Menschen infrage, für die ein geringer Hinzuverdienst ausreicht und die für die Arbeit das Haus nicht verlassen möchten. Trotzdem sind Minijobs auf 450-Euro-Basis meist attraktiver – hier haben Sie wenigstens die Garantie, dass Sie den Mindestlohn bekommen. Wie schnell Sie arbeiten, spielt dabei keine Rolle.

Attraktiver kann Heimarbeit sein, wenn sie nicht mit solchen Verpackungs- und Fertigungsarbeiten verbunden ist, sondern Sie auf selbstständiger Basis Jobs im Internet annehmen. Was sich lohnen kann, hängt davon ab, wo Ihre Talente und Erfahrungen liegen. Wenn Sie zum Beispiel gut schreiben können, können Sie als Texter Geld verdienen. Aber Vorsicht: Es gibt große Unterschiede in der Bezahlung. Auftraggeber, die eine geringe bis mäßige Vergütung anbieten, zahlen meist pro Wort. Besonders auf Texter-Börsen sind die Preise oft sehr gering, so dass Sie auch hier wahrscheinlich große Probleme hätten, auf den Mindestlohn zu kommen.

Womit Sie bei einer Selbstständigkeit rechnen müssen

Abhängig von Ihren Interessen und Fähigkeiten können Sie auch E-Books verfassen, Online-Kurse geben oder einen Blog betreiben. Mit all diesen Dingen können Sie potenziell viel Geld verdienen, Ihr Verdienst kann aber auch gering sein. Generell müssen Sie am Anfang jeder Selbstständigkeit damit rechnen, erstmal einige Jahre lang geringe Einkünfte zu haben, bis Sie am Markt Fuß gefasst haben.

Ob sich Heimarbeit in der einen oder anderen Form für Sie lohnen kann, hängt somit davon ab, welche Erwartungen Sie daran haben und wie ernsthaft Sie das Ganze betreiben möchten. Gerade eine Selbstständigkeit erfordert oft einen langen Atem und viel Durchhaltevermögen, bis sich der Erfolg einstellt. Wägen Sie die Vorteile und Nachteile von Heimarbeit sorgfältig gegeneinander ab, um die beste Lösung für sich zu finden.

Bildnachweis: Freedomz / Shutterstock.com

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